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Knobelritters Spielearchiv - Sagrada

Art des Spiels: Würfelauswahlspiel
Spieleautoren:  Daryl Andrews &
                Adrian Adamescu
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 45 Minuten
Preis:          € 34,90

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Als ich das erste Mal in Barcelona war - im zarten Alter von 6 Jahren mit meinen Eltern - stand sie bereits da, die "Basílica i Temple Expiatori de la Sagrada Família", wie sie mit vollem Namen heißt. Aber noch heute zeugen hoch in den Himmel ragende Baukräne, dass die weltberühmte Kirche, erbaut nach den Plänen von Antoni Gaudí, noch immer nicht vollendet ist. Ihr Bau wurde bereits 1882 begonnen, und es ist zu befürchten, dass es nicht gelingen wird, die "Sagrada Familia" bis zum geplanten Termin, dem 100. Todestag von Gaudí im Jahre 2026 fertigzustellen.

Na, da ist es doch wohl unsere heilige Pflicht, helfend einzugreifen. Zwar nicht als Steinmetz, Bildhauer oder Maurer, versuchen wir uns zumindest als Kunsthandwerker, um - im Wettstreit mit ein paar Konkurrenten - das schönste Kirchenfenster in der Basilika zu erschaffen, wofür wir Glasstücke in verschiedenen Farben und Schattierungen zusammensetzen.


Für das Kirchenfenster, mit dem wir uns der verantwortungsvollen Aufgabe stellen, brauchen wir insgesamt 20 Glasstücke, die wir in ein Raster aus 5 x 4 Feldern anordnen müssen. Wir dürfen uns dafür eine aus vier verschiedenen Mustervorlagen aussuchen, bei denen für ungefähr die Hälfte der Felder - mal mehr, mal weniger - die Farbe oder die Schattierung vorgegeben ist.

Die Glasstücke werden im Spiel "Sagrada" durch farbige Würfel repräsentiert, die Würfelzahlen stellen die unterschiedlichen Schattierungen dar. In jeder Runde werden Würfel zufällig aus einem Beutel gezogen (doppelt so viele wie Mitspieler + 1 Würfel) und gewürfelt. Aus diesem Fundus dürfen wir 2 Würfel nehmen und in unser Fenster einbauen.

Dabei gelten ein paar einfache Regeln: Der erste Würfel muss am Rand gesetzt werden, jeder weitere (orthogonal oder diagonal) benachbart zu einem bereits liegenden Würfel. Außerdem müssen die Vorgaben des Musters erfüllt werden. Am wichtigsten aber: Würfel dürfen niemals waagrecht oder senkrecht an einen Würfel mit derselben Zahl oder Farbe angrenzen!

Nach 10 Runden ist das Spiel zu Ende. Im Idealfall sind dann alle Felder der Rosette belegt. Doch auf welche Weise wird unsere künstlerische Tätigkeit mit der unserer Mitbewerber verglichen? In der Schlusswertung erhalten wir Prestigepunkte für jede erfüllte Bedingung der drei "Öffentlichen Aufträge", beispielsweise für Farbvielfalt in einer Spalte (je 5 Punkte pro vollständiger Spalte ohne sich wiederholende Farbe). Ebenso bekommen wir Prestige durch unsere geheime Auftragskarte, welche uns Punkte für alle Würfelaugen einer bestimmten Farbe verspricht.

Freie Felder in unserem Fenster bescheren uns noch je 1 Minuspunkt, verbliebene Gunststeine werden mit je 1 Punkt belohnt. Können wir schlussendlich die meisten Prestigepunkte vorweisen, haben wir das schönste Kirchenfenster gestaltet und gelten ab sofort als berühmtester Kunsthandwerker Spaniens.


Nur fünf kurze Absätze für die gesamte Spielbeschreibung von "Sagrada"? Ist das Spiel so einfach? Nein, ich gebe zu, ich habe etwas geschummelt und nicht alle Regeln erklärt. Ich wollte die simple, klare Eleganz des Spiels nicht durch die Erwähnung allzu vieler Regeln trüben.

Der wichtige Prozess der Würfelauswahl ist nämlich doch etwas genauer, fairer geregelt. Der Startspieler wählt den ersten Würfel, dann jeder andere im Uhrzeigersinn ebenfalls 1 Würfel. Der letzte Spieler darf schließlich zuerst seinen zweiten Würfel nehmen, dann geht's gegen den Uhrzeigersinn zurück bis zum Startspieler. Der verbliebene Würfel kommt auf das Rundenanzeigertableau.

Die Interaktion ist dementsprechend hoch, denn man muss abzuwägen, welchen Würfel man zuerst nehmen soll. Es gilt, Prioritäten zu setzen und auch die Mitspieler und ihre möglichen Absichten einzuschätzen. Der Startspieler, der natürlich im Uhrzeigersinn wechselt, hat zwar den Vorteil, den ersten Würfel wählen zu können, muss sich aber dann mit seinem zweiten Würfel mit der geringsten Auswahl zufriedengeben.

Wie bei jedem Würfelspiel ist auch hier ein Glücksfaktor vorhanden. Es kann sein, dass die - für uns - falschen Farben aus dem Beutel gezogen werden, oder die Würfel ungünstig fallen. Auch kann es passieren, dass wir Würfel so ungünstig platziert haben, das wir nun vor Problemen stehen, etwa dass gewisse Felder nicht mehr regelkonform belegt werden können. Abhilfe können hier spezielle Werkzeuge leisten.

Je drei der 12 Werkzeugkarten kommen in jeder Partie zum Einsatz. Sie bieten uns die Möglichkeit, die Regeln zu brechen, so erlaubt etwa der "Glasradierpinsel", einen bereits platzierten Würfel umzusetzen, wobei wir die Farbvorgabe der Musterkarte ignorieren dürfen. Der "Rundglasschneider" gestattet uns, einen Würfel des Fundus gegen 1 Würfel des Rundenanzeigers auszutauschen.

Kostenlos ist die Nutzung einer Werkzeugkarte allerdings nicht. Der erste Spieler, der ein Werkzeug verwendet, legt 1 seiner Gunststeine auf die entsprechende Karte. Für jede weitere Nutzung dieses Werkzeugs braucht es danach 2 Gunststeine. Die Anfangs gewählte Musterkarte bestimmt, über wie viele Gunststeine (3 bis maximal 6) wir verfügen. Je schwieriger die Anforderungen, umso mehr Gunststeine bekommen wir. Trotz der später teureren Kosten sollte man Werkzeuge erst in den letzten Runden nutzen, wenn nur mehr bestimmte Würfelfarben und/oder Augenzahlen passen.

Dies sind nun wirklich alle Zutaten des Spiels. "Sagrada" vereint durch ein gut funktionierendes "dice drafting"-System auf geschickte Weise taktische Entscheidungen, Würfelglück und Interaktion. Die Spieler sind dabei keinesfalls auf Gedeih und Verderb dem Zufall ausgeliefert. Nach Kenntnis der geheimen und öffentlichen Auftragskarten können sie ihre Mustervorlage auswählen. Auch während des Spiels gilt es, diese verschiedenen Möglichkeiten, an Siegpunkte zu kommen, miteinander in Einklang zu bringen, aber auch flexibel auf das jeweilige Angebot an Würfeln zu reagieren.

Interessant finde ich auch die angebotene Solo-Variante, bei der den verbliebenen Würfeln auf dem Rundenanzeiger eine wichtige Rolle zukommt. Deren Summe der Würfelaugen bestimmt die Zielpunktzahl, die es mit nur 2 öffentlichen und 1 geheimen Auftragskarte zu überbieten gilt. Die Anzahl der Werkzeugkarten (1 bis 5), welche alle nur 1 x pro Spiel genutzt werden dürfen, bestimmt den Schwierigkeitsgrad. Trotz dieses originellen Solo-Szenarios spiele ich "Sagrada" am liebsten zu dritt oder zu viert.

Das Spielmaterial verdient noch eine besondere Würdigung. Schöne transparente Farbwürfel, Glassteine als Gunststeine, wunderschöne Spielkarten und ein Beutel für die Würfel kann man ja als Standard betrachten. Aber die extradicken Spielertableaus in Form von Kirchenfenster, in die man die Musterkarten einschiebt, sind nicht nur ein richtiger Hingucker, sondern verhindern auch auf recht praktische Weise das Verrutschen der Würfel. Einfach toll. Auch die graphische Gestaltung des gesamten Materials, inklusive des auffälligen Schachtelcovers gefällt mir ausgesprochen gut.

Alles ist absolut top, "Sagrada" ist sowohl ästhetisch als auch spielerisch eine richtige Perle. Es würde mich stark wundern, wenn es nicht die eine oder andere Prämierung, den einen oder anderen Spielepreis erhielte…

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde