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Knobelritters Spielearchiv - Fresko

Art des Spiels: Worker Placement
Spieleautoren:  Marco Ruskowski &
                Marcel Süßelbeck
Verlag:         Queen Games
Jahrgang:       2010
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 29,-
Auszeichnungen: nominiert zum „Spiel des Jahres 2010“
                Deutscher Spielerpreis 2010

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler ++

"Worker Placement? - Nicht schon wieder!"

Doch, doch. Auch dieses Spiel bedient sich dieses momentan so modernen Spielmechanismus, bei dem die Spieler ihre (Arbeiter-)Figuren auf verschiedenen Feldern des Spielplans einsetzen, damit sie dort eine bestimmte Arbeit verrichten oder eine bestimmte Funktion erfüllen.

"Fällt den Autoren denn nichts Neues ein?" - wird sich so mancher kritischer Spieler fragen. Nun, ich habe eigentlich nichts dagegen, diesen Spielmechanismus in verschiedenen Spielen zu finden, und das hat mehrere Gründe: Erstens kommt ohnehin nur alle paar Jahre etwas wirklich Neuartiges heraus, und sollen die Spieleverlage bis zur nächsten bahnbrechenden Ideen ihre Produktion etwa ganz einstellen? Zweitens ist es an und für sich ein recht guter, attraktiver Spielmechanismus, der den Spielern viel Freiraum und persönliche Entscheidungsmöglichkeiten lässt und nur einen geringen Glücksanteil ausweist. Und drittens macht ja jeder Spielautor etwas anderes draus, verändert die Mechanik ein bisschen und verleiht dem Spiel dadurch seine persönliche Note. Die daraus entstandenen Varianten können durchaus reizvoll sein, sie können den Spielmechanismus sogar weiterentwickeln.

Die Grundidee bei "Fresko" ist eher gewöhnlich. Wir besorgen uns Material, welches wir woanders in bestimmten Kombinationen möglichst punktebringend einsetzen. Aber wenigstens ist das Ganze auf erfrischende Weise auf das Thema Freskenmalerei umgesetzt worden. Der Bischof erwartet hohen Besuch, weshalb er das alte Fresko, das große Deckenbild des Doms, restaurieren lassen will. Die besten Freskomaler der Renaissance - wir Spieler - werden angeheuert, um das prachtvolle Bild wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Wir schicken unsere Gehilfen daher auf den Markt, um Farben zu besorgen, mit denen wir dann das Fresko restaurieren können. dafür gibt es Prestigepunkte vom Bischof.

So weit, so normal. Neu sind jedoch zwei Elemente. Zum einen spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Nicht dass wir jetzt etwa unter enormen Zeitdruck wären und beispielsweise so schnell wie möglich malen müssten. Nein, es handelt sich um die Aufstehzeit für die Malergehilfen. Bevor wir nämlich am nächsten Tag unsere Burschen an die Arbeit schicken, müssen wir nämlich den Wecker stellen. Jeder Spieler wählt - in umgekehrter Reihenfolge der aktuellen Punkteleiste - im Bereich "Herberge" des Spielplans eine andere Zeit aus, wann seine fünf Gehilfen ans Werk gehen sollen.

Die gewählte Zeit wirkt sich in der anschließenden Aktionsphase aus, vor allem im Markt und in der Kathedrale. Wer seine Burschen recht früh losschickt, findet auf dem Markt zwar noch volle Marktstände vor, muss für jeden Farbtiegel dafür allerdings einen höheren Preis bezahlen. In der Kathedrale wiederum genießt der Frühaufsteher den Vorteil, sich noch aussuchen zu können, wo man arbeitet. Wer später erscheint, findet die gewünschte Arbeit eventuell schon vollendet vor, im Extremfall kann er mit den mitgebrachten Farbtöpfen nichts anfangen und muss unverrichteter Dinge heimkehren.

Neben den höheren Marktpreisen gibt es aber noch einen anderen Grund, warum sich nicht immer alle Spieler darum reißen, gleich um 5:00 Uhr aufzustehen. Frühes Aufstehen verdirbt einem nämlich ziemlich die Laune. Die Stimmung eines Arbeitsteams wird in einer eigenen Tabelle ("Stimmungsanzeige") festgehalten. Je früher man aus den Federn muss, umso schlechter wird die Stimmung. Darf man mal länger liegen bleiben, steigt die Laune wieder. Negativ wirkt sich das dann aus, wenn das obere Ende der Tabelle erreicht wird, dann ist die Stimmung so im Keller, dass einer der Burschen gar nicht zur Arbeit erscheint, und die Mannschaft nur mehr aus vier Personen besteht. Das untere Ende der Tabelle bringt hingegen Vorteile, denn das ausgezeichnete Arbeitsklima lockt einen zusätzlichen, sechsten Arbeiter an.

Das zweite neue Element ergibt sich aus den Farben. Auf dem Markt sind vorwiegend die Grundfarben rot, blau und gelb erhältlich. Dies reicht natürlich nicht aus, um alle Nuancen des Freskos akkurat restaurieren zu können. Zwar gibt es auch die Mischfarben grün und orange zu kaufen, aber nur in sehr geringen Mengen. Und lila - unerlässlich für einige besonders schöne Bereiche des Deckenbildes - wird auf dem Markt sogar überhaupt nicht angeboten. Zum Glück gibt es die Möglichkeit, selbst Farben zu mischen. 1 Topf gelb und 1 Topf blau ergibt einen größeren Topf mit grüner Farbe. Gelb und rot ergibt bekanntlich orange, und aus rot und blau können wir lila erzeugen. Dieses Element des Farbenmischens ist nicht nur originell und attraktiv, sondern fügt sich auch thematisch ausgezeichnet ins Spiel.

In meiner Spielebeschreibung bin ich jetzt noch nicht auf den genauen Ablauf der Aktionsphase eingegangen. Nachdem alle Spieler ihre Aufstehzeit gewählt haben, nehmen sie so viele Gehilfen, wie es ihrer momentanen Stimmungslage entspricht und setzen diese hinter ihrem Sichtschirm auf ihrem Aktionstableau ein. Bis zu drei Arbeiter können in jede der 5 Spalten für die Einsatzorte "Markt", "Dom", "Atelier", "Werkstatt" und "Theater" gestellt werden. Wurden die Arbeiter von allen Spielern eingesetzt, wird der Sichtschirm entfernt, die Aktionen anschließend von links nach rechts abgehandelt, natürlich stets in Reihenfolge der Aufstehzeit.

Am Markt sind- wie bereits erwähnt - Farben zu kaufen. Dabei gibt es genau so viele Marktstände wie Spieler mitmachen. Allerdings ist das Angebot nicht überall gleich. Erstens liegen zwischen 2 und 4 Plättchen aus, welche zudem noch unterschiedlich viele Farbtöpfe zeigen, und zweitens werden die Marktstände zufällig bestückt, indem Plättchen aus einem Stoffbeutel gezogen werden. Wer dran ist, wählt einen Marktstand aus und darf sich davon für jeden Gehilfen ein Plättchen kaufen. Liegen dann noch Plättchen auf dem Marktstand, wandern diese wieder zurück in den Beutel. Alternativ kann der Spieler auch auf einen Kauf verzichten und den Marktstand gleich schließen, sprich: abräumen.

Im Dom kann jeder Arbeiter einen Abschnitt im Fresko restaurieren. Dazu müssen nur die auf dem Plättchen angegebenen Farben abgegeben werden. Die darauf vermerkte Punktezahl gibt an, um wie viele Felder man sofort auf der Siegpunkteleiste vorrückt, wobei die Punkte umso höher ausfallen, umso schwieriger der Abschnitt zu malen ist. Vor allem die Verwendung arbeitsintensiver Mischfarben lässt das Ansehen stark in die Höhe schnellen. Befindet sich der Bischof - dargestellt durch eine weiße Figur - auf demselben Feld oder gleich daneben, winken durch dessen Aufmerksamkeit weitere Siegpunkte. Mit einer kleinen Spende in den Klingelbeutel lässt sich der Bischof jedoch noch vor dem Malen ein wenig anlocken. Das Plättchen nimmt der Spieler anschließend an sich, wodurch das darunter liegende Fresko sichtbar wird. Jedes Plättchen bringt in Folge ein fixes Einkommen von 1 Taler. Alternativ kann ein Arbeiter statt des Deckenbildes aber auch den Altar restaurieren, für den stets eine bestimmte Farbkombination notwendig ist, punktemäßig schaut dabei aber deutlich weniger raus.

Das Atelier bietet eine gute Gelegenheit, den knappen Geldbestand wieder etwas aufzubessern. Durch das Malen von Porträts bringt hier jeder Gehilfe 3 Taler ein. In der Werkstatt hingegen können die begehrten Mischfarben zusammengestellt werden. Jeder Gehilfe darf bis zu 2 Farbmischungen durchführen. Und schließlich kann durch einen Besuch im Theater die Stimmung verbessert werden. Jeder Gehilfen, den man dorthin entsandt hat, damit er sich von den Strapazen der Arbeit etwas erholt, wird der Marker auf der Stimmungsanzeige um 2 Felder nach oben geschoben.

Dies sind so etwa die Regeln von "Fresko". Den beiden Newcomern Marco Ruskowski und Marcel Süßelbeck ist es gelungen, durch die beiden Elemente Aufstehzeit und Farbenmischen neuen Pepp in das Genre "worker placement" zu bringen. "Fresko" richtet sich in der Grundversion eher an ambitionierte Gelegenheitsspieler. Richtige Spieleprofis spielen sich jedoch bald satt an den taktischen Anforderungen dieser Version, aber gerade für diese haben die Autoren - in Zusammenarbeit mit Wolfgang Panning - gleich drei Module mit in die Schachtel gepackt, mit denen das Spiel nach Belieben erweitert werden kann. Da werden im Modul "Die Porträts" im Atelier richtige Gemälde gemalt, die unterschiedliche Vorteile bringen können. "Die Aufträge des Bischofs" belohnt Spieler, die bestimmte Sonderaufträge erfüllen und auf einen Teil ihres Einkommens verzichten mit zusätzlichen Siegpunkten und einem regelmäßigen Nachschub an Mischfarben. Das Modul "Die besonderen Mischfarben" wiederum bringt mit pink (aus lila + rot) sowie braun (aus orange + grün) zwei weitere Farben und dadurch noch wertvollere Freskoplättchen ins Spiel.

"Fresko" ist aufgrund der tollen Spielidee und der durchaus gelungenen, stimmigen Umsetzung zu Recht auf der Nominierungsliste zum "Spiel des Jahres". Dass mit Modulen - wie schon bei "Alhambra" praktiziert - mehr taktische Möglichkeiten und mehr Abwechslung ins Spiel kommen, werden vor allem erfahrene Spieler zu schätzen wissen. Man darf gespannt sein, in welche Richtung zukünftige Erweiterungen gehen werden...

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde