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Knobelritters Spielearchiv - Cosmic Encounter

Art des Spiels: Verhandlungs- und Eroberungsspiel
Autoren:        Bill Eberle, Hack Kittredge,
                Bill Norton und Peter Olotka
Verlag:         Avalon Hill Games
Jahrgang:       2001
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 1 bis 2 Stunden
Preis:          ca. € 35,-

Im Jahre 1977 kam ein Spiel auf den Markt, welches für Furore sorgte. Bill Eberle, Jack Kittredge, Bill Norton und Peter Olotka brachten in ihrem amerikanischen Kleinverlag EON Products "Cosmic Encounter" heraus. In den folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche Erweiterungs-Sets nachgeliefert, außerdem erschien es immer wieder mal bei einem anderen Verlag, zuletzt 1991 bei "Hexagames" in einer übrigens gut gelungenen Ausgabe. Ein Science Fiction-Spiel also, das man getrost als Klassiker bezeichnen kann. Eigentlich hätte Thomas darüber schon längst - wir hatten da mal eine Serie über Sci-Fi-Spiele! - eine Spielebeschreibung abliefern sollen, aber die Zeit...

Dass ich das Spiel gerade jetzt hervorkrame und den Knobelritter darüber berichte, liegt jedoch nicht am 25. Jubiläum der Originalausgabe. Nein, unter dem Label "Avalon Hill" (der Kleinverlag ist ja vom Großkonzern Hasbro geschluckt worden, und wird jetzt als Markenname für Neuausgaben von Spieleklassikern wie "Risiko" und "Diplomacy" verwendet) ist das Spiel nämlich ab sofort wieder in den Spieleläden erhältlich.

Na, gespannt? Interesse geweckt? Dann muss ich mal das Spielprinzip erklären. Jeder Spieler wird zum Repräsentanten einer der zahlreichen Lebensformen im Universum, jede mit einer ganz speziellen Fähigkeit. Die Spieler senden Raumschiffe aus, um Stützpunkte auf den Planeten der Mitspieler zu errichten. Gleichzeitig gilt es aber auch, das eigene Heimatsystem vor Übergriffen der Konkurrenz zu bewahren. Wer zuerst eine bestimmte Anzahl von neuen Kolonien auf anderen Planeten hat, gewinnt das Spiel.

Zu Beginn verfügt jeder Spieler über 20 Raumschiffe, die er gleichmäßig auf die 5 Planeten seines Heimatsystems platziert. Wenn ein Spieler an der Reihe ist, kann er bis zu zwei Herausforderungen machen. Herausforderung nennt man dabei den Versuch, in einem fremden System eine Kolonie zu gründen. Eine zufällig gezogene Schicksalsscheibe bestimmt das Zielsystem. Jetzt kann man Kolonien aber nicht so ohne weiteres gründen, der Besitzer des gewählten Planeten wird zumeist etwas dagegen haben. Nachdem beide Parteien, der Angreifer und der Verteidiger versucht haben, Bündnispartner für die Auseinandersetzung zu finden, findet die Herausforderung statt.

Die Herausforderung wird mit Karten ausgetragen. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Arten: Angriffs- oder Verhandlungskarten. Haben beide Spieler eine Angriffskarte gespielt, kommt es zum Kampf. Zur Zahl auf der Angriffskarte zählen sowohl Angreifer als auch Verteidiger alle Raumschiffe dazu, die auf ihrer Seite kämpfen. Die höhere Zahl gewinnt.

Die unterlegene Partei samt Verbündete verlieren alle ihre am Kampf mitwirkenden Schiffe, sie wandern ins "Schwarze Loch". Gewinnt der Angreifer, dürfen er und seine Partner je eine Kolonie auf dem umkämpften Planeten errichten.

Doch nicht nur mit einer niedrigeren Angriffskarte verliert man eine Auseinandersetzung. auch wenn man im Gegensatz zum Gegner eine Verhandlungskarte ausgespielt hat. Als Entschädigung für das rücksichtslose Vorgehen des Kontrahenten darf man für jedes verlorene Raumschiff eine Karte aus seiner Hand ziehen. Spielen hingegen beide Spieler eine Verhandlungskarte, findet kein Kampf statt und sie haben eine Minute Zeit, um einen Handel einzugehen, der den Austausch von Karten und/oder Kolonien zum Inhalt haben kann.

Das ist so in groben Zügen der Spielablauf, ohne auf die Details einzugehen. Sobald ein Spieler fünf Kolonien in fremden Sternensystemen besitzt, hat er gewonnen und gewinnt nichts weniger als die Herrschaft über das gesamte Universum (harr harr).

Bis dato also nichts, was das große Tamtam um "Cosmic Encounter" rechtfertigen würde. Was macht dann eigentlich den Reiz des Spiels aus? Es sind die bereits erwähnten Sonderfähigkeiten der verschiedenen Lebensformen, die sich mehr oder weniger drastisch aufs Spielgeschehen auswirken. Was sich die Herren Eberle, Kittredge, Norton und Olotka da alles einfallen haben lassen! Einfach unglaublich. Ich bin zwar leider nicht in Besitz der Originalausgabe samt aller neun Erweiterungen und weiß daher nichts Bestimmtes, aber so an die 100 verschiedene Völker, die sich alle vollkommen anders spielen, werden's schon sein. Ein paar Beispiele gefällig? OK. Die "Wahrsager" dürfen sich zuerst die vom Gegner ausgespielte Karte anschauen, bevor sie selbst eine Karte spielen. Die Schiffe der "Riesen" haben den Wert "4". Die "Subversiven" können einen der Verbündeten des Gegners auf ihre Seite ziehen. Die "Stinker" können nur alleine auf einem Planeten sein. Die "Zombies" verlieren keine Schiffe ins "Schwarze Loch", etc., etc.

Jeder nur erdenkliche Aspekt des Spiels kann durch die speziellen Fähigkeiten der Völker beeinflusst werden. Doch damit noch nicht genug, existieren noch jede Menge Ereigniskarten und eine Vielzahl von Erweiterungsregeln, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will. "Cosmic Encounter" lebt also von einem beispiellosen Abwechslungsreichtum und vielen Überraschungen, immer wieder treffen neue Völker aufeinander und bringen neue interessante und zum Teil witzige Begegnungen. Es ist eigentlich unmöglich, dass eine Partie der anderen gleicht. Soviel zum Geheimnis des Erfolges.

Nun aber zur aktuellen "Avalon Hill"-Ausgabe: Optisch ist diese Ausgabe sicherlich die Aufwendigste und Gelungenste, was sich im Preis ausdrückt. Attraktives Spielmaterial mit stilvoller Grafik, auch wenn dabei mitunter die Lesbarkeit leidet (Völkerkarten!). Aber ansonsten ist das Spiel dermaßen abgespeckt und simplifiziert worden, dass nicht viel von der originären Vielfalt übrig blieb. Lediglich 20 Völker - und dabei nicht unbedingt die beste Mischung! - finden wir vor. Ereigniskarten (hier Artefakt-Karten genannt) gibt's gar nur acht! Andere Erweiterungsregeln? Fehlanzeige! Außerdem können hier maximal 4 Spieler mitspielen. Ich will nicht behaupten, dass man mit "Cosmic Encounter" in der vorliegenden Form nicht ebenfalls Spielspaß haben kann, aber von der Originalität, den schier unendlichen Variationsmöglichkeiten ist es weit entfernt. Und es ist zu befürchten, dass "Hasbro" keine Erweiterungen nachbringt. Die abschließende Bewertung mit 4 Schilden gilt also nur für das Spiel an sich, diese Ausgabe hat sich - trotz hervorragender Ausstattung - leider nur drei Schilde verdient.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde