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Knobelritters Spielearchiv - Anno 1800

Art des Spiels: Aufbauspiel
Spieleautor:    Martin Wallace
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2020
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 120 Minuten
Preis:          ca. € 49,-

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Einleitung

Baue auf deiner Insel Industrien und Werften, schaffe Produktionsketten zum Erreichen deiner Ziele, locke Besucher in deinen Zoo und ins Museum und hole edle Ressourcen aus der Neuen Welt, um noch erfolgreicher zu werden. In "Anno 1800" bist du der Herr deines Glücks und musst mit Hilfe unterschiedlicher Bevölkerungsschichten den meisten Einfluss erlangen.

Spielbeschreibung

Anno 1800 spielt sich nach kurzer Zeit - ohne ewige Grübler am Tisch - schneller als gedacht, wobei ich zum Spielende noch etwas im Fazit sagen werde. Ein Spieler am Zug hat im Grunde nur eine Aktion aus den folgenden zur Verfügung:

Der Clou dabei ist, dass das eigentliche Ressourcen-Management nicht als Aktion dient, so dass die Produktion von Gütern in den Industrien, Handel mit Mitspielern (mit Hilfe von Handelsplättchen, die durch Schiffe ins Spiel kommen) und das Schichtende (Ausbezahlen arbeitender Bevölkerung zum erneuten Einsatz) beliebig durchgeführt werden können. Die Aktionen 1 bis 4 kosten immer eine oder mehrere Ressourcen, für Expeditionen in die Alte oder Neue Welt sowie den Kauf von Expeditionskarten benötigt ein Spieler Erkundungsplättchen, die man durch den Bau bestimmter Schiffe erhält. Beim Stadtfest kommen alle Plättchen (Handel und Erkundung) sowie Bürger in die Wohnhäuser zurück und dürfen ab der nächsten Runde wieder verwendet werden.

Da die eigene Insel zu Spielbeginn nur Basis-Güter produzieren kann (das Bild rechts zeigt bereits eine besser ausgebaute Insel), ist der Bau neuer Industrien essentiell, da höherwertige Produkte wie z. B. Taschenuhren eine Reihe von Zwischenprodukten benötigen, die man entweder selber herstellen möchte oder durch den - teils auch notwendigen - Tausch mit Mitspielern erhandeln muss. Außerdem ist es notwendig, Rohstoffe, die nicht in der Alten Welt verfügbar sind (z. B. Tabak, Baumwolle,…), in der Neuen Welt zu finden.

Zusätzlich gibt es im Spiel fünf zu Beginn gezogene Ereigniskarten, die entweder während des Spiels Extra-Aktionen bieten; meistens aber beziehen sich diese Karten auf Ziele, die zum Spielende erreicht werden müssen.

Das Spiel endet - auch mal was Neues -, wenn ein Spieler alle seine Handkarten abgelegt hat.

Fazit

Wie schafft man es, ein PC-Spiel, welches bereits in seiner Grundversion als komplex gilt und durch zahlreiche Erweiterungen noch deutlich komplexer geworden ist, als Brettspiel dem PC-Spiel nahe umzusetzen? Gar nicht! Was sollte man stattdessen versuchen: das Beste daraus zu machen. Und das tat Martin Wallace mit Anno 1800.

Ich bin ein Uralt-Fan des PC-Spiels und mochte die bisherige Umsetzungen als Brettspiel (Anno 1503 bzw. Anno 1701) einfach nicht. Die eine hat schlimme Erinnerungen an Catan geweckt, die andere war einfach zu langweilig. Anno 1800 versprach da auf den ersten Blick mehr, was nicht zuletzt daran liegt, dass einem als PC-Spieler alle Grafiken sofort bekannt sind.

Hinsichtlich der Regeln entpuppt sich Anno 1800 nicht als zu komplexes Spiel. Kosmos selbst vertreibt es als "Strategiespiel ab 12" unter dem Label "Erwachsenenspiele". Ich denke, das Alter ist durchaus gerechtfertigt, da die Warenketten nicht so ausufernd sind wie bei der digitalen Variante. Der Begriff Warenkette trifft es aber dennoch ganz gut, denn um die höherwertigen Produkte des Spiels herzustellen, bedarf es oftmals guter Planung, und tatsächlich ist man als Spieler auch zum Handel gezwungen, da es einfach nicht möglich ist, alle Industrien verschiedener Warenketten zu bauen, zu viel Zeit geht dafür verloren. Somit ist der Handel ein essentieller Bestandteil des Spiels, den man einplanen muss. Das schafft man alles gut und gerne ab 12 Jahren.

Etwas unglücklich ist, dass das Cover des PC-Spiels ein schickes Dampfschiff zeigt und das Brettspiel dieses Bild - welches ich als sehr schön empfinde - als Box-Cover ebenfalls verwendet. So kann der Eindruck entstehen, im Spiel gehe es vorrangig um Schiffe bzw. es würde Schiffen eine größere Bedeutung beigemessen werden. Die aufgekommene Kritik dazu kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Die Verknüpfung der Entdeckerplättchen mit der Alten bzw. Neuen Welt kommt mir gut gelungen vor, ebenso die Handelsplättchen, die man oftmals nicht ausreichend zur Verfügung hat.

Für absolute Strategen ist das Spiel sicherlich nicht vollständig ausbalanciert, könnte man meinen: Da bekommt jemand eine Kohlemine, für die (blaue) Arbeiter eingesetzt werden müssen, ein anderer muss (rote) Handwerker dazu verwenden. In unserem Fall war es aber tatsächlich so, dass ich mehr (rote) Handwerker besaß und somit glücklich über letztere Mine war.

Zum Spielende habe ich ebenfalls so manche Kritik gelesen, dieses sei aufgrund der Tatsache, dass das Spiel dann endet, wenn ein Spieler alle Handkarten abgelegt hat, zu unvorhersehbar und vor allem lang. Ich verbinde diese Kritik direkt mit der Spieleranzahl. Zu zweit spielt sich Anno 1800 in ca. 1.5 Stunden, während der auch komplexe Produktionsketten zum Laufen und eigene Ziele in trockene Tücher gebracht werden können. Mit zunehmender Spieleranzahl wird die Spielzeit nicht zwingend deutlich länger, da die anderen Mitspieler oftmals andere Produktionswege einschlagen, so dass ein anderer Spieler durch Handel - welcher so eine zentrale Rolle erhält - Zeit sparen kann und damit ebenfalls zum Ziel kommt. Irgendwann stellt sich das Bedürfnis, alle Karten von der Hand zu haben, automatisch ein, und selbst wenn dann noch 7 oder mehr vorhanden sind, glaubt man nicht, wie schnell plötzlich alle weggespielt sind.

Zufällig gezogen werden die Inseln für die Alte und Neue Welt, ebenso die Expeditionskarten mit Tieren für den Zoo bzw. Artefakten für das Museum. Bei den Inseln bedeutet dies, dass Ressourcen der Neuen Welt nicht immer planbar sind und ein Spieler ggf. weiter umher segeln muss, um den dringend benötigten Tabak zu erhalten, aber das ist ja auch im PC-Spiel ähnlich. Die Expeditionskarten enthalten Siegpunkte (Einfluss) in Höhe von 2 bis 10 Punkten und können daher (bei Erfüllung!) schon unterschiedlich stark gewichtet sein, allerdings werden für mehr Siegpunkte auch Ingenieure oder Investoren benötigt, von denen man nie zu viele im Spiel als Bewohner vorhanden hat.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass wir Anno 1800 sehr gern zu zweit spielen und es bei 3 oder 4 Spielern seinen Reiz nicht verliert und uns auch nicht zu lange dauert. Gegenüber anderen Ressourcen-Management-Spielen sticht das Spiel dadurch hervor, dass man hier nicht einfach stupide irgendetwas hin- und hertauscht, sondern einer Produktionskette folgt, bei der man ein konkretes Ziel hat.

In Summe ist "Anno 1800" eine gelungene Umsetzung des PC-Spiels.

Nick Bornschein

Bewertung: 4 Schilde