April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Packeis am Pol^Palazzo ->

Knobelritters Spielearchiv - Pagoda

Art des Spiels: taktisches Bauspiel
Spieleautor:    Arve D. Fühler
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppen:    Paare ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Eigentlich wollte ich - stets um eine Erweiterung des Horizonts meiner Leser bemüht - in dieser Einleitung einiges über die Geschichte und Entwicklung von Pagoden, ihre Architekturmerkmale, Baumaterialien, über ihre Bestandteile, Formen und Dekorationen, und nicht zuletzt über ihre Verwendung und Kultur berichtet. Doch dies würde den Rahmen einer Rezension sprengen und die Aufmerksamkeit des geschätzten Lesers sicher überstrapazieren. So belasse ich es mit einer kurzen Begriffserklärung: Eine Pagode ist ein markantes, mehrgeschossiges, turmartiges Bauwerk, dessen einzelne Geschosse meist durch vorragende Gesimse oder Dachvorsprünge voneinander getrennt sind.

Dieser eine Satz genügt aber auch schon, um den potentiellen Spieler auf seine bevorstehende Arbeit in "Pagoda" vorzubereiten. Er muss nämlich Pagoden errichten, indem er auf den Bauplätzen des Spielplans Säulen und Dächer platziert, jeweils Schicht um Schicht. Eine fertige Pagode besteht dann aus vier Etagen, jeweils aus vier Säulen und einem Dach, sowie ganz oben einer Dachspitze. Das vollendete Bauwerk ist schließlich immerhin 7 cm hoch.

Säulen (aus Holz) und Dächer (aus Karton) kommen in fünf verschiedenen Farben vor: blau, gelb, grün, rot und violett. Dieselben Farben weisen auch die Spielkarten auf, von denen jeder der beiden Spieler zu Beginn je eine pro Farbe offen vor sich ausliegen hat. sowie 2 verdeckte Karten, die er auf der Hand hält. Der erfahrene Spieler schließt daraus, dass Karten ausgespielt werden müssen, um Säulen und Dächer der entsprechenden Farbe bauen zu können.

So ist es dann auch. Für jede Säule und für jedes Dach muss eine farblich passende Karte ausgespielt werden. Dabei gilt es aber, ein paar einfache Bauregeln zu beachten. So müssen alle Säulen und das Dach eines Stockwerke eine einheitliche Farbe aufweisen. Ab der zweiten Etage ist die Farbe sogar durch das darunter liegende Dach vorgegeben. Zudem ist ein Baulimit von höchstens 3 Säulen pro Spielzug einzuhalten. Ein Dach wiederum kann nur auf vollständige Etagen aus 4 Säulen gesetzt werden (wäre sonst ja nicht stabil genug...). Dafür wählt der Spieler eines der noch zur Verfügung stehenden Dächer dieser Farbe, womit er gleichzeitig - durch die darauf angegebene Markierung für die Säulen - die Farbe des nächsten Stockwerks festlegt.

Diese anstrengende Arbeit will selbstverständlich gebührend entlohnt werden, was hier mit Punkten geschieht. Die Punktevergabe der Säulen hängt von der jeweiligen Etage ab. Säulen in der untersten Ebene bringen lediglich je 1 Punkt ein, im zweiten Stock schon je 2, im 3. Stock je 3 und im obersten Stockwerk dann 4 Punkte. Für die Dachspitze, die nur gemeinsam mit dem letzten Dachplättchen gebaut werden darf, erhält man schließlich stolze 5 Punkte, dafür benötigt man aber auch 2 entsprechende Farbkarten. Dächer zählen generell nur 1 Punkt, als Ausgleich bringen sie jedoch eine Sonderfähigkeit, die mit Markern auf der eigenen Baumeistertafel vermerkt wird und in Folge zwei Mal genutzt werden kann.

Sobald 3 Pagoden vollendet sind, wird nur mehr die laufende Runde zu Ende gespielt, sodass beide Spieler gleich oft dran waren. Der Spieler, der insgesamt die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Was sich in der Beschreibung eigentlich relativ simpel anhört, wird in der Praxis zu einem recht taktisch geprägten Zweipersonenspiel. Dadurch, dass von den sieben Karten, welche jeder für seinen Zug zur Verfügung hat, fünf offen ausliegen ("Tischkarten"), kann man sich einigermaßen auf die möglichen Aktionen des Mitspielers einstellen. Die beiden Handkarten verhindern dabei allerdings, dass alles genau ausgerechnet werden kann, und sorgen für das richtige Maß an Ungewissheit.

Natürlich ist jeder Spieler bestrebt, in seinem Zug mehr Punkte zu erzielen als sein Gegenüber. Dies gelingt umso besser, je höher man Säulen errichtet, weshalb der Möglichkeit, mit der richtigen Wahl des Dachplättchens die Farbe der nächsten Etage bestimmen zu können, eine große Bedeutung zukommt. Wählt man eine Farbe, von der der Mitspieler nur wenige oder gar keine besitzt, profitiert man in Folge selbst mehr von den höheren Punktewerten des nächsten Stockwerks. Im günstigsten Fall hat man dann erneut die Gelegenheit, die Farbe der folgenden Etage zu bestimmen. "Pagoda" ist also ein Spiel, welches offensive Spielweise durchaus lohnenswert macht.

Mit dem Bau eines Dachplättchens erwirbt man ja gleichzeitig eine Sonderfähigkeit. Um dies anzuzeigen rückt man den entsprechenden Marker auf seiner Baumeistertafel auf das Feld ganz rechts. Jedes Mal, wenn man diese Sonderfähigkeit einsetzt, bewegt man den Marker um ein Feld nach links, sodass der Vorteil nach zweimaligem Einsatz aufgebraucht ist. Je nach Farbe erlaubt eine Sonderfähigkeit, die Handkarten am Ende des Zuges einmalig auf 4 aufzufüllen (violett), beliebig viele Tisch- und Handkarten einmalig am Beginn des Zuges auszutauschen (gelb), 2 gleichfarbige Karten einer beliebigen Farbe als Joker für den Bau einer Säule (grün) bzw. für den Bau eines Dachplättchens (blau) zu verwenden oder das Baulimit für diesen Zug von 3 auf 4 Säulen zu erhöhen.

"Pagoda" wirkt zwar von den Spielmechanismen unspektakulär, verlangt von den Spielern aber geschicktes Kartenmanagement, taktisches Gespür im Wettstreit mit seinem Kontrahenten und nicht zuletzt klugen Einsatz der Sonderfähigkeiten. Der Glücksanteil ist durch die Karten sicher gegeben, kann aber mit Voraussicht und Planung weitgehend minimiert werden. Am Ende gewinnt zumeist der Spieler, der die verschiedenen Instrumente am besten beherrscht und auf Engpässe an geeigneten Karten flexibel reagieren kann.

Das Spielmaterial mit Karten, Plättchen und den Holzteilen ist von guter Qualität, grafisch aber eher funktionell ausgerichtet. Dafür entstehen im Laufe des Spiel aus Säulen und Plättchen recht ansehnliche Pagoden, welche ihren realen Vorbildern doch ziemlich ähnlich sehen.

Es ist schön, dass sich Pegasus vermehrt dem in letzter Zeit etwas vernachlässigten Genre der reinen Zweipersonenspiele widmet. 2013 erhielt "Pagoda" unter dem Titel "Die Pagoden von Dra Chen" den Sonderpreis des Hippodice Autorenwettbewerbs für das beste 2-Personen-Spiel. Es als auszeichnungswürdig zu beurteilen, sooo weit würde ich dann doch nicht gehen, ein interessantes Spiel für diese Zielgruppe mit einer angenehmen Spieldauer (ungefähr eine halbe Stunde) ist es aber allemal.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde