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Knobelritters Spielearchiv - Yangtze

Art des Spiels: Versteigerungs-
                und Sammelspiel
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         Piatnik Spiele
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 27,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Der Yangtze - oder Jangtsekiang (es sind noch Dutzende andere Schreibweisen und Bezeichnungen bekannt) - ist mit 6380 km Länge der längste Fluss Asiens. Er entspringt im Hochland von Tibet, fließt Richtung Osten ins Ostchinesische Meer und teilt somit China in Süd- und Nordchina. In seinem Einzugsgebiet leben 350 Mio. Menschen. Klar, dass der Yangtze in jeder Epoche einen bedeutenden Handelsweg darstellte.

Im gleichnamigen Spiel geht es jedoch "nur" um die Qing Dynastie (1644 - 1911), in der wir als reiche Handelsfamilie Geld in Waren, Festungen und Kontore investieren, um am Ende das größte Vermögen zu besitzen.


Der Yangtze spielt auch im Spiel eine zentrale Rolle, transportiert er uns doch die Waren herbei. Auf dem Spielplan, den er diagonal durchquert, ist er allerdings nur 8 Felder lang. Auf jedes Feld wird ein Warenplättchen - zufällig aus dem Stoffbeutel gezogen - gelegt. Diese Plättchen zeigen entweder Güter des täglichen Bedarfs (türkisfarben) oder Luxusgüter (blau).

Sind wir an der Reihe, dürfen wir zuerst ein Warenbündel verkaufen. Je mehr identische Waren oder Waren mit derselben Farbe wir verkaufen, umso größer ist unser Erlös, den wir mit einer Lochmünze auf unserer Zähltafel festhalten. Dann dürfen wir eine Ware aus dem Yangtze kaufen. Der Preis richtet sich dabei an ihrer Position auf dem Fluss. Je näher Waren zu Shanghai kommen, umso billiger werden sie. Danach werden alle verbliebenen Waren vorgerückt, bis alle Lücken wieder geschlossen sind.

Zuletzt wird ein neues Warenplättchen aus dem Stoffbeutel gezogen. Zeigt es eine Ware, wird es auf das freigewordene, erste Feld des Flusses gelegt. Unter den Warenplättchen finden sich aber noch andere Plättchen, die bestimmte Aktionen auslösen. Immer wenn ein Herrscher- oder Niederlassungsplättchen gezogen wird, wird handeln wir dieses sofort ab und ziehen danach ein neues Plättchen. Dies geht so lange, bis eine neue Ware gezogen wird.

Eine Niederlassung wird sofort unter uns Spielern versteigert. Der Meistbietende setzt seine Münze auf der Zähltafel um den gebotenen Betrag zurück und legt das Plättchen offen vor sich ab. Ein Herrscher wird hingegen neben das nächste freie Herrscherfeld des Spielplans gelegt. Anschließend führen wir reihum die Anweisung des Herrscherplättchens durch.

Die Herrscherplättchen bestimmen auch das Spielende, welches eintritt, wenn der 12. und letzte Herrscher aus dem Beutel gezogen wurde. Nun verkaufen wir noch unsere verbliebenen Waren. Abschließend kassieren wir noch Prämien für unsere Niederlassungen. Einerseits bekommen wir Geld für verschiedene Niederlassungen, wobei diese in den Farben grün und braun separat berechnet werden. Andererseits wird aber auch für Mehrheiten in Niederlassungen Geld ausgeschüttet. Am Ende gewinnt der Spieler mit dem höchsten Geldbestand.


Reiner Knizia hat ja - laut seiner Website www.knizia.de - über 600 Spiele weltweit veröffentlicht, in allen möglichen Spielegenres. Trotzdem erkennt man seine Werke meist an bestimmten Mustern. Auch "Yangtze" trägt eindeutig die Handschrift des Erfolgsautors. Zwei Elemente weisen auf seine Urheberschaft hin.

So ist Knizia ja ein Meister der Auktionen. Viele seiner Spiele verwenden Versteigerungsmechanismen, wobei er eine große Palette an verschiedenen Versteigerungsmodi vorweisen kann. Bei "Yangtze" kommt allerdings "nur" die klassische Versteigerung vor: Der aktive Spieler gibt das erste Gebot ab, reihum dürfen die Mitspieler entweder erhöhen oder passen, bis nur mehr ein Spieler übrig ist, der den gebotenen Betrag abgeben muss.

Auktionsspiele wirken ja heutzutage etwas altmodisch, und auch nicht jedem Spieler gefällt es, wenn Gebote in die Höhe getrieben werden, oder wenn man abwägen muss, wie viel einem das Objekt der Begierde wert ist. Umso mehr, als sich im Falle von "Yangtze" der Wert einer Niederlassung erst im Laufe des Spiels ergibt, und außerdem für jeden Spieler anders sein kann.

Daran ist das ausgeklügelte Wertungsschema Schuld, die zweite Spezialität Knizias. Als studierter Physiker und Mathematiker bauen viele seiner Spiele auf ein mathematisches Grundgerüst. Bei "Yangtze" zeigt sich dies sowohl in der Verteilung der Niederlassungen, als auch bei den Warenplättchen. Es gibt insgesamt 20 Niederlassungen, je fünf von 4 verschiedenen Gebäuden. Da diese zudem noch in 2 Farben unterteilt sind, die separat gewertet werden, kommt es zu einigen Wertungsüberschneidungen. Die daraus entstehenden Interessenskonflikte zusammen mit einem gewissen Maß an Spekulation machen den Reiz bei den Versteigerungen aus.

Auch bei den Waren läuft nicht alles linear ab. Es gibt nämlich auf der einen Seite Güter des täglichen Bedarfs (sechs verschiedene in 6 unterschiedlichen Farben) und auf der anderen Seite Luxusgüter (fünf verschiedene in 5 Farben). Die unterschiedliche Häufigkeit wirkt sich beim Verkauf eines Warenbündels aus. So ist zwar der Durchschnittserlös pro Ware bei den Luxusgütern höher, dafür ist bei den Gütern des täglichen Bedarfs die Chance höher, ein größeres, wertvolleres Warenbündel schnüren zu können.

All diese Zahlen- und Wahrscheinlichkeitsspielereien sind - wie gesagt - typisch Knizia. Etwas mehr Entscheidungsfreiraum erhalten die Spieler durch sechs Sonderkarten, die jeder Spieler einmal im Spiel einsetzen darf. Die Hälfte davon sind sogenannte Liquiditätskarten. Ein Spieler kann so eine Karte jederzeit ausspielen, um seinen Geldbestand um 10, 15 oder 20 aufzustocken. Jede nicht eingesetzte Karte bringt am Spielende jedoch 30 Punkte ein, weshalb ihr Gebrauch wohlüberlegt sein soll. Die restlichen Karten erlauben entweder einen außertourlichen Verkauf eines Warenbündels (um etwa bei einer Versteigerung mitbieten zu können), den kostenlosen Erwerb eines Warenplättchens oder den Kauf von gleich 2 Waren während seines Zuges.

Auch die Herrscherplättchen sorgen dafür, dass nicht jede Partie gleich abläuft. Jeder der 12 Herrscher gibt nämlich eine andere Anweisung. Manche davon können sich positiv auswirken, so belohnen einige den Besitz bestimmter Niederlassungen mit je 2 Punkten, ein anderer wiederum erlaubt den Rückkauf einer bereits eingesetzten Liquiditätskarte. Einige der Herrscher bringen hingegen negative Ereignisse, wie zum Beispiel eine Steuereintreibung für Warenplättchen, Niederlassungen oder Geldbestand.

Die Kehrseite dieser Abwechslung ist der erhöhte Glücksfaktor. So kann es einen Spieler hart treffen, wenn er in Erwartung einer Versteigerung Geld angehäuft hat und dann hohe Steuern darauf entrichten muss. Oder ein Spieler bekommt glücklicherweise Punkte für eine gerade ersteigerte Niederlassung. Während man diesbezüglich zu Beginn noch gänzlich dem Zufall ausgesetzt ist, kann man sich im späteren Spielverlauf schon besser auf die noch bevorstehenden Herrscherplättchen vorbereiten.

Das Spielmaterial ist nicht allzu reichlich, da das meiste aus Papier und Karton ist. Dafür sind alle Karten, Plättchen, Sichtschirme und auch der Spielplan von guter Qualität, und vor allem - bei Piatnik keine Selbstverständlichkeit - graphisch sehr ansprechend gestaltet. Die Spielregel ist ebenfalls gut strukturiert und lässt keine Fragen offen. Das Ganze wird zudem durch praktische Übersichten auf den Sichtschirmen unterstützt.

Insgesamt ist das Spiel des Wiener Spielefabrikanten solide und gut konzipiert. Ich bezweifle zwar stark, dass es zu einer Renaissance der Versteigerungsspiele kommen wird, aber "Yangtze" ist sicherlich ein würdiger Vertreter dieses Genres und durchaus eine Empfehlung wert.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde