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Knobelritters Spielearchiv - Neolithi-Bum

Art des Spiels: Aktions- und 
                Geschicklichkeitsspiel
Spieleautoren:  Peter Gutbrod und 
                Harald Bilz
Verlag:         Heidelberger Spieleverlag
Jahrgang:       1991
Spielerzahl:    3 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Vor vielen, vielen Jahren, als die Menschen noch Felle wegen ihrer wärmenden Wirkung trugen, wilde Tiere noch zu ihrem Lebensunterhalt jagten und Dinosaurier nicht aus dem Kino kannten, waren Steine nahezu das einzige Material zur Herstellung von Werkzeugen. Äxte, Speerspitzen und Messer wurden aus Steinen produziert, mit Stein wurde gehämmert, geschnitten, gefeilt, gehackt und auch Feuer gemacht. Aus diesem Grunde wurde diese Epoche sehr treffend als das Steinzeitalter (=Lithikum) bezeichnet.

Wen verwundert es da noch, dass sich rituelle Zeremonien ebenfalls um den Werkstoff Stein drehen. Auch das neusteinzeitliche Ritual mit dem Namen "Neolithi-Bum" - durch die aufopfernde Forschungsarbeit von Harald Bilz und Peter Gutbrod bekannt geworden - wurde mit größeren und kleineren Steinen vollzogen. Es galt dabei, ein Heiligtum zu Ehren des großen Steinzeitgottes Puup aufzurichten. Alle Mitwirkenden schleppten nach Leibeskräften Felsbrocken herbei und türmten diese aufeinander. Als Belohnung erhielten erfolgreiche Steinebauer einige Knochen eines Höhlenbären. Je größer der angebaute Stein war, desto mehr Knochen konnte man sich nehmen.

Damit nun jedermann die Möglichkeit hat, das Ritual auch bei sich zu Hause nachzuvollziehen, packten die Leute vom Heidelberger Spieleverlag ein paar Steine und einen Baumstumpf mit ca. 10 cm Durchmesser in eine Schachtel, zusammen mit etlichem anderen, dafür benötigten Spielmaterial: Höhlenbärenknochen in Form eines Puzzles aus Pappe, Pappcounter, welche verschiedenes Gemüse darstellen, Handicap-Karten und schließlich noch für jeden Neandertaleraspiranten sechs Kartons in Hinkelsteinform. Nach uralter Höhlenmenschentradition bestimmen nämlich die Mitwirkenden gleichzeitig und verdeckt, welche Aktion sie als nächstes durchführen wollen. Und da gibt es eben sechs verschiedene Möglichkeiten. Die wichtigste Aktion ist es, das Heiligtum um einen Stein zu vergrößern, wobei man zwischen drei Größen wählen kann: "Steinchen", "Stein" oder "Felsbrocken". Ein erfolgreiches Auftürmen bringt dann auch 1, 2 oder 3 Höhlenbären-Puzzleteile. Leider gibt es aber unter den Anwesenden des öfteren einen "Besserwisser", der mit seinen wohlwollenden (?) Ratschlägen genau das Gegenteil bewirkt und den armen Steineschlepper verunsichert.

Im Spiel ist dies dann so umgesetzt, dass der betroffene Spieler seinen Stein mit gewissen Bedingungen unterbringen muss. Also zum Beispiel mit der linken Hand, nur mit den beiden Zeigefingern, mit einem Ohr auf der Tischkante, auf einem Bein stehend, oder ähnliches. Mit allen möglichen und unmöglichen Verrenkungen versucht der Spieler, seine Aufgabe trotz der Erschwernisse zu erledigen. Dies hat nicht nur schadenfrohes Gelächter der Mitspieler zur Folge, sondern bringt zu allem Überdruss dem Besserwisser sogar noch einen der begehrten Höhlenbärenknochen!

Steineschleppen ist - wie man mir sicher recht geben wird - eine mühsame und anstrengende Tätigkeit und kostet Energie. Spieltechnisch muss man dafür Futterplättchen entrichten, je nach Größe des Steines Gemüseplättchen im Wert von 1, 2 oder 3 Einheiten. Bei dem beschränkten Vorrat, den man vor Beginn des Steinetürmens erhält, ist es ganz natürlich, dass man auch zwischendurch einmal kurz Nahrung zu sich nehmen muss. Die Aktion "Essen" bringt - Gott sei Dank! - wieder Energie, wenn, ja wenn nicht gerade ein "Aufpasser" unterwegs ist, der die strenge Einhaltung des Essverbotes während der Zeremonie überwacht. Dann nämlich konfisziert der Spieler dieser Aktion alle von den erwischten Essern gezogenen Gemüseplättchen. Zwei oder mehr Aufpasser verwickeln sich aber in einen Streit, der dazu führt, dass sich die Sünder vom Essen nicht abhalten lassen.

Spannend wird das Ganze immer dann, wenn das Heiligtum schon größer wird und eine bedenkliche Labilität aufweist. Denn wer den Steinehaufen zum Einstürzen bringt, der muss vorher mühsam erworbene Puzzleteile wieder abgeben. Und Puzzleteile sind es ja, um die sich das gesamte Ritual dreht. Neun unterschiedliche Puzzleteile braucht der Steinzeitmensch, um das Bild des Höhlenbärenschädels zu komplettieren. Wer dies zuerst entgegen allen Widrigkeiten und Gemeinheiten seiner Kollegen schafft, gewinnt.

Ich wurde auf "Neolithibum" aufmerksam, als ich 1991 zum ersten Mal zum Wiener Spielefest fuhr, welches damals noch im Messepalast stattfand. Die originelle Spielidee, die witzige graphische Umsetzung, die Verbindung zwischen Interaktion und Geschicklichkeit, haben mich sofort begeistert. Man kann es nicht gerade als taktisches Spiel bezeichnen, aber dafür macht es echt Spaß und kann selbst Spielemuffel zum Spielen bewegen. Ein Spiel, bei dem nicht das Gewinnen im Vordergrund steht, sondern eigentlich das Prickeln beim Steinesetzen. Dem Kleinverlag "Heidelberger Spieleverlag" verhalf "Neolithibum" zum Durchbruch in der Spieleszene und in der Folge zu einer professionelleren Aufmachung seiner Spieletitel.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde