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Knobelritters Spielearchiv - Railroad Revolution

Art des Spiels: Worker Placement Game
Spieleautoren:  Marco Canetta &
                Stefania Niccolini
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2016
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12  Jahren
Dauer:          60 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 49,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Eisenbahnspiele sind wie Zombiespiele: Irgendwie kommen immer wieder neue um die Ecke.

Und bei dem hier hat man sich nichts anderes als die Revolution der amerikanischen Eisenbahn vorgenommen. Für zwei bis vier Spieler. In bis zu 100 Minuten. Klingt gewagt. Ob es das auch ist… seht weiter unten.


Jeder Spieler übernimmt die Rolle einer Eisenbahngesellschaft in den Anfängen der Railroad Revolution. Dafür hat jeder ein eigenes Tableau, vier weiße (neutrale) Arbeiter, ein paar Aktien, ein bisschen Startgeld und zwei Meilensteine (man kann aber auch Aufträge dazu sagen). Außerdem hat jeder noch einen Vorrat an eigenen Schienen und Gebäuden und ein Zugplättchen (Zug von Lok… nicht von "am Zug sein"!).

Gespielt wird immer reihum, ein Spieler macht eine Aktion plus noch eventuelle Bonusaktionen, dann ist der Nächste dran.

Auf jedem Tableau sind vier verschiedene Hauptaktionen abgebildet:

Dieses Umdrehen der Züge begegnet einem in "Railroad Revolution" noch an vielen anderen Stellen. Wenn man eines seiner Zugplättchen umdreht, checkt man vorher, welche Seite oben ist: Extra-Aktion ausführen oder keine Aktion bekommen. Man hat also bei jedem zweiten Umdrehen eine Aktion mit einem Zug. Diese Extra-Aktionen sind sehr schick, denn sie schütten Geld aus oder Aktien oder billigere Schienen oder mehr.

Sehr wichtig ist auch die Farbe des Arbeiters, mit dem man seine Aktion wählt, denn je nach Farbe bekommt man noch eine Bonusaktion oder Vergünstigung. Als Beispiele: eine zusätzliche Schiene ins Spiel bringen, umsonst einen Bahnhof bauen, Aktien billiger bekommen (oder geschenkt), einen oder mehrere Züge drehen, einen neuen Zug kaufen, den Bonus "Ich hab hier als Erster gebaut" bekommen, auch, wenn man als Zweiter, Dritter, Vierter baut und - das ist bei allen Aktionen gleich: einen eigenen Arbeiter auf seine Meilensteinkarten schicken.

Wie oben schon erwähnt sind das Aufträge, für die man sowohl auf dem Plan etwas erfüllen (Anzahl von Städten anschließen, Anzahl von Schienen über bestimmte Gelände gebaut haben etc.) als auch ein bis zwei seiner Arbeiter aus seinem Vorrat entfernen muss. Das kann man nur entweder mit der Zusatzaktion oder auch, wenn man seinen Startzug von der Bonusseite wegdrehen kann.

Was man durch Zusatzaktionen und Felder auf den Plan auch aktivieren kann, sind die eigenen Errungenschaften. Nennen wir sie mal Siegpunktoptionen.

Neben den Meilensteinen (also Auftragskarten) kann man noch auf vier anderen Gebieten Siegpunkte machen. Drei davon sind die Errungenschaften. Jeder startet auf jeder der drei Leisten mit einem Stein ganz unten und kann ihn im Laufe des Spieles weiter höher bewegen. Je höher er auf der Leiste ist, desto mehr Siegpunkte bekommt man für die jeweilige Errungenschaft. Siegpunkte für Bahnhöfe, für Telegrafenbüros und für angeschlossene Städte mit Wert fünf - die liegen natürlich am weitesten vom Startbahnhof weg.

Siegpunkte gibt es auch noch für Telegrafenbüros und zwar, wenn dort die eigenen Gebäude nebeneinander liegen. Dann werden die Siegpunkte zwischen diesen Feldern aktiviert.

Sobald eine bestimmte Anzahl von Schienen und Gebäuden gebaut wurde, wird die Runde zu Ende gespielt, danach ist jeder noch einmal dran, und dann werden die Punkte gezählt.

Und für den Gewinner müssen dann alle "Tut, Tut, Tut macht die Eisenbahn" singen.


Ein Eisenbahnspiel von What's your game? Was erwartet einen da? Eine Mischung aus Nippon und einem 18xxer-Spiel? Kann nicht sein. Die Packung sagt: Spieldauer 45 bis 90 Minuten.

Also Regeln geschnappt, gelesen, erst mal ein bisschen irritiert wegen der ganzen Details, sich hingesetzt und losgelegt und siehe da: Huch… das spielt sich ja flott. Und auch nicht schwer.

Das liegt vor allem an der Übersichtlichkeit der Spielertableaus. Die sind super gemacht. Einfache Symbolik, alles in guter Größe, toll! Lediglich auf dem Plan und den Telegrafenbüros kann es etwas wuselig zugehen. Aber das verzeiht man dem Spiel.

Was bei "Railroad Revolution" Spaß macht, sind die vielen Optionen und das Herumprobieren. Es ist die Mischung aus Anspruch und Schnelligkeit, die hier greift. Man fühlt sich gefordert, ohne dass man stundenlang nachdenken muss, wie die einzelnen Möglichkeiten noch mal aussahen.

Flott spielt es sich aber nur, wenn man seinen Zug plant, während die anderen dran sind. Das ist ein sehr wichtiger Punkt bei "Railroad Revolution", denn man kann seinen Zug tatsächlich sehr gut planen. Lediglich der Bonus des ersten Gebäudes oder eventuelle Handelsaktionen können einem von den Mitspielern weggeschnappt werden. Ansonsten kann man sich hier nicht gegenseitig blockieren oder Wege abschneiden. Was gut ist, denn das würde nur unnötig Druck aufbauen. Wenn sich alle an das Planen halten, ist eine Spieldauer von knapp 90 Minuten zu viert locker drin - wenn alle das Spiel kennen, versteht sich. Hat man starke Denker in der Runde, kann sich die Spieldauer um bis zu 45 Minuten erhöhen. Das sollte man wissen, denn das ist dann manch einem zu viel.

So überraschend schnell man in dieses Spiel kommt, so gefährlich kann auch die erste Partie sein. Wieder ein Spiel, bei dem sich der Erklärbär sehr stark zurücknehmen muss, will er nicht mit 50 oder mehr Punkten gewinnen und damit seinen Mitspielern die Lust auf weitere Partien ordentlich vermiesen.

Was man nämlich wissen muss: Man kann im Verlauf einer Partie relativ schnell an viele Punkte kommen, wenn es einem gelingt, sich bis auf die andere Seite des Plans vorzukämpfen. Dort locken Städte, mit denen man die Wertungssteine auf den drei Leisten noch weit nach oben treiben kann. Oder - sollte man die letzte Leiste bis ganz nach oben bringen - 25 Punkte pro angeschlossener 5er-Stadt ausspucken. Bei drei von denen kann das 75 Punkte machen. Schon ein ordentlicher Batzen, der für Neulinge aber plötzlich aus dem Nichts kommen kann. Da meint man, man spielt schon gut und planvoll vor sich hin und ZACK!!! kommt da plötzlich einer von rechts und schnellt vorbei. Also: Seid gnädig mit den Neulingen.

Aber was gefällt an "Railroad Revolution" nicht so gut?

So richtig viel gibt es da nicht. Es gibt nur eine Befürchtung, für die aber noch deutlich mehr Partien ins Land ziehen müssen. Die Möglichkeiten, Punkte zu scheffeln, sind hier überschaubar. Wenn alle das Spiel gut drauf haben, wird die Punktedifferenz wahrscheinlich immer kleiner werden. Vielleicht sogar bis zu dem Punkt, an dem es wichtig ist, ob man Startspieler ist oder nicht. Könnte sein… aber das wird weiter beobachtet.

Ansonsten läuft "Railroad Revolution" wie eine kleine, geschmierte Dampflok. Man kann immer etwas Sinnvolles tun (selbst, wenn man glaubt, es geht nicht… doch, es geht) und das ist ein dicker Pluspunkt bei diesem Spiel. Die Punkte liegen auf der Straße. Oder eher auf den Schienen. Man muss nur genau hingucken und kann (und muss) überall etwas abgreifen. Dazu führt What's your game? seine Spielegrafik konsequent durch. Spielt man mehrere Spiele von ihnen, findet man sich immer besser zurecht. Siegpunkte sehen immer gleich aus, und auch die restliche Grafik kommt einem immer irgendwie bekannt vor. Auch das erleichtert den Einstieg… wenn man schon mehrere Spiele von ihnen kennt.

Für wen ist dieses Spiel aber jetzt geeignet? Spieler, die auf die sonstige Kollektion von What's your game? stehen, sind von "Railroad Revolution" im ersten Augenblick enttäuscht. Deshalb ist es eher ein Spiel, das sich Menschen ansehen sollten, die mal im gehobenen Kennerspielbereich schnuppern wollen. Die werden bei "Railroad Revolution" auf keinen Fall enttäuscht. Besonders, da man hier relativ solitär spielt. Man achtet zwar ständig darauf, wo die anderen siegpunkttechnisch stehen, aber man kann sich z. B. nicht gegenseitig mit den Schienen oder Bahnhöfen behindern. Das ist eine sehr gute Sache und das gefällt den enthusiastischen Gelegenheitsspielern hier richtig gut.

"Railroad Revolution" spielt sich gut in jeder Spielerzahl, die Regeln sind gut aufgemacht und übersichtlich, und es hat eine erfreulich kurze Spieldauer. Wer mal etwas Komplexeres spielen will, ohne gleich drei Stunden am Tisch sitzen zu müssen, ist hier sehr gut beraten.

Also: Luke auf, Kohle rein und bringt den (Siegpunkt-)Zug ins Rollen!

Christoph Schlewinski

Bewertung: 4½ Schilde