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Knobelritters Spielearchiv - Magister Navis

Art des Spiels: Aufbau- und Entwicklungsspiel
Spieleautoren:  Carl de Visser &
                Jarratt Gray
Verlag:         Lookout Games
Vertrieb:       Heidelberger Spiele
Jahrgang:       2009
Spielerzahl:    3 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          90 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 35,-
Auszeichnung:   6. Platz beim Deutschen Spielepreis 2010

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Juhuu!

Ich darf euch mitteilen, dass ich meine Sponsion erfolgreich absolviert habe. Damit kann ich mich nun mit dem Titel "Magister" schmücken. Aber nicht irgendeinen Magister, sondern den eines "Magister Navis", eines Meisters der Seefahrt. Ha, da staunt ihr nicht schlecht, oder? Es war eine harte Prüfung, aber letztendlich war sie von Erfolg gekrönt. Ihr wollt mehr darüber erfahren? Okay, ich bin ohnehin so stolz, dass ich noch gerne darüber berichten will.

Also, in dem von Carl de Visser und Jarratt Gray erstellten Test treten stets 3 bis 5 Kandidaten gegeneinander an, und nur der Punktebeste bekommt den begehrten Titel verliehen. Ich hatte 3 Konkurrenten, die zur gleichen Prüfung antraten. Unsere Aufgabe bestand darin, im 18. Jahrhundert ein uns zugeteiltes Reich an die Spitze der Seefahrernationen zu bringen, indem wir am Ende des Tests - nach sieben harten Prüfungsrunden - die meisten Ruhmespunkte gewinnen konnten.

Zu Beginn des ungefähr 1 1/2 bis 2-stündigen Tests wurde ein Plan ausgebreitet, der sieben Regionen zeigte: Europa & der Mittelmeerraum, Ferner Osten, Indien, Nordamerika, Karibik, Südamerika und Afrika. In jeder Region befanden sich Städte, welche Verbindungen zu anderen Städten hatten. Außer in Europa - der Startregion - fanden wir in jeder Region eine Handelsroute, außerdem gab es je ein Feld für einen Kartenstapel (in Europa sogar 2!). Um jede Prüfung etwas anders verlaufen zu lassen, wurden auf jede Stadt sowie auf alle Felder der Handelsrouten zufällig Handelsmarken verteilt, sodass wir mit Sicherheit eine andere Ausgangsposition vorfanden als frühere Kandidaten.

Das Wichtigste war aber der Bewertungsbogen ("Tableau"), den jeder von uns ausgeteilt bekam. Dieser enthielt vor allem vier Leisten, die wir im Laufe des Tests so weit wie möglich ausbauen sollten, und die gleichzeitig die Stufen unserer momentanen Entwicklung zeigten. Die Industrieleiste bestimmte, welche Gebäudestufe wir zurzeit errichten durften, die Kulturleiste beeinflusste das Wachstum unseres Reiches, die Finanzleiste zeigte, wie viele Arbeiter wir uns momentan leisten konnten, und die Politikleiste gab das Limit für unsere Besitztümer (Karten) vor. Zusätzlich konnten wir auf den Bauplätzen des Bogens unsere errichteten Gebäude festhalten. Auf dem Hafenfeld konnten wir unsere Bevölkerungssteine unterbringen. Der untere Rand ließ schließlich noch Platz für etwaige Besitztümer, die wir uns in den nächsten Stunden anhäufen sollten.

Die Prüfung ging über sieben Runden zu je 4 Phasen, in denen wir beweisen konnten, wie gut wir die einzelnen Fachgegenstände beherrschten. In der ersten Phase jeder Runde ("Bauphase") musste jeder von uns ein Gebäude bauen. Je nach erreichter Gebäudestufe (Status Industrie) hatte man Zugriff auf mehr oder weniger Gebäude. Gebäude, welche eine höhere Gebäudestufe verlangten, waren dafür wesentlich attraktiver und boten später entweder mehr oder bessere Möglichkeiten. In der zweiten Phase ("Wachstumsphase") wurde der Bevölkerungswachstum simuliert, indem jeder von uns neue Bevölkerungssteine erhielt. Wie viele neue Steine er in den eigenen Hafen legen konnte, hing von der Statusleiste Kultur ab. Die "Lohnphase" (3. Phase) wiederum bot uns die Möglichkeit, besetzte Gebäuden (dazu im nächsten Absatz genaueres) wieder freizubekommen. Je nachdem, wie weit man auf der Statusleiste "Finanz" fortgeschritten war, konnte man mehr oder weniger Arbeiter aus Gebäuden wieder in den Hafen zurücksetzen.

Doch die interessanteste und zugleich wichtigste Phase war die "Aktionsphase" (4. Phase). Hier konnten wir nun zeigen, was wir in den verschiedenen Fächern unseres "Seefahrt"-Studiums gelernt haben. Um allerdings überhaupt eine Aktion durchführen zu können, musste man entweder ein passendes Gebäude mit einem freien Arbeitsplatz (leerer Kreis) besitzen und einen eigenen Arbeiter auf den leeren Kreis platzieren, oder eine entsprechende, zuvor eingesammelte Handelsmarke abgeben. Nun zu den möglichen Aktionen im Detail:

Die Schifffahrt ist logischerweise eines der bedeutendsten Fächer in diesem Studium, nur mit ihr können neue Welten später auch besiedelt und ausgebeutet werden. Wenn ich diese Aktion gewählt habe, musste ich einen Bevölkerungsstein aus meinen Hafen nehmen und auf ein freies Feld auf der Handelsroute einer Region setzen, wobei ich stets dasjenige nehmen musste, das am weitesten vom Kartenstapel entfernt war. Zur Belohnung erhielt ich die Handelsmarke, die auf diesem Feld lag. Einige der Handelsmarken konnten Aktionsmarken sein, die ich im Hafen sammeln und bei Bedarf einsetzen konnte. Auf den meisten Marken war jedoch eines der vier Symbole für Industrie, Kultur, Finanzen und Politik abgebildet. Diese Marken stapelte ich auf der Statusleiste und rückte den entsprechenden Statusstein sofort um eine Position weiter.

War eine Region zur Gänze erschlossen, also jedes Feld der Handelsroute besetzt, konnte ich in dieser Region die Aktion Besiedeln durchführen. Die Ausnahme bildet wieder einmal Europa und das Mittelmeergebiet, das ja schon zu Beginn erforscht war und auch gleich besiedelt werden konnte. Ich setzte einen meiner Bevölkerungssteine aus dem Hafen in eine freie Stadt. Dies brachte mir die auf dieser Stadt liegende Handelsmarke ein. Wenn ich damit eine Stadt besiedelte, die mit einer ebenfalls von mir besetzten Stadt verbunden war, erhielt ich sogar die auf dieser Verbindungslinie liegende Handelsmarke.

Der nächste Schritt nach dem Besiedeln ist konsequenterweise das Ausbeuten. Ich konnte dann die oberste Karte des Besitztümer-Stapels einer erschlossenen Region nehmen und offen auf eines der Kartenfelder meines Tableaus legen. Je nach Art und Anzahl der auf dieser Karten abgebildeten Symbole konnte ich meine Statusleiste anpassen. In Europa gab es zwei Kartenstapel, wobei der Stapel "Sklaverei" zwar bessere Werte aufwies, dem Besitzer im Falle der Abschaffung des Sklavenhandels allerdings Nachteile in Form von Minuspunkten in der Bewertung brachte.

Die Aktion "Ausbeuten" konnte ich allerdings nur dann ausführen, wenn ich über ausreichend Städte in der entsprechenden Region verfügte. Dies und die Tatsache, dass jede Stadt und jede gültige Städteverbindung am Ende wertvolle Punkte brachte, sorgte dafür, dass man gerne auch die eine oder bereits von einem Konkurrenten besetzte Stadt übernommen hätte. Die Aktion Angriff erlaubte mir so eine feindliche Übernahme, welche ich auch tatsächlich das eine oder andere Mal durchführte. Allerdings musste ich jede Übernahme gleich zwei Bevölkerungssteine einsetzen: Einen musste ich abgeben, den zweiten durfte ich dann in die eroberte Stadt legen.

Die letzte Aktionsmöglichkeit war noch eine mit einer speziellen Handelsmarke mögliche Zahlung, mit der ich ein beliebiges Gebäude räumen konnte, um die dort erlaubte Aktion später erneut zu nutzen. Konnte oder wollte ich keine weitere Aktion mehr durchführen, musste ich passen. Eine Runde endete, wenn alle Magister-Aspiranten gepasst haben.

Die Prüfung verlief überaus spannend. Die ersten Runden vergingen wirklich schnell. Logisch, denn wir hatten alle nur wenige Bevölkerungssteine und daher auch entsprechend wenige Aktionen. Doch mit Fortdauer der Prüfung dauerten die Runden auch länger, und auch der Konkurrenzkampf nahm immer mehr zu. Jeder musste schließlich darauf achten, bei der abschließenden Abrechnung am Ende seine Konkurrenten hinter sich zu lassen. Nach der siebenten Runde wurden nämlich die Ruhmespunkte ermittelt. Den Großteil meiner Punkte konnte ich - wie meine Konkurrenten auch - mit dem erreichten Status in den vier Bereichen meines Tableaus erzielen. Vor allem in den Bereichen Industrie und Kultur, in denen ich jeweils die Höchstpunktzahl schaffte, glänzte ich. Ein paar Ruhmespunkte räumte ich noch mit meinen Besitztümern ab, auch das Gebäude "Universität" brachte mir noch stolze 3 Punkte ein. Im direkten Vergleich mit zwei meiner Mitbewerbern konnte ich mich mit meinem gesammelten Punkten für besetzte Städte und kontrollierte Verbindungen klar absetzen. Nur einer war da noch etwas besser dran, dieser musste allerdings - im Gegensatz zu mir - noch Minuspunkte für seine Sklaverei-Karten in Kauf nehmen, da ich rechtzeitig dafür sorgte, dass die Sklaverei abgeschafft wurde. Und so kam es, dass ich auf die höchste Gesamtpunktezahl kam und mir verdient den Titel "Magister Navis" sicherte.

Zurückblickend muss ich feststellen, dass es zwar einige verschiedene taktische Wege zum Erfolg gab, man aber trotzdem einem fixen Schema folgen musste: Zuerst machte man sich in Europa etwas breit. Man konnte sich dann dort durch Ausbeutung einige gute Besitztümer aneignen, aber früher oder später musste man Handelsrouten erschließen. Dabei sicherte man sich möglichst Mehrheiten, um den lukrativen Gouverneurposten - zusammen mit einem sehr attraktiven Besitztum - zu erhalten, sowie die Regionen besiedeln und anschließend ausbeuten zu können. Mit Glück hat die Prüfung absolut nichts zu tun, die Prüfung besteht auf jeden Fall nur derjenige Kandidat, dem es gelingt, seine Aktionen gut zu koordinieren und die für seine Taktik wichtigen Handelsmarken zu ergattern.

Ich muss zugeben, mir hat die Sponsion ganz gut gefallen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es reine Theorie war und mit der Realität nicht viel zu tun hatte. Ich hatte während der fast zwei Stunden auch nicht wirklich das Gefühl, in die Zeit der großen Seefahrer zurückversetzt geworden zu sein, zu sehr haben die Autoren Wert auf funktionierende Mechanik aller einzelnen Elemente gelegt. Ich habe die Herausforderung und den Wettbewerb gegen die anderen Kandidaten trotzdem sehr genossen. Ich würde jederzeit wieder gerne zur Prüfung antreten, auch wenn ich bereits bewiesen habe, was für ein guter "Meister der Seefahrt" ich bin.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde