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Knobelritters Spielearchiv - Dinosaur Island

Art des Spiels: Arbeitereinsatz- 
                und Aufbauspiel
Spieleautoren:  Jonathan Gilmore &
                Brian Lewis
Verlag:         Feuerland Spiele
Jahrgang:       2019
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          90 - 120 Minuten
Preis:          € 65,90

Zielgruppen:    Spielexperten       ++
                Gelegenheitsspieler (+)

Einleitung

Wie bitte?!

Haben die denn noch nie Michael Crichton gelesen? Oder wenigstens "Jurassic Park" im Kino oder im Fernsehen angeschaut? Dinosaurierblut aus in Bernstein gefangenen Insekten der Urzeit extrahieren und ihre DNS zu entschlüsseln, um daraus lebende Riesenechsen zu züchten und diese dann in einen prähistorischen Themenpark zu stecken: Das kann eigentlich nur schiefgehen!

Aber Geld regiert nun mal die Welt und so versuchen sich gleich mehrere Gesellschaften an Projekten, auf abgelegenen Inseln Dinosaurierparks mit Kreaturen aus Jura, Kreide und Trias zu eröffnen, und mit spannenden Attraktionen auszustatten, um damit möglichst viele, zahlungskräftige Besucher anzulocken. Na, hoffentlich vergessen die werten Herren nicht, auch ein wenig in die Sicherheit zu investieren, damit die Besucher nicht - wie es Steven Spielberg blockbustermäßig demonstriert hat - zu Saurierfutter werden…

Spielbeschreibung

Anfangs kann man unseren Park aber kaum als Dinopark, sondern eher als Minipark bezeichnen. Neben einem einsamen Verkaufsstand für Hüte, steht da bloß ein kleines Gehege mit einer eher harmlosen Dinoart, was nicht viele Besucher anlocken würde. Auch unser Labor bietet uns nur bescheidene Möglichkeiten, vor allem ist in dem sogenannten Kaltlager, worin wir einfache und komplexe DNS aufbewahren, recht wenig Platz. Mit ein paar Wissenschaftlern, etwas Personal und einem gewissen Startkapital machen wir uns an die Arbeit, die Anlage attraktiver zu gestalten.

Zuerst - in Phase 1 - werden unsere Wissenschaftler aktiv. Je nachdem, wo wir sie einsetzen, können wir einfache oder komplexe DNS generieren (deren Bestand wird im Kaltlager festgehalten), die Kapazität unseres Kaltlagers erhöhen (die Begrenzungsmarker werden entsprechend verschoben) oder einen neuen Dinosaurierbauplan erforschen. Bei Letzterem wird schon mal ein passendes Gehege der gewählten Dinosaurierart auf unserem Gelände angelegt. Unsere Wissenschaftler sind übrigens unterschiedlich kompetent. Je besser ihre Fähigkeit, umso bessere Aktionen können sie nutzen. Nur die Allerbesten können zudem komplexe DNS erschaffen oder die großen Raubsaurier entwickeln.

Danach können wir Investitionen tätigen (Phase 2), um unseren Park in verschiedenen Bereichen zu verbessern. Für jeweils 2 bis 5 $ (natürlich sind damit Millionen Dollar gemeint) können wir Laborausbauten erwerben, welche uns diverse Vorteile bringen können, wie etwa billigere Sicherheitsmaßnahmen, effektivere Forschungslabore oder günstigere Gehegeausbauten. Oder wir stecken unser Geld in neue Parkattraktionen, wie Fahrgeschäfte (Achterbahnen, u.ä.), Shops und Restaurants, wobei diese Attraktionen aber noch Zusatzkosten verursachen.

Eine weitere Investitionsmöglichkeit ist das Einstellen von Experten. Einige von ihnen bringen uns neben mehr oder weniger starken Fähigkeiten auch zusätzliches Personal, welches sich für die später anfallenden, mannigfaltigen Arbeiten als recht hilfreich erweist. Und außerdem können wir in dieser Phase auch dringend benötigte DNS kaufen, sollte unser Labor dazu mal nicht in der Lage sein.

Anschließend wird richtig gewerkt (Phase 3). Wir setzen unsere Arbeiter ein, um die verschiedensten Aufgaben zu erledigen. So müssen die Gehege vergrößert werden, um Platz für mehr Dinosaurier zu bieten. Die Sicherheit muss erhöht werden, um zu verhindern, dass die Viecher ausbrechen und für Chaos und Verwüstung sorgen. Geld über neue Kapitaleinlagen muss herangeschafft werden. Und schließlich müssen wir ja auch noch neue Dinosaurier erschaffen, um den Besucherstrom zu steigern.

Für einen neuen Dinosaurier müssen einige Sachen beachtet werden. So ist natürlich erstmal ein entsprechender Dinosaurier-Bauplan notwendig. Dann brauchen wir logischerweise noch genug Platz im Gehege. Wir müssen die erforderlichen DNS-Bauteile aus unserem Kaltlager abgeben und stellen daraufhin den neuen Dino ins Gehege, was sofort die Attraktivität unseres Parks erhöht, allerdings ebenso die potenzielle Gefahr.

Und dann kommt der große Augenblick, der Moment der Wahrheit, an dem wir die Früchte unseres Erfolgs ernten: Die Besucher strömen in unseren Park (Phase 4). Zuerst zahlen sie an unseren Kassen am Eingang Eintritt, danach können wir sie in unseren Park lassen, allerdings bloß so viele, wie in den Attraktionen und bei den Dinosauriergehegen Platz finden. Dummerweise finden sich unter den zahlungskräftigen Besuchern immer wieder ein paar freche Rowdies, welche sich rücksichtslos vordrängen und nicht mal Eintritt zahlen.

Wenn wir allerdings am falschen Ort gespart haben und die Bedrohung der Dinos in unserem Park höher ist als unser Sicherheitswert, brechen Dinosaurier aus, wodurch leider Besucher ums Leben kommen, entweder von Raubsauriern verzehrt oder von riesigen Pflanzenfressern erdrückt. Der Erfolg unserer Anlage wird in dieser Phase durch die Zahl begeisterter Besucher abzüglich der Anzahl verunglückter Besucher bestimmt.

Am Ende der Saison reisen die Besucher ab, unsere Wissenschaftler und Arbeiter beenden ihre Tätigkeiten. Nun ist es Zeit, Bilanz über die abgelaufene Saison zu ziehen. Konnten wir unsere Ziele erreichen, die geplanten Aufträge erfüllen? Wenn insgesamt alle bis auf einen Auftrag erfüllt werden konnten, endet das Spiel. Jetzt zeigt sich, wie erfolgreich wir beim Management unseres eigenen Dinoparks waren, wobei zu den laufend erzielten Siegpunkten noch jene für die erledigten Aufträge, für verbliebenes Kapital, sowie für die Dinos in unseren Gehegen (je größer und gefährlicher, desto besser!) erhalten. Unser Bestreben ist es natürlich, schlussendlich unsere Dinosaurierinsel zum besten und berühmtesten prähistorischen Park der Welt gestaltet zu haben.

Fazit

Das Erschaffen von Dinosauriern und das Management eines entsprechenden Themenparks: Nein, nicht jeden kann man solche Aufgaben anvertrauen. "Dinosaur Island" ist deswegen auch ein richtiges Kennerspiel, welches gleich mehrere Spielmechanismen vereint.

Die 1. Phase des Spiels - die Forschungsphase - hat Aspekte eines Arbeitereinsetzspiels. Jeder Spieler verfügt über 3 Wissenschaftler, je einen mit den Werten 1, 2 und 3, welche er den einzelnen Aufgaben des Forschungstableaus zuordnet. Das Originelle daran ist, dass einige Aufgaben, wie etwa die anspruchsvolleren Dinobaupläne oder komplexe DNS, einen bestimmten Mindestwert erfordern, bzw. beim Vergrößern der Kaltlager der Wert berücksichtigt wird.

In der 2. Phase - der Marktphase - kommen Elemente eines Aufbauspiels zum Tragen. Mit den Laborausbauten, Parkattraktionen und Experten können die Spieler ihren Park verbessern bzw. Verbesserungen leistbar oder überhaupt realisierbar machen. Jeder Spieler kann maximal zwei Einkäufe tätigen, wobei vor allem in den ersten Runden des Spiels das Budget eher knapp ist, sodass man oft eine Kosten-Nutzen-Rechnung (auch in Bezug auf Geldbedarf in der nächsten Phase) anstellt. Eine Besonderheit bieten die Experten, welche nicht nur besondere Fähigkeiten, sondern in den meisten Fällen auch eine (äußerst willkommene) Aufstockung des Personals mit sich bringen.

Die Arbeitsphase (3. Phase) ist erneut - wie der Name schon sagt - geprägt von Worker Placement. Die Spieler setzen ihre Arbeiterfiguren - zu Beginn sind es lediglich 4, durch Erwerb passender Experten können es dann bis zu 8 Figuren werden - auf Felder in ihrem Labor ein. Damit lassen sich Gehege erweitern, die Sicherheit erhöhen, komplexe DNS herstellen (entweder direkt oder durch Tausch von einfachen DNS-Bauteilen) und vor allem Dinos erschaffen. All diese Elemente wollen aber gut koordiniert und geplant sein, sodass man hier genauso auch von Optimierung und Ressourcenmanagement sprechen kann, um in der 4. Phase anschließend ein Maximum an Einnahmen und Siegpunkten herausholen zu können.

Es gibt also einiges zu beachten, viele Aspekte zu berücksichtigen. "Dinosaur Island" besitzt einen doch einigermaßen hohen Komplexitätsgrad. Dennoch gelingt es der Spielregel, alles relativ gut zu übermitteln. So hat mein 11-jähriger Filius, angelockt durch das spannende Dino-Setting, keine Schwierigkeiten damit. Wie kann das sein? Des Rätsels Lösung liegt in der hervorragenden redaktionellen Aufarbeitung.

Das Spielmaterial unterstützt die Spieler auf ideale Weise, geleitet sie sicher und praktisch durch den Spielablauf. So ist für jede Phase eine eigene Spieltafel zuständig. Phase 1 findet auf dem Forschungstableau statt, Phase 2 auf dem Markttableau, Phase 3 auf den spielereigenen Labortableaus und Phase 4 schließlich auf den Parktableaus. Viel besser und übersichtlicher kann man es einfach nicht gestalten!

Und wenn wir schon dabei sind: Das Spielmaterial ist so üppig und reichhaltig, dass man Schwierigkeiten hat, alles nach Gebrauch wieder in der Schachtel unterzubringen. Aber auch die Qualität überzeugt generell. Die Tableaus sind stabil, die Labortableaus weisen sogar Einkerbungen auf, sodass die Würfelchen für das Festhalten des DNS-Bestandes sowie des Gefahren- und Sicherheitslevels nicht verrutschen können. Abzüge gibt es materialtechnisch lediglich für das Fehlen eines Inlays (samt etwas höherer Schachtel) zum Zwecke einer ordnungsgemäßen Sortierung als auch für die etwas fitzeligen Geldmarker.

Bei der grafischen Gestaltung scheiden sich die Geister. Mir persönlich gefällt das bunte Durcheinander an schweinchenrosa, giftgrün, knallgelb, lila, etc. nicht besonders, aber das ist halt Geschmackssache. Hingegen hätte die Unterscheidbarkeit der einfachen DNS-Bauteile unbedingt besser ausfallen müssen. Für die Dinosaurierfiguren hätte ich mir drei verschiedene Farben und/oder Formen für die drei Arten - Pflanzenfresser, kleiner Raubsaurier und großer Raubsaurier - gewünscht, das wäre übersichtlicher und bei der Endwertung einfacher zu rechnen. Aber dies ist Jammern auf hohem Niveau.

Spielerisch gefällt es mir uneingeschränkt. Es gibt viel zu beachten, und es braucht ein, zwei Partien, bis man alle Elemente intus hat und das richtige Maß für Investitionen, Erschaffung von Dinos, erforderlicher Sicherheit, usw. findet. Bei den Laborausbauten gibt es doch qualitative Unterschiede, hier sind erfahrenere Spieler klar im Vorteil, die richtigen Entscheidungen zu fällen. Für den Erfolg ist es schließlich noch unabdingbar, die ausliegenden Aufträge in seine Planung mit einzubeziehen, um sie möglichst schnell zu erfüllen, wenn es geht vor den Mitspielern. Interaktion gibt es - wie bei allen Arbeitereinsetzspielen - ohnehin ausreichend.

Die Spieldauer hat mich überrascht, sie ist doch kürzer als nach einer Kennenlernpartie vermutet. Hat man die Spielmechanismen verinnerlicht, braucht man für ein "kurzes" Spiel nur mehr 4 bis 5 Runden (das entspricht ca. 20 Minuten je Spieler). Eine "mittlere" Partie dauert etwa 6 Runden, weshalb man mit ungefähr 30 Minuten pro Spieler rechnen muss. Selbst das "lange" Spiel hat man nach höchstens 8 Runden geschafft, was in etwa 45 Minuten/Spieler beansprucht. Also alles im noch angenehmen Bereich, solange man nicht in voller Besetzung spielt.

Hat man mal keine Mitspieler parat, lässt sich "Dinosaur Island" auch gut und gerne alleine spielen. In dieser Soloversion tritt man gegen einen künstlichen, kartengesteuerten Gegenspieler an und versucht, innerhalb von 7 Runden so viele wie möglich der 7 zufällig gezogenen Solo-Auftragskarten zu erfüllen. Funktioniert gut, aber ich interagiere doch lieber mit richtigen Mitspielern als mit künstlichen…

Die knallbunte Aufmachung hat mich anfangs etwas abgeschreckt und verhindert, dass ich mir das Spiel früher zugelegt habe. Ich habe es aber schließlich nicht bereut und kann "Dinosaur Island" vielmehr eine klare Empfehlung aussprechen.

Franky Bayer

Bewertung: 4½ Schilde