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Knobelritters Spielearchiv - Discordia

Art des Spiels: Würfelauswahlspiel
Spieleautor:    Bernd Eisenstein
Verlag:         Iron Games
Jahrgang:       2022
Spielerzahl:    1 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          ca. 70 Minuten
Preis:          € 54,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Einleitung

Vor 2000 Jahren näherte sich das Römische Reich dem Höhepunkt seiner Macht. Im Norden entwickelten sich an der Grenze zu Germanien aus militärischen Außenposten am Rhein erste größere Siedlungen. Du übernimmst die Rolle eines Statthalters einer dieser aufstrebenden Städte und wetteiferst mit anderen Statthaltern darum, Seeleute, Soldaten, Händler und Bauern geschickt für deine Ziele einzusetzen. Wirst du nach dem Ablauf von nur vier Jahren von der Kaiserin Agrippina als der erfolgreichste Statthalter geehrt?

Spielbeschreibung

Deine Siedlung wird durch ein Stadttableau dargestellt. Im Stadtbereich befinden sich schon ein paar vorbereitete Felder (1 Hafen, 1 Kastell, 2 Marktplätze und 2 Äcker), welche Platz für die (farblich) passenden Gebäude bieten. Andere Felder sind hingegen noch frei und müssen erst im Laufe der Jahre mit entsprechenden Stadtausbauten versehen werden. Unterhalb deiner Stadt verläuft ein Aquädukt, der für die Versorgung der Siedlung verantwortlich ist. Auf der linken Seite des Tableaus gibt es eine Entwicklungsleiste und einen Expeditionspfad, welche du von unten nach oben mit Sternen füllst, um den Fortschritt deiner Stadt anzuzeigen.

Die Möglichkeiten zum Ausbau deiner Siedlung findest du auf und unterhalb des zentralen Spielplans. In jeder der sechs Spalten - den Würfelaugen von 1 bis 6 zugeordnet - zeigt ein Aktionsplättchen, welche Aktionen du dort durchführen kannst. Dies kann das Entsenden von Figuren auf ein bereits errichtetes Gebäudeplättchen (Schiff, Kaserne, Marktstand oder Bauernhof) sein, das Nehmen eines Stadtausbaus, die Entwicklung auf der Entwicklungsleiste oder das Nehmen eines Sterns. Unterhalb jeder Spalte werden aber auch zufällige Gebäudeplättchen platziert, welche du statt einer der Aktionen des Aktionsplättchens wählen und auf einem passenden Stadtausbau legen kannst.

Zum Abschluss der Vorbereitungsarbeiten werden noch - abhängig von der Spielerzahl - ein paar Stadtausbauten, Handels- und Militärtürme, Dekrete, Privilegien, Manipulatoren und Sterne neben dem Spielplan bereitgelegt, sowie die Stapel der Germanenplättchen präpariert. Nachdem du einen Manipulator und sechs Sterne erhalten, 15 Spielfiguren zufällig aus dem Beutel gezogen und einen Versorgungsring auf das erste Feld deines Aquäduktes gelegt hast, kann die Partie losgehen.

Jedes Jahr gliedert sich in 5 Jahreszeiten, da die Römer zwischen Herbst und Winter die Saturnalien feierten. Die Position einer kleinen Schiffsfigur auf dem Fluss zeigt dir die aktuelle Jahreszeit an. Die drei farbigen Würfel werden geworfen und der jeweiligen Spalte des Spielplans zugeordnet. Als Startspieler nimmst du einen der Würfel und legt diesen auf deinem Stadttableau ab. Danach nutzt du eine der auf diesem Aktionsplättchen möglichen Aktionen oder nimmst dir ein Gebäudeplättchen derselben Spalte. Alle anderen Spieler können auf dieselbe Weise einen beliebigen der beiden anderen Würfel nutzen. Danach wechselt der Startspieler im Uhrzeigersinn.

Nach der fünften Jahreszeit werden einige Ereignisse zum Jahresende durchgeführt. Zuerst wird überprüft, ob du ausreichend gegen Germanenüberfälle gerüstet bist. Erreichen die Figuren all deiner vollbesetzten Kasernen und Militärtürme mindestens die durch 2 Germanenplättchen bestimmte Gesamtstärke der Germanen, konntest du den Überfall abwehren, und du erhältst die Belohnung des einen Plättchens, anderenfalls musst du den aufgedruckten Schaden des anderen Plättchens erleiden.

Danach wird der Wert des Infrastrukturmangels deiner Siedlung festgestellt. Hierzu zählst du alle Figurensymbole, welche auf deinem Stadttableau zu sehen sind, sowie die Felder deiner Gebäude und Türme, auf denen du keine Figuren stehen hast. Von dieser Summe wird der Wert des Aquädukt-Feldes abgezogen, auf dem sich dein Versorgungsring befindet. Das Ergebnis entspricht dann der Anzahl der Figuren, welche du aus dem Beutel ziehen und deinem Vorrat hinzufügen musst. Anschließend kommen alle Figuren von deinen komplett belegten Gebäuden zurück in den Beutel.

Du gewinnst augenblicklich, wenn du zu irgendeinem Zeitpunkt keine Figuren mehr im persönlichen Vorrat hast. Ansonsten gewinnst du, wenn du nach dem Ende des 4. Jahres (einschließlich der beiden Ereignisse) die wenigsten Figuren vorweisen kannst.

Fazit

Grundsätzlich ist "Discordia" ein Würfelauswahlspiel. Ähnlich wie bei den - deutlich weniger komplexen - Spielen "Noch mal!" und "Ganz schön clever" hat dabei der Startspieler die volle Auswahl aus den drei Würfeln, während die Mitspieler nur einen der verbliebenen Würfel wählen dürfen. Die Werte der Würfel bestimmen die zur Verfügung stehenden Aktionen. Die entsprechenden Aktionsplättchen werden hierfür zu Beginn zufällig auf die 6 Würfelwerte verteilt.

Auch die Gebäudeplättchen werden anfangs zufällig in sechs Spalten ausgelegt. Wie viele Reihen dabei gebildet werden, hängt wiederum von der Spielerzahl ab. Zu Beginn jeder vierten Jahreszeit werden leere Plätze aufgefüllt. Ein kontinuierlicher Wechsel der Auslage wird dadurch gewährleistet, dass am Ende jedes Jahres die oberste Reihe entfernt und neue Gebäude nachgeschoben werden.

Der Spielmechanismus ist also - wenn auch wunderbar gut funktionierend - nicht unbedingt innovativ. Das Spielziel hingegen finde ich neuartig, erfrischend originell und auch gegenüber allen herkömmlichen Spielen recht ungewohnt. Statt zum wiederholten Mal auf die eine oder andere Weise Siegpunkte anzuhäufen, gilt es hier, die Spielfiguren im eigenen Vorrat - blaue Seeleute, rote Soldaten, weiße Händler und gelbe Bauern - loszuwerden, wofür das Spiel verschiedene Möglichkeiten bietet.

Hauptsächlich sind es die drei Aktionen "Stadtausbau", "Stadtplättchen nehmen" und schließlich "Figuren entsenden", mit denen Figuren auf Gebäude eingesetzt werden können. Dadurch wird man nicht nur kurzfristig Figuren los, sondern überdeckt gleichzeitig noch Felder mit Infrastruktursymbolen, sowie leere Felder auf Gebäuden, was dazu führt, dass man am Jahresende beim Ereignis "Infrastrukturmangel" weniger Figuren nachziehen muss. *

Für ein möglichst frühzeitiges Erreichen des Spielziels spielen aber auch die Nebenaktionen eine wichtige Rolle. Diese darf ein Spieler unter gewissen Voraussetzungen zusätzlich zur gewählten Hauptaktion nutzen. So darf man etwa die angegebene Nebenaktion durchführen, wenn man einen Würfel wählt, welcher der aktuellen Jahreszeit entspricht, beispielsweise im Frühjahr ein Fortschritt auf dem Expeditionspfad.

Manche Bauplätze, Gebäudeplättchen, sowie einige Felder des Expeditionspfads und der Entwicklungsleiste bieten ebenfalls eine Nebenaktion, welche sofort und einmalig auszuführen ist. Und nimmt man sich seinen 4. oder 6. Stadtausbau, darf man eines der ausliegenden Privilegien nehmen und - je nach Art - sofort oder dauerhaft nutzen.

Die mit Abstand wichtigste Nebenaktion bieten allerdings die Würfel selbst. Stimmen nämlich Farbe und Wert des gewählten Würfels mit einem eigenen Gebäudeplättchen überein, darf als Nebenaktion, also ohne dass dafür eine Hauptaktion verbraucht werden muss, ein Feld des entsprechenden Plättchens mit Figur(en) belegt werden. Strategisch ist es sinnvoll, mehrere Gebäude mit gleichen Würfelwerten zu errichten, damit dieser immense Vorteil öfters eingesetzt werden kann.

Um die Chancen auf passende Würfelzahlen und Würfelwerte zu erhöhen, gibt es gleich mehrere Instrumente. Mit jedem Manipulatoren-Plättchen lässt sich - einmal pro Jahr - der Würfelwert eines gewählten Würfels um 1 nach oben oder unten verändern. Jeder Spieler startet bereits mit einem Manipulator, an weitere kommt man auf entsprechenden Feldern des Expeditionspfads und der Entwicklungsleiste.

Ebenso erlauben es manche Privilegien, eine bestimmte Figurenfarbe als Joker einzusetzen. Gelingt es, haargenau denselben Priviliegien-Joker ein zweites Mal zu erhalten, spielt die Farbe der eigenen Figuren sogar fortan überhaupt keine Rolle mehr. Und schließlich ermöglichen die obersten 3 Felder der Entwicklungsleiste, die Farbe des gewählten Würfels auch für andere Gebäudefarben zu nutzen. All dies hilft, etwas weniger vom Würfelglück abhängig zu sein.

Dekrete sind ein weiteres probates Mittel, sich dem Spielziel zu nähern. Zu Beginn werden zufällig ein paar Dekret-Plättchen ausgelegt. Sobald es einem Spieler gelingt, die Bedingung eines Dekrets zu erfüllen (zum Beispiel 5 verschiedene Stadtausbauten, eine volle Entwicklungsleiste oder eine bestimmte Anzahl an Figuren in einer bestimmten Gebäudefarbe), darf er augenblicklich das entsprechende Dekret auf sein Stadttableau legen und den abgebildeten Vorteil nutzen. In fast all meinen Partien erwies sich das frühzeitige Erfüllen von Dekreten als Schlüssel zum Sieg.

Und schließlich können sich auch die Germanenüberfälle am Ende jedes Jahres auf die eine oder andere Weise positiv (aber auch negativ) auf den Figurenstand auswirken. Die Strafe für unzureichende Verteidigung kann der Verlust von Gebäuden, von Sternen oder von Versorgung sein, als Belohnung können Türme, das Einsetzen von Figuren, Stadtausbauten oder ähnliches winken.

Summa summarum steckt in "Discordia" viel mehr drin, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Sicher, auch der Glücksfaktor spielt eine gewisse Rolle, denn wer öfters passende Würfelfarben und -werte vorfindet, wird seine Figuren schneller los. Da kann es schon passieren, dass bei einem die Partie vollkommen daneben läuft, während beim anderen alles wie am Schnürchen klappt. Dennoch kommt es insgesamt stark darauf an, wie man sich auf die gegebenen Situationen (unter anderem auf die ausliegenden Privilegien und Dekrete) einstellt.

Aufgrund des ungewöhnlichen Spielziels, sowie der ebenfalls ausgezeichnet funktionierenden Solo-Variante, stellt "Discordia" für mich eines der Highlights des aktuellen Spielejahrgangs dar, welches momentan immer wieder gerne auf unserem (bzw. meinem) Spieltisch landet.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde

* Zu meiner Schande muss ich diesbezüglich gestehen, dass ich die ersten Partien falsch gespielt habe, weil ich erstens leere Felder auf Gebäuden nicht berücksichtigt habe, und zweitens auch am Ende die vollbelegten Plättchen nicht leergeräumt habe. Das Spiel war auf diese Weise um einiges leichter. Glücklicherweise hat mich jemand auf diesen Fehler hingewiesen (Danke, Reinhold!). Mit den nun richtigen Regeln ist "Discordia" eine anspruchsvolle Herausforderung, bei der den Würfelwerten der Gebäude eine größere Bedeutung zukommt. Nun ist es sinnvoll, mehrere Gebäude mit gleichen Würfelwerten zu sammeln, um öfters in den Genuss der entsprechenden Nebenaktionen zu kommen.