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Knobelritters Spielearchiv - Hadara

Art des Spiels: Karten-Aufbauspiel
Spieleautor:    Benjamin Schwer
Verlag:         Hans im Glück
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 38,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Einleitung

Jeder Spieler will sein kleines Königreich zur mächtigen Zivilisation aufbauen. Man will Geld scheffeln, Kolonien erobern, Büsten meißeln und muss natürlich sein Volk ernähren können, sonst packt es die Koffer und haut ab. Und diese Meisterleistungen kann man in ca. einer Stunde rocken. Da kann sogar die Familie mitspielen.

Spielbeschreibung

"Hadara" spielt man in drei Epochen, und jede Epoche gliedert sich in Phase A und Phase B.

In Phase A zieht man zufällig pro Spieler zwei Karten und legt sie auf die farblich passenden Felder des Spielplans. Der Startspieler sucht sich aus, wie das Rad mit den Spielersymbolen ausgerichtet sein soll, und dann zieht jeder zwei Karten von dem Stapel, auf welchen das eigene Symbol zeigt. Eine dieser Karten muss man auf jeden Fall auf den Ablagestapel der Farbe werfen. Die andere Karte kann man dann kaufen oder verkaufen. Im letzteren Fall bringt sie pro Epoche immer ein wenig mehr Münzen. Im ersteren Fall muss man Münzen zahlen, dann wandert sie unter das eigene Spielbrett in die offene Auslage. Hat man bereits Karten dieser Farbe dort liegen, wird die neue Karte billiger. Die meisten Karten zeigen Zahlen in farbigen Quadraten. Um diese Zahlen bewegt man die Marker auf seinem Spielbrett in den entsprechenden Farbreihen vor.

Phase A geht solange, bis alle verdeckten Karten genommen wurden. Jetzt bekommt jeder Münzen im Wert seiner gelben Reihe. Danach kann jeder Spieler Kolonien erobern - sofern der Wert der roten Reihe groß genug dafür ist. Wann immer man eine Kolonie bekommt, kann man sich aussuchen, sie zu "plündern" und sofort Geld dafür zu bekommen, oder etwas Geld zu bezahlen und das Kolonieplättchen umzudrehen. Dadurch werden vielleicht mehr Siegpunkte, aber auf jeden Fall Bonuspunkte für eine oder mehrere der eigenen vier Reihen freigegeben. Danach kann man kulturell werden und eine Büste meißeln - wenn der Wert der blauen Reihe groß genug dafür ist. Darf man meißeln, kann man diese Büste auch einer seiner vier Reihen widmen und deren Wert erhöhen. Oder sich ganz schnöde zum Spielende mehr Siegpunkte nehmen.

Danach folgt Phase B. Beginnend mit dem Startspieler sucht sich jeder reihum eine der oberen Karten von den offenen Ablagestapeln aus. Und wieder gilt: verkaufen oder kaufen. Sind alle Karten weg, gibt's wieder Geld, vielleicht eine neue Kolonie, vielleicht eine neue Büste und dann noch zwei neue Dinge: Der Wert der grünen Leiste (Ernährung) muss mindestens so groß sein, wie die Anzahl der eigenen Karten. Reicht die Ernährung nicht, verliert man Karten, bis es passt - und damit auch Werte auf seinen Leisten.

Und als Letztes in Phase B kann man sich Medaillen kaufen. Entweder eine goldene (gibt Siegpunkte für jedes Set aus Karten der fünf Farben) und/oder eine silberne (dieser weist man eine seiner vier Leisten zu und bekommt bei Spielende den halben Wert der Leiste als Siegpunkte).

Dann werden pro Spieler zwei Karten von Epoche zwei auf den Plan gelegt und es geht wieder mit Phase A los… bis Epoche drei zu Ende ist. Dann gibt es Punkte für die Medaillen, für die Karten, für übrige Münzen, für Kolonien und Büsten. Und die meisten Punkte heißt: Besser zu sein als die doofen Mitspieler… versteht sich.

Fazit

Wenn man ein gehobenes Spiel für die ganze Familie sucht, in der jeder Spieler eine eigene Zivilisation aufbauen soll, wird die Luft oft dünn, denn allzu viele Spiele gibt es in dieser Kategorie nicht. Eigentlich schade, denn für die Zielgruppe ab 10 ist es durchaus spannend, das eigene Volk mächtiger und mächtiger werden zu sehen. Und zwar ohne, dass Papa plötzlich mit Panzern von links kommt, während der Sohnemann seinem Volk gerade mal das Töpfern beigebracht hat.

Zwar wird "Interaktion" bei "Hadara" nicht gerade großgeschrieben - außer, man schnappt sich gegenseitig dringend benötigte Karten weg - aber dieses Wegschnappen kann bei ausreichend Erfahrung mit dem Spiel die Gegner in schlimme Katastrophen führen. Besonders, wenn man seine Ernährung nicht im Auge hatte und plötzlich Karten abgeben und zusehen muss, wie die Werte auf den vier Leisten schwinden. Das ist in meinen Runden aber nur selten passiert. Öfter schauten hier die Spieler beim Nachbarn, was er oder sie braucht, um noch eine Kolonie zu bekommen. Oder eine Büste meißeln zu können. Und dann wurde dort brutal reingegrätscht.

Auch, wenn es am Anfang nicht so aussieht, bietet "Hadara" einige Möglichkeiten zu gewinnen. Anfangs denkt man noch, man muss dringend beide goldene Medaillen haben und viele Kartensets sammeln. Bis dann einer daher kommt und zeigt, dass es auch ganz ohne goldene Medaillen geht.

Man hat hier natürlich nicht so viele Möglichkeiten, wie bei "Civilization", versteht sich. Aber das will "Hadara" auch gar nicht. Was man eben nicht vergessen darf: Es ist ab 10 und es funktioniert auch mit dieser Zielgruppe sehr gut. "Hadara" spielt super in der Liga von Spielen mit, mit denen Gelegenheitsspieler mal etwas Komplexeres ausprobieren wollen. Mehr Regeln, aber nicht zu viel. Mehr Möglichkeiten, aber nicht zu viele. Mehr ausprobieren, aber nicht zu doll. Da macht es auch (fast) nichts, dass die Karten keine Titel haben, sondern nur Bilder. Kann man verstehen, weltweite Vermarktung und so und dann muss man nicht extra Karten in verschiedenen Sprachen drucken lassen. Aber es geht ein bisschen vom Zivilisationsflair verloren, wenn man nicht sagen kann: "Jetzt bau ich mir aber mal 'ne Bibliothek!". So guckt man lediglich auf die Zahlen und schenkt den schönen Bildern wenig Beachtung. Für mich als Aufbauspiel-Fan ein kleiner Wehmutstropfen, für die Zielgruppe aber selten relevant. Sie hat genug damit zu tun, die vier Leisten und das ständig knappe Geld zu verwalten.

Schön an "Hadara" ist auch, dass es sich zu zweit genauso flüssig spielt, wie zu fünft. Da dauert es nicht wahnsinnig länger, weil in Phase A alles parallel läuft. Die Frage ist natürlich, wie lange das alles interessant bleibt. Ich selber habe da als Gradmesser lediglich die Begeisterung, die "Hadara" bei meinen Testspielern auslöst. Und das sind z. B. eine Familie mit zwei Kindern (10 und 14) oder meine lieben Nachbarn ein Stockwerk unter mir, die ganz allmählich die Lust am Spielen entdecken. Aber auch meine regelmäßigen Spielerunden, zu denen durchaus auch Freakspieler gehören. Ob die alle in einem Jahr noch "Hadara" spielen wollen? … keine Ahnung. Im Moment wollen sie es.

Woran "Hadara" wohl am meisten leidet, ist die Tatsache, dass die Fans von "Auf den Spuren von Marco Polo" oder "Russian Railroads" damit unterfordert sind und das im Netz auch lautstark heraus blöken. Aber das ist die falsche Zielgruppe. Wenn ihr entweder Leute kennt, die mal etwas mehr Anspruch im Spiel haben wollen oder selber solche seid, kann man "Hadara" nur empfehlen. Es ist klar strukturiert, übersichtlich, es liegen Kurzspielregeln bei (SUPER!) und einen Hauch Abwechslung gibt's auch durch Zusatzkarten. Außerdem reicht es für die Zielgruppe, Geld einzunehmen, Kolonien zu gründen und Büsten zu meißeln. Sucht ihr allerdings nur Spiele, bei denen ihr euren töpfernden Nachbarn mit Hoovercraft-Panzern platt machen könnt, ist "Hadara" nicht eure Wahl.

Christoph Schlewinski

Wertung: 4½ Schilde