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Knobelritters Spielearchiv - Canvas

Art des Spiels: transparentes Deckbauspiel
Spieleautoren:  Jeffrey Chin &
                Andrew Nerger
Verlag:         Road to Infamy Games
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    1 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          € 28,90

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

Du findest dich also kreativ, voller Schöpfungsdrang und Inspiration? Du wolltest schon immer ein Kunstwerk schaffen, ein einzigartiges Gemälde voller Poesie, ästhetisch und ausdrucksstark? Na, dann besorg' schon mal Leinwand, eine Staffelei, ein paar Echthaarpinsel, eine Palette und ein paar Dutzend Ölfarben. Und schau' dich auch gleich nach einem passenden Motiv um, nach einem interessanten Sujet, das du skizzieren, zeichnen, malen, pinseln kannst.

Das ist dir zu anstrengend? Okay, dann habe ich genau das Richtige für dich. Im Spiel "Canvas" (englisch für Leinwand) brauchst du lediglich ein paar durchsichtige Folien mit fix fertigen Objekten drauf vor einen bereits gemalten Hintergrund stecken, und voilà! - fertig ist dein Chef d'Oeuvre! Ob dies reicht, um dich gegen die anderen Künstler durchzusetzen, ist allerdings eine andere Sache…

Spielbeschreibung

Zu Beginn bekommst du drei Hintergrundkarten, die bereits in durchsichtigen Hüllen stecken. Am unteren Rand jeder Hintergrundkarte befinden sich 5 Farbkleckse in Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett, welche stets die gleiche Position einnehmen. Du wirst also im Laufe des Spiels drei Gemälde fertigstellen können. Fehlt dir nur mehr ein wenig künstlerische Eingebung, welche durch Inspirationsmarker (du erhältst anfangs vier Stück davon) dargestellt wird.

Die eigentlichen Motive für deine Bilder liefern jedoch die Kunstkarten auf durchsichtigen Folien. Diese zeigen im oberen Teil eine Illustration, eine Person oder ein Objekt, darunter einen Titel, und in der untersten Reihe ein paar Elementsymbole, wie Farbe, Form, Textur oder Tönung, manchmal auch ein Bonussymbol. Hier dienen Farbkleckse dazu, die Position der Symbole zu bestimmen. Alle Kunstkarten kommen in einer Kartenbox auf die Spielmatte, dann werden fünf davon gezogen und offen ausgelegt.

In deinem Spielzug kannst du aus 2 Aktionen wählen:

  1. Du nimmst dir eine Kunstkarte. Die äußerst linke Kunstkarte ist kostenlos, für jede andere musst du auf jede Karte, die du dabei überspringst (die sich also links davon befindet), einen deiner Inspirationsmarker legen. Inspirationsmarker, die bereits auf der gewählten Karte liegen, nimmst du ebenfalls an dich. Diese Aktion darfst du nur dann durchführen, wenn du weniger als 5 Kunstkarten auf der Hand hast.
  2. Du vervollständigst ein Gemälde. Hierfür nimmst du genau 3 deiner Kunstkarten auf der Hand und steckst sie in beliebiger Reihenfolge zu einer deiner Hintergrundkarten in die Hülle. Dann vergleichst du das fertige Gemälde mit den Wertungsbedingungen der für diese Partie geltenden Wertungskarten. Für jede erfüllte Bedingung erhältst du ein entsprechendes Abzeichen. Diese Aktion kannst du klarerweise nur dann durchführen, wenn du mindestens 3 Kunstkarten auf der Hand hältst.

Das Spiel endet, wenn jeder drei Gemälde fertigstellen konnte. Nun kommt es zur Punktewertung, bei der festgestellt wird, wie gut du dich an die vorgegebenen Kriterien der Wertungskarten gehalten hast. Auf jeder Wertungskarte ist angegeben, wie viele Punkte du für welche Anzahl an entsprechenden Abzeichen erhältst. Wenn deine Gesamtpunktezahl höher ist als jene deiner Malerkollegen, hast du dich als wahrer Meistermaler erwiesen.

Fazit

Transparente Hüllen - hatten wir dies nicht schon mal irgendwo? Ja, das originelle Deckbauspiel "Mystic Vale" bediente sich dessen. Ich hatte damals aber bereits das Gefühl, dass dieses zweifellos innovative Element dort nicht richtig zur Geltung kam, dass da noch wesentlich mehr drinsteckt. Damit habe ich mich nicht getäuscht, denn bei "Canvas" ist die Nutzung von Klarsichthüllen besser gelungen, handelt es sich hier doch um eine Komposition von Bildern mit Hilfe von verschiedenen Motiven.

Das Thema wird bei "Canvas" großgeschrieben. Dies fängt bei der Schachtel an, die man - Dank einer Vertiefung am Schachtelboden - tatsächlich wie ein Bild an die Wand hängen kann. Kein Titel oder andere Angaben, wie Autor, Verlagslogo, etc. stören den Anblick. Auch die Terminologie ist sehr thematisch, denn die Gestaltungselemente werden hier als "Farbe", "Form", "Textur" und "Tönung" bezeichnet. Ebenso die Wertungskarten, welche Kriterien, wie "Vielfalt", "Wiederholung", "Symmetrie", Proportionen", "Stil", usw. bewerten. Auf diese Weise gelingt es wunderbar, die Spieler in die Materie hineinzuziehen.

Spielmechanisch sind sowohl die endgültige Optik eines Gemäldes als auch der entstandene Titel ohne Bedeutung. Es kommt lediglich auf die Elementsymbole an. Es gilt, mit diesen Symbolen möglichst viele der Bedingungen auf den geltenden Wertungskarten zu erfüllen, um Abzeichen zu erhalten. So muss dein Gemälde etwa, um dir ein Abzeichen für "Vielfalt" zu bringen, alle vier Elementsymbole aufweisen. Oder für ein Abzeichen "Stil" mindestens 3 Symbole "Textur".

Das klingt auf den ersten Blick etwas banal, und manche in meinen Spielgruppen unterschätzten dies anfangs. In Wirklichkeit ist es keine so leichte Aufgabe, die Karten geschickt miteinander zu kombinieren, die Anordnung der Symbole zu optimieren, um ein Maximum an Wirkung zu erzielen. Da musst du manchmal ganz schön tüfteln und rumprobieren. Gut, dass das Handkartenlimit auf 5 Stück begrenzt ist, sonst entstünde eine deutlich höhere Downtime, als das Spiel verträgt.

Überhaupt ist das Spielgefühl eher solitär, da du hauptsächlich mit deinen eigenen Kunstwerken beschäftigt bist. Du willst schließlich anhand der aktuellen Kriterien der Wertungskarten und der zur Verfügung stehenden Kunstkarten das Beste herausholen. Ein geringes Maß an Interaktion entsteht lediglich durch das Wegschnappen von Kunstkarten und durch den Einsatz von Inspirationsmarkern.

Dafür besticht das Spiel durch seine Variabilität. Die unterschiedlichen Wertungskarten ermöglichen dir eine Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten, die von dir jeweils immer eine andere Spielweise, eine etwas andere Strategie erfordern. Außerdem kannst du damit den Schwierigkeitsgrad beliebig justieren. Ein paar Szenarien sind am Ende der Spielregel bereits angeführt, von vereinfacht bis zu komplex, aber du kannst es auch nach Wunsch auf deine individuellen Anforderungen einstellen. Es wird leichter, wenn sich mehrere Wertungskarten ergänzen und kombinieren lassen, oder schwieriger, wenn diese sich eher widersprechen, was eine bessere Fokussierung auf bestimmte Elemente erfordert.

Und natürlich gibt es auch für "Canvas" die Möglichkeit für ein Solospiel. Du kannst entweder gegen "Vincent" antreten, einen Dummy, der dir zufallsbestimmt ein paar Kunstkarten aus der Auslage wegnimmt. Oder das Solopuzzle versuchen, bei dem du mehr Einfluss und Manipulationsmöglichkeiten auf das ausliegende Angebot hast. Beide Varianten sind reizvoll, eine Tabelle verrät dir in beiden Varianten, wie erfolgreich du agiert hast.

Mir gefällt "Canvas" ausgesprochen gut, die Verbindung aus schöner Gestaltung und taktisch geprägtem Spiel finde ich sehr gelungen. Ich gehe sogar so weit, auf gut wienerisch zu behaupten: "Canvas" is leiwand! Ich muss allerdings zugeben, dass nicht alle Mitspieler in den diversen Spielrunden meine Meinung teilen.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde