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Knobelritters Spielearchiv - Shakespeare

Art des Spiels: Arbeitereinsetzspiel
Spieleautor:    RV Rigal
Verlag:         Ystari Games
Vertrieb:       Asmodée Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 13 Jahren
Dauer:          20 bis 90 Minuten
Preis:          € 44,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++
"Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!
Ob's edler im Gemüt, die Pfeil' und Schleudern des wütenden Geschicks zu dulden,
oder sich wappnend gegen eine See von Plagen im Widerstand zu enden!"

Das sind so ziemlich die einzigen Zeilen, die ich mir von Shakespeare gemerkt habe. Ich gebe sie heute noch - zu gegebenem Anlass - mit theatralischer Stimme zum Besten, um Eindruck zu schinden. Ansonsten sind meine Literaturkenntnisse zum bekannten Dramatiker aus Stratford-upon-Avon mehr als dürftig. Für das Spiel, das seinen Namen trägt, ist dies aber eh nicht notwendig. Zwar finden sich auf den Karten Figuren seiner berühmtesten Werke, für das Spielverständnis genügt allerdings das Wissen, dass wir versuchen, in einer knappen Woche das bestmögliche Spektakel auf die Bühne zu bringen.


Für so ein Theaterstück braucht es natürlich drei Dinge: Schauspieler, die sich den Text einigermaßen merken können und über eine zu den Worten möglichst passende Gestik, Mimik und Sprechweise verfügen; Kostüme, um die Schauspieler angemessen einzukleiden und somit die Illusion zu erhöhen; Kulissen, welche die Bühne in die dem Stück entsprechende, geeignete Umgebung verwandeln.

Unsere Stammtruppe besteht lediglich aus einem mäßig begabten (dafür für Stimmung sorgenden) Mimen, einem Allround-Handwerker, der sich mehr schlecht als recht um Bühne und Kostüme kümmert, einer Kontaktperson zur Königin, die uns deren Vorlieben verrät und uns auch finanziell unter die Arme greifen kann, sowie mir selbst, dem Autor, der ich auch gerne in die eine oder andere Rolle schlüpfe. Das ist dann doch etwas wenig für ein erfolgsversprechendes Theaterstück, weshalb wir für unser Vorhaben verschiedene Personen engagieren müssen.

Sechs Tage lang haben wir Zeit für unser "Chef d'Oeuvre". Ein Tag gliedert sich in bis zu sechs Phasen:

  1. Bieten
    In dieser Phase bieten wir verdeckt mit Aktionssteinen, wie viele Aktionen wir an diesem Tag durchführen möchten. Mit einem höheren Gebot - bis zu 5 sind möglich - können wir natürlich mehr erledigen, mit einem niedrigeren Gebot sind wir aber früher an der Reihe.
  2. Anwerben und Aktivieren
    Einmal pro Tag können wir eine neue Person anwerben. Wir nehmen eine Personenkarte aus dem aktuellen Angebot und legen sie an unser Spielertableau. Je effektiver bzw. besser eine Person, umso höher ist ihre Gage, welche wir allerdings erst am Ende der Woche begleichen müssen. Reihum setzt jeder von uns so lange einen Aktionsstein ein, bis jeder alle seine Aktionen durchgeführt hat. Mit einem Aktionsstein können wir einen Schauspieler oder einen Handwerker aktivieren. Aktivierte Schauspieler proben in den meisten Fällen für einen oder zwei Akte des Stückes, was auf drei Leisten des Spielplans (Akt I, Akt II und Akt III) festgehalten wird. Handwerker hingegen kümmern sich vorwiegend um die Kostüme der Schauspieler und/oder die Bühnendekorationen.
  3. Stimmung
    Bestimmte Schauspieler und Dekorationen wirken sich positiv oder negativ auf die Stimmung des Ensembles aus. In dieser Phase wirkt sich die Gesamtstimmung für uns günstig oder schlecht aus.
  4. Kostümprobe
    Nur am 4. und am 6. Tag findet eine Kostümprobe statt. Dabei wird überprüft, wie sattelfest die Künstler bereits für die einzelnen Akte gerüstet sind. Bei ausreichendem Fortschritt auf den Aktleisten gibt es Belohnungen in Form von Geld oder Prestigepunkten. Für jeden vernachlässigten Akt müssen wir hingegen Punkteabzüge in Kauf nehmen.
  5. Aufräumen
    Nach getaner Arbeit muss noch alles schön sauber hinterlassen werden. Wir erhalten unsere Anwerbekarte wieder zurück, räumen die übriggebliebenen Dekorationen und Kostüme weg und machen Feierabend (der Tagesanzeiger wird ein Feld weiter geschoben).
  6. Pause
    Schließlich lassen wir noch jene Personen, die an diesem Tag für uns beschäftigt gewesen sind, einen Tag pausieren, indem wir auf alle aktivierten Personenkarten - bis auf eine! - ein Pausenplättchen legen. Damit stehen uns diese Personen für den folgenden Tag nicht zur Verfügung.

Nach der Kostümprobe des sechsten Tages entscheidet sich, ob sich die Mühe gelohnt hat. Wir bekommen noch Prämien, wenn wir die Vorgabe der Königin erfüllen (Zielkarten), und müssen abschließend die Gagen unserer Truppe bezahlen. Jede Person, welche wir nicht ausreichend entlohnen können, wirkt sich noch negativ auf die endgültige Beurteilung aus. Wer schließlich insgesamt die meisten Prestigepunkte anhäufen konnte, gewinnt.


"Shakespeare" hat sehr viel von einem "Worker placement game", schließlich kann man die Aktionssteine, welche wir im Laufe einer Runde einsetzen, ein wenig als "Arbeiter" betrachten. Von den meisten Spielen dieses Genres unterscheidet es sich aber in zwei Aspekten:

Zum einen entscheiden wir selbst in der Bietphase, wie viele Aktionen wir in der Aktionsphase zu tätigen gedenken. Die Anzahl bestimmt gleichzeitig aber auch die Spielerreihenfolge. Eigentlich wäre es ja vorteilhafter, möglichst viele Aktionen durchzuführen. Mehr Aktionen bedeuten mehr Arbeit für Handwerker und Schauspieler, mehr Fortschritt in den einzelnen Akten.

Die beschränkte Auswahl an Kostümen und Dekorationen, aber auch die Auslage der diese Runde zur Verfügung stehenden Personen, lassen allerdings den Wunsch aufkommen, eher an die Reihe zu kommen, früher zugreifen zu können. Der eine Siegpunkt für den Startspieler ist ebenfalls nicht zu verachten und bietet einen zusätzlichen Anreiz, weniger Aktionen zu bieten.

Zum anderen können wir die Einsetzorte unserer Aktionssteine selbst beschaffen, indem wir jede Runde eine Person anheuern dürfen. Welche Person wir engagieren, hängt vom momentanen Angebot, von unserem Bedarf, sowie von unseren finanziellen Möglichkeiten ab.

Mit den Personen, welche wir anwerben, bestimmen wir auch unsere strategische Planung. Grundsätzlich gibt es drei wichtige Arten, an Prestigepunkte zu gelangen:

  1. Bei den Kostümproben
    Nur eine der 3 Aktleisten belohnt die Spieler, die darauf ausreichend weit vorgerückt sind, mit Geld. Auf den beiden anderen winken Prestigepunkte, je nach Leiste entweder für das Erreichen bestimmter Felder oder für die am weitesten vorgerückten Spieler. Um hier erfolgreich zu sein, benötigt man vor allem Schauspieler, denn die Feder(n) beim Aktivieren bedeuten Fortschritt auf der entsprechenden Aktleiste. Auch vollständig kostümierte Schauspieler wirken sich positiv aus, da sie bei Kostümproben weitere Fortschritte bringen.
  2. Durch vollständige Kostüme
    Sobald ein Spieler 3 Kostüme erhält, gilt er als fertig kostümiert. Je nach Gesamtwert der Kostüme gibt es eine Belohnung in Form von Geld und/oder Prestigepunkten. Wer sich darauf konzentriert, kann auf diese Weise mit besonders gelungenen Gewändern viele Prestigepunkte erzielen. Erforderlich dafür sind aber mehrere Gewandmeisterinnen, um genug Kostüme zu erhalten.
  3. Durch Dekorationen
    Der Bühnenaufbau muss zwar streng pyramidenförmig und symmetrisch erfolgen, überdeckt man aber mit Dekorationen bestimmte Felder, bekommt man Prestigepunkte. Die Dekorationen selbst können ebenfalls bestimmte Vorteile bringen (z.B. Hebung der Stimmung, u. ä.). Dafür braucht es aber eine ausreichende Zahl an Bühnenbildnern, um die Bühne großzügig ausstatten zu können.

Eine Spezialisierung auf lediglich eines dieser 3 Elemente erweist sich jedoch als wenig zielführend. Besser ist es, sich auf zwei, vielleicht sogar drei Arten zu konzentrieren. Dies ist durchaus möglich, da es immer wieder gute Verzahnungen, synergetische Effekte gibt.

Weitere Punktelieferanten sind die Zielkarten, bei denen die Erfüllung bestimmter Aufgaben belohnt werden. Es ist von immensem Vorteil, wenn sich die Vorgaben der Königin mit der eigenen Strategie decken. Ob man eine gewünschte, lukrative Karte bekommt, hängt jedoch ein wenig vom Zufall ab. Zwar hat man durch 3 Karten vom Stapel eine kleine Auswahl, aber deshalb noch lange keine Garantie.

Einen durchaus kniffligen Aspekt stellt für mich das Anwerben der Personen dar. Man benötigt nämlich nicht sofort das auf der Karte angegebene Geld (je nach Stärke der Karte 1, 3 oder 5 Pfund), sollte allerdings rechtzeitig während des Spiels darauf schauen, sein Personal bei Spielende auch tatsächlich entlohnen zu können. Jede nicht vollständig entlohnte Person bringt nämlich einen Abzug von 2 Prestigepunkten! Die Stärke der Karten scheint übrigens recht gut ausbalanciert zu sein, denn in meinen Partien konnten sowohl Spieler gewinnen, welche viele teure Personen engagierten, als auch Spieler, welche mit Fremdpersonal sehr sparsam umgingen.

Die grafische Gestaltung gefällt mir recht gut. Die Atmosphäre ist aber dennoch weniger dicht als erwartet, denn das nüchterne Vorrücken auf Leisten für die drei Akte lässt nicht gerade viel Theaterstimmung aufkommen. Trotzdem: "Shakespeare" besitzt einige originelle, interessante Elemente, die eine Beschäftigung mit dem Theaterwesen Londons zur Zeit des großen Dramatikers lohnenswert machen.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde