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Knobelritters Spielearchiv - Scharfe Schoten

Art des Spiels: Stich-(Vorhersage-)Spiel
Spieleautor:    Arve D. Fühler
Verlag:         Zoch Verlag
Vertrieb:       Noris Spiele
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    3 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 15,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Scharfe Schoten?

Na ja, von den im gleichnamigen Spiel vorkommenden Gewürze werden beim Pfeffer die Früchte (Körner) der Pfefferpflanze verwendet. Für die Herstellung von Senf wiederum benutzt man die Samenkörner der Senfpflanze, während beim Wasabi, dem japanischen Meerrettich, die Wurzel die Würze liefert. Einzig und allein beim Chili handelt es sich tatsächlich um die Schoten des Nachtschattengewächses Paprika.

Aber wenigstens sind alle diese Gewürze scharf, zum Teil sogar richtig "heiß". Und diese Eigenschaft soll wohl darauf hinweisen, dass es sich bei dem Spiel um ein besonders pikantes Kartenspiel handelt.

Es dürfte nun wohl niemanden verwundern, dass diese Gewürze die vier Farben der Würzkarten darstellen. Auf den roten Karten ist Chili abgebildet, auf den schwarzen wiederum Pfeffer. Senf findet sich auf den gelben Karten, womit für die grünen Karten noch Wasabi übrigbleibt. Von jeder Farbe gibt es 12 Karten mit den Werten von 1 bis 12.

Interessant ist, wie die Trumpffarbe(n) ermittelt werden. 12 Zahlenkarten - ebenfalls von 1 bis 12 durchnummeriert - werden gemischt und dann zufällig jeder Farbe eine Karte zugeteilt. Dadurch entsteht eine eindeutige Rangfolge der Farben. Die Farbe mit dem höchsten Wert ist die stärkste Trumpffarbe, jene mit dem zweithöchsten Wert die zweitstärkste, usw. Außerdem werden auf diese Weise gleichzeitig vier Supertrümpfe für das nachfolgende Stichspiel bestimmt, nämlich jene Karten, die den genauen Wert der entsprechenden Farbe tragen. Die Supertrümpfe stellen die wertvollsten Karten im Spiel dar.

Nachdem die Karten verteilt wurden - je 10 Karten bei 4 Spielern, je 12 bei 3 Spielern -, machen die Spieler mit ihren Tipp-Kärtchen ihre Vorhersagen. Dabei gilt es nur zu prognostizieren, von welcher Farbe man nach dem Stichspiel die meisten Karten in seinen gewonnenen Stichen haben wird, und von welcher Farbe wohl die wenigsten.

Das anschließende Stichspiel folgt den üblichen Regeln. Es herrscht Farbzwang, also muss jeder Spieler die erstgespielte Farbe "bedienen", auch wenn es sich dabei um einen Supertrumpf handelt. Wer die ausgespielte Farbe nicht hat, darf irgendeine Karte spielen, ist daher auch nicht gezwungen zu stechen. Wer den Stich gewinnt, legt die Karten nach Farben getrennt vor sich ab.

Nach dem letzten Stich kommt es zur Wertung. Für jede richtige Vorhersage gibt es 5 Punkte. Ist eine Vorhersage nur von der Tendenz richtig (bei einem Gleichstand mit einer oder mehreren anderen Farben), kriegt man immerhin noch 3 Punkte. Zusätzliche Punkte erzielt man, wenn beide Vorhersagen zumindest von der Tendenz richtig sind. In diesem Fall erhält man noch die Differenz der Kartenanzahl seiner beiden vorhergesagten Farben als Punkte gutgeschrieben.

Es werden so viele Runden gespielt, wie Spieler teilnehmen, sodass jeder einmal Startspieler war. Wer insgesamt die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt das Spiel.

Bis jetzt bietet "Scharfe Schoten" nichts absolut Neues, ja nicht einmal extrem scharfe Kost. Aber es wurden einige aus Stichspielen bekannte Elemente geschickt miteinander verbunden. Vor allem die Regelung mit den Trumpffarben und den Supertrümpfen gefällt mir sehr gut. Ungewohnt ist bloß die Vorhersage, bei der nicht auf die richtige Anzahl an Stichen getippt wird, sondern auf das ungefähre Verhältnis der einzelnen Farben der eroberten Karten. Besonders die Supertrümpfe sorgen für das Quäntchen Unsicherheit, welche dem Stichspiel Spannung verleiht.

Außergewöhnlich ist hingegen, dass die Farbe der Karten - wie beim Kartenspiel-Klassiker "Indiskretion" - auch auf der Rückseite sichtbar ist. Das sorgt schon in der Vorhersage-Phase für ständige Blicke auf die Kartenhand der Gegner. Für die eigene Prognose ist es schließlich enorm wichtig zu wissen, wer von welche Farbe wie viele Karten auf der Hand hält, wer in einer Farbe "blank" ist, etc. Dies lässt taktische Überlegungen zu, welche zum Teil stark von gewohnten Denkmustern für übliche Stichspiele abweichen.

Die nicht ausgeteilten Karten werden übrigens - sorgfältig nach ihren Kartenrückseiten sortiert - in die Tischmitte gelegt, sie bilden den sogenannten "Gewürzschrank". Auch dieser muss berücksichtigt werden, denn jedes Mal, wenn ein Spieler einen Stich erobert, muss er eine beliebige Karte des Gewürzschranks dazu nehmen.

Die Interaktion ist bei "Scharfe Schoten" dementsprechend sehr hoch. Neben der hoffentlich erfolgreichen Erfüllung der eigenen Prognosen steht nämlich auch das Vermiesen, das mögliche Ruinieren der Vorhersagen der Mitspieler stark im Vordergrund, was durch die zusätzlichen Informationen der Rückseiten vereinfacht wird. Man kann es daher als ein Ärgerspiel "par excellence" betrachten

All dies sorgt meiner Meinung nach für ausreichend Würze im Spiel. Selbst unsere routinierten "Kartentippler", richtige Kartenspiel-Veteranen, die jeden Aspekt von "Rage", "Tichu", "Wizard", "Mü" & Co kennen, bescheinigen "Scharfe Schoten" ein ausgezeichnetes, trickreiches Spielgefühl, und waren vom Spiel ziemlich angetan.

Der Grafik gelingt der schwierige Spagat zwischen Ästhetik und Funktionalität, denn obwohl die Karten mit recht witzigen Illustrationen (Karate kämpfende Wasabis, Senf-Kanonen, Chili-Raketen, Pfeffermühlen-Lokomotiven, u.ä.) versehen sind, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen, bleibt ihre farbliche Zuordnung doch klar und eindeutig. So muss ich beim Spielmaterial nur die Tipp-Plättchen etwas bemängeln, deren Handhabung bei der verdeckten Vorhersage ein wenig ungeschickt ausfällt.

Summa summarum hat mich "Scharfe Schoten" als originelles Stich-Vorhersage-Spiel überzeugt. Es gefällt mir ausgesprochen gut, und durch die Erfahrung mit Kartenspiel-erprobten Mitspielern kann ich es auch ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde