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Knobelritters Spielearchiv - Miyabi

Art des Spiels: taktisches Legespiel
Spieleautor:    Michael Kiesling
Verlag:         HABA Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

Gärtner in einem japanischen Garten sieht man selten im Baumarkt, denn so ein Zeug wie Laubbläser, Hilti, Presslufthammer und Rasenmäher setzen sie selten ein. Hier wird mit Ruhe und Bedacht angepflanzt und verschönert. Und mit ebenso viel Ruhe und Bedacht muss Miyabi auch gespielt werden, sonst sitzt man irgendwann in einem halbfertigen Garten und denkt sich: Jetzt wär ein Presslufthammer gut…

Spielbeschreibung

Eine offene Plättchenauslage zeigt Runde für Runde das Angebot, was die Spieler in ihren Gärten anpflanzen dürfen. Diese Gärten sind natürlich nur ein Tableau, und jede der sechs Zeilen darauf zeigt eine der sechs Dekorationen: roter Busch, Pagode, Koi-Teich, Blumen, grüner Busch und Steine.

Nimmt man sich ein Teil aus der Auslage, muss die Deko in die passende Zeile gelegt werden. Ein bis drei Felder ist so ein Teil groß und zeigt nur auf einem Feld eine Verschönerung. Dieses Feld muss in der richtigen Zeile liegen, die anderen - leeren - Felder dürfen in die Nachbarzeilen ragen. Dann bekommt man Punkte, die Anzahl der Deko-Elemente (1-3) multipliziert mit der Ebene, auf der sie liegen. Am Anfang also *1.

Mehr Punkte gibt es, wenn man in die Höhe baut und das darf man, wenn man genug Fläche geschaffen hat, um das ausgesuchte Teil lückenlos drauflegen zu können. Hoch bauen hat, neben mehr Punkten bekommen, noch einen anderen Vorteil: Man kann noch mehr Punkte bekommen. Ist man der Erste, der diese Deko-Art auf die 5. Ebene gebracht hat, bekommt man Sonderpunkte.

Aber egal, ob man flach oder hoch gebaut hat: Die Spalte, in der die Dekoration gelegt wurde, ist nun für den Rest der Runde gesperrt. Angezeigt wird das durch eine Laterne, die man über der entsprechenden Spalte auf den Plan stellt. Sind alle Plättchen der Auslage vergeben, geht es in die nächste Runde mit einer neuen Auslage und zurückgestellten Laternen. Je nach Spieleranzahl gibt es 4 bis 6 Runden, und dann regnen Bonuspunkte in die Gärten: für den Spieler, der jeweils die meisten Elemente einer Deko-Art in einer Zeile hat. Der schönste Garten hat natürlich die meisten Punkte, und alle anderen dürfen sich geehrt fühlen, dort Unkraut zu jäten.

Fazit

Michael Kiesling strikes again. Nach seinem Erfolgsknaller "Azul" kommt jetzt das nächste Legespiel. Dieses Genre hat es ihm angetan, und ich sage: Gut so, weitermachen bitte. "Miyabi" lässt mein Spielerherz höher schlagen und das aus folgenden Gründen: Es ist super schnell vermittelt, es funktioniert in jeder Spielerzahl gut, es ist clever gemacht und spannend.

Und ich kann nur an zwei kleinen Details meckern:

Der Zufall: Spielt man nicht in Vollbesetzung, kommen nicht alle Teile ins Spiel. Je weniger mitspielen, desto mehr Teile bleiben in der Schachtel. Konzentriert man sich also im Spiel zu zweit oder dritt auf ein Deko-Element, kann man Pech haben, und es wird sehr selten gezogen.

Die Übersichtlichkeit: Zu erkennen, ob man jetzt schon die 5. Ebene erreicht hat, kann manchmal etwas umständlich sein.

Und jetzt wieder zurück, warum ich "Miyabi" so mag. Gute Legespiele, die man immer wieder spielen möchte, sind selten. "Miyabi" bietet im Grundspiel schon genügend Abwechslung, um es immer wieder mal auf den Tisch zu bringen. Groß die Regeln auffrischen muss man auch nicht. Ein- bis zweimal gespielt sitzt alles für eine lange Zeit. Die Regeln sind ganz vorbildlich aufgebaut und schnell verstanden (aber immer daran denken: Bei den Kois zählen die Fische im Teich, nicht die Anzahl der Teiche. Die ist ja immer 1!). Und das Material… joah… ist funktional. Hauptsache die Legeplättchen sind schön dick und griffig. Der Rest wirkt im ersten Augenblick merkwürdig blass und reduziert, was sich aber doch als vorteilhaft herausstellt, weil man dann nicht durch überbordende Gestaltung abgelenkt wird. Man kann sich schön auf das Material konzentrieren.

Und das muss man auch, aber da ist "Miyabi" - im Vergleich zu "Azul" - das bessere Familienspiel, denn anders als bei "Azul" kann man die Mitspieler bei "Miyabi" nicht ins offene Messer laufen und haufenweise Minuspunkte anhäufen lassen. "Miyabi" ist - sagen wir mal - freundlicher, aber ohne simpler oder billiger zu sein. Es ist sehr elegant konzipiert, voller kleiner Fallstricke, voll mit "sich darüber ärgern, wie doof man manchmal sein kann" und ständigem Nachzählen der Etagen in den Mitspielergärten. Man fühlt sich und sein Gehirn gut beansprucht, gelangt aber nicht an den Punkt, dass man geistig hilflos im Dunklen herumstochert.

Alles liegt klar und übersichtlich vor einem, und wenn man das Gefühl hat, man hätte "Miyabi gemeistert", kann man eine der vier kleinen Erweiterungen reinbringen. Wieder ein Punkt, wo dieses Spiel glänzt, denn diese Erweiterungen bringen nur minimal Regeln ins Spiel, ändern aber das Geschehen im Garten stark. Plötzlich sieht man alles anders, plant alles anders, denkt anders… obwohl sich kaum etwas geändert hat. So müssen gute Erweiterungen sein, Kiesling und Haba haben da genau die richtige Balance gefunden.

Für mich steht "Miyabi" auf jeden Fall auf meiner privaten "Top 10"-Liste des Spielejahrgangs 2019/2020. Ein super Legespiel mit genau dem richtigen Tiefgang, um sowohl Familien, als auch "gehobene" Spieler anzusprechen. Und das sich hinter Michael Kieslings "Azul"-Erfolg nicht verstecken muss.

Christoph Schlewinski

Bewertung: 4½ Schilde