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Knobelritters Spielearchiv - Tajuto

Art des Spiels: "gefühl"-volles Bauspiel
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         Abacus Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 60 Minuten
Preis:          ca.€ 48,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

Dass ein Baumeister neben theoretischem Wissen über Physik, Statik und Geometrie auch viel Gefühl bei der Auswahl des Baumaterials, seiner Dimensionen, seiner Beschaffenheit und seiner Konsistenz benötigt, war mir schon klar. So gesehen passen Thema und Spielmechanismus beim Spiel "Tajuto" ausgezeichnet zusammen. Bei der Auswahl eines Bauteils für die geplanten Pagoden kommt es für die Spieler, welche die Rollen von buddhistischen Mönchen übernehmen, schließlich vor allem auf den Tastsinn an. Nur wer dabei weise und taktisch klug vorgeht, kann den höchsten Grad der Erleuchtung erreichen.

Spielbeschreibung

Acht Pagoden sollen errichtet werden. Jede Pagode soll dabei aus 6 Stockwerken bestehen, die sich nach oben hin immer mehr verjüngen. Zur besseren Unterscheidung sind die acht Pagoden in unterschiedlichen Farben gehalten. Alle 48 Stockwerke werden zu Beginn kunterbunt in den Stoffbeutel gegeben.

Der Spielplan zeigt neben den 8 Bauplätzen noch einen Meditationspfad, sowie mehrere Ablagefelder, auf die anfangs verschiedene Plättchen verteilt werden: Weisheitsplättchen, Vorteilsplättchen, neutrale Aktionsplättchen, Zielplättchen und Einweihungsplättchen. Jeder Spieler setzt die Mönchsfigur in seiner Farbe auf das Feld 0 des Meditationspfades. Außerdem erhält er sein Set aus 3 Aktionsplättchen, sowie je 1 Opferstein aller 8 Pagodenfarben.

Der Spielablauf ist im Prinzip einfach. Wer an der Reihe ist, nutzt ein oder mehrere seiner Aktionsplättchen, um Aktionen durchzuführen. Genutzte Plättchen werden als Zeichen der erfolgten Aktivierung um 90 Grad gedreht. Zusätzlich kann der Spieler als Nebenaktionen noch beliebig Stockwerke bauen und Zielplättchen erfüllen, sofern er die Bedingungen dafür erfüllt. Am Ende seines Zuges dreht er alle genutzten Aktionsplättchen wieder zurück.

Drei unterschiedliche Aktionen lassen sich mit den Plättchen durchführen. Mit der Aktion "Ein Stockwerk ziehen" gelangt man an ein Stockwerk aus dem Beutel, welches man dann vor sich ablegt. Beim Ziehen darf mit den Händen durchsucht und die Größe ertastet werden, aber keinesfalls ein Blick in den Beutel geworfen werden.

Bei der Aktion "Ein Opfer bringen" setzt man einen seiner Opfersteine auf das aktuell oberste Stockwerk jener Pagode mit derselben Farbe, sofern es noch frei ist. Ein Opferstein bringt sofort Punkte für den Meditationspfad, und zwar Anzahl der Stockwerke dieser Pagode + 2 Meditationspunkte.

Und schließlich kann man noch "Ein Plättchen kaufen", indem man die angegebene Anzahl an Meditationspunkten zahlt (d.h. auf dem Meditationspfad zurückzieht) und dann das Plättchen vor sich auslegt. Je nach Art des Plättchens bringt es entweder Vorteile während des Spiels (z.B. Kostenreduktion für zukünftige Plättchen) oder Erleuchtungspunkte am Ende des Spiels.

Auch fürs Errichten eines Stockwerks gibt's Meditationspunkte (MP). Wie viele das sind, richtet sich nach der Höhe der Pagode. So bekommt man für das Fundament, also das unterste Stockwerk bloß 1 MP, für die Spitze hingegen 6 MP. Wird durch den Bau eines Stockwerks ein Opferstein überbaut, kassiert man 2 weitere MP, unabhängig davon, wer diesen Stein dort platziert hat.

Das Spiel endet, sobald die vierte Pagode fertiggestellt wurde. Bei der Schlusswertung zählen allerdings nur die Erleuchtungspunkte aller Plättchen, die man im Laufe des Spiels sammeln konnte. Der Spieler mit den meisten Erleuchtungspunkten wird zum "Großen Wächter des heiligen Gartens der acht Pagoden" ernannt.

Fazit

Der eingangs erwähnte Tastsinn kommt beim Ziehen von Stockwerken aus dem Beutel zum Tragen. Diese weisen ja sechs unterschiedliche Größen auf. Während etwa die Basis eine Kantenlänge von 5 cm hat, ist die Kante der obersten Etage lediglich 1,5 cm lang. Hier besteht natürlich keine Gefahr der Verwechslung, aber bei den Zwischengrößen und bei direkt benachbarten Größen ist die Unterscheidung mittels Tasten und Fühlen nicht so eindeutig.

Das beste Fingerspitzengefühl alleine reicht aber nicht aus, um ein gewünschtes Teil zu ziehen. Es kommt schließlich auch auf die Farbe an. Im Laufe des Spiels passiert es immer wieder, dass man ein ganz spezifisches Teil benötigt, um viele Punkte zu erhalten. Wenn sich aber im Beutel noch weitere Stockwerke derselben Größe befinden, braucht man auch etwas Glück, um das richtige Teil zu erwischen. Es mischen also in gleichem Maße Wahrscheinlich-keiten und Restrisiken mit, zumal man am Ende seines Zuges maximal 1 Stockwerk aufbehalten darf.

Das Bauen der Stockwerke ist - neben den Opfersteinen - die Haupteinnahmequelle für Meditationspunkte. Diese "Währung" ist jedoch nur Mittel zum Zweck, denn für den Spielsieg entscheidend sind die Erleuchtungspunkte. Es gilt daher, die Meditationspunkte sinnvoll einzusetzen und zu "investieren". Mit ihnen lassen sich die Plättchen kaufen. Da es mehrere verschiedene Plättchen gibt, eröffnen sich mehrere Wege, mehrere Vorgehensweisen.

Mit den neutralen Aktionsplättchen erhält man zusätzliche Aktionen in seinem Spielzug, und damit auch mehr Flexibilität. Während die Aktionsplättchen, mit denen man das Spiel beginnt, eine beliebige der 3 möglichen Aktionen gestatten (zu den Kosten 0, 4 bzw. 6 MP), ist mit den neutralen Aktionsplättchen nur eine bestimmte, klar definierte Aktion möglich, dafür aber zu sehr geringen Kosten (0 oder maximal 2 MP).

Die Vorteilsplättchen wiederum bringen - nomen est omen! - positive Effekte, welche nach dem Kauf bis zum Spielende gelten. So reduziert ein "Markt" (Kosten: 10 oder 12 MP) die Kosten für alle zukünftigen Plättchenkäufe um 2 MP. Eine frühe Investition kann daher sehr lohnenswert sein. Ein "Heiligtum" andererseits (Kosten: 16 oder 20 MP) erhöht bei Spielende den Wert an Erleuchtungspunkten von Weisheitsplättchen und Einweihungsplättchen fertiggestellter Pagoden um "1".

Erworbene Weisheitsplättchen bringen bei Spielende die darauf vermerkten Erleuchtungspunkte. Es ist vorteilhaft früh zuzugreifen, da die Kosten innerhalb jedes der fünf Stapel (von 1 bis 5 EP) ansteigen. Kostet etwa das erste "1er"-Plättchen bloß 2 MP, muss für das dritte (und letzte) "1er"-Plättchen schon der doppelte Preis bezahlt werden. Bei den "5er"-Weisheitsplättchen reichen die Kosten von 20 bis 24 MP.

Für die Einweihungsplättchen wiederum gilt eine spezielle, eine recht knifflige Regelung. Man bekommt die 4 Erleuchtungspunkte für ein erworbenes Einweihungsplättchen nämlich nur dann, wenn der entsprechende Tempel zu den vier vollendeten Tempeln gehört. Ansonsten bringt er gar nichts ein, sind die investierten 8 MP völlig umsonst gewesen. Das birgt dann doch ein gewisses Risiko und lässt Raum für Spekulation.

Bleiben noch die Zielplättchen, welche aber ohnehin eine Sonderrolle einnehmen, weil sie nicht käuflich erworben werden können. Sie dürfen während des Spiels genommen werden, wenn die jeweilige Bedingung erfüllt wird (zum Beispiel 4 Opfersteine eingesetzt). Zwei Zielplättchen werden erst am Spielende vergeben. Jedes so erhaltene Zielplättchen zählt noch 1 Erleuchtungspunkt.

Der originelle Mechanismus des Grapschen von Stockwerken, bei dem es auf Tastsinn und Risikoabschätzung ankommt, wurde somit auf - meiner Meinung nach - geschickte Weise mit taktischen Elementen verbunden. Dabei müssen auch kleinere strategische Entscheidungen getroffen werden, wie etwa: "Wann setzt man am besten seine Opfersteine?", "Soll ich eher in einen Markt oder lieber in ein Heiligtum anlegen?" oder "Leiste ich mir jetzt ein Weisheitsplättchen, bevor die Preise steigen, oder ist nicht doch ein weiteres Aktionsplättchen sinnvoller?"

Spielerisch gefällt mir "Tajuto" recht gut. Es ist kein Überflieger, nichts, was man unbedingt haben muss, aber ich spiele es jederzeit wieder gerne mit. Allerdings bezweifle ich, dass es ein richtiger Verkaufsschlager wird, dazu ist es - finde ich - doch etwas zu teuer. Fast 50 Euro mögen zwar vom Spielmaterial vielleicht angebracht sein, für das spielerisch Gebotene ist der Preis dann aber - trotz der interessanten Mischung aus Haptik und Taktik - doch zu hoch.

Übrigens habe ich im Internet vergebens nach der Bedeutung des Titels gesucht. Weder Wikipedia noch die verschiedensten Übersetzungsprogramme aus dem Japanischen brachten ein Ergebnis. Auch die Spielregel und die Hintergrundgeschichte verraten diesbezüglich nichts. Vielleicht kann mir der eine oder andere Leser ja helfen und mir mitteilen, was "Tajuto" heißt…

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde