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Knobelritters Spielearchiv - Menara

Art des Spiels: kooperatives Bauspiel
Spieleautor:    Oliver Richtberg
Verlag:         Zoch Verlag
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler        (+)

In der grünen Hölle von Menara entdeckt unser Forscherteam wundersam geformte Fragmente eines antiken Bauwerks. Gemeinsam machen wir uns ans Werk, den Tausende Jahre alten Tempel wieder aufzubauen, obwohl uns seltsame Glyphen vor einem aurlten Fluch warnen, demzufolge für jeden Fehlgriff, der uns unterläuft, der Bau einer zusätzlichen Etage gefordert wird. Gelingt es uns als Team, den Tempel von Menara fertigzustellen und zu neuem Leben zu erwecken?


Bevor wir uns tatkräftig ins Zeug legen, eine kurze Bestandsaufnahme. Vor uns liegen mal die Fragmente, flache Bauteile in den verschiedensten, geschwungenen Formen. Diese Tempelböden sind mit farbigen Feldern verziert, wobei diese auf der hellen Vorder- und der dunklen Rückseite anders verteilt sind. Die Böden liegen alle auf einem Haufen, sodass wir immer nur auf den obersten Bauteil zugreifen können.

Die Säulen weisen dieselben Farben wie die Felder auf den Tempelböden auf: gelb, rot, schwarz, weiß und blau. Allerdings fällt auf, dass die Farben nicht gleich oft vorkommen. Während - laut einer Inschrift - von den gelben Säulen insgesamt 30 Stück vorhanden sein sollen, sollen es von den blauen Säulen - als anderes Extrem - gerade mal 6 Stück sein. Jeder von uns hat ein paar zufällige Säulen ausgegraben (aus einem Baumwollsäckchen), auch stehen im Camp noch sechs Säulen zum Austausch bereit. Der Rest bleibt noch im Beutel verborgen.

Und schließlich sind da noch die sogenannten "Glyphen", Karten, welche die Bauregeln festlegen. Sie sind in drei unterschiedliche Schwierigkeitsstufen unterteilt. Im Stapel mit den blauen Glyphen verstecken sich meist leicht zu lösende Bauplankarten, unter den gelben Glyphen finden sich mittelschwere Aufgaben, und die Bauplankarten mit roten Glyphen sind überwiegend knifflig.

Bei den Aufgaben der Bauplankarten handelt es sich in den meisten Fällen um das Setzen von 1 bis 4 Säulen auf farblich passende Sockel beliebiger Tempelböden im Turm. Manchmal müssen wir zwei oder drei Säulen auf genau einen Tempelboden stellen. Manche Karten wiederum verlangen das Versetzen von Säulen auf beliebige höhere Etagen mit passenden leeren Sockeln. Und eine Karte - sie trägt natürlich eine rote Glyphe - gibt vor, dass ein bereits eingebauter Tempelboden versetzt wird, notfalls samt darauf stehender Säulen!

Wir Forscher sind nacheinander dran. Unser Spielzug gliedert sich in vier Phasen:

  1. Wir dürfen zuerst Säulen mit dem Camp tauschen.
  2. Wir wählen einen Stapel aus und decken die oberste Karte auf.
  3. Wir bauen, wie es die aufgedeckte Bauplankarte vorgibt.
  4. Wir stocken unsere Säulen wieder zur vollen Anzahl auf.

Wenn es uns nicht gelingt, die geforderte Aufgabe zu erfüllen - sei es aus Ungeschicktheit oder weil die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind -, ereilt uns der Fluch. Die Anzahl der Etagen, aus denen der Tempel bis zum Ende des Spiels bestehen muss, steigt um eine weitere Etage, was unsere Aufgabe aus statischen Gründen nicht gerade erleichtert.

Das Spiel endet entweder mit dem Einsturz des Tempels, oder wenn das letzte Stück einer der 3 relevanten Bauteile (Säulen, Bauplankarten, Tempelboden) vom Vorrat genommen wurde. Nur wenn dann der Tempel (noch) die verlangte Mindesthöhe besitzt, haben wir als Team gewonnen.


Ich hatte anfangs meine Bedenken gegenüber "Menara". Rein äußerlich erinnert es nämlich stark an "Villa Paletti" (Autor: Bill Payne, erschienen ebenfalls im Zoch Verlag), welches 2002 sogar zum "Spiel des Jahres" gekürt wurde. Auch bei diesem Geschicklichkeitsspiel baute man Säulen und Etagen bis hoch hinauf in schwindelerregende Höhen.

Meine Befürchtung, hier würde nur eine alte Spielidee "recycelt", erweist sich jedoch bei genauerer Betrachtung als unbegründet. Im Unterschied zur "Villa", bei der die Baumeister in einem Wettstreit gegeneinander antraten, arbeiten hier die Forscher zusammen. Dieses kooperative Vorgehen erzeugt ein völlig anderes Spielgefühl.

Es kommt nämlich nun darauf an, sich bezüglich der Vorgehensweise gut abzusprechen. So gilt es einerseits, die offenen Informationen - den Säulenvorrat der Spieler, die momentane Ausgangssituation des Tempels, die Formen und Farben der nächsten Tempelböden - in die Überlegungen mit einzubeziehen.

Andererseits heißt es, sich darauf zu einigen, von welchem Bauplanstapel die nächste Karte abgehoben werden soll. Hier herrscht doch ein gewisses Maß an Ungewissheit. Zwar ist bekannt, welche Schwierigkeiten die Spieler in den einzelnen Stapeln erwarten können, es bleibt aber noch ausreichend Raum für Spekulation, sodass man das Risiko gut abwägen muss. Ärgerlicherweise ist es nicht möglich, stets auf "Nummer Sicher" zu gehen, da die Karten des "einfachen" Stapels begrenzt sind. So ist man gezwungen, auch Karten der anderen Stapel zu nehmen. Der richtige Zeitpunkt für den richtigen Stapel sollte wohl bedacht sein, und sorgfältig gemeinsam beraten werden.

Viele Koop-Spiele leiden ja unter dem Problem eines "Alpha-Spielers", also eines Spielers, der die Zügel in die Hand nimmt und die Aktionen aller Mitspieler durchplant und koordiniert, und diese somit zu Statisten degradiert. Dies kann bei "Menara" höchstens während der gemeinsamen Beratung passieren. In der eigentlichen Bauphase kommt es einzig und allein auf den aktiven Spieler an, während alle anderen mitfiebern. Seine Geschicklichkeit und sein Fingerspitzengefühl sind entscheidend. Daher trägt jeder Spieler erfreulicherweise gleich viel bei, was "Menara" zu einem echten Teamspiel macht.

Für die erste Partie wird empfohlen, mit bloß 3 Etagenkarten zu beginnen. Dies ist noch relativ leicht zu bewältigen, denn selbst bei 2, 3 Fehlern werden es höchstens 5 oder 6 Etagen, was die Forscher vor keine große Probleme stellen sollte. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich aber auf einfache Weise steigern. Für das normale Spiel reichen 4 Etagenkarten, wagemutige und erfahrene Spieler können aber auch mit 5 Etagenkarten starten. Mit Pech und/oder unnötigem Risiko kann die Aufgabe dann schnell mal auf 8 oder mehr Etagen anwachsen, wodurch es zu einer äußerst wackligen Angelegenheit wird, die keine zittrigen Hände mehr erlaubt.

Dafür wird man - sollte es trotzdem gelingen - mit einem beeindruckenden Bauwerk belohnt. Schafft man 10 Etagen, ist das Gebilde fast einen halben Meter (!) hoch. Ich habe in meiner langen Spielerkarriere noch nie ein Spiel erlebt, bei dem so oft am Ende die Handykamera gezückt wurde, um das fertige Ergebnis fotografisch festzuhalten und den persönlichen Erfolg in diversen elektronischen Medien zu posten. "Menara" ist optisch ein richtiger Hingucker, der 3D-Tempel hebt sich somit von der Masse anderer Bauspiele deutlich ab.

Ich kann "Menara" summa summarum einen hohen Wiederspielreiz und einen großen Aufforderungscharakter bescheinigen, weshalb ich das Spiel gerne empfehle. Lasst uns den Tempelturm (das bedeutet "menara" in Wirklichkeit auf malaysisch) in seiner vollen Pracht wiedererrichten!

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde