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Knobelritters Spielearchiv - Age of Steam

Art des Spiels: Eisenbahn- und Wirtschaftsspiel
Spieleautor:    Martin Wallace
Verlag:         Warfrog Games
Jahrgang:       2002
Spielerzahl:    3 bis 6 Spieler
Alter:          ab 13 Jahren
Dauer:          120 bis 180 Minuten
Preis:          ca. € 35,-
Erweiterungen:  bis dato 4 Erweiterungen
                mit neuen Spielplänen

Eisenbahnspiele - für die Einen eine unnötige, für die Anderen eine faszinierende Spielegattung. Ich selber zähle mich eher zu den "Railroad Game"-Liebhabern, wenn ich auch zugeben muss, dass viele der gegen sie vorgebrachten Argumente (eher langweilige, logistiklastige Freakspiele mit zumeist elendslanger Spieldauer und geringer Interaktion) durchaus ihre Berechtigung haben. Die ersten Rezensionen, die in unserer Game News vor nunmehr über 13 Jahren erschienen sind, handelten jedenfalls über Eisenbahnspiele. Vor allem die Klassiker, wie die 18xx-Reihe, die "Empire Builder"-Serie oder die "Dampfross"-Linie, wurden genauer vorgestellt. Da aber auch später immer wieder über neue Eisenbahnspiele berichtet wurde, ist die Liste der abgedruckten Spielekritiken zu diesem Thema jetzt bereits auf etwa 20 Spiele angewachsen.

Jetzt ist es wieder soweit! Martin Wallace hat in seinem Kleinverlag "Warfrog" ein neues Eisenbahnspiel herausgebracht, von dem bis dato auch schon wieder 4 Erweiterungssätze erschienen sind. "Age of Steam" heißt das Werk, welches mit durchaus professioneller Materialqualität aufwarten kann: ein stabiler Spielplan, der einen Bereich im Nordosten der Vereinigten Staaten (um die Großen Seen) zeigt; jede Menge sechseckige Strecken- und Städteplättchen; viele Holzscheiben in den Spielerfarben; Holzwürfelchen, welche verschiedene, nicht näher definierte Waren darstellen; silberne und goldene Plastikchips als Zahlungsmittel; Anzeigetafeln für Güter/Aktionen und Einkommen; ein Beutel sowie sechs ganz normale Würfel.

Der Streckenbau weckt - nicht nur wegen der Hexplättchen - Erinnerungen an bekannte Eisenbahnspiele. Auch hier werden die Plättchen auf den Spielplan gelegt, um Städte miteinander zu verbinden. Wer bauen will, legt bis zu drei Plättchen auf den Spielplan und markiert die neue Strecke mit einer Scheibe seiner Farbe. Führen die Gleise nicht in eine Stadt, sondern nur in freies Gelände, muss an dieser unfertigen Verbindung im nächsten Zug weitergebaut werden, ansonsten verliert man den Besitzanspruch. Die Baukosten richten sich nach dem Gelände, selbstverständlich ist es teurer, über Flüsse oder Gebirge zu bauen. Bereits gelegte Streckenplättchen können in Folge ersetzt werden, damit auch andere Gleise durch dieses Feld führen können. Diese "upgrading"-Teile sind allerdings nur beschränkt vorhanden.

Eher Konventionelles also beim Streckenbau, aber wie schaut es mit der Benutzung der hergestellten Verbindungen aus? Hier finden wir schon etwas Neues. Dass auf den Gleisen Güter transportiert werden, klingt zwar nicht sehr originell, aber die Art und Weise, wie dies geschieht, halte ich für eine sehr interessante Idee. Zu Beginn werden zufällig Holzwürfel aus einem Beutel gezogen und auf dem Plan gesetzt, wobei in die meisten Städte je zwei, in die beiden Städte Pittsburgh und Wheeling ganz im Südosten je drei Würfel platziert werden. Diese "Güter" gilt es nun, in solche Städte zu transportieren, welche die selbe Farbe haben wie der Güterwürfel. Ein Warentransport ist jedoch nur dann möglich, wenn man eine ausreichend starke Lokomotive besitzt, mit der die gesamte Strecke auf einmal zurückgelegt werden kann. Für jeden Streckenabschnitt, den man dabei benützt, erhöht sich das Einkommen des entsprechenden Spielers auf der Einkommensleiste um 1. Es ist also durchaus möglich, Gleise der Mitspieler zu benutzen, allerdings kann sich dann dieser über ein gesteigertes Einkommen freuen. Nach der Bewegung wird der "gelieferte" Güterwürfel zurück in den Beutel gegeben.

Dies ist die Grundidee, die noch mit einigen - teils schon aus anderen Spielen bekannten - Details verfeinert wurde. So kennen wir die Sache mit den Lokomotiven bereits von 18xx, denn wie bei diesem Klassiker kann die Reichweite der Loks erhöht werden, von anfangs lediglich 1 Stadt im Laufe des Spiels bis zu 6 Städten. Der Güternachschub wiederum ist so geregelt, dass ausgewürfelte Städte von der zu Beginn des Spieles aufgefüllten Güteranzeigetafel bestimmte Güter erhalten. Dies bewirkt, dass der Nachschub trotz Würfeln nicht ganz willkürlich passiert, sondern sehr wohl in die Planung einbezogen werden kann. Nicht unterschätzen sollte man zudem die Möglichkeit, neue Städte zu bauen, die bei geschicktem Einsatz "Angebot" (durch neue Güter) und "Nachfrage" (als Zielort) in gewünschter Entfernung zum eigenen Streckennetz bringen.

"Age of Steam" besitzt zwar viele logistische Elemente, aber durch die Knappheit der Güter und die Enge des Spielplans kommen sich die Spieler sehr bald in die Quere. Im harten Konkurrenzkampf ist es wichtig, vor den Mitbewerbern günstige Verbindungen bauen zu können oder vorher begehrte Güter liefern zu können. Um die Spielerreihenfolge wird anfangs jeder Runde geboten. Danach können die Spieler in der bestimmten Reihenfolge eine Aktion auswählen, wobei jede Aktion jedoch nur von einem Spieler durchgeführt werden darf. Die Aktionen können auf die eine oder andere Weise Vorteile verschaffen. So erwirbt man sich etwa das Recht, als erster Güter bewegen zu können, oder als erster einen Streckenbau vorzunehmen, als Ingenieur beim Streckenbau vier statt nur drei Plättchen legen zu dürfen, die Reichweite seiner Lokomotive sofort um 1 Stadt zu erhöhen, eine neue Großstadt errichten zu dürfen, für Güternachschub (2 zufällig gezogene Güter auf beliebige Felder der Güteranzeigetafel) zu sorgen oder in der nächsten Bietrunde einmalig ohne Nachteile passen zu dürfen.

Am Ende jeder Runde erhalten alle Spieler ihr Einkommen laut Einkommensleiste, von dem sie allerdings auch die Kosten für jede ausgegebene Aktie und ihre Lokomotive zahlen müssen. Nach einer gewissen Anzahl an Spielrunden (abhängig von der Spielerzahl) werden schließlich die Siegpunkte errechnet. Jeder Dollar auf der Einkommensleiste steht mit 3 Punkten zu Buche, jedes Teilstück der errichteten Verbindungen zählt als 1 Punkt. Für jede ausgegebene Aktie werden noch 3 Punkte abgezogen. Wer auf die höchste Summe kommt, gewinnt das Spiel.

"Age of Steam" ist eigentlich ein lupenreines Wirtschaftsspiel. Von Beginn weg gilt es bereits knapp zu kalkulieren. Zwar ist es zu Beginn jeder Runde möglich, Aktien auszugeben und dafür sofort 5 Dollar pro Aktien zu erhalten, doch dies sollte sehr dosiert geschehen. Wenn man sich einmal übernommen hat, ist es sehr schwer, aus dem ständig anwachsenden Kostenstrudel wieder rauszukommen. So gestaltet es sich für die Spieler als eine äußerst knifflige Aufgabe, die richtigen Aktionen zu wählen. Auch dem "Lesen" des Geländes und der vorhandenen Güter kommt eine große Bedeutung zu.

Einige Dinge gibt es aber doch zu bekritteln. So ist die deutsche Spielregel nicht sehr verständlich. Vor allem die Regelung der Kosten beim Streckenbau ist zu kompliziert ausgefallen. Im Zweifelsfalle ist es besser, in den englischen "Rules of Play" nachzuschlagen, da dort alles eindeutiger erklärt ist. Die Siegpunktvergabe könnte ebenfalls einfacher sein. Meiner Meinung nach reicht es, den Spieler mit dem höchsten Einkommen laut Einkommensleiste zum Sieger zu erklären, nur im Falle eines Gleichstandes sollten auch andere Kriterien herangezogen werden.

"Age of Steam" ist aber dennoch ein tolles Spiel, welches vor allem durch die Erweiterungen immer neue Abwechslung erfährt. Ich möchte nicht jede bis jetzt erschienene Erweiterung beschreiben, auch weil ich nicht alle selbst besitze. Aber Martin Wallace geht in den einzelnen Szenarien nicht nur auf die unterschiedlichen Geländebeschaffenheiten ein, sondern berücksichtigt auch ökonomische Besonderheiten, wie zu Beispiel den Zentralismus in Frankreich, der bewirkt, dass sehr viele Verbindungen nach Paris gebaut werden. Jede Erweiterung bietet so eine kleine Abweichung vom Hauptthema.

Eine recht schöne Variante gehört unbedingt noch erwähnt: "Railroad Tycoon" von Eagle Games" basiert im Prinzip auf dem "Age of Steam"-System, besitzt aber vereinfachte Regeln, die aufs Wesentliche reduziert wurden. Es ist daher leichter zu spielen, wenn auch etwas weniger taktisch. Dafür ist das Spielmaterial - wie von "Eagle Games" gewohnt - fantastisch und sehr umfangreich.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde