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Knobelritters Spielearchiv - Havanna

Art des Spiels: Stadtbauspiel
Spieleautor:    Reinhard Staupe
Verlag:         Eggert Spiele
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 22,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten ++

Wenn man sich die kubanische Geschichte so anschaut, ist die Revolution, die Fidel Castro im Jahre 1959 an die Macht brachte, durchaus verständlich. Zwar erlebte das Land durch seine Zuckerindustrie einen wirtschaftlichen Aufschwung, doch das Land gehörte nur einigen wenigen Reichen und die Gesetzgebung war ausgesprochen korrupt. Ich will mich da jetzt nicht in politische Nesseln setzen und ich bin sicher auch kein Karibik-Experte, aber ich habe das Gefühl, dass sich da trotz der Revolution für den "Kleinen Mann" seither nicht allzu viel geändert hat.

"Hey, was soll das?!"

Deine Entrüstung ist nicht ganz unbegründet. Haargenau dieselben Einleitungsworte habe ich bereits in meiner Rezension zu "Cuba" verwendet. Aber wenn es dem Verlag "Eggert Spiele" erlaubt ist, ein Thema auszuschlachten, nur weil das eine Spiel recht erfolgreich war (3. Platz beim Deutschen Spielepreis 2008), und zudem fast dieselbe grafische Gestaltung (wegen des Wiedererkennungswertes) zu wählen, warum sollte dann nicht auch für mich dasselbe Recht gelten?

"Havanna" spielt in der Zeit sofort nach der kubanischen Revolution. Nun soll die Hauptstadt Havanna in neuem Glanz erstrahlen, und es werden viele prächtige Gebäude errichtet. Die Gebäude kommen auf stabilen Karten daher: 36 verschiedene Gebäude, von denen jedes eine andere Kombination aus Rohstoffen und anderen Mittel zu seiner Errichtung braucht. Dies können Baustoffe sein, die es in vier Farben gibt, manchmal aber auch bloß Schutt. Manche Gebäude benötigen qualifizierte Arbeiter, für andere wiederum ist ein finanzieller Zuschuss in Form von einigen Pesos gefragt. Und ab und zu muss für den Bau ein Architekt beschäftigt werden. 12 Gebäudekarten werden anfangs in 2 Reihen offen ausgelegt, nur die beiden äußersten Karten jeder Reihe stehen allerdings zur Verfügung. Je nach Anzahl und Schwierigkeitsgrad bringen fertige Gebäude dann zwischen 1 und 7 Siegpunkte.

Nachdem man zu Spielbeginn jedoch über gerade mal 1 Peso und einen zufällig aus einem Stoffbeutel gezogenen Baustoff verfügt, muss es wohl oder übel einen Mechanismus geben, um an die erforderlichen Mittel zu kommen. Tatsächlich spielt man - wie schon bei "Cuba" - Aktionskarten aus. Während man beim älteren Spiel jedoch nur zwischen 5 verschiedenen Personen wählen konnte, hat man nun bei "Havanna" mit insgesamt 13 Aktionskarten eine weitaus größere Auswahl.

Einige Karten bringen Pesos in die Kassa, wie "Steuereintreiber", "Pesos" und der "Peso-Dieb", Letzterer übrigens auf Kosten eines Mitspielers. Andere schaffen Baustoffe herbei, wie die Karten "Baustoff-Dieb" (ebenfalls von einem Mitspieler), "Schutt", "Schwarzmarkt" und "Mama". Arbeiter wiederum erhält man mit den Aktionskarten "Arbeiter" und "Architekt", wobei Letztgenannter für einige Gebäude zwingend vorgeschrieben ist. Und dann gibt es noch einige Karten mit anderen hilfreichen Effekten, wie "Schutz", die einem vor fremden Dieben und Steuereinnehmern bewahrt, oder "Baustopp", mit der ein Gebäude von der Auslage entfernt werden kann. Jede Aktionskarte trägt zudem noch eine Ziffer von 0 bis 9.

Die Ziffern haben mit dem - meiner Meinung nach - originellsten Spielelement zu tun. Jeder Spieler legt in der allerersten Runde zwei Aktionskarten verdeckt aus. Nach dem Aufdecken bildet jeder aus seinen beiden Karten eine möglichst niedrige zweistellige Zahl. Beispielsweise aus den Karten "Schwarzmarkt" (Wert 7) und "Schutt" (3) die Zahl "37". Anschließend führen die Spieler in der Reihenfolge ihrer Zahlenpaare - niedrigste Zahl zuerst - ihre geplanten Aktionen durch. Viele Karten bringen deutliche Vorteile, wenn man eher an der Reihe ist. Das Gemeine dran ist aber, dass die besseren Karten die höheren Werte tragen. Damit ist das erste Dilemma vorprogrammiert.

In den weiteren Runden spielt jeder nur mehr eine Karte aus, mit der er eine seiner offen ausliegenden Aktionskarten überdeckt. Während man eine Aktion also ein zweites Mal (oder in Folge noch öfter) ausführt, steht die andere nicht mehr zur Verfügung. Lediglich mit der Karte "Komm zurück" lässt sich eine verbrauchte Karte wieder auf die Hand zurückholen. Somit sind die Spieler auch gefordert, ihre Aktionskarten mit Bedacht einzusetzen, wobei sie natürlich auch die Auslage an Gebäuden, Geld und Baustoffen (in jeder Runde werden zur 3 zufällig gezogene Baustoffe sowie 3 Pesos dazugelegt) berücksichtigen müssen. Auch die Optionen der Mitspieler sollten nach Möglichkeit in die eigenen Überlegungen eingebunden werden. Dies alles bietet reichlich Raum für knifflige Entscheidungen.

Sollte jemand im Spielverlauf nur mehr 2 Handkarten haben, darf er alle wieder auf die Hand nehmen, in den meisten Fällen hat jedoch bis zu diesem Zeitpunkt ein Spieler die zum Sieg notwendigen Siegpunkte erreicht, zum Beispiel 15 Punkte bei 4 Spielern.

Während "Cuba" schon mal locker über 2 Stunden dauern kann, nimmt "Havanna" selten mehr als eine dreiviertel Stunde in Anspruch. Dass trotz dieser eher kurzen Spieldauer die Taktik nicht zu kurz kommt, spricht eindeutig für das Spiel. Überhaupt hat mir "Havanna" außerordentlich gut gefallen, es ist ein völlig eigenständiges Spiel, das bis auf die erwähnten Elemente (Thema und Grafik) keine Gemeinsamkeiten mit "Cuba" aufweist. Aber vielleicht bekommt es ja ebenfalls eine gute Platzierung beim nächsten Deutschen Spielepreis, verdient hätte es sich dies auf jeden Fall.

Franky Bayer

p. S.: Meiner Meinung nach könnte man die erforderlichen Siegpunkte ruhig um jeweils 5 Punkte anheben, ich finde, dass "Havanna" ein wenig zu schnell zu Ende ist.

Bewertung: 4 Schilde