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Knobelritters Spielearchiv - Mistkäfer!

Art des Spiels: Würfelspiel
Spieleautor:    Klaus-Jürgen Wrede
Verlag:         Schmidt Spiele
Jahrgang:       2017
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 20 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Es ist einfach ungerecht. Während einige Tiere unverhältnismäßig oft in Brettspielen auftauchen wie Bären, Elefanten, Kamele und sogar Frösche, fristen andere ein fast unbemerktes Dasein, vollkommen vergessen von allen Autoren, Redakteuren und Ludomanen. Wie etwa der Geotrupidae, bei uns gemeinhin als Mistkäfer bekannt. Wäre er nicht als Skarabäus vor tausenden Jahren dermaßen von den alten Ägyptern verehrt worden, hätten wir ihn wohl nie in der Welt der Spiele angetroffen. Jetzt widmet sich ein lockeres Würfelspiel einzig und allein ihm, ja selbst im Spieletitel wurde er verewigt.


Von besagten Mistkäfern ist auf dem Spielmaterial aber fast gar nichts zu sehen. Dies hängt wohl damit zusammen, dass "Mistkäfer!" im Grunde genommen ein eher abstraktes Würfelspiel ist. Zu Beginn erhält jeder der höchstens vier Spieler ein eigenes Tableau, auf dem er versucht, Würfel zu sammeln.

Die Würfel - ganz normale Sechsseiter mit 1 bis 6 Augen - gibt es in drei Farben. Wer an der Reihe ist, darf eine von 2 Aktionsmöglichkeiten ausführen: Würfeln oder werten. Wer würfeln will, wählt eine Farbe und nimmt sich davon bis zu vier Würfel, welche er genau 1-mal wirft. Anschließend entscheidet er sich für eine gewürfelte Zahl und legt alle Würfel mit diesem Wert auf seinem Tableau ab.

Dabei sind ein paar einfache Regeln zu befolgen: Pro Wurf dürfen immer nur Würfel mit einem identischen Wert in der Reihe mit derselben Farbe abgelegt werden. Die Reihen müssen lückenlos von links nach rechts gefüllt werden, außerdem müssen die neuen Würfel einen höheren Wert aufweisen als bereits in dieser Reihe liegende Würfel.

Es besteht zudem die Möglichkeit des Klauens. Hat man sich für eine Würfelzahl entschieden, darf man - ausgenommen in der 1. Spielrunde - zusätzlich von jedem anderen Spieler einen vollständig identischen Würfel (Farbe & Zahl) stibitzen, falls dieser ganz rechts in der Reihe steht.

Erst wenn man bereits ein paar Würfel auf seinem Tableau liegen hat, kann sich die zweite Aktionsmöglichkeit lohnen. Alternativ kann man nämlich auch werten. Dabei darf man sich für jede komplett gefüllte Spalte, unter der ein weißer Chip abgebildet ist, sowie für jeden Würfel, der rechts von der weißen Linie liegt, 1 verdeckten Chip aus dem allgemeinen Vorrat nehmen. Anschließend räumt man alle seine Würfel ab.

Auf den Chips befinden sich entweder eine Mistkugel, zwei Mistkugeln oder ein Kleeblatt. Sobald ein Spieler 4 Kleeblätter oder insgesamt 12 Mistkugeln gesammelt hat, gewinnt er das Spiel und kann sich fortan "Mistkerl" nennen.


Autor Klaus-Jürgen Wrede ist ja bekannt geworden durch sein "Carcassonne". An die Qualität seines Meisterwerks kommen seine übrigen Werke (zum Beispiel "Krone & Schwert" oder "Rapa Nui") nicht heran. Auch "Mistkäfer!" wird wohl bei weitem nicht die Anerkennung und den Erfolg erfahren wie das "Spiel des Jahres 2001".

Es wäre aber auch äußerst unfair, das aktuelle Spiel mit "Carcassonne" vergleichen zu wollen. "Mistkäfer!" ist ein lockeres Würfelspiel, welches in gerade mal 20 Minuten gespielt ist, und spricht deshalb eine etwas differenzierte Zielgruppe an. Harmlos ist es deswegen aber noch lange nicht, denn die Schachtel-Aufschrift "Klein & Gemein" hat schon ihre Berechtigung.

"Mistkäfer!" kann wirklich ganz schön gemein sein. Das fängt schon damit an, dass man sich von den Mitspielern Würfel klauen darf, wenn sie in Farbe und Zahl mit dem/den gewählten Würfel(n) übereinstimmt. So ein Diebstahl wird, wenn er sich anbietet, gerne angenommen ("Gelegenheit macht Diebe!"), ja es soll tatsächlich sogar Spieler geben, die es bei der Farbwahl vor dem Würfeln extra darauf anlegen, ihre Mitspieler bestehlen zu können. Welch' Zeiten, welch' Sitten!

Ebenfalls als Bosheit betrachtet werden kann die absichtliche Verknappung der Würfel in einer oder mehreren Farben. Es ist nämlich nicht so, dass die Würfel unbeschränkt zur Verfügung stehen. Bei vier Spielern sind es 9 Würfel pro Farbe, spielen weniger Personen mit, werden dann noch von jeder Farbe 1 Würfel (bei 3 Spielern) bzw. 3 Würfel (bei 2 Spielern) entfernt. Da kann es öfters passieren, dass man weniger als 4 Würfel einer gewünschten Farbe vorfindet. Auch diese Regel wird von einigen Spielern schamlos zum Ärgern der Mitspieler ausgenutzt.

Und dann gibt es auch noch die Bonusfelder auf den Tableaus, die ich noch gar nicht erwähnt habe. In jeder Farbreihe erlaubt das 4. und 6. Feld eine Bonusaktion. Während diese bei "grün" (Extrazug) und "gelb" (1 bzw. 2 Chips aus dem allgemeinen Vorrat) noch harmlos sind, gestatten die Bonusfelder der blauen Reihe das Klauen eines Chips von 1 Mitspieler bzw. von allen Mitspielern. Man kann sich leicht vorstellen, welche Reaktionen dies bei den Betroffenen auslöst…

Nein, "Mistkäfer!" ist wahrlich kein Spiel für harmoniebewusste, friedliebende, zartbesaitete Menschen. Man muss schon - auch wegen des doch recht hohen Glücksfaktors - etwas frustresistent sein. Dass es dennoch bei uns Knobelrittern recht gut ankommt, wirft eher ein schlechtes Licht auf unseren Charakter ;-)

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde