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Knobelritters Spielearchiv - Coralia

Art des Spiels: Würfeleinsetzspiel
Spieleautor:    Michael Rieneck
Verlag:         Huch! & friends
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          € 31,90

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Einleitung

Es liegt nun auch schon wieder eine Ewigkeit zurück, dass ich bei einer vor Oahu (Hawaii) vorgelagerten Insel ein paar Tauchgänge machen durfte. Auch wenn diese in nicht allzu tiefem Wasser stattfanden (ich hatte ja vorher keinen einzigen Tauchkurs absolviert!), war es dennoch eine faszinierende Erfahrung, mit bunten Korallenriffen, einer Vielfalt an Fischen, ein paar kleineren Katzenhaien und sogar einer Meeresschildkröte.

Das war aber nichts gegen das, was uns bei "Coralia" erwartet. Hier schicken wir vor der Küste einer alten, halbversunkenen Pirateninsel unsere ferngesteuerten Tauchroboter in die Tiefe, um die Riffe zu studieren, spezielle Tierarten zu finden und, wenn möglich, nebenbei noch längst vergessene Schätze zu bergen.

Spielbeschreibung

Der Spielplan zeigt uns sechs Riffe, die wir erkunden wollen. Jedes Riff ist einer bestimmten Farbe (gelb, blau, rot, orange, grün und violett) zugeordnet und besteht aus sieben Feldern. Die Symbole auf diesen Feldern finden wir auf den 36 Würfeln (6 Stück in jeder Farbe) wieder, welche die Tauchroboter (ROVs = remotely operated vehicles) darstellen. Farbe und Symbol geben somit das exakte Feld vor, auf dem ein Würfel platziert werden darf.

Der Startspieler wählt zu Beginn vier verschiedenfarbige Würfel aus dem Pool und legt diese auf den Würfelhalter, die sogenannte Forschungsstation. In Folge wählt jeder Spieler, bevor er seinen Spielzug beginnt, einen weiteren Würfel aus dem Pool und legt ihn zu den anderen auf die Forschungsstation.

Sind wir an der Reihe, werfen wir die vier Würfel und wählen dann einen davon aus, den wir auf ein passendes, freies Feld platzieren. Je nach Symbol dürfen wir anschließend die entsprechende Aktion durchführen:

Besonders im fortgeschrittenen Spielverlauf kann es passieren, dass alle möglichen Felder bereits blockiert sind. In diesem Fall dürfen wir 2 Karten vom Inselstapel ziehen. Wenn der Würfelpool schließlich aufgebraucht ist, sodass auf der Forschungsstation keine vier Würfel mehr zur Auswahl stehen, endet das Spiel.

Bei der anschließenden Schlusswertung werden zuerst die Sternkarten gewertet. Diese bringen uns diverse Boni, also beispielsweise Extrapunkte für Schatztruhen, Schildkröten, u. ä. Danach sind die Taucher dran. Wir erhalten für unseren Taucher (sofern wir ihn überhaupt eingesetzt haben) Punkte für die mit Würfeln besetzten Felder am entsprechenden Riff (bei Vollbesetzung maximal 15 Punkte). Fische wiederum werden in Sets abgerechnet. Je mehr unterschiedliche Fische, umso mehr Punkte erhalten wir.

Und schließlich werden noch die Perlen gewertet. Wir berechnen die Summe aus unseren wertvollsten 4 Perlenkarten. Der Spieler mit dem höchsten Wert darf sich den gesamten Wert gutschreiben, jener mit dem zweithöchsten Wert muss sich auf 2 Perlenkarten beschränken, alle anderen dürfen überhaupt nur 1 Perlenkarte werten. Alle Punkte halten wir mit unserem Schiff auf der Zählleiste fest. Konnten wir schlussendlich die höchste Gesamtsumme erzielen, haben wir gewonnen.

Fazit

"Coralia" ist - wie der Leser bestimmt schon bemerkt hat - ein lupenreines Würfeldrafting- und -einsetzspiel. Allerdings doch mit gewissen Einschränkungen. Einerseits besteht die jeweils zur Verfügung stehende Auswahl stets aus genau 4 Würfeln, wobei sich der aktive Spieler wenigstens die Farbe des vierten Würfels aus dem verbliebenen Würfelvorrat aussuchen kann.

Andererseits müssen die Würfel im Normalfall erst neu gewürfelt werden. Durch ihre Farbe und das gewürfelte Symbol geben sie exakt definierte Einsetzmöglichkeiten vor. Besonders im fortgeschrittenen Stadium können dann zudem schon ein oder mehrere der Felder blockiert sein, sodass man manchmal gar keine richtige Auswahl hat und nehmen muss, was übrigbleibt. Im Extremfall muss man einen beliebigen Würfel auf die Insel legen, was wegen des geringen Nutzens (2 zufällige Karten vom Inselstapel) nur eine Notlösung darstellt.

All dies sorgt für recht viel Zufälligkeit. "Coralia" spielt sich doch relativ glücksabhängig. Das einzige Mittel, dem Zufall ein wenig entgegenzusteuern, sind die Schildkröten. Nachdem man ihren Bonus kassiert hat, dreht man das Schildkröten-Plättchen nämlich auf die Rückseite, wo sie in Folge Platz für einen Würfel bietet. Wenn man später an der Reihe ist, darf man pro Schildkröte einen der 3 vom Vorgänger erhaltenen Würfel darauf vor dem erneuten Würfeln "zwischenspeichern", d. h. diese Würfel werden nicht mit geworfen. Dies erhöht die Chancen, passende Würfel zu bekommen, doch beträchtlich.

Trotz des vorhandenen Glücksfaktors ist es notwendig, sich auf wenige Elemente zu konzentrieren, um viele Punkte sammeln zu können. Es bringt nichts, sich zu verzetteln und bei den entsprechenden Wertungen nur vereinzelte Punkte zu erhalten. Deshalb ist es oft besser, sich frühzeitig auf eine "Strategie" festzulegen, vor allem da die Anzahl der zur Verfügung stehenden Symbole limitiert ist (es gibt ja nur 6 Riffe).

Es gibt drei wichtige Punktequellen. Ein einzelner Fisch ist zwar nur 3 Siegpunkte wert, gelingt es aber, verschiedene Fische zu sammeln, steigt deren Wert deutlich. So bringen 5 verschiedene Fische sogar 25 Punkte ein. Bei den Perlen hingegen kommt es darauf an, mit seiner Sammlung (aus maximal 4 Perlenkarten) auf die höchste Summe zu kommen, um sich alle Punkte gutschreiben zu können. Mit etwas Glück und hohen Werten lässt sich aber auch mit bloß 2 Karten (das entspricht einem einzigen Spielzug) eine stattliche Anzahl von 8 bis 10 Punkten erreichen. Taucher wiederum sollten sich am Ende an möglichst voll besetzten Riffen befinden, dann sind bis zu 15 Siegpunkte drin.

Bei den Kraken hängt die zu erzielende Punktezahl stark davon ab, wann sie ins Spiel kommen und ob später noch weitere Kraken eingesetzt werden. Setzt man einen Kraken früh ein, gibt es zwar wenig Sofortpunkte, aber die Chance auf weitere Punkte bei jedem danach ins Spiel gebrachten Kraken. Schildkröten und Schatztruhen bringen einen Sofortbonus, bei Letzteren sogar verdeckt, also die Katze aus dem Sack. Bleiben nur noch die Seesterne, die sich überhaupt als Wundertüte herausstellen. Man kann zwar aus 3 Karten wählen, allerdings ist dies keine Garantie, eine passende oder sonst gut brauchbare Karte zu erhalten. In unseren Partien hat es sich eingebürgert, recht früh auf Seesterne zu gehen und seine weitere Vorgehensweise nach der gewählten Karte zu richten.

Angenehme Spieldauer (ca. 1 Stunde) und ein doch recht hoher Glücksfaktor - all dies macht "Coralia" zu einem Familienspiel. Und da auch das Spielmaterial wirklich toll ist, mit einer Menge schöner, bunter, hochwertiger Würfel und einer attraktiven grafischen Gestaltung, müsste ich dem Spiel ja eigentlich eine klare Empfehlung aussprechen.

Die Verwendung des Konjunktivs verrät's bereits: Dem ist leider nicht so, denn die Spielregel ist ziemlich misslungen. Sie ist unnötig kompliziert und schafft es nicht, den Spielablauf verständlich zu vermitteln. Die schlechte Gliederung sorgt dafür, dass man ständig nachschlagen muss, und selbst nach einem halben Dutzend Partien muss ich immer noch drin herumblättern, um Einzelheiten oder genaue Abläufe zu klären.

Aber auch das Spiel selbst empfinde ich als etwas überladen, vollgestopft mit unzähligen Details und nicht intuitiv erfassbaren Regeln. Dies mag für ein Kenner- oder Expertenspiel noch in Ordnung gehen, erfahrene Spieler sind schließlich komplexe Spielregeln gewohnt. Von einem Familienspiel erwartet man sich jedoch, schneller ins Spiel zu finden und nicht so viel Zeit für lästige Regelfragen zu verplempern. Dies schreckt ab und stört den ansonsten positiven Eindruck. Hier wurde leider eine Chance vertan. Mit besserer redaktioneller Arbeit, einer gewissen Reduzierung auf wesentliche Elemente hätte es mit diesem so attraktiven Spielmaterial ein richtig gutes Spiel für Familien und Gelegenheitsspieler werden können. Schade.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde