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Knobelritters Spielearchiv - The Castles of Tuscany

Art des Spiels: Lege- und Kartenspiel
Spieleautor:    Stefan Feld
Verlag:         alea Spiele
Jahrgang:       2020
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          € 43,90

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Einleitung

1.231,8 km.

Dies ist laut Google die Entfernung zwischen dem französischen Val de Loire und der italienischen Toskana (Luftlinie so ungefähr 1.000 km). Die Fahrtzeit ist mit 11 Stunden und 55 Minuten angegeben. Damals, im 15. Jahrhundert, hat man aber mit Sicherheit etwas länger gebraucht, schätzungsweise mehr als eine Woche mit der Pferdekutsche.

Wie ich darauf komme? Na, weil Kult-Autor Stefan Feld bei "alea Spiele" ein neues Spiel herausgebracht hat, welches von den verwendeten Mechanismen stark an sein preisgekröntes "Die Burgen von Burgund" erinnert. Nur dass wir nun statt im Loiretal halt in der Toskana in die Rolle von mächtigen Landesfürsten schlüpfen und das Reich um unser Castello ausbauen, Klöster, Dörfer und Städte unterstützen, Marmor gewinnen und Handel treiben.

Spielbeschreibung

Doch bevor wir uns um unser Reich kümmern können, sind ein paar Vorbereitungen notwendig. So wird mal der Siegpunkteplan in der Mitte des Tisches zusammengepuzzelt. 32 neutrale Sechseckplättchen werden verdeckt gemischt und etwas abseits gestapelt. Acht Plättchen davon werden offen ausgelegt. Zusätzlich kommen noch einige gut gemischte Kartenstapel (Spielkarten, Ertragskarten), Plättchen (Bonuskärtchen, Farbbonusplättchen) und Holzteile (Arbeiter, Marmorblöcke und blaue Sechsecke) neben den Plan.

Unser persönliches Reich wird aus 3 Spielplanteilen zu je 10 farbigen Sechseckfeldern zusammengebaut. Auf eines der dunkelgrünen Felder setzen wir unser Startkastell, die restlichen Sechseckplättchen mischen wir und legen sie in drei Stapeln zu je 7 Plättchen auf unser Tableau. Nachdem wir unsere Zählsteine auf den Siegpunkteplan gestellt, ein beliebiges Bonuskärtchen gewählt und 5 Karten vom Nachziehstapel gezogen haben, kann's endlich losgehen!

Das Spiel verläuft über 3 Durchgänge, an deren Ende jeweils eine Wertung stattfindet. In jedem Durchgang machen wir reihum einen Zug, so lange bis ein Spieler den entsprechenden Stapel (zum Beispiel den 1. Stapel für den ersten Durchgang) geleert hat. Sind wir an der Reihe, entscheiden wir uns für eine von drei Aktionsmöglichkeiten.

  1. Karten nachziehen Wählen wir diese Aktion, nehmen wir 2 Karten vom Nachziehstapel auf die Hand. Für jedes Bonuskärtchen "+ 1 Spielkarte" darf eine zusätzliche Karte gezogen werden.
  2. Plättchen nehmen Wir nehmen uns ein beliebiges der acht offen ausliegenden Plättchen aus der Tischmitte und legen es auf ein (freies) Ablagefeld unseres Tableaus. Anschließend ersetzen wir das fehlende Plättchen mit dem obersten Plättchen unseres äußerst linken Stapels.
  3. Plättchen legen Wir legen eines unserer Plättchen von einem Ablagefeld unseres Tableaus auf unseren Spielplan. Dafür müssen wir 2 Spielkarten in der Farbe dieses Plättchens abgeben. Für jeweils 2 Karten einer anderen Farbe können wir eine der geforderten Karten ersetzen. Beim Legen des Plättchens ist zu beachten, dass es nur auf farbgleiche Felder des Plans gelegt werden darf, außerdem muss immer angrenzend an bereits vorhandene Plättchen gelegt werden.

Es gibt 8 unterschiedliche Plättchen, und jedes bietet uns eine andere Funktion. Ein Kastell (dunkelgrün) erlaubt es uns, sofort ein beliebiges der 8 Plättchen aus der Tischmitte zu nehmen und den Grundregeln folgend auf unseren Spielplan zu legen. Bei einer Stadt (rot) dürfen wir ein beliebiges der Bonuskärtchen nehmen und passend neben unserem Tableau deponieren. Ein Gutshof (türkisblau) beschert uns ein Holz-Sechseck, das wir auf eine Ablagefläche unseres Tableaus platzieren. Dieses Sechseck dürfen wir später für ein beliebiges Plättchen - nach den üblichen Regeln - auf den Spielplan legen.

Mit Landwirtschaft (hellgrün) bekommen wir sofort Siegpunkte. Ein Steinbruch (grau) liefert uns Marmor, welcher einmal pro Zug für eine weitere Aktion abgegeben werden kann. Ein Dorf (orangefarben) bringt Arbeiter, welche beim Bezahlen von Plättchen je eine Spielkarte ersetzen können. Bei einem Kloster (gelb) dürfen wir 3 Karten vom Nachziehstapel auf die Hand nehmen. Und für ein Fuhrwerk (beigefarben) dürfen wir eine Ertragskarte ziehen und den entsprechenden Ertrag (Siegpunkte, Karten, Marmorblöcke, u. ä.) erhalten.

Siegpunkte gibt es - neben landwirtschaftlichen Produkten - vor allem für fertige Gebiete, also wenn alle gleichfarbigen, nebeneinander liegenden Felder besetzt werden, wobei die Höhe der Punkte sich nach der Größe des Gebietes richtet: Ein 1er-Gebiet bringt uns 1 Punkt, ein 2er-Gebiet schon 3 Punkte, und ein 3er-Gebiet sogar stolze 6 Punkte. Ebenso erhalten wir Punkte, wenn es uns gelingt, das letzte Feld einer Farbe zu vollenden. Der erste Spieler bekommt die volle Punktezahl laut entsprechendem Farbbonus-Kärtchen (2 bis 4 Punkte). Der Zweitschnellste kriegt immerhin noch die (abgerundete) Hälfte, alle anderen gehen diesbezüglich leer aus. Unsere erzielten Punkte halten wir übrigens mit unserem Zählstein auf der grünen Zählleiste fest.

Am Ende des Durchgangs kommt es zu einer Wertung, bei der wir unsere bis jetzt gesammelten Punkte der grünen Zählleiste auf die rote Zählleiste übertragen. Nach dem dritten und letzten Durchgang werden noch ein paar Punkte für das verbliebene Material (Sechseckplättchen Marmor, Arbeiter, Handkarten) vergeben. Ist unser Zählstein auf der roten Zählleiste schlussendlich am weitesten vorgerückt, gewinnen wir das Spiel und haben uns somit als einflussreichster Landesfürst erwiesen.

Fazit

Hier schon mal vorweg ein Warnhinweis:
"Achtung! Ähnlichkeiten zu bekannten, real existierenden Spielen sind nicht zufällig, sondern mit Sicherheit beabsichtigt!"

In der Tat kommt einem beim Lesen der Spielregel und beim anschließenden Spiel - wie auch in der Einleitung angeführt - sofort ein anderes Spiel von Stefan Feld in den Sinn: "Die Burgen von Burgund". Wie bei diesem ausgezeichneten Spiel füllt man auch hier mit dem Legen von Plättchen sein eigenes Reich, um Punkte für vollendete Gebiete zu erzielen. Auch die Sonderfähigkeiten der verschiedenen Farben ähneln sich und unterstützen den Spieler, mit Zusatzaktionen seinen Spielplan auf die eine oder andere Weise schneller zu füllen.

Aber damit hören sich auch schon die Gemeinsamkeiten auf. Die Art und Weise, wie die Spieler an die Plättchen gelangen, ist doch wesentlich unkomplizierter, denn das Einzige, was man dazu braucht, ist eine Aktion. Es braucht nicht einmal einen freien Ablageplatz auf seinem Spielertableau, denn notfalls kann man ein bereits vorhandenes einfach abwerfen, was ein vorausschauender Spieler allerdings tunlichst vermeiden sollte. Nur für das Legen des Plättchens auf seinen Spielplan muss man die passenden Karten abgeben, aber auch hier gibt es - wenn auch teure, und daher suboptimale - Alternativen.

Obwohl im Gegensatz zu "BuBu" diesmal keine Würfel vorkommen, spielt sich "The Castles of Tuscany" deutlich lockerer, weniger strategisch. Die Aktionen sind kurz und knackig, sodass es nur wenig Downtime gibt. Vor allem der Verzicht auf unnötiges Beiwerk, wie etwa den im Original vorhandenen Warenverkauf, wirkt sich sehr positiv aus. Stefan Feld hat das Spielprinzip tatsächlich auf das Wesentliche reduziert, im Spielablauf geschickt gestrafft und somit einer größeren Zielgruppe geöffnet. Dabei lässt er den Akteuren noch genug Möglichkeiten, beim Zusammenbau der Spielplanteile und der Auswahl der Bonusplättchen individuelle Voraussetzungen zu schaffen.

Dies alles klingt an und für sich sehr vielversprechend, und spielt sich auch recht angenehm und kurzweilig. Jedoch ist der Glücksanteil doch recht hoch. Natürlich kann man sich bei einem kartengesteuerten Spiel erwarten, dass der Zufall eine gewisse Rolle spielt. Erschwerend wirkt aber hier noch, dass auch die Plättchen zufällig ins Spiel kommen. Mit Pech muss man lange warten, bis endlich ein dringend benötigtes Plättchen auftaucht, während andere stets was Passendes vorfinden.

Auch die Sache mit den zwei Siegpunktleisten liest sich auf den ersten Blick interessant. Die effektiven Punktegewinne durch komplettierte Gebiete, Farbboni etc. werden auf der grünen Zählleiste festgehalten und am Ende des Durchgangs auf die rote Zählleiste übertragen. Dies führt dazu, dass die Punkte aus dem ersten Durchgang drei Mal gewertet werden, jene aus dem 2. Durchgang noch doppelt, und nur die Punkte aus dem letzten Durchgang bloß einfach zählen.

Theoretisch eine gute Idee, um übermäßiges Horten von Karten zu verhindern und vielmehr schnelles Vollenden von Gebieten zu belohnen. In der Praxis führt dies jedoch leider zu einem gewissen Run-away-Leader-Problem. In unseren Partien mussten wir feststellen, dass der Führende in Folge kaum mehr eingeholt werden kann. In Verbindung mit dem ohnehin vorhandenen Glücksfaktor wirkt sich dies fatal aus. Wer das Glück hat, im ersten Durchgang durch passende Karten, geeignete Plättchen und die zufällige Anordnung seines Reiches mehr Plättchen legen zu können, verstärkt durch eventuelle Farbboni, gewinnt einen uneinholbaren Vorsprung, sodass die anderen nur mehr um Platz 2 spielen.

"The Castles of Tuscany" kann also - trotz der guten Ansätze - nicht ganz mit seinem großen Bruder mithalten. Durch die viel kürzere Spieldauer (maximal 1 Stunde) sind die erwähnten Nachteile aber zu verschmerzen. Beide Spiele werden ihren festen Platz in meiner Spielesammlung haben, wobei die alea-Neuheit nun wahrscheinlich öfter ausgepackt wird, wenn mal weniger Zeit zur Verfügung steht, oder wir Lust auf etwas Lockeres haben. In diesem Sinne kann ich "The Castles of Tuscany" durchaus empfehlen, zumal auch das Spielmaterial samt grafischer Gestaltung einen recht guten Standard aufweist.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde