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Knobelritters Spielearchiv - Lokus

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautor:    Reinhard Staupe
Verlag:         Nürnberger Spielkarten
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 9,-

Zielgruppen:   Gelegenheitsspieler ++
               Partyspieler (+)

"Knattern, bis die Schüssel kracht."

Wenn ich einen meiner Mitspieler frage, um was es bei einem Spiel wohl gehen könnte, welches diesen eigenartigen Untertitel trägt, ernte ich nur Unverständnis und fragende Blicke. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten meiner Mitspieler so wie ich südlich der Weißwurstgrenze beheimatet sind und somit mit diesem Ausdruck nichts anfangen können. Aber auch die Bedeutung des Spieletitels "Lokus" erschließt sich nicht sofort jedem. Es geht nämlich tatsächlich um jenen Ort, zu dem selbst der Kaiser zu Fuß gehen muss: Das stille Örtchen.

Im Spiel kommen gleich zwei dieser alpinen Toilettenhäuschen vor. Urig, rustikal in Holz gehalten und mit einem Herzerl an der Türe. Dass dies immer noch zuwenig sein können, zeigt der große Andrang um die beiden Donnerbalken. Es herrscht - wie wir in der Alpenrepublik dazu sagen würden - "viel G'riß ums G'schiss". Laut Spielgeschichte soll es am Essen gelegen haben, dass plötzlich so viele Leute ein dringendes Bedürfnis verspüren. Oder an einem Virus in der Luft.

Jedenfalls erhält jeder Spieler zu Beginn eines Durchgangs zufällig 11 Personenkarten ausgeteilt. Dies sind sozusagen seine Klienten (oder sagt man in diesem Fall "Kloenten"?), denen er den Weg aufs Klo ermöglichen soll. In jeder Runde legen alle eine beliebige ihrer Karten verdeckt vor sich ab. Danach werden die Karten aufgedeckt. Zuerst muss der Spieler mit der niedrigsten Zahl seine Karte an eines der beiden "Häuserl" anlegen. Wahrscheinlich ist das die Person, die schon am dringendsten "müssen" hat. Danach ist der Spieler mit der höchsten Zahl dran, seine Karte an eine der beiden Kartenreihen anzulegen. Die betreffende Person hat es womöglich am längsten ausgehalten. Alle anderen Spieler haben Pech gehabt und müssen ihre Leute in den Wald schicken, um sich ihrer Stoffwechselendprodukte zu entledigen. Allerdings wird dies vom Amt der Umweltverschmutzung mit einer Klopapierrolle bestraft. Die betroffenen Spieler drehen zu diesem Zweck einfach ihre Personenkarte um.

Sobald in einer Reihe die fünfte Karte liegt, gilt das Toilettenhäuschen als "maximal belegt" und wird generalgereinigt. Alle Personenkarten bis auf die letzte werden entfernt und der Spieler, dem es gelungen ist, die fünfte Karte zu legen, erhält als Belohnung eine Putzkarte, die er gemeinsam mit den Klopapierrollen sammelt. Nachdem die letzte Karte gespielt wurde, wird abgerechnet. Für jede Putzkarte darf eine Klopapierrolle zurückgegeben werden. Für verbliebene Rollen notieren sich die Spieler Minuspunkte entsprechend der Klohausordnung, wobei die Bestrafung überproportional ansteigt. So gibt es etwa nur 2 Minuspunkte für 2 Klopapierrollen, aber schon 16 "Miese" für 7 Rollen und gar 56 bei 14 Rollen. Nach 3 Durchfällen, pardon: Durchgängen, die auf dieselbe Weise ablaufen, gewinnt der Spieler mit den wenigsten Minuspunkten.

Was sind das aber für Leute, die da mitten in der Natur so plötzlich Verdauungsprobleme haben? Ganz unterschiedliche Personen, vom Kleinkind mit Teddybären bis zur Uroma. Es besteht ein nicht zu übersehender Zusammenhang der Zahl auf einer Personenkarte mit dem Alter der dargestellten Person. So ist die Nummer "1" eindeutig die Jüngste, die Karte mit dem höchsten Wert "12" hingegen ein alter Tattergreis. Alle tragen außerdem noch ein Kleidungsstück, welches der Farbe der Ziffer entspricht. Im Spielerjargon würde man es vereinfacht so ausdrücken: Die Personenkarten kommen in 6 Farben mit den Werten von 1 bis 12 vor.

Die Farben dienen gleichzeitig zum Auflösen von Gleichständen. Eine Grafik unter den Toilettenhäuschen zeigt uns die Wertigkeiten aller Farben zueinander, von rot (niedrig) über gelb, grün, blau, orange bis hin zu grau (hoch). Haben also zwei Spieler denselben Zahlenwert für die niedrigste Karte ausgespielt, gilt beispielsweise die rote "3" als niedriger als die grüne "3". Zu beachten ist, dass zum Auflösen von Gleichständen um die höchste Karte die umgekehrte Reihenfolge gilt, so ist etwa eine graue "11" höher als eine gelbe "11"!

Es ist aber nicht scheißegal, welche Karte an welche Reihe angelegt werden darf. Eine Spielregel besagt nämlich, dass in einer Kartenreihe weder Karten der gleichen Zahl, noch Karten der gleichen Farbe ausliegen dürfen. Über die logischen Gründe, warum dies so ist, hüllt sich die Regel in Schweigen, aber spielmechanisch ergibt dies Sinn. Dadurch entstehen Zwänge, welche die Auswahl der Karten einengen. So kann es selbst den beiden Spielern mit der niedrigsten und der höchsten Karte passieren, dass sie ihre Person nicht in einer Reihe unterbringen. Solch schlechte Organisation wird gleich doppelt bestraft, indem sich zu der einen Klopapierrolle durch Umdrehen der Personenkarte noch eine zusätzliche vom Stapel gesellt.

Dem Spieler mit der niedrigsten Karte passiert dies nicht so häufig. Gründe dafür können sein: Keine Auswahl mehr (etwa bei den letzten Karten eines Durchgangs), Unachtsamkeit, Pech oder zu hohes Risiko, wenn man sich eine scheinbar sichere Karte für den richtigen Moment aufheben will, um eine Putzkarte abzusahnen, und dann doch durch die Finger schaut. Beim Spieler mit der höchsten Karte kann dies hingegen bewusst vom ersten Spieler herbeigeführt werden, was vom Betroffenen nicht selten mit einem empörten "Shit!" quittiert wird.

Gleichzeitiges Ausspielen von Zahlenkarten, Sammeln von Minuspunkten: Beim Spielen von "Lokus" drängt sich förmlich der Vergleich zu "6 nimmt!" auf. Und tatsächlich fühlt es sich ungefähr gleich an. Obwohl beide Spiele dieselbe Lockerheit aufweisen, konnte ich doch einen kleinen Unterschied feststellen. Bei "6 nimmt!" kann man nach einigen Partien die eigene Kartenhand schon ganz gut einschätzen und sich dafür eine mögliche Spielweise zurechtrichten. Bei "Lokus" lässt sich dies hingegen schwer bewerkstelligen, da es zu viele Unabwägbarkeiten gibt. Sicher: Viele niedrige Karten zu haben erweist sich als sehr hilfreich, aber Garantie für einen Erfolg bieten auch sie nicht.

Thematisch wagt sich "Lokus" auf amüsante Weise an ein Tabuthema. Damit steht es aber nicht alleine da, mir fällt auf Anhieb "Pecunia non olet" ein, bei dem sich die Spieler als Latrinenbesitzer im Alten Rom versuchen. "Lokus" ist sowohl spielerisch als auch humoristisch deutlich schwächer, aber ich würde es auf keinen Fall als "Sch...spiel" bezeichnen!

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde