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Knobelritters Spielearchiv - Cool Runnings

Art des Spiels: kartengesteuertes Laufspiel
Spieleautor:    Olivier Mahy
Verlag:         Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 20 Minuten
Preis:          ca. € 22,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Kinder              (+)

Spielen, das ist reinste Gewalt, Brutalität pur! Wie da mit den Spielfiguren umgegangen wird, ein Graus! Ich habe da schon einiges erlebt: Sie werden geschlagen, geworfen, niedergemetzelt, an den Start zurückgestellt, und ähnliche Grausamkeiten. Aber was da im Spiel "Cool Runnings" abläuft, lässt sogar mich abgezockten Board Gamer erschauern. Den Spielfiguren, die da unschuldig ihren Parcours von Start Richtung Ziel zu bewältigen versuchen, wird gar übel mitgespielt. Mit Wasserbädern, heißem Atem, ja sogar mit Salzstreuern, nichts wird unversucht gelassen, um ihnen den Garaus zu machen. Welch grobe Sitten!


Trotz der beschriebenen Brutalität sind Mitleid oder Entsetzen eher nicht angebracht. bestehen die Spielfiguren, um die es hier geht, doch aus reinem H₂O, welches durch ausreichend tiefe Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes in feste Form gebracht wurde. Ja, tatsächlich: Jeder Spieler besitzt einen Eiswürfel, den er - in einer bunten Schale - über den lediglich aus 36 Feldern aufgebauten Kurs ins Ziel bringen muss.

Als Motor des Spiels dienen Spielkarten. Üblicherweise zieht man damit seinen eigenen Eiswürfel vorwärts in Richtung Ziel. Zwischen 1 und 4 Felder sind pro Karte möglich. Aber - und dies ist bloß die erste Gemeinheit, welche die Spieler erwartet! - es gibt auch Karten, mit denen gegnerische Figuren zurückgezogen werden können (um 1 bis 3 Felder).

Als noch viel hinterhältiger erweist sich jedoch die zweite Funktion jeder Karte, welche alternativ gewählt werden kann. Die Grafik deutet bereits dezent an, was dem bedauernswerten Eiswürfel so alles widerfahren wird: Ausquetschen, heißer Atem, Wasserbad, Streusalz und ähnliches. Man kann sich leicht vorstellen, dass dies der Integrität der eiskalten Masse nicht gerade förderlich ist.

Ganz schutzlos ist der Spieler aber nicht den Angriffen der Mitspieler ausgeliefert. Mit einer Karte derselben Grafik kann er nicht nur diese Attacke abwehren, sondern diese auf einen anderen Spieler lenken, sogar zurück an den Aggressor. Es sei denn, dieser wehrt sich ebenfalls mit einer entsprechenden Karte, usw.

Der Spielplan wartet ebenfalls mit ein paar Tücken auf. Neben mehr oder weniger harmlosen bzw. mehr oder weniger hilfreichen Feldern (Felder vor oder zurück, Schutz vor Angriffen) gibt es aber auch noch sogenannte "Lavafelder", welche die Eiswürfel nicht kalt lassen, im wahrsten Sinne des Wortes. Eine zufällig aufgedeckte Karte bestimmt, welches Ungemach dem Eiswürfel passiert.

Selbst dem härtesten, den coolsten Eiswürfel kann all dies einmal zu viel werden, und Molekül für Molekül wechselt seinen Aggregatzustand von fest zu flüssig. Oder in anderen Worten: Der Eiswürfel schmilzt. Ist von ihm nichts mehr zu sehen, scheidet der Spieler aus. Das Spiel endet, wenn entweder ein Spieler mit seinem - zumindest noch einigermaßen intakten - Eiswürfel das Zielfeld erreicht, oder nur mehr ein Spieler übrig ist und somit gewinnt.


Bei "Cool Runnings" ist nicht nur der Spieletitel originell, dessen Wortspiel sich auf die amüsante Verfilmung der Teilnahme eines Bobs für Jamaica an den Olympischen Winterspielen in Calgary 1988 bezieht. Die Verwendung von echten Eiswürfeln in einem normalen Brettspiel hat es meines Wissens nach noch nicht gegeben.

Die Ausstattung ist dem ungewöhnlichen Material angepasst. So sind die Spielplanteile aus abwischbarem Plastik, die Becher für die Herstellung der Eiswürfel sehr stabil, damit sie das Einfrieren unbeschadet überstehen. Eine Pipette dient zum Abmessen der richtigen Wassermenge, sowohl beim Befüllen der Becher als auch für die Aktionskarte "Kalte Dusche". Nur die Spielkarten dürften nicht für allzu feuchte Behandlung geeignet sein.

Durch den Einsatz von Karten ist "Cool Runnings" naturgemäß etwas glücksabhängig. Wer bloß Minus-Karten auf seiner Hand hält, wird seine Spielfigur kaum vorwärtsziehen können und zwangsläufig destruktiv spielen. Bei einem Funspiel - und als solches kann man es durchaus bezeichnen - ist der vorhandene Glücksanteil aber berechtigt. Außerdem lässt es den Spielern trotzdem noch ausreichend Entscheidungsspielraum.

Als effektivste Aktionen haben sich in meinen Runden übrigens das Vorwärtsziehen der eigenen Figur (vor allem, wenn man dabei ein Feld erreicht, auf dem man nochmals vorrücken darf), sowie das Zurückversetzen einer gegnerischen Figur auf ein "Lava-Feld" erwiesen. Bei Letzterem muss der betroffene Eiswürfel nämlich zusätzlich noch eine (zufällige) "Spezialbehandlung" über sich ergehen lassen, gegen die er sich nicht wehren kann. Spielt man hingegen eine Aktionskarte gegen einen Mitspieler aus, besteht eine realistische Kontergefahr, sodass man womöglich plötzlich selbst betroffen ist.

Überhaupt erfordert "Cool Runnings" - so viel dürfte nun schon klar geworden sein - ein gewisses Mindestmaß an Frusttoleranz. Der Führende kann mit gemeinsamen Anstrengungen doch ziemlich behindert, angegriffen, zurückgezogen werden. Diese Interaktion sorgt für viel Emotionen, Ärger, Jubel, Schadenfreude. Das Spiel beinhaltet somit ein beträchtliches Ärgerpotential, was auch der Grund sein mag, dass die Altersangabe "ab 8 Jahren" lautet, obwohl die Spielregeln an und für sich so einfach sind, dass sie Vorschulkinder mühelos begreifen.

Auf jeden Fall ist "Cool Runnings" ein ideales Familienspiel, bei dem für Groß und Klein Spaß garantiert ist. Ich freue mich schon auf eine mögliche Erweiterung, inklusive Haarfön, Brennlupe und Lötkolben ;-)

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde