April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Filthy Rich^Finger weg! ->

Knobelritters Spielearchiv - Finca

Art des Spiels: Sammelspiel
Spieleautoren:  Ralf zur Linde &
                Wolfgang Sentker
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-
Auszeichnung:   Nominierungsliste zum
                "Spiel des Jahres 2009"

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spieleexperten ++

Ein Spiel über Mallorca?

Nein danke, da verzichte ich drauf! Ich stehe weder auf Ballermann, noch Sangria mit überlangen Strohhalmen aus Kübeln, und schon überhaupt nicht auf besoffene Deutsche, die mit Sonnenbrand ihren Rausch am Strand ausschlafen. Ich bin ja von Haus aus nicht der "Sonne, Sommer, Sonnenschein"-Typ, aber Mallorca im August wäre für mich das Allerletzte, ein absoluter Alptraum! Also lasst mich mit Spielen über diese Baleareninsel gefälligst in Ruhe!

Wie bitte? Das Spiel hat nichts mit Mallorca als Urlaubsdestination zu tun? Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung. Noch ist nicht ganz Mallorca in germanischer Hand. Einige Fincas - so heißen die Bauernhöfe dort - sollen sich gerüchteweise noch im Besitz echter spanischer Insulaner befinden. Und diese Minderheit soll, so hat es den Anschein, ihren Lebensunterhalt nicht als Barkellner, Rezeptionist oder Animator in einem Ferienhotel verdienen, sondern wirklich noch ganz traditionell mit dem Anbau und Verkauf von dem, was das Land so an Früchten hergibt.

Anbau und Verkauf, das sind die beiden Stichwörter, denn genau diese beiden wichtigsten Aktionsmöglichkeiten bieten sich einem Spieler während seines Spielzugs. Die am häufigsten durchgeführte Aktion ist der Anbau. Logisch, denn die sachgemäße Pflege der Felder, der Haine und der Plantagen, sowie die Ernte der reifen Früchte nimmt nun mal die meiste Zeit in Anspruch. Im Spiel wird das auf sehr abstrakte Weise simuliert, die Spielregel spricht davon, dass man "auf den Wind hören soll, der die Windräder antreibt". Dann erhalte man "im Laufe der Jahresernte die süßesten und wertvollsten Früchte des Südens". In die Spielpraxis übersetzt: Jeder Spieler kann, wenn er an der Reihe ist, eine beliebige seiner Bauernfiguren auf dem Windrad des Spielplans bewegen.

Gezogen wird im Uhrzeigersinn, die Zugweite wird durch die Anzahl der Bauernfiguren (eigene und fremde) auf einem Windmühlenblatt bestimmt. Auf den 12 Windmühlenblättern sind Früchte abgebildet, je zweimal die Früchte Orange, Zitrone, Feige, Weintraube, Mandel und Olive. Das Feld, auf dem die gezogene Bauernfigur landet, definiert, welche Art von Frucht der Spieler "ernten" kann. Wie viele dieser Früchte er sich vom Vorrat nehmen kann, hängt wiederum von der Anzahl der Figuren ab, die sich nun auf diesem Windmühlenblatt befinden. Dieser bereits aus Spielen von Alex Randolph (z. B. "Orbit") bekannte Zugmechanismus klingt zwar banal, funktioniert aber recht gut und hat sogar seine Tücken.

Noch eine Auswirkung kann die Bewegung einer Bauernfigur haben: Überschreitet eine Figur beim Ziehen eine von zwei Markierungslinien, erhält man einen Eselskarren, unabkömmliches Utensil zum Transport der geernteten Früchte. Womit wir schon bei der zweiten Aktionsmöglichkeit wären: Dem Ausliefern der Früchte.

Der Bedarf an Früchten wird durch Früchteplättchen bestimmt, die in den 10 Gemeinden Mallorcas ausliegen. Die Plättchen zeigen 1 bis 6 Früchte in unterschiedlichen Kombinationen. Mal wird nur eine einzige Sorte verlangt, zum Beispiel "3 Orangen". Mal sind es Früchte zweier Sorten, wie etwa "2 Oliven und 2 Zitronen". Einige Plättchen können sogar alle sechs verschiedenen Früchte zeigen, also "je 1 Zitrone, Orange, Mandel, Weintraube, Olive und Feige". Und manchmal scheint es den Mallorquinern egal zu sein, was sie bekommen, es sollten nur genug von einer einzigen Sorte sein (z.B.: "5 gleiche Früchte einer Sorte").

Wer über ausreichend Früchte und über mindestens einen Eselskarren verfügt, kann durch die Insel karren und Früchte liefern. Dabei sollte man aber schon möglichst geplant vorgehen, denn auf einem Karren finden bis zu sechs Früchte Platz. Warum sollte man deshalb einen ganzen Eselskarren dazu verwenden, um lediglich eine Zitrone nach Palma zu bringen, wenn man doch mit derselben Fuhr zusätzlich den Bedarf von Son Severa an der Ostküste (2 Mandeln und 3 Oliven) decken kann? Der Eselskarren geht nämlich nach jeder Lieferung auf jeden Fall verloren. Um Aktionen und damit Zeit im harten Konkurrenzkampf zu sparen, sollte man daher alles geschickt einteilen.

Die Früchteplättchen sind die wichtigsten Lieferanten für Siegpunkte. Sie bringen bei Spielende je nach Anzahl der angegebenen Früchte 1 bis 6 Punkte. Wer es zudem schafft, 6 Plättchen mit den Werten 1 bis 6 zu sammeln, erhält zudem eine Belohnung, die umso höher ausfällt, je früher es einem gelingt. So bekommt der erste Spieler dafür 7 Punkte, der nächste nur mehr 6 Punkte, usw.

Um am Ende der reichste Bauer der Insel zu sein, sollte man aber auch ein Auge auf die "Finca"-Plättchen werfen. Sobald das letzte von vier Früchteplättchen einer Gemeinde genommen wurde, wird das dortige Finca-Plättchen vergeben, welches derjenige Spieler erhält, der bis dahin die meisten auf diesem Plättchen abgebildeten Früchte geliefert hat. Um diese 5 Extrapunkte zu erhalten, ist bereits beim Liefern darauf zu achten, die entsprechenden Gemeinden zu forcieren, denn nicht alle Finca-Plättchen werden auch tatsächlich vergeben, zu viert sind es beispielsweise bloß sechs Fincas.

Der bei vielen Spielern so beliebten Taktik des Hortens haben die Spieleautoren übrigens einen wirksamen Riegel vorgeschoben. Sobald ein Spieler für seinen Spielzug nicht mehr genug Früchte oder Eselskarren im Vorrat vorfindet, müssen zuerst alle Spieler ihre entsprechenden Früchte oder Karren abgeben, um den Vorrat wieder aufzufüllen. Wieder etwas, auf das man aufpassen sollte, um nicht unnötig Spielzüge zu vergeuden.

Eine dritte Aktionsmöglichkeit habe ich noch verschwiegen. Jeder Spieler erhält zu Beginn vier Aktionsplättchen in seiner Farbe. Statt eines normalen Spielzuges (Bauernfigur bewegen oder Früchte ausliefern) kann er eines seiner Aktionsplättchen einsetzen und die darauf vermerkte Aktion durchführen. Damit kann ein Doppelzug auf dem Windrad gemacht, eine Bauernfigur auf ein beliebiges Windmühlenblatt gestellt, eine Frucht weniger als benötigt geliefert oder gleich eine Großlieferung aus bis zu 10 Früchten vorgenommen werden. Jedes bis zum Ende des Spiels nicht verwendete Aktionsplättchen zählt bei der Endwertung noch zwei Siegpunkte. Natürlich gewinnt der Spieler mit der höchsten Gesamtsumme an Siegpunkten.

Die Spielmechanismen von Finca sind nicht gerade neu und lassen auf den ersten Blick ein eher einfaches Spiel vermuten. Doch der Eindruck täuscht: Die Kombination der Spielelemente ist durchaus gelungen, sodass man mit taktischer Finesse vorgehen muss. Sicher, der eigene Einfluss nimmt mit steigender Spielerzahl ab, zu viert kann man weniger im Voraus planen und muss die sich ergebenden Konstellationen bestmöglich nutzen. Aber zu dritt und vor allem zu zweit offenbart sich den Spielern ein taktischer Leckerbissen. Wenn mir der Leser das Wortspiel erlaubt, würde ich es sogar als ziemlich "gefincelt" bezeichnen.

Den überaus positiven Eindruck trübt leider ein wenig das Spielmaterial. Es ist zwar attraktiv und von hoher Qualität, die Früchte individuell gestaltete Holzteile, alle Plättchen stabil und der Spielplan schön mediterran gestaltet, jedoch leidet darunter die Übersichtlichkeit. Wer hier trotz der vielen Farben besser den Überblick behält, ist eindeutig im Vorteil. Ein bisschen weniger Realismus bei der Gestaltung der Baleareninsel hätte dem Spiel mit Sicherheit besser getan.

Unter dem Strich bleibt "Finca" aber ein hervorragendes Spiel, das ich vor allem in kleinerer Besetzung jederzeit gerne spiele. Hauptsache, es kommen keine deutschen Touristen vor...

Franky Bayer

Bewertung: 4 ½ Schilde