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Knobelritters Spielearchiv - Azul

Art des Spiels: taktisches Legespiel
Spieleautor:    Michael Kiesling
Verlag:         Plan B Games
Vertrieb:       Pegasus Spiele
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 39,90

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!

Bauern, Handwerker, Maurer, Händler, Holzfäller, Fischer, etc. - sie alle werden in Brett- und Kartenspielen gewürdigt. Selbst Kriminelle, Diebe, ja sogar Politiker kommen in Spielen vor. Nur eine Berufsgruppe wird hartnäckig ignoriert. Sie statten unsere Bäder mit handwerklichem Geschick und ästhetischem Gespür mit einer gleichermaßen schönen und praktisch abwischbaren Oberfläche aus, verwandeln unsere Badezimmer in Wellness-Oasen, schmücken unsere Thermen aus: Die Fliesenleger. Und was ist unser Dank dafür? Eine Schande!

Michael Kiesling ist anscheinend der einzige, der sich dieses Fauxpas bewusst ist. Mit seinem neuesten Werk "Azul" versucht er, diesem Berufsstand - spät, aber doch - die ihr gebührende Ehre zuteil kommen zu lassen. Er lädt uns ein, die Wände des königlichen Palastes im spanischen Evora mit prunkvollen Fliesen - "Azulejos" genannt - zu verzieren.


Die Fliesen kommen in fünf verschiedenen Farben vor: rot, blau, weiß (mit hellblauem Muster), schwarz (mit blauen Verzierungen) und gelb (mit roten Schnörkel). Die insgesamt 100 Fliesen (20 pro Farbe) kommen in den Beutel. Je nach Spielerzahl werden mehrere Manufakturplättchen als Kreis um die Tischmitte ausgelegt. Anschließend wird jedes Plättchen zufällig mit 4 Plättchen aus dem Beutel bestückt.

Die Aufgabe ist es, die Wand auf der eigenen SpielerablageMusterreihen, worin Fliesen für die spätere Verarbeitung platziert werden. Die Bodenleiste am unteren Rand der Spielerablage dient zum Lagern nicht verwendeter Fliesen, die Punkteleiste am oberen Rand zum Festhalten des Punktestandes.

Das Spiel läuft über mehrere Runden. Jede Runde besteht aus drei Phasen. In der Musterphase (A) müssen sich die Spieler reihum Fliesen nehmen. Ein Spieler darf dabei entweder alle Fliesen einer Farbe von einem beliebigen Manufakturplättchen nehmen. Die restlichen Fliesen werden daraufhin in die Tischmitte geschoben. Oder aber er bedient sich aus der Tischmitte, muss aber wiederum alle Fliesen einer Farbe nehmen.

Alle so genommenen Fliesen muss er nun sofort einer der 5 Musterreihen seiner Ablage zuweisen. In jeder Musterreihe dürfen sich jedoch nur Fliesen derselben Farbe befinden. Außerdem ist im späteren Spielverlauf zu beachten, dass man nie Fliesen einer Farbe in eine Musterreihe platzieren darf, wenn sich in der dazugehörigen horizontalen Reihe der Wand bereits eine gleichfarbige Fliese befindet. Fliesen, die man nicht unterbringt, müssen hingegen in der Bodenreihe abgelegt werden.

Sobald alle Fliesen verteilt sind, beginnt die Fliesungsphase (B). Jeder Spieler geht seine Musterreihen von oben nach unten durch. Bei jeder komplette Reihe versetzt er eine der Fliesen auf das Feld derselben Farbe in der zugehörigen Reihe der Wand. Die anderen Fliesen werden beiseitegelegt. Fliesen in nicht kompletten Reihen verbleiben dort für die nächste Runde.

Jede Fliese, die an die Wand gesetzt wird, bringt sofort Punkte ein. Falls an die neugesetzte Fliese keine weitere Fliese angrenzt, gibt es nur 1 Punkt. Ist die Fliese jedoch - horizontal und/oder vertikal - Teil einer Gruppe von ununterbrochen zusammenhängenden Fliesen, gibt es für jede dieser Fliesen (einschließlich der neueingesetzten Fliese) 1 Punkt. Fliesen in der Bodenreihe schlagen mit Minuspunkten zu Buche und werden anschließend beiseitegelegt.

Sofern noch kein Spieler eine horizontale Reihe seiner Wand vollendet hat, wir in Phase C die nächste Runde vorbereitet, indem wieder alle Manufakturplättchen mit genau 4 Fliesen bestückt werden. Hat aber mindestens ein Spieler eine horizontale Reihe seiner Wand vervollständigt, endet das Spiel. Jeder Spieler erhält noch folgende Zusatzpunkte: 2 Punkte für jede vollständige horizontale Reihe, 7 Punkte für jede komplette vertikale Spalte, sowie pro Farbe, von welcher er alle 5 Fliesen an seiner Wand untergebracht hat, 10 Punkte. Der Spieler mit den meisten Punkten erweist sich als der geschickteste Fliesenleger und gewinnt das Spiel.


Das ist bereits alles an Regeln, mehr gibt es tatsächlich nicht. Trotz der relativ einfachen Regeln sollten sie anfangs sorgfältig durchgelesen werden. Bei meiner allerersten Partie habe ich nämlich den Passus übersehen (oder wurde mir - ohne hier Absicht unterstellen zu wollen - nicht explizit erklärt), dass man komplette Reihen braucht, um Fliesen an die Wand legen zu dürfen. Ich war nach der ersten Runde somit schon ziemlich weit hinten und chancenlos, den Rückstand noch aufzuholen. Mein Fehler, wenn ich blind meinen Mitspielern vertraue! In den Spielregeln ist alles gut und lückenlos beschrieben, sodass keine Fragen offen bleiben.

Wie ich also aus eigener Erfahrung feststellen musste, ist es taktisch sehr vorteilhaft, am Ende der Runde vollständige Reihen vorweisen zu können, und dies nicht nur, weil man lediglich damit Punkte erzielen kann. Bleiben zu viele Reihen aus der Vorrunde noch belegt, sind sie zwar in Folge leichter zu füllen. Es birgt jedoch die Gefahr, dass man gegen Ende der Runde einige Fliesen nicht mehr unterbringen kann - es besteht ja Nimmpflicht! - und so zum Teil saftige Minuspunkte kassiert.

Eine weitere Grundtaktik ist es, Farben zu sammeln, die an der Wand benachbart sind. Auf diese Weise erhält man nicht bloß einzelne Pünktchen, sondern gleich mehrere. Im Idealfall kumulieren sich die Punkte in Folge, man erzielt immer höhere Wertungen. Wenn man dies noch erfolgreich damit kombiniert, Spalten und Reihen einer Wand zu komplettieren, spielt man mit Sicherheit um den Sieg mit.

Um dies bewerkstelligen zu können, muss man aber die Auslage jeder Runde gut analysieren, gut "lesen". Welche Farbe benötigt man selbst, was brauchen die Mitspieler? Wie ist das momentane Angebot? Wie geht man am geschicktesten vor? Wie vermeide ich zum Schluss einer Runde Minuspunkte? Viele der Überlegungen ähneln jenen bei Kartenstichspielen. Und so ist es kein Wunder, dass geübte Kartentippler in unseren Runden meist besser abschneiden als gewöhnliche Spieler.

Der Startspieler hat bei alldem meist einen Vorteil, weil er sich als erster aus der Auslage bedienen kann und auch öfter an der Reihe ist (was sich allerdings negativ auswirken kann). Die Regelung, wer Startspieler für die nächste Runde wird, finde ich als geschickt gelöst. Wer zuerst bei den sich ansammelnden Fliesen aus der Tischmitte zugreift, nimmt sich den Startspielermarker. Dieser wird aber in die Bodenreihe gelegt und bringt demnach 1 Minuspunkt en. Es gilt also abzuwägen, wann es sich auszahlt, sich als erster aus der Mitte zu bedienen.

Das Spielmaterial ist übrigens sowohl optisch als auch haptisch ein Genuss. Der Verlag hätte gut und gern auch eine billigere Lösung wählen und stabile Papp-Plättchen für die Fliesen verwenden können, aber die Spielsteine aus dickem, massiven Plastik machen schon viel mehr aus. Das Ziehen aus dem Beutel gestaltet sich wesentlich einfacher, und auch auf den Spielerablagen ist auf diese Weise alles übersichtlicher.

Allerdings hätte man schon noch ein paar mehr Steine pro Farbe hinzufügen können. das vorhandene Material reicht nur für die Minimalbesetzung für 5 Runden aus, in jeder anderen Spielerzahl muss man den Beutel, wenn er leer ist, mit den beiseitegelegten Fliesen füllen. Zu viert kann es im Extremfall passieren, dass im späteren Spielverlauf nicht alle Manufakturplättchen bestückt werden können. Diesen ärgerlichen Fall hätte man mit 5 Steinen mehr pro Farbe leicht vermeiden können.

Die Rückseite der Spielerablagen bietet übrigens noch eine Variante. Dabei gibt es auf der Wand keine vorgegebenen Farben. Zwar ist es auf diese Weise leichter zusammenhängende Gruppen zu bilden, aber es gilt ja weiterhin die Regel, dass in jeder Reihe und in jeder Spalte jede Farbe nur ein einziges Mal vorkommen darf. Bei unbedachter Spielweise können manchen Felder dann gar nicht mehr belegt werden.

Ich persönlich finde das Grundspiel schon äußerst gelungen. "Azul" gefällt mir sogar ausgesprochen gut, und es würde mich wundern, räumte es nicht den einen oder anderen Spielepreis im deutschsprachigen Raum ab. In Frankreich hat es immerhin schon die höchste Auszeichnung - das "As d'Or" - erhalten. Völlig zurecht, wie ich meine!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde