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Knobelritters Spielearchiv - 504

Art des Spiels: Spielesammlung
Spieleautor:    Friedemann Friese
Verlag:         2F Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          30 - 120 Minuten
Preis:          € 63,90

Zielgruppen:    Spielexperten ++
                Gelegenheitsspieler (+)

„Der Begriff Parallelwelt oder Paralleluniversum bezeichnet eine hypothetische Welt oder ein Universum außerhalb des bekannten Universums. Die Gesamtheit aller Parallelwelten wird als Multiversum bezeichnet. Die Annahme von Parallelwelten (Mehrweltentheorie) wird in der Philosophie seit der Antike erörtert.“

So steht's in Wikipedia. Will man die Theorie der unendlich vielen Paralleluniversen auch spielerisch umsetzen, bräuchte man unendlich viele Parameter, müsste unendlich viele Faktoren unter einem Nenner bringen und hätte dann noch ein Regelwerk mit unendlich vielen Regeldetails. Friedemann Friese - wer sonst? - hat sich trotzdem an dieses monumentale Unternehmen gewagt. Allerdings hat er das Ganze sinnvollerweise auf 9 verschiedene „Module“ beschränkt, wodurch alles trotz der sich ergebenden Varianz doch noch einigermaßen überschaubar bleibt.

Die „Module“ sind im wesentlichen Spielelemente, Spielaspekte, wie sie in vielen Spielen auftauchen. Ich möchte nicht allzu sehr ins Detail gehen, werde aber die einzelnen Module kurz auflisten und beschreiben.

Wie kommt man nun mit bloß neun Modulen zu der anfangs angesprochenen Vielfalt? Für jede Partie werden drei verschiedene Module verwendet. Dabei ist ausschlaggebend, an welcher Position - TOP I, TOP II oder TOP III - ein Modul verwendet wird. TOP I hat den größten Einfluss auf das Spiel, denn damit werden das Spielende und die Siegbedingung bestimmt, also etwa auf welche Weise man Siegpunkte erhält. TOP II wiederum legt das Einkommen fest, auf welche Weise man Einnahmen verdient. TOP III hingegen sorgt „für mehr Würze“, soll heißen mehr Abwechslung und neue Herausforderungen.

Die Mathematiker unter meinen Lesern werden es sofort durchkalkuliert haben. 9 Module in 3 verschiedenen Positionen, dies rechnet man mit 9 x 8 x 7, was genau 504 Möglichkeiten ergibt. Ich konnte logischerweise bis jetzt nur einen winzigen Bruchteil davon ausprobieren, der aber ausreicht, um das Spiel mit dem passenden Spieletitel „504“ beurteilen zu können.

Bevor ich eine Rüge bekomme und meinen Ruf als ernsthafter Spielerjournalist gefährde: Ja, es ist mir bewusst, dass man normalerweise mindestens drei, vier Partien braucht, um ein Spiel richtig kennenzulernen und objektiv bewerten zu können. Wollte ich dies im Falle von „504“ ebenfalls so handhaben, müssten meine Leser allerdings wahrscheinlich bis zum Nimmerleinstag auf die Rezension warten. Glücklicherweise genügt es schon, jedes Modul ein paar Mal - in verschiedenen Kombinationen - durchzuprobieren, um sich ein relativ klares Bild machen zu können.

Der größte Vorteil von „504“ liegt mit Sicherheit in der großen Varianz der Spiele. Auch wenn sich manche Kombinationen ähneln, so gleicht doch kein Spiel gänzlich dem anderen, was für einen hohen Wiederspielreiz sorgt. Man kann sich vor dem Spiel auf eine bestimmte Kombination der Module einigen, oder - vom Autor empfohlen - den Zufall entscheiden lassen. Dazu werden die neun Modulkarten gemischt und zufällig in drei Sets zu je 3 Karten ausgelegt, von denen sich die Spieler dann eines auswählen. Es dürfte eine ganze Weile dauern, bis man auf diese Weise mal dieselbe Kombination erwischt.

Das Spielmaterial ist entsprechend umfangreich, sodass die Schachtel randvoll gefüllt ist mit Holzteilen, Plättchen, Karten, Geldscheinen, Übersichten, Würfel, etc. Alles was man halt braucht, um alle Welten reibungslos spielen zu können. „504“ präsentiert sich somit als eine Spielesammlung der anderen, der gehobenen Art. Am beeindruckendsten ist jedoch das „Buch der Welten“, ein dreigeteilter Ringbuchordner, in dem alle wichtigen Informationen über das benötigte Spielmaterial, den erforderlichen Spielaufbau und alle notwendigen Regeln sowie Tabellen zu finden sind. Friedemann Friese ist es sogar gelungen, jeder einzelnen Welt auf fast geniale Weise einen eigenen Namen zu geben, z.B.: „Die Welt der vernetzenden Händler unter Zeitdruck“ (6-1-2).

Wo viel Licht ist, gibt es aber auch Schatten. Aber hier nicht so viel. Die meisten etwas negativen Punkte sind der enormen Vielfalt des Systems geschuldet. So gestaltet sich das Durchlesen und Studieren der Regeln als relativ schwierig. Schließlich müssen im - erstaunlich kurzen - Regelheft alle Eventualitäten, alle möglichen Kombinationen berücksichtigt werden. Begriffe wie TOP I, Prioritäten, etc. wirken anfangs komplex, aber es genügt, jedes Modul einmal durchzuspielen, um dessen Grundprinzip zu verstehen. Dann braucht man tatsächlich nur mehr das „Buch der Welten“ zu konsultieren, um die Besonderheiten im Zusammenhang mit den anderen Modulen herauszulesen.

Auch der Spielaufbau kann sich ein wenig ziehen, weil das benötigte Spielmaterial erst (mühsam) aussortiert werden muss. Gottseidank wird alles - vom Spielgeld über Spielplan, Spielsteine, Plättchen, Karten bis zu den wichtigen Tabellen - bis ins kleinste Detail im „Buch der Welten“ erläutert.

Das große Fragezeichen ist allerdings die Spielbalance. Man merkt es dem Spiel an, dass sich Friedemann Friese bemüht hat, es wirklich auf Herz und Nieren zu testen, alle Eventualitäten abzudecken. Aber selbst dem Bremer Perfektionisten traue ich es nicht zu, alle Welten durchgespielt zu haben. Und sogar im unwahrscheinlichen Falle, dass er dies tatsächlich geschafft hätte, kann eine einzige Partie in einer bestimmten Welt noch nicht genügen, um die Regeln gut auszubalancieren. Ich würde daher nicht meine Hand ins Feuer strecken, dass alles 100-ig funktioniert. Diese Unsicherheit wird aber durch das besondere Spielerlebnis, jedes Mal eine neue Welt zu entdecken, mehr als wettgemacht.

Es ist schwer, eigentlich sogar unmöglich, „504“ zu beurteilen, schließlich sind es ja 504 individuelle Spiele. Aber die Idee des Spiels ist originell und genial. Diese Spielesammlung könnte man fast als „Chef d'Oeuvre“, als Meisterwerk von Friedemann Friese betrachten. Für mich persönlich gehört es - wegen der großen Variabilität - schon nach kurzer Zeit zu jenen 10 Spielen, die ich unbedingt auf eine einsame Insel (natürlich mit ein paar Mitspielern) mitnehmen würde.

Franky Bayer

Bewertung: 4 ½ Schilde