April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Pantheon^Paris ->

Knobelritters Spielearchiv - Paris - Die Stadt der Lichter

Art des Spiels: Legespiel
Spieleautor:    José Antonio Abascal
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2020
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Zweipersonenspieler ++

Einleitung

Paris - da oute ich mich hiermit gerne - ist die Stadt meiner Träume. Ah, wie gerne würde ich wieder in den Champs-Elysées flanieren, den Tour d'Eiffel besteigen, den Louvre besuchen. Arc de Triomphe, Montmartre, Cimetière Pierre Lachaise, Sacré-Coeur, Jardin de Plantes, Notre-Dame, Musée d'Orsay, Quartier Latin, Parc de Luxembourg, usw. - Ich habe jeden meiner bis jetzt 4 Aufenthalte in der französischen Hauptstadt genossen und kann es kaum erwarten, erneut dorthin zu reisen.

Zumindest spielerisch kann ich in der Zwischenzeit die Stadt der Lichter wieder erleben, und zwar im Zweipersonenspiel "Paris", bei dem wir ins Jahr 1889 zurückversetzt werden und als Stadtbaumeister Gebäude errichten und mit dem Glanz der Lichter dank der neu erfundenen Macht der Elektrizität einzuhüllen.

Spielbeschreibung

Die Spielvorbereitung ist schnell erledigt. Mein Kontrahent und ich nehmen uns das Spielmaterial unserer Farbe, also sieben Schornstein-Figuren, 4 Aktionsmarker und 8 Straßenplättchen. Letztere mische ich und nehme anschließend die obersten beiden Plättchen meines so gebildeten Stapels auf die Hand. Der Spielplan ist gleich in die Schachtel integriert. Jetzt lege ich nur mehr 8 Aktionspostkarten um die Schachtel herum aus und platziere die Gebäude-Plättchen in Reichweite daneben. Dann kann's schon losgehen!

"Paris" wird in zwei unterschiedlichen Phasen gespielt. In der ersten Phase führen wir unsere Planung durch. Bin ich an der Reihe, lege ich eines der beiden Straßenplättchen aus meiner Hand in beliebiger Ausrichtung auf ein leeres Feld des Spielplans und ziehe ein neues Plättchen nach. Jedes Straßenplättchen ist dabei in vier Abschnitte unterteilt, welche entweder meine Farbe, die Farbe meines Gegners, eine neutrale Farbe oder eine Straßenlaterne zeigt. Alternativ kann ich eines der Gebäude-Plättchen aus dem Vorrat an mich nehmen und vor mir auslegen.

Sobald alle Straßenplättchen gelegt wurden, endet die Phase 1 sofort. In der Phase 2 werden schließlich die Gebäude platziert. Ich nehme eines meiner Gebäudeplättchen und lege es so, dass es nur Straßen-Abschnitte in meiner oder der neutralen Farbe belegt. Mit einem Schornstein meiner Farbe markiere ich das Gebäude als mir gehörend. Auch in dieser Phase habe ich eine zweite Aktionsmöglichkeit. Ich kann eine der offen ausliegenden Postkarten aktivieren, indem ich einen meiner Aktionsmarker darauf lege. Damit erlange ich entweder einen Soforteffekt oder einen Vorteil in der Endwertung. Diese Phase endet, wenn alle 8 Aktionsmarker verwendet wurden und auch keiner von uns beiden mehr ein Gebäude bauen kann.

In einer Endwertung erhalte ich nun Siegpunkte für meine Gebäude. Zum einen wird jedes meiner beleuchteten Gebäude mit Punkten belohnt, indem seine Größe (Anzahl an belegten Straßenabschnitten) mit der Anzahl der daran grenzenden Straßenlaternen multipliziert wird. Daraus folgt, dass ein Gebäude ohne Straßenlaterne auch gar keine Punkte bringt. Zum anderen zählt auch mein größter Gebäudekomplex (die größte zusammenhängende Gruppe von eigenen Gebäuden) 1 Siegpunkt je Straßenabschnitt, egal ob beleuchtet oder nicht. Für jedes unbebaute Gebäude, das ich bis zum Schluss noch vor mir liegen habe, verliere ich hingegen 3 Siegpunkte. Und schließlich können mir einige meiner gesammelten Aktionspostkarten zusätzliche Siegpunkte einbringen. Ich gewinne selbstverständlich, wenn ich schlussendlich auf die höchste Gesamtpunktezahl komme.

Fazit

"Paris - Die Stadt der Lichter" präsentiert sich also als klassisches Zweipersonenspiel. Klassisch darum, weil es eine symmetrische Ausgangssituation für beide Spieler bietet, für die Kontrahenten die gleichen Voraussetzungen gelten. Die Spieler müssen sich deswegen durch taktisch kluges Spiel durchsetzen, der Glücksfaktor ist dementsprechend gering.

In der ersten Phase versucht jeder, einerseits eine für ihn vorteilhafte Einteilung der Straßenabschnitte zu erzielen, also zusammenhängende Flächen, auf denen passende Gebäude Platz haben, andererseits aber für den Gegenspieler ungünstige, wenn möglich kleinere Parzellen zu bilden. Dies kann mitunter ganz schön knifflig sein, denn die neutralen Straßenabschnitte können ja später von beiden Parteien genutzt werden. Auch die Straßenlaternen müssen hierbei beachtet werden, sollen sie doch am Ende möglichst viele eigene und möglichst wenig fremde Gebäude beleuchten.

Ebenfalls sammelt man in dieser Phase Gebäudeplättchen. Je größer ein Plättchen, umso mehr Punkte lassen sich damit erzielen, allerdings sind diese auch umso schwerer unterzubringen. Idealerweise nimmt man solche Gebäude, für die man schon Straßenabschnitte in der notwendigen Konstellation gelegt hat. Hier kann es schon die ersten Berührungspunkte geben, sodass manchmal ein frühzeitiger und somit riskanter Zugriff gewählt wird. Jedenfalls werden bereits in dieser 1. Phase die Grundlagen für die 2. Phase gebildet.

In der zweiten Phase können die Gebäude schließlich errichtet und mit einem eigenen Schornstein versehen werden. Dabei müssen gleich mehrere Aspekte berücksichtigt werden: Es sollten möglichst alle Gebäude-Plättchen verbaut werden, um am Ende keine Minuspunkte zu kassieren. Die Gebäude sollten an möglichst viele Straßenlaternen grenzen, um einen höheren Multiplikator zu erhalten. Und sie sollten - wegen der lukrativen Extrapunkte - einen möglichst großen Komplex bilden.

Auch in dieser zweiten Phase gibt es eine alternative Aktionsmöglichkeit. Durch das Platzieren eines Aktionsmarkers sichert man sich den Effekt der entsprechenden Aktionspostkarte. Nachdem es ingesamt 12 verschiedene gibt, von denen in jeder Partie bloß 8 zum Einsatz kommen, können die Effekte auch sehr unterschiedlicher Natur sein. Bei den meisten kommen gleichzeitig weitere Gebäudeplättchen (etwa der Botanische Garten), Straßenabschnitte (wie zusätzliche Straßenlaternen) oder sogar Spielfiguren (z. B. "Le peintre") ins Spiel, welche auf die eine oder andere Weise Extrapunkte versprechen. Je nach Spielsituation kann sich mal die eine, mal die andere Postkarte als lukrativer, begehrter herausstellen.

Und damit kommen wir schon zum wichtigsten Aspekt des Spiels: Der Interaktion! Diese richtet sich bei Zweipersonenspielen naturgemäß gegen den Kontrahenten und ist bei "Paris" sehr hoch. Es nutzt nichts, lediglich auf seinen eigenen Vorteil zu schauen, wenn dadurch der Gegner unbehelligt seine Vorhaben durchsetzen kann. Man sollte stets auch die Optionen seines Mitspielers in Betracht ziehen. Im Idealfall führt man Aktionen durch, die einem selbst weiterhelfen, sowie den anderen bestmöglich behindern. Diese direkte Einflussnahme auf den Gegner, diese latente Gefahr, dass die eigenen Pläne vom Gegner vereitelt werden, muss man schon mögen. Nicht jeder findet Gefallen an so einer konfrontativen Spielweise.

Dazu kommt, dass es doch einen großen, meiner Meinung nach entscheidenden Startspielervorteil gibt. Der Startspieler kann früher Straßenabschnitte gruppieren und eher auf Gebäudeplättchen zugreifen. Auch in der 2. Phase kann er schneller Gebäude errichten und dabei sogar die Pläne des Mitspielers konterkarieren, sowie seine Aktionsmarker für vorteilhafte Postkarten vorher einsetzen.

Zwar könnte sich die Reihenfolge für die 2. Phase theoretisch umdrehen, dazu müsste der nachziehende Spieler jedoch früher passen, sich folglich mindestens 1 Gebäude weniger sichern. Ob sich dies lohnt, bezweifle ich stark, zumindest hat dies in unseren Partien selten jemand probiert. Am besten wäre es meiner Meinung nach, zwei Partien (Hin- und Rückspiel) mit wechselndem Startspieler durchzuführen, die kurze Spieldauer von höchstens 30 Minuten pro Partie ließe dies ohne weiteres zu.

So zwiespältig die Meinungen zum doch recht destruktiven Spielgefühl auch sind, das Spielmaterial ist hier über jede Kritik erhaben. Stabile Plättchen, im Falle der Gebäudeplättchen sogar mehrlagig, eine praktische Schachtel, in der sofort losgespielt werden kann, Aktionspostkarten in richtiger Ansichtskartengröße mit alten Motiven, und vor allem alles in tollen impressionistischen Illustrationen, welche die Spieler atmosphärisch in die Zeit der "Belle Èpoque" zurückversetzen. Selbst das Deckblatt der Spielregel ist wie eine Zeitung aus der Jahrhundertwende ("Le Petit Parisien") gestaltet. Diese liebevollen Details heizen meine Sehnsucht nach Paris noch zusätzlich an…

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde