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Knobelritters Spielearchiv - Ishtar

Art des Spiels: Lege- und Mehrheitenspiel
Spieleautoren:  Bruno Cathala & Evan Singh
Verlag:         iello Games
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          45 - 60 Minuten
Preis:          ca. € 39,-
    
Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Einleitung

"Vor langer Zeit begab es sich in einer sternenlosen Nacht, dass der Gärtner der Königin inmitten der Wüste blablabla, blablabla, blablabla." Wen interessiert denn schon eine olle Spielgeschichte, wo sie doch ohnehin frei erfunden und ohne irgendeinen realistischen Hintergrund ist. Das einzig Wichtige ist, dass wir im Spiel "Ishtar" im Laufe von knapp einer Stunde den vor uns liegenden, noch ziemlich öde ausschauenden Spielplan in blühende Gärten mit Blumenbeeten und Bäumen verwandeln. Wer dies am besten bewerkstelligt bzw. sich dabei die punkteträchtigsten Parzellen sichert, wird zum neuen Gärtner des Königs befördert. Was uns eigentlich ziemlich wurscht ist, Hauptsache, wir gewinnen.

Spielbeschreibung

Die Wüste wird zu Beginn aus großen sechseckigen Geländeplänen aufgebaut, und zwar 2 Pläne mehr als Spieler teilnehmen. Danach werden auf die entsprechend gekennzeichneten Felder Brunnen und Juwelen platziert. Die Blumenbeete und Gärten wiederum finden sich auf Pflanzenplättchen, welche sich jeweils über 3 Felder erstrecken. Sie werden nach ihren unterschiedlichen Formen sortiert, getrennt gemischt und anschließend gleichmäßig auf die Felder des Vorratsteppichs verteilt. Schließlich erhält jeder Spieler noch ein eigenes Tableau, das vor allem Felder zeigt, mit deren Freischaltung er seine Fähigkeiten als Gärtner verbessern kann. Nachdem jeder noch 2 Helferfiguren und einen violetten Juwel bekommen hat, kann das Spiel losgehen.

Wer an der Reihe ist, führt folgende Aktionen nacheinander aus:

  1. Er wählt ein Pflanzenplättchen vom Vorratssteppich. Dazu bewegt er die Gießkannen-Figur im Uhrzeigersinn zum nächsten besetzten Feld und nimmt sich das oberste Plättchen. Gegen Abgabe von je 1 Juwel kann er die Gießkanne noch weitere Felder ziehen.
  2. Er legt das Pflanzenplättchen auf dem Wüstenplan aus. Aneinander grenzende Plättchen bilden dabei einen Garten, aneinander grenzende Blumenfelder wiederum ein Beet. Es gilt aber zu beachten, dass ein Garten nur an einen einzigen Brunnen angeschlossen sein darf.
  3. Er sammelt Juwelen ein, indem er alle Juwelen von Feldern, die er gerade überdeckt hat, in seinen Vorrat nimmt.
  4. Trägt das gerade gelegte Pflanzenplättchen ein Helfersymbol, darf er sofort einen seiner Helfer auf das Blumenbeet stellen, wodurch er es in Besitz nimmt. Allerdings gibt es auch hier eine Einschränkung: Auf jedem Blumenbeet darf bloß 1 Helferfigur stehen. Ist auf dem Pflanzenplättchen hingegen ein Fähigkeitssymbol, darf er 2 beliebige Juwelen aus seinem Vorrat auf eine verfügbare Fähigkeit seines Tableaus legen und damit die entsprechende Fähigkeit freischalten. Ein "Joker"-Symbol kann entweder als Helfer- oder als Fähigkeitssymbol genutzt werden.
  5. Er darf einen Baum pflanzen, indem er eine ausliegende Baumkarte wählt, die darauf geforderten Juwelen abgibt und eine Baum-Figur auf ein freies Rasenfeld seiner Wahl stellt. Diesen Schritt kann er beliebig oft machen, sofern er die Kosten dafür bezahlen kann.

Das Spiel endet nach jener Runde, in der auf zwei Feldern des Vorratsteppichs keine Pflanzenplättchen mehr liegen. Bei der Schlusswertung erhält jeder Spieler Punkte für seine Blumenbeete (1 Punkt pro Blüte), für seine gepflanzten Bäume (laut Baumkarte), für die Brunnen in seinem Besitz, also Brunnen, bei denen er die Mehrheit an angeschlossenen Blumenfeldern vorweisen kann (je nach Farbe des Brunnens 4, 6 oder 8 Punkte), sowie für freigeschaltete Fähigkeiten. Natürlich gewinnt der Spieler mit den meisten Punkte, der alsdann seinen Job als neuer Hofgärtner antreten kann/darf/muss.

Fazit

"Ishtar" ist in erster Linie ein Legespiel, bei dem alle Spieler Plättchen auf einen gemeinsamen Spielplan legen. Dies stellt sich aber beileibe nicht als so banal heraus, wie es sich vielleicht anhört. Das liegt einerseits an den raffinierten Legeregeln, welche dafür sorgen, dass die Zuordnung der Gärten zu Brunnen, sowie die Besitzverhältnisse der Blumenbeete eindeutig und unmissverständlich sind. Besonders die "Abstandsregel" von Gärten und die damit verbundenen Zwänge können taktisch geschickt genutzt werden, was mich ein wenig an das gute alte "Acquire" erinnert.

Neben diesen rein technischen Details gibt es andererseits aber noch welche, die sich auf die Spieler und deren Taktik auswirken. So braucht es unbedingt Helfer-Figuren, um mit den Gärten punkten zu können, weshalb man bei der Wahl seines Pflanzenplättchens auf die entsprechenden Symbole achten sollte. Die Anzahl der Blüten in den Beeten bringt für deren Besitzer am Spielende direkte Punkte. Für einen angeschlossenen Brunnen Punkte zu erhalten, ist hingegen schon etwas schwieriger, denn dafür braucht man eine Mehrheit an Blumenfeldern, sprich: "area control".

Zusätzlich zu diesen bereits von etlichen Legespielen bekannten Mechanismen treffen wir in "Ishtar" aber noch auf einen weiteren interessanten Aspekt: Die Juwelen. Sie werden ja durch das Überdecken bestimmter Felder des Spielplans (die Felsen in der Wüste) aufgelesen und können auf unterschiedliche Weise verwendet werden. So erhöhen sie schon mal praktischerweise die Flexibilität bei der Wahl eines Pflanzenplättchens, da die Gießkanne bei Bedarf für jedes abgegebene Juwel 1 Feld weitergezogen werden darf.

Auch für die Bäume sind Juwelen erforderlich. Auf jeder Baumkarte ist genau angegeben, welche und wie viele Klunker zum Pflanzen dieses Baumes notwendig sind. Je nach Anzahl und Farbe der Juwelen bringen Bäume dem erfolgreichen Gärtner zwischen 3 und 17 Punkte ein.

Die letzte Verwendungsmöglichkeit für die Edelsteine bieten die Spielertableaus, wofür allerdings ein Fähigkeitssymbol (bzw. das Jokersymbol) auf dem gewählten Pflanzenplättchen vonnöten ist. Mit 2 beliebigen Juwelen kann man eine Fähigkeit freischalten. 10 unterschiedliche Fähigkeiten - 2 in jeder der 5 Spalten - gibt es. Die unteren bringen sofortige Vorteile, wie bestimmte Blütenplättchen oder neue Helferfiguren. Die oberen Fähigkeiten - sie dürfen erst dann belegt werden, wenn die darunter liegende Fähigkeit bereits aktiviert wurde - bringen hingegen Extrapunkte am Spielende, beispielsweise für an eigene Blumenbeete angrenzende Bäume, ungenutzte Juwelen oder nicht eingesetzte Helferfiguren. Damit kommt auch eine gewisse strategische Komponente ins Spiel, auf die man seine Vorgehensweise etwas ausrichten kann.

Taktisch am besten ist es natürlich, wenn man beides - Legespiel und Fähigkeiten - gut miteinander kombinieren kann. Es steckt somit mehr in "Ishtar" als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Es gilt, alle Elemente zu berücksichtigen, will man am Ende erfolgreichster Gärtner werden. Ein Problem dürfte es sein, die richtige Zielgruppe für das Spiel anzusprechen, denn Gelegenheitsspieler, die sich ein simples Legespiel erwarten, werden von den zusätzlichen Regeln wahrscheinlich überfordert werden. Sie sollten "Ishtar" aber auf jeden Fall eine zweite Chance geben, denn mir gefällt diese gelungene Verknüpfung mehrerer Spielelemente recht gut.

Das Spielmaterial verdient noch eine löbliche Erwähnung. Stabile Kartonteile, Figuren und Bäume aus Holz, bunte Glassteine als Juwelen, dreidimensionale Brunnen, Karten, und all dies findet seinen Platz in einem praktischen Schachtel-Inlay. Die Grafik von Illustrator Biboun finde ich ausgesprochen schön und großartig. Diese attraktive Optik trägt wesentlich dazu bei, dass ich jederzeit gerne für eine Partie "Ishtar" bereit bin, um mich mit anderen Möchtegern-Gärtnern in der babylonischen Wüste zu messen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde