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Knobelritters Spielearchiv - Gutenberg

Art des Spiels: Arbeitereinsetz- und
                Ressourcenmanagementspiel		
Spieleautoren:  Katarzyna Cioch &
                Wojciech Wisniewski
Verlag:         Granna Games
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2022
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 120 Minuten
Preis:          € 44,90

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Einleitung

Im finsteren Mittelalter schrieben sich die Mönche und Novizen in den Skriptorien der Abteien die Finger wund. Buchstabe für Buchstabe, Ornament für Ornament musste mühsam mit Federkiel und Tinte verfasst werden, damit das Kloster auf diese Weise eine einzigartige Kopie eines Folianten erhielt. Bildung war daher nur für einen geringen Teil der Bevölkerung zugänglich.

Dies alles änderte sich mit einer der vielleicht wichtigsten Erfindungen der Menschheit, als ein gewisser Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck entwickelte, eine Methode mit beweglichen Metalllettern, mit der auf zeitsparende Weise mehrere Bücher hintereinander angefertigt werden konnten. Im Spiel "Gutenberg" werden wir in diese Zeit zurückversetzt und kämpfen als Pioniere des Buchdrucks um den Ruhm unserer Druckerei, indem wir Aufträge unserer Kunden erfüllen und uns die Hilfe einflussreicher Gönner sichern.

Spielbeschreibung

Unsere Druckerei ist anfangs ziemlich bescheiden. Unsere Fertigkeiten in den vier Spezialisierungen Schriftsatz, Holzschnitt, Buchbindung und Buchschmuck - durch vier Leisten dargestellt - sind noch recht rudimentär, und an der Druckerpresse fehlen noch wichtige Zahnräder. Wenigstens verfügen wir über etwas Kapital (10 Gulden), und einen ersten Auftrag (1 Druckkarte zusammen mit 1 Veredelungskarte) konnten wir auch schon an Land ziehen.

Die notwendigen Verbesserungen, um uns gegen die Mitbewerber durchsetzen zu können, finden wir auf dem Spielplan, der sozusagen eine Art Markt repräsentiert. Dieser wird zu Beginn mit allerlei Material bestückt: Neue Druck- und Veredelungskarten, Spezialisierungskarten (jeweils von einem separaten, gut gemischten Stapel aufgedeckt), Tintenplättchen (zufällig aus einem Beutel gezogen), Zahnräder und Gönnerkarten.

Die Art und Weise, wie wir an all dies kommen, ist originell gelöst. Hinter einem Sichtschirm verteilen wir unsere zur Verfügung stehenden Planungsmarker auf die 5 Reihen unserer Planungstafel. Damit bekunden wir unser Interesse an den ausliegenden Verbesserungen. Sobald alle damit fertig sind, geben wir den Sichtschirm beiseite und führen nacheinander unsere Pläne durch.

Für jeden Plan gilt: Die Anzahl der dafür eingesetzten Planungssteine bestimmt die Reihenfolge, in der wir agieren dürfen. Wer die meisten Planungssteine geboten hat, beginnt also. Im Falle eines Gleichstands ist früher dran, wer näher am - in jeder Runde wechselnden - Startspieler sitzt. Wer für einen Plan gar nichts gesetzt hat, erhält nichts und wird einfach übersprungen.

Und dies sind die einzelnen Aktionen: Wir können a) einen neuen Auftrag annehmen, indem wir eine der ausliegenden Druckkarten und eine der ausliegenden Veredelungskarten wählen und gemeinsam an unsere Druckerei anlegen. Wir können uns b) Tinte besorgen, indem wir eines der ausliegenden 3er-Sets wählen und uns dann entscheiden, wie viele der Tintenplättchen wir zu den angegebenen Kosten kaufen. Bei c) Spezialisierungen entwickeln wählen wir eine ausliegende Spezialisierungskarte und bewegen unsere Marker auf den entsprechenden Leisten nach oben.

Bei der Aktion d) Druckerei verbessern erhalten wir ein Zahnrad aus der Auslage, welches wir in unsere Druckerei einbauen. Jedes Zahnrad bringt uns in jeder Runde einen Vorteil im hell markierten Bereich, der sich aber durch das verpflichtende Drehen zu Beginn einer Runde ändert. Und schließlich können wir e) Gunst erhalten, entweder eine noch verfügbare Belohnung oder eine der ausliegenden Gönnerkarten, wenn wir die darauf angegebenen Bedingungen erfüllen.

Nachdem wir alle unsere Aktionen ausgeführt haben, können wir Aufträge erfüllen. Dabei müssen die Bedingungen der Druckkarte - also die dafür erforderlichen Lettern - auf jeden Fall erfüllt werden, wofür wir Gulden oder Ruhmespunkte erhalten. Das Erfüllen der Bedingungen der Veredelungskarte ist hingegen optional. Für die Abgabe der erforderlichen Tintenplättchen, sowie die Erfüllung der Mindeststufen der angegebenen Spezialisierungen gibt es die vermerkten Belohnungen. Schaffen wir beides, erhalten wir sogar noch eine Bonusbelohnung.

Nach sechs Runden endet das Spiel. Zusätzlich zu den während der Partie erhaltenen Ruhmespunkte bekommen wir in einer Endwertung noch Punkte für unsere Spezialisierungen der höheren Stufen, für erworbene Gönnerkarten (je 8), sowie für unser verbliebenes Geld (1 Punkt je 3 Gulden). Wer dann die meisten Ruhmespunkte vorweisen kann, gewinnt das Spiel.

Fazit

Obwohl hier gar keine Arbeiter-Figuren vorkommen, präsentiert sich "Gutenberg" dennoch als ein Worker Placement Game. Und zwar auf eine völlig andere Weise. Für die geplanten Aktionen werden nämlich Planungssteine eingesetzt, mit denen dann die entsprechenden Aktionen (hier "Pläne" genannt) durchgeführt werden können. Die Anzahl der eingesetzten Steine entscheidet dann über die Reihenfolge, in der die Spieler aus dem ausliegenden Angebot wählen können.

Interessanterweise haben alle Spieler zu Beginn einer Runde unterschiedlich viele Planungssteine. Der Startspieler hat stets bloß 7 Steine zur Verfügung, der nächste 8, der dritte schon 9, etc. Diese Ungleichheit wird kompensiert durch den Kniff, dass bei Gleichstand jene Spieler bevorzugt werden, die früher dran sind. Eine spannende Regelung.

Das verdeckte Verteilen seiner Planungssteine auf die 5 Aktionsreihen bringt somit einige knifflige Entscheidungen. Zwar gewährleistet bereit ein einziger Stein, dass man irgendetwas aus dem Angebot bekommt, je mehr man aber bietet, umso größer die Chance, auch tatsächlich dies zu bekommen, was man will bzw. unbedingt braucht. Dieser Mechanismus gefällt mir wirklich gut.

Die "Pläne" selbst werden dann der Reihe nach absolviert, wodurch man an die schönen Sachen, wie Aufträge, Tinte, Spezialisierungen und Zahnräder gelangt, die man für die wertvollen Ruhmespunkte benötigt. Nur an die so wichtigen Lettern selbst (es gibt sie in den vier Vokalen "a", "i", "o" und "u") kommt man nicht auf diese Weise. Man beginnt mit lediglich 3 beliebigen Holzlettern, weitere Lettern muss man im Laufe des Spiels erwerben, wobei der Preis mit jeder Letter im eigenen Besitz ansteigt.

Die Aufträge setzen sich ja aus je 2 Karten zusammen. Während die Druckkarte (sie erfordert ganz bestimmte Lettern) verpflichtend erfüllt werden muss, stellt die Veredelungskarte eine Art Kür dar. Sie belohnt den Spieler mit Extrapunkten, Gulden, u. ä., wenn er die angegebenen Tintenplättchen abgibt bzw. die entsprechenden Stufen der Spezialisierungen erreicht hat. Schafft er sogar beides, gibt es noch eine Extrabelohnung. Es versteht sich von selbst, dass es erstrebenswert ist, einen Auftrag bestmöglich zu erledigen, um damit das Optimum an Punkten herauszuholen.

Ein weiterer interessanter Aspekt sind die Zahnräder. Jedes Zahnrad bringt in einer Runde den Vorteil jenes Drittels, welches sich im heller markierten Bereich der Druckerei befindet. Diese Vorteile sind recht mannigfaltig, so kann man Rabatte für Lettern erhalten, Tintenplättchen tauschen, Spezialisierungen erhöhen, Aufträge ergattern, Extraruhmespunkte für bestimmte Auftragsbedingungen erhalten, usw.

Da die Zahnräder zu Beginn jeder Runde gedreht werden, ändern sich die Vorteile bzw. bringen sie im Leerbereich gar nichts. Es gilt also, diesen Effekt gut einzuplanen, um im richtigen Moment davon zu profitieren. Nach drei Runden ist die Druckerei komplett, sodass man ab der 4. Runde ein altes Zahnrad gegen ein neues austauschen muss, was diesen verdrehten Mechanismus leider etwas abschwächt.

Die Sonderregeln für die 10 verschiedenen Charaktere bringen ein wenig Asymmetrie ins Spiel, aber nicht genug, um unterschiedliche Strategien hervorzurufen. Der Wettlauf um die Gönnerkarten sorgt auch für etwas Interaktion, welche sich sonst auf das - eher unbeabsichtigte, weil für die eigenen Zwecke benötigte - Wegschnappen passender Aufträge, Tintenplättchen, Spezialisierungen und Zahnräder beschränkt.

Im Solo-Spiel kommt ein "Automa" ins Spiel, bei denen spezielle Karten einen zusätzlichen Spieler simulieren, der zufällig Ressourcen vom Spielplan entfernt. Dieser kann dann auch in Partien zu zweit oder zu dritt hinzugefügt werden, um einen zusätzlichen Konkurrenten zu schaffen.

Die Spieldauer ist mit 60 bis 120 Minuten angegeben. Dies erscheint mir meiner Meinung nach recht großzügig bemessen, denn wenn alle das - gar nicht so komplizierte - Spielprinzip mal kennen und einigermaßen zügig agieren, kann es durchaus schneller gehen. Dann kann eine Partie auch in Maximalbesetzung in 90 Minuten (unter Umständen sogar weniger) absolviert werden.

Das Spielmaterial verdient noch besondere Erwähnung. Es beinhaltet - wie auch auf der Spieleschachtel angepriesen - überhaupt kein Plastik. Alle Plättchen, Charaktertafeln, Karten, Spielsteine, Scheiben und die 3D-Lettern aus Holz (!) werden - statt in Zipptüten - in praktischen Schachtelchen untergebracht. Die Druckereitableaus und Planungstafeln weisen Ausstanzungen auf, damit die Marker (ebenfalls aus Holz) nicht verrutschen können.

Nur die Tintenplättchen sind etwas mickrig ausgefallen und verschwinden regelrecht im Stoffbeutel, aus dem sie gezogen werden. Die grafische Gestaltung ist wunderschön an den Stil der Epoche angepasst. Und für alle Interessierten finden sich auf 4 Seiten der umfangreichen und gut bebilderten Spielregel Informationen über die Entstehung des Buchdrucks und über die wichtigsten historischen Persönlichkeiten.

"Gutenberg" ist somit ein wirklich schönes Spiel im Kennerbereich, welches die beiden Elemente "Worker Placement" und Ressourcenmanagement geschickt miteinander verknüpft. Kritiker könnten einwerfen, dass es wieder mal eines der zahlreichen Spiele sei, bei denen man Ressourcen erwirbt und einsetzt, aber die Art und Weise, wie dies hier geschieht, finde ich doch einigermaßen frisch serviert. Daher erhält es von mir ein "Daumen hoch!"

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde