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Knobelritters Spielearchiv - Port Royal - Ein Auftrag geht noch

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautor:    Alexander Pfister
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    1 bis 5 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          20 bis 50 Minuten
Preis:          € 9,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       ++

Wieder einmal tauchen am Horizont schwer beladene Pinassen, Fleuten, Barken, Fregatten und Galeonen auf. Am Kai sind neue, fremde Personen anzutreffen, die darauf warten angeheuert zu werden. Ja, wir sind erneut gefordert, unser Glück in Port Royal beim Handeln und Heuern zu suchen. Aber diesmal gibt es auch lukrative Aufträge zu erfüllen, die wir im Wettstreit gegeneinander oder aber gemeinschaftlich im erbitterten Wettlauf mit der Zeit zu erledigen versuchen.


Es handelt sich bei diesem Spiel um eine Erweiterung zum Kartenspiel "Port Royal". Für die Regeln des Grundspiels, welche im Prinzip gleich geblieben sind, verweise ich daher auf meine entsprechende Rezension in den Game News (Ausgabe Nr. 265 vom 28. August 2014) bzw. unser umfangreiches Spiele-Archiv.

Und was bringt uns die Erweiterung? Zum Einen mal neue Personen. Drei verschiedene Personenkarten finden wir in der kleinen Schachtel. Ein Kontorist funktioniert ähnlich wie der Händler, allerdings bringt er bei einem farblich passenden Schiff keine Extramünze, sondern eine zusätzliche Karte aus der Hafenauslage. Ein Kanonier sorgt für ein Zusatzeinkommen, wenn man in der Phase "Handeln und Heuern" an die Reihe kommt, und zwar 1 Geld weniger als Schiffe ausliegen. Ebenso der Vizeadmiral, bei dem man 1 Münze erhält, wenn sich in seinem Zug 3 oder 4 Karten in der Hafenauslage befinden.

Auch auf ein paar neue Schiffe treffen wir. Von jeder Farbe kommen 2 weitere Schiffe ins Spiel, wobei aber nur je eines eine neue Auswirkung besitzt: Zusätzlich zu den 3 Münzen, die der Spieler dafür bekommt, erhält ein Mitspieler seiner Wahl 1 Münze.

Die einzig wirkliche Neuerung stellen aber - wie der Untertitel bereits verrät - die Aufträge dar. 18 großformatige Auftragskarten, von denen zu Beginn des Spiels ein paar Karten zufällig aufgedeckt werden, warten auf ihre Erledigung. Die Aufträge können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. In einigen Fälle werden bestimmte Personen benötigt, so verlangt etwa die Karte "Charmeur" sowohl einen Kapitän als auch ein Fräulein. Manch Auftrag erfordert den Verzicht auf Handel, selbst wenn man dem aktiven Spieler bereits 1 Münze zahlen musste. Mal sind die Zahlung von Geld oder die Abwehr von Schiffen mit ausreichend Säbeln gefragt. Weitere Aufträge erfordern mehr oder weniger Risiko beim Aufdecken von Schiffen, andere wieder die Entrichtung von Steuern, die Erfüllung eines Expeditionsaufrufs, u.s.w.

Abgesehen von 2 Ausnahmen kann jeder Auftrag von mehreren Spielern erfüllt werden, allerdings fällt die Belohnung in Form von Münzen umso höher aus, je früher man einen Auftrag erledigen konnte. Zusätzlich kann eine Auftragskarte auch 1 Einflusspunkt bringen, allerdings erst ab dem zweiten erfüllten Auftrag. Es ist jedoch zu beachten, dass jeder Spieler einen Auftrag nur 1 x erfüllen darf, außerdem besitzt jeder Spieler nur 3 kleine Holzwürferl, womit die Anzahl möglicher Aufträge pro Spieler beschränkt ist.

Das Spielziel bleibt vollkommen gleich. Wieder gewinnt jener Spieler, der am Ende die meisten Einflusspunkte erzielt.


Wer mich kennt, weiß, dass ich kaum und zudem recht ungern Rezensionen zu Erweiterungen, Spielvarianten, u. ä. schreibe. Meist greife ich in solchen Fällen nur dann zur Feder, wenn sich der zentrale Spielmechanismus ändert (als Beispiel dafür möchte ich "Skull King" und "Skull King - Das Würfelspiel" anführen), oder komplett neue Spielelemente hinzukommen.

Die erwähnten Änderungen bei "Port Royal - Erweiterung" sind aber nicht der Rede wert. Schlimmer noch, sie bewirken nicht einmal eine nennenswerte Verbesserung des Grundspiels. Warum also mein Sinneswandel, mein plötzliches Interesse an der Beschreibung einer Erweiterung?

Dies liegt daran, dass die Erweiterung ermöglicht, "Port Royal" nun auch kooperativ zu spielen. In diesem Fall legt man - abhängig von der Spielerzahl - eine bestimmte Anzahl von Auftragskarten offen aus. Diese gilt es dann, innerhalb einer gewissen Anzahl an Runden, gemeinsam zu erledigen. Ein Auftrag gilt dann als erfüllt, wenn mindestens ein Spieler die geforderten Bedingungen erfüllt.

Um zu eruieren, wie viele Runden die Gruppe dafür zur Verfügung hat, werden zur Basiszahl von 13 Runden noch die auf den Auftragskarten angegebenen Modifikationen berücksichtigt. Zusätzlich zu den Zahlen (von -1 bis +2) noch je 1 Karte pro unterschiedlichem Buchstaben. Die so ermittelte Anzahl an Karten wird als eigener Zeitstapel bereitgelegt.

Der aktive Spieler muss die allererste Karte seines Zugs immer vom Zeitstapel ziehen, die Karten danach jeweils vom Nachziehstapel. Gelingt es, alle Aufträge zu erfüllen, bevor der Zeitstapel aufgebraucht ist, konnte die Partie gewinnen werden. Kann hingegen keine Karte mehr vom Zeitstapel gezogen werden, und die Aufträge wurden noch nicht alle erfüllt, haben alle gemeinsam verloren.

Das daraus resultierende Spielgefühl ist komplett anders als beim herkömmlichen "Port Royal". Schaute man früher nur auf seinen persönlichen Vorteil und hörte als aktiver Spieler bereits nach einer passenden Karte auf, um den Mitspielern ja keine Gelegenheit zu bieten, gute Karten zu erhalten, wird jetzt ganz im Gegenteil versucht, möglichst jedem Spieler eine sinnvolle Karte zukommen zu lassen.

Wie in vielen Koop-Spielen fungiert der Kartenstapel auch hier als Gegner. Natürlich bleibt wie im Grundspiel der Glücksanteil durch das zufällige Aufdecken recht hoch. Gerade mit den Handelsschiffen kann man manchmal Pech haben, wenn dummerweise viel zu früh ein gleichfarbiges Schiff aufgedeckt wird. Hier kommt allerdings noch erschwerend hinzu, dass einige Personenkarten für die ausliegenden Aufträge ohne Bedeutung sind, während andere unbedingt erforderlich sind, um bestimmte Aufträge überhaupt schaffen zu können.

Gerade dadurch ist es notwendig, sich abzusprechen, wer wohl welche Aufträge übernimmt, und das gemeinsame Vorgehen zu organisieren und zu koordinieren. Wie im kompetitiven Spiel stehen jedem Spieler nur 3 Holzwürferl zur Verfügung. Da einige Aufträge besser zusammenpassen als andere, sollte man anfangs zumindest eine groben Plan haben. Auch die Sitzreihenfolge kann einen Einfluss auf die Entscheidungen haben. Mit ausreichend taktischem Geschick kann aber so manches Missgeschick, so manches unvorhergesehenes Malheur weggesteckt werden.

Das alte "Port Royal" ist - trotz des hohen Glücksfaktors - ein gutes, spannendes Spiel. Diese kooperative Variante gefällt mir nun aber noch wesentlich besser. Meiner Meinung passt dieses Zockerelement, dieser Nervenkitzel, ob man nicht doch noch die eine Karte mehr aufdecken sollte oder lieber nicht, noch viel besser für ein Teamspiel. Man jubelt gemeinsam, wenn etwas gelingt, leidet zusammen, wenn es mal besonders blöd läuft. "Port Royal" kommt deshalb nun mit dieser Erweiterung viel öfter auf den Spieltisch als vorher, und das ist ein deutliches Indiz für einen höheren Spielreiz.

Auch solo ist "Port Royal" nun spielbar. Es gelten dieselben Regeln wie im Kooperationsspiel. Man versucht halt alleine, 3 Aufträge zu erledigen, bevor die Zeit abgelaufen ist. Als zusätzlichen Anreiz kann man den Schwierigkeitsgrad steigern (was übrigens auch im Teamspiel möglich ist), indem man vor seinem ersten Spielzug eine beliebige Anzahl an Karten vom Zeitstapel entfernt, wodurch für die Aufgabe weniger Spielzüge zur Verfügung stehen. Im Laufe des Spiels kann man dann bei jeder aufgedeckten "Steuer" eine weitere Karte zur Seite legen. Bei einer erfolgreichen Erledigung aller Aufträge erhält man dann einen Titel abhängig von der Anzahl an insgesamt vom Zeitstapel entfernten Karten, von "Landratte" (0 bis 1 Karte) bis hin zum "Herrscher über alle Meere" (ab 8 Karten).

Ob kooperativ oder solo, ob in normaler Stärke oder mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad - ohne diese Erweiterung kommt "Port Royal" bei uns gar nicht mehr auf den Spieltisch!

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde