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Knobelritters Spielearchiv - Vineta

Art des Spiels:	Bluffspiel
Spieleautoren:  Fabiano Onca, Mauricio Gibrin,
                Mauricio Miyaji
Verlag:         Winning Moves
Jahrgang:       2008
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 bis 60 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler (+)

Weißt du, warum ich so gerne Brettspiele spiele? Du meinst, weil ich gewinnen will? Nein, das ist nicht so von Bedeutung. Oder weil ich mich gerne in eine andere Welt versetzen lasse, um mit den dort herrschenden Regeln möglichst besser klar zu kommen als meine Mitspieler? Ja, vielleicht, das schon eher. Aber der wahre Grund ist, dass ich mich als GOTT fühlen kann. Ich befehlige riesige Heerscharen, leite das Geschick ganzer Völker, führe weltweite Wirtschaftsimperien und kann sogar Kontinente verschieben. Das Schicksal der Menschheit liegt in meinen göttlichen Händen. Es ist diese unglaubliche Macht, die mich mit Genugtuung erfüllt, mich begeistert. Macht, Macht, grenzenlose Macht (harhar!!!)!

Beim Spiel "Vineta" bin ich da so richtig in meinem Element. Der Sage nach ist die Stadt im südlichen Ostseeraum bei einem Sturmhochwasser untergegangen. Grund sei der moralische Verfall der Stadt, der Hochmut und die Verschwendung der Bewohner gewesen. In ihrem Mangel an Demut beachtete niemand die Vorzeichen in Form eines farbigen Lichtgebildes, und auch die allerletzte Warnung einer Wasserfrau wurde ignoriert. Ich verkörpere in diesem Spiel wie meine Mitspieler einen der Götter des Nordens und lasse dabei die Stadt für ihre Arroganz, ihre Sündhaftigkeit und ihre Laster büßen. Wer sich mit Wotan - so mein göttlicher Name - anlegt, der wird seinen ganzen Zorn zu spüren bekommen!

Vineta besteht - zu Beginn zumindest! - aus 9 Stadtteilen: im Zentrum 3 Stadtteile "Stadtmitte", umgeben von 3 Stadtteilen "Oberstadt" und schließlich ganz am Meer gelegen 3 Stadtteile "Vorstadt". In diese Stadtteile werden von uns Spielern zu Beginn Häuser in verschiedenen Farben verteilt. Wir Götter sind mit Götter-Karten ausgerüstet, mit denen wir in Folge über das Schicksal Vinetas entscheiden. Jeder von uns verfügt dabei über einen identischen Kartensatz. Von meinem eigenen, gut gemischten Stapel nehme ich sieben Karten auf die Hand. In jeder der acht Runden werden drei Durchgänge gespielt, in denen jeder Gott eine seiner Handkarten ausspielt und eine neue vom Stapel nachzieht.

Mehr als die Hälfte der Karten sind "Flutkarten", mit denen ich versuche, einen Stadtteil untergehen zu lassen. Die Anzahl der Wellen - von 1 (leichter Seegang) bis 4 (Sturmflut) - gibt die Stärke der Flut an, die ich gegen den betreffenden Stadtteil richte. Daneben gibt es noch einige Karten, mit denen ich die bei einem Stadtteil ausliegende Kartenreihe verändern kann ("Ruhige See" beispielsweise entfernt eine beliebige Flutkarte). Andere Karten bewirken, dass Häuser in einen anderen Stadtteil versetzt werden, so kann ich etwa mit der Karte "Rettung" 2 Häuser aus einem gefährdeten Stadtteil in einen anderen umsetzen. Jedenfalls drücke ich mit diesen Götter-Karten meinen göttlichen Willen aus.

Am Ende einer Runde versinkt dann jener Stadtteil im Meer, gegen den insgesamt die meisten Wellen gerichtet sind. Alle darauf befindlichen Häuser gehen dabei natürlich mit unter. Nach 8 Runden bleibt schließlich nur mehr ein Stadtteil mit Häusern übrig, womit das Spiel endet - im Gegensatz zur Sage, in der ja die ganze Stadt Vineta dem Untergang geweiht ist.

Aber was habe ich - außer dem berauschenden Gefühl der Macht - als Gott davon, die Menschen zu bestrafen? Nun ja, im Spiel bekommt man dafür Punkte. Wenn ein Stadtteil untergeht, werden die darauf befindlichen Häuser unter den Göttern verteilt, die mit Flutkarten daran beteiligt waren. Je mehr ich mich also engagiert habe, umso mehr Häuser kriege ich als Belohnung. Jedes Haus ist zum Schluss 1 Punkt wert. Jedem Spieler werden aber zu Beginn des Spiels aber auch eine geheime Häuserfarbe und ein geheimer Stadtteil zugeteilt, für die man sozusagen die Patronanz übernimmt. Für jedes Haus meiner Farbe, das im letzten verbliebenen Stadtteil noch steht, erhalte ich 3 Punkte. Habe ich es geschafft, den eigenen Stadtteil vor dem Untergang zu retten, gibt es zusätzliche Punkte, die sich nach der Lage des Stadtteils richten: Während ein Stadtteil im Zentrum lediglich 2 Punkte wert ist, bringt mir die Vorstadt sogar stolze 7 Punkte ein. Der Unterschied erklärt sich damit, dass Stadtteile am Rand bereits ab der ersten Runde von Flutwellen bedroht sein könnten. Eher im Zentrum gelegene Stadtteile können hingegen erst dann erreicht werden, wenn davor gelegene Stadtteile bereits entfernt wurden. Natürlich gewinnt am Ende die Gottheit, welche die höchste Punktezahl erzielt.

Daraus entbrennt ein göttliches Gerangel, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Dies erfordert einerseits kurzfristige taktische Entscheidungen, um möglichst viele Häuser aus untergegangenen Stadtteilen zu sammeln. Das längerfristige Ziel ist es andererseits, die Häuser der eigenen Farbe und das eigene Stadtviertel zu schützen. Es empfiehlt sich jedoch, seine Absichten so lange wie möglich zu verschleiern, da sonst die anderen Götter - Thor, Frigga, Iduna, Freyja und Thyr - massiv dagegen werken, und nebenbei von ihren Interessen ablenken können.

Gezieltes Vorgehen ist allerdings in höherer Spielerzahl kaum möglich, weshalb ich von Partien über 4 Teilnehmern abrate. Da habe ich viel zu wenig Einfluss auf das Spielgeschehen, für einen Gott, ein allmächtiges Wesen ein einfach unbefriedigender Umstand. Bei 3 oder 4 Spielern geht das Spiel aber ganz in Ordnung, auch wenn manchmal die Karten der Mitgötter das eigene Konzept ganz schön durcheinander bringen können. Was ich übrigens als nicht besonders gelungen empfinde, sind die Punkte für gerettete Stadtteile. Es ist verständlich, dass mit einem Stadtteil der "Vorstadt" höhere Punkte erzielt werden können, dies bewirkt jedoch, dass es niemand riskiert, diese punkteträchtigeren Randviertel stehen zu lassen, um Mitspielern keinen Punktevorsprung zu lassen. Besser wäre eine Regelung, bei der die Punkte für die Stadtteile im Laufe des Spiels ansteigen.

Die Spielidee finde ich jedenfalls für interessant und gelungen umgesetzt, und zu dritt oder zu viert werde ich noch gerne die eine oder andere Partie spielen. Bei mehr Spielern werde ich aber sicher die Finger davon lassen, da ist meine göttliche Macht allzu sehr eingeschränkt.

Franky Bayer

Bewertung: 2 Schilde