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Knobelritters Spielearchiv - Villainous

Art des Spiels: Optimerungsspiel
Spieleautor:    Prospero Hall
Verlag:         Wonder Forge
Vertrieb:       Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 20 Minuten/Spieler
Preis:          ca. € 49,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Himmelschreiend ungerecht. Und einfach unerträglich. Die meisten Filme enden mit einem langweiligen "Happy End", in dem die sogenannten "Helden" ihre Widersacher besiegen und dann glücklich und zufrieden leben bis ans Ende ihrer Tage. Und nie, nicht einmal ein einziges Mal gelingt es der Gegenseite, ihre hehren, ehrgeizigen Pläne zu verwirklichen, die - wie ich finde - genau so ihre Berechtigung haben. Überhaupt werden Tugenden wie Heimtücke, Niedertracht, Hinterlistigkeit und Bosheit heutzutage viel zu wenig gewürdigt, und dies nicht nur auf der Leinwand.

Es ist daher nur gerecht, dass im neuen Spiel "Villainous" die heimlichen Stars der Disney-Filme ins Rampenlicht rücken, und ihnen die gebührende Ehre zuteil wird. Als Dschafar, die Herzkönigin, Malefiz, Prinz John, Ursula oder Captain Hook versuchen die Spieler, ihre persönlichen Ziele vor allen anderen zu erreichen.


Jeder Bösewicht hat seine eigene Spielertafel, seine eigene schön modellierte Spielfigur, sein eigenes Bösewicht-Deck aus 30 Karten, sowie ein Schicksal-Kartendeck (15 Karten). Alles ist dabei voll und ganz auf die Story des Disney-Charakters ausgerichtet. So finden sich etwa unter den Bösewichtkarten die dazugehörigen Handlanger des Schurken (bei Captain Hook wären dies zum Beispiel die Piraten, Smee, etc.), unter den Schicksal-Karten wiederum die passenden "Helden" (beispielsweise Peter Pan oder Tinkerbell). Auch die vier verschiedenen Orte der Spielertafel sind dem Originalfilm entlehnt. Ein persönliches Bösewicht-Handbuch erklärt das jeweilige Spielziel und enthält Tipps, wichtige Informationen und nützliche Eigenschaften des Bösewichts.

In seinem Spielzug führt ein Spieler folgende drei Schritte in der vorgegebenen Reihenfolge aus: Zuerst muss er seine Spielfigur bewegen, nämlich unbedingt zu einem anderen Ort, stehen bleiben ist nicht erlaubt. Anschließend kann er dort - in beliebiger Reihenfolge - Aktionen ausführen. Die Symbole am erreichten Ort (in den meisten Fällen 2 Symbole oben, 2 Symbole unten) zeigen die möglichen Aktionen. Abschließend darf er so viele Bösewicht-Karten nachziehen, bis er wieder vier Karten auf der Hand hat.

Die wichtigsten Aktionen sind das Erhalten von Machtchips (je nach angegebener Zahl zwischen 1 und 3 Machtchips) und das Ausspielen einer Bösewichtkarte, für die man die auf der Karte angegebene Zahl an Machtchips abgeben muss. Diese 2 Aktionen kommen am häufigsten vor, nämlich an fast jedem der vier Orte einer Spielertafel. Die Karten sollen den Spieler auf die eine oder andere Weise näher an sein individuelles Spielziel bringen.

Bei den Bösewichtkarten unterscheidet man zwischen Handlangern, das sind Helfer im Kampf gegen die Helden, sowie hilfreichen Gegenständen. Beide werden an Orten der unteren Kante der Spielertafel angelegt. Ereignisse kosten ebenfalls Machtchips, werden hingegen aber sofort nach dem Ausführen auf den Ablagestapel gelegt.

Eine weitere wichtige Aktion ist das Schicksal. Dieses wirkt bei einem beliebigen Mitstreiter und soll dessen finstere Pläne durchkreuzen, indem zwei Karten seines Schicksal-Kartenstapels aufgedeckt werden und eine davon ausgeführt wird. Neben einmaligen Ereignissen und Gegenständen findet man unter den Schicksal-Karten vor allem Helden, welche an der oberen Kante der Spielertafel platziert werden. Neben lästigen Effekten behindern Helden alleine schon durch ihre bloße Anwesenheit den betroffenen Spieler, da sie die beiden oberen Aktionssymbole des entsprechenden Ortes abdecken und daher deren Durchführung verbieten.

Um Helden wieder loszuwerden, muss man sie bekämpfen, wozu man das Symbol "einen Helden besiegen" benötigt. Dazu muss man allerdings auch Handlanger am selben Ort in dem Kampf schicken, die mit ihrer Stärke mindestens die Stärke des Helden erreichen, woraufhin alle Karten (Held und alle eingesetzten Handlanger) abgelegt werden.

Die anderen vier Aktionen - eine Fähigkeit aktivieren, einen Gegenstand oder Handlanger zu einem anderen Ort ziehen, einen Helden zu einem anderen Ort ziehen, sowie Karten abwerfen - werden zwar wesentlich weniger genutzt, können aber - je nach Bösewicht und Situation - ebenfalls von Bedeutung sein.

Das Spiel geht reihum bis zum "Unhappy End", soll heißen: bis ein Bösewicht sein persönliches Ziel erreicht. Bei den meisten Schurken muss die Siegbedingung zum Beginn des eigenen Zugs erfüllt sein, sodass die anderen Spieler noch darauf reagieren können, wenn der Spieler die notwendigen Voraussetzungen erfüllt. Nur bei zwei bestimmten Bösewichten (Captain Hook bzw. die Herzkönigin) tritt der Sieg sofort nach Erreichen ihres Ziels ein.


Na, das ist doch mal etwas ganz Anderes! Sich nicht immer bloß auf die Seite der Guten schlagen, einmal nicht als "tapfere Helden und Heldinnen" das Böse in Form von Monstern, Schurken u.ä. besiegen. "Villainous" fällt somit schon beim Thema durch Originalität auf. Mir ist aufgefallen, dass dies vor allem bei Jungs gut ankommt. Ich hoffe halt, dass sich dies bei meinem Jüngsten, der vom Spiel nicht genug bekommen kann, nicht negativ auf seine Entwicklung auswirkt und er nicht doch irgendwann einmal die Weltherrschaft an sich reißen will…

Wenn es um Bösewichte geht, ist das Disney-Universum auf jeden Fall eine gute Wahl, denn nirgendwo sonst tummeln sich so viele schillernde, originelle, unverwechselbare niederträchtige Charaktere. Erstaunlich trotzdem, dass die deutsche Ausgabe des von "Wonderforge Games" produzierten Lizenzspiels bei Ravensburger Spiele herausgebracht wird. Eine große Verbreitung in den hiesigen Spieleläden ist dadurch aber garantiert.

Beim Spielmaterial wirkt sich der Vorteil eines Lizenz-Produkts aus. Schließlich muss bei der Illustration der Karten und der Spielertafeln lediglich auf vorhandenes Bildmaterial aus den Originalfilmen zurückgegriffen werden. So finden sich dann auch alle Lieblingscharaktere (und auch die Helden), sowie bekannte Szenen auf den Karten. Die Spielfiguren wurden hingegen völlig neu gestaltet. Ihr ebenso originelles wie individuelles Design macht sie zu einem richtigen Blickfang.

Das Wichtigste für uns Spieler ist aber immer noch das Spiel selbst, also seine Spielmechanismen, sein Spielreiz. Und da hebt sich "Villainous" durch seine konsequent durchgezogene Asymmetrie wohltuend von herkömmlichen Spielen ab. Jeder Bösewicht verfolgt ja sein ganz persönliches Ziel. Dabei muss jeder auch komplett unterschiedliche Wege betreten. Ich möchte im Anschluss ein wenig auf die Unterschiede der sechs im Spiel vorkommenden Bösewichte eingehen.

Die leichteste Aufgabe hat eindeutig Prinz John, denn er muss bloß 20 Machtchips zu Beginn seines Zuges vorweisen. Seine Devise lautet daher, Machtchips zu horten und möglichst wenig auszugeben, während die meisten Schicksalskarten ihm auf die eine oder andere Art Machtchips kosten (etwa durch Diebstahl).

Malefiz gewinnt, wenn sie zu Beginn ihres Zuges an jedem Ort einen Fluch (spezielle Bösewichtkarte) platzieren konnte. Jeder Fluch schränkt sie jedoch in ihren Aktionen ein, während ihre Schicksalskarten darauf abzielen, Flüche wieder zu entfernen.

Etwas aufwändiger wird's schon mit der Herzkönigin, welche nicht nur an jedem Ort mindestens einen Kartenwächter (Handlanger) aufstellen, sondern dann jeden davon auch in Krocket-Tore verwandeln und zusätzlich noch erfolgreich (d. h. mit gelungenem Stärkevergleich) eine "Abschlag"-Karte ausspielen muss.

Captain Hook's Aufgabe ist es, Peter Pan zu finden, wozu er unbedingt die Karte von Nimmerland braucht. Anschließend muss er Peter Pan auf sein Schiff ziehen, um ihn dort im Kampf mit ausreichend starken Handlangern besiegen zu können. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es bloß eine Karte "Nimmerland" gibt, zusätzlich erschwert wird das Ganze durch die Tatsache, dass Peter Pan im Schicksal-Kartenstapel (!) gefunden werden muss.

Auch für Dschafar gibt es ein paar unbedingt notwendige Karten. Nur mit dem "Skarabäusanhänger" kann die Wunderhöhle überhaupt betreten werden, um dort die Karte "Wunderlampe" - zusammen mit dem Dschinn - auslegen zu können. Die Wunderlampe muss dann noch in den Sultanspalast transportiert, und zudem der Dschinn mit Hilfe von "Hypnose" unter Kontrolle gebracht werden.

Ursula's Schlüsselkarten sind der "Dreizack" und die "Krone", welche sie in ihre Höhle bringen muss. Blöderweise muss für den Dreizack erst König Triton besiegt werden, was Ursula ganz ohne Kampfsymbol bewerkstelligen muss. Ihre Art, Helden zu bekämpfen, liegt vielmehr im Ausspielen von "Knebelverträgen" mit anschließender Bewegung zum angegebenen Ort, eine recht knifflige Angelegenheit.

Wie man sieht, spielt sich jeder Bösewicht doch grundlegend anders. Werden bestimmte Schlüsselkarten benötigt, ist es vorteilhaft, mit der Aktion "Karten abwerfen" den Kartendurchlauf zu beschleunigen. Mit der Zeit entwickelt man auch ein Gefühl, welche Karten, welche Aktionen besonders hilfreich sein können, und welche nicht. Auf jeden Fall sollte man seine Spielweise dem jeweiligen Schurken anpassen.

Im Grunde genommen ist "Villainous" eine Optimierungsaufgabe, bei der man mit seinem Deck und den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten versucht, sein Ziel vor den anderen zu erreichen. Es spielt sich daher eher solitär, denn die Interaktion beschränkt sich darauf, die Mitspieler mit Schicksal zu bremsen. Bei mehr als drei Spielern kann es deshalb zu einem richtigen Gezerre kommen, einem dauernden Hin-und-Her, bei dem stets der aktuell Führende "angegriffen" wird.

Mir gefällt "Villainous" aus diesem Grund am besten zu zweit oder zu dritt, da ist das Spiel relativ flott und knackig. Die Spieldauer ist ziemlich realistisch mit ca. 20 Minuten pro Spieler angegeben. In größerer Besetzung dauert es daher umso länger, ohne einen wirklichen Mehrwert zu erzeugen. Im Gegenteil: Bei einigen Spielern kann Frust aufkommen, wenn sie wiederholt knapp vor dem Ziel zurückgeworfen werden. Da hilft dann auch der Schicksalchip nicht, der bei Partien ab 5 Spielern zum Einsatz kommt. Dieser soll die Spieler vor wiederholten Schicksal-Aktionen schützen.

Da es ja mehr als sechs Bösewichte im Disney-Universum gibt, ist schon eine Erweiterung auf englisch erschienen, sowie eine zweite "Expansion" angekündigt. Sohnemann Alexander Leon kann es schon gar nicht mehr abwarten, bis diese auch auf deutsch herauskommen. Und auch ich bin gespannt, welche Ideen sich die Autoren da wieder für die neuen Schurken* einfallen lassen haben…

* Laut Internet-Recherche werden in der 1. Erweiterung die Bösewichte Dr. Facilier ("Küss den Frosch"), Hades ("Herkules") und die böse Königin aus "Schneewittchen" auftauchen. Für die 2. Erweiterung sind folgende Schurken vorgesehen: Scar ("König der Löwen"), Yzma ("Ein Königreich für ein Lama") und Prof. Ratigan ("Basil, der Mäusedetektiv").

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde