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Knobelritters Spielearchiv - Mille Fiori

Art des Spiels: Card Drafting &
                Legespiel		
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          60 bis 90 Minuten
Preis:          € 33,90
    
Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

Bunt leuchten die Glaskunstwerke, die geschickte Meister seit Jahrhunderten in Venedig fertigen. Bekannt sind die Meisterwerke von der Insel Murano. Daneben gibt es die seit der Antike bekannte Form der Glasware, Millefiori (Tausend Blumen - danke an Wikipedia). Diese aufwändige Kunst ist fast in Vergessenheit geraten. Vielleicht trägt das Schmidt Spiel "Mille Fiori" dazu bei, die Kunst der tausend Blumen wieder zu beleben.

Spielbeschreibung

Ob das Spiel des Mathematik-Professors Reiner Knizia es schafft, sie vor dem Vergessen zu bewahren, wage ich an dieser Stelle nicht zu vorauszusagen. Auf jeden Fall sieht es toll aus, wenn der Spielplan der Lagunenstadt mit sechs farbig unterschiedlichen Bereichen auf dem Tisch liegt. Und noch toller sieht es aus, wenn die Spielenden die durchsichtigen Rauten - aus Kunststoff, nicht aus Glas - auf die Felder des Plans gelegt haben. Mindestens einen Siegpunkt gibt es für den aktiv Spielenden immer. Die Frage ist allerdings, wie viele mehr. Das hängt vom Geschick und in gelegentlich hohem Maße auch vom Glück ab.

Wie oft bei diesem Autor sind die Spielregeln relativ einfach. Hier gibt jede Karte vor, in welchem der sechs farbigen Bereiche und auf welchem der dort gezeigten Felder die eigene Raute abgelegt wird. Diese Bereiche sind zwar den verschiedenen Stationen der Glaskunst Venedigs zugeordnet, das könnte aber auch jedes andere Thema sein. Egal, wir wollen schließlich nicht wirklich bunte Gläser herstellen, sondern Punkte kassieren. Die gibt es separat in jedem Bereich und meist zwischen einem und zehn.

Das ist nicht viel, wird man im Laufe der Partie feststellen, denn es gibt weit mehr zu holen. Sobald ein Spielender alle Symbole eines Bereiches für sich abgedeckt hat, gibt es 20 Punkte für den ersten und 5 Punkte für den letzten. Im Bereich der Glasproduktion sind das vier Zutaten der Glasherstellung, vom Feuer über die Pigmente bis zum Quarzsand. Oder es können vier verschiedene Gegenstände sein, die dieser Spielende aufs Schiff geliefert hat - Vase oder andere dekorative Gegenstände.

Und dann ist da noch die Geschichte mit den Bonuszügen. Es liegen fast immer offene Karten neben dem Spielplan, von denen man eine nehmen und sofort ausspielen darf, wenn die besonderen Voraussetzungen erfüllt sind. Ein Blick in die Werkstatt der Glasproduktion zeigt, hier muss die dritte Raute gelegt werden, die einen Stern einschließt - egal von wem.

Und jetzt kann es durchaus passieren, dass beim Bonuszug wieder ein Bonuszug ausgelöst wird. Wenn dabei auch noch Bonuspunkte eingefahren werden, dann kann der Punktezähl-Stein schon mal 40 und mehr Punkte nach vorne schießen und entsetzte Mitspieler am Tisch zurück lassen. Solche Kettenzüge machen den Reiz des Spiels aus und erfordern eventuell auch gründliches Nachdenken.

Besonders groß wird das Entsetzen, wenn jemand solche Möglichkeiten gerade entdeckt hat, gerade über die passende Karte verfügt, heimlich schon die Hände reibt und fassungslos zusehen muss, wie sich dieser Punktesegen über einen Konkurrierenden ergießt.

Am Ende noch ein paar spieltechnische Details: Zu Beginn jeder Runde erhält jeder fünf Handkarten, legt eine verdeckt vor sich ab und gibt dann die übrigen an den linken Nachbarn weiter. Es wird gleichzeitig aufgedeckt, die Karten werden abgearbeitet und danach neu ausgesucht. Von den fünf Karten (drei bei nur zwei Spielenden) wird die letzte Karte in die offene Auslage gelegt.

Taktischer wird es, wenn nacheinander jeder eine Karte auswählt, gegebenenfalls auf den Zug des Vorgängers reagieren kann und dann erst die Karten weitergibt. Die Leser mögen gerne darüber diskutieren, ob Drafting den Glücksanteil senkt oder erhöht. Ich glaube, wenn zu Beginn jeder Runde jeder weiß, welche Karten er spielen kann, senkt das den Glücksanteil. Und die Frage nach den Karten der anderen, auf die man selbst reagieren muss, die ist eher zu vernachlässigen, da man immer dem nachfolgenden Spieler Karten zuschiebt.

Klar kann man zumindest versuchen, lukrative Kettenzüge zu verhindern, wenn die Karten es hergeben. Es kann auch passieren, dass einer dringend darauf hofft, der übernächste möge eine bestimmte, weitergegebene Karte nicht erhalten. Oh, wie gerne würde man das dem Empfänger der gerade gedrafteten Karten zurufen. Doch nein, der sieht nicht, welchen Siegpunktsegen er damit einem Konkurrenten ermöglicht.

Ärgerpotential hat auch der Bereich der Schiffe. Wer hier mitmischen will, muss mindestens eines der drei Schiffsfelder belegt haben. Punkte gibt es allerdings nur dann, wenn alle drei Felder belegt sind und mindestens eine Ware geladen ist. Dafür lassen sich hier schon mal 30 Punkte einfahren, wenn die anderen das zulassen und die Karten passen. Wer sich an der Schifffahrt beteiligt, der rückt sein Privat-Schiff auf der Handelsroute vor und kassiert fast immer ein bis zehn Punkte (Glück) oder einen Bonuszug.

Alle anderen Karten haben die Alternative: statt Raute legen kann auch nur das Schiff bewegt werden. Das kann sinnvoll sein, wenn entweder alle Handkarten gerade nicht passen oder man dem nachfolgenden Spieler keinen lukrativen Kettenzug vorbereiten will. Das hat allerdings einen Nachteil für diejenigen, die zu früh diese Alternative nutzen und am Ende der Route angekommen sind. Dann gibt es bei der Schifffahrt gar nichts mehr und nicht regelkonform legbare Karten verfallen.

Fazit

Das Fazit lautet - hier zitiere ich einen anderen Spieler: "Mille Fiori" funktioniert gut, ist aber seelenlos. Letzteres sehe ich nicht ganz so drastisch, nachdem die Emotionen doch schon mal hochgekocht sind, nachdem ein Mitspielender die eigenen Chancen gnadenlos zerbröselt hat. Es ist ein belohnendes Spiel, denn wenigstens einen Punkt gibt es immer. Da ähnelt es dem ebenfalls neu vom Autor entwickelten "Witchstone", das aber mit etwas komplexerer Spielregel bei Spielerfahrenen punktet.

Die Spieldauer ist übersichtlich, die Regeln sind es auch, und nachdem in den ersten Runden manch einer lustlos seine Plättchen für je einen Punkt platziert hat, steigt auch der Spannungsbogen. Solides Familienspiel mit älteren Kindern und reinen Erwachsenen-Runden, aber ohne Geschichte und ohne Flair - wenn man mal von dem schön gestalteten Spielplan absieht.

Lotte Schüler

Bewertung: 4 Schilde