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Knobelritters Spielearchiv - Living Forest

Art des Spiels: Taktisches Deckbauspiel			
Spieleautor:    Aske Christiansen
Verlag:         Pegasus Spiele
Jahrgang:       2022
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          30 bis 60 Minuten
Preis:          € 32,90
Auszeichnung:   Kennerspiel des Jahres 2022

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten       (+)

Einleitung

"Living Forest" - was für ein unnötiger Titel! Natürlich lebt ein Wald, besteht er doch hauptsächlich aus Bäumen, welche ja bekanntlich Lebewesen sind, als solche wachsen und gedeihen, sich vermehren, etc. Zudem ist der Wald die Heimat von weiteren Pflanzen und ebenfalls von Tieren.

Allerdings ist jener mystische Wald, um den es in diesem Spiel geht, von verheerenden Flammen bedroht. Es ist daher unsere Aufgabe als Naturgeister, den Wald zu beschützen und mit Hilfe der Tiere des Waldes die Brände zu löschen, schützende Bäume zu pflanzen und Heilige Blumen zu sammeln, um den altehrwürdigen Wächter des Waldes zu erwecken.

Spielbeschreibung

Diese Aufgaben könnte man pragmatischer als "Siegbedingungen" bezeichnen. Wenn wir es schaffen, 12 Flammen zu löschen, 12 (unterschiedliche) Bäume zu pflanzen oder 12 Heilige Blumen zu sammeln, bevor dies unseren konkurrierenden Naturgeistern gelingt, werden wir durch die Rettung des Waldes zur Legende.

Davon sind wir zu Beginn natürlich noch weit entfernt. Ein einsamer Baum steht inmitten unseres persönlichen Wald-Spielplans, und mit dem Löschen und Blumen-Sammeln haben wir ja noch gar nicht angefangen. Aber zumindest haben wir uns bereits die Unterstützung einer Handvoll Tiere gesichert. Jede Tierkarte weist auf ihrer linken Seite ein paar Symbol-Elemente und Werte auf, welche angeben, in welcher Weise uns das entsprechende Tier helfen kann.

Jede Runde besteht aus 3 unterschiedlichen Phasen. In Phase A - Tierphase decken wir einzeln und nacheinander das oberste Tier unseres Nachziehstapels auf. Wir dürfen frei entscheiden, wann wir mit dem Aufdecken aufhören, allerdings endet die Phase für uns auf jeden Fall, sobald sich in der aufgedeckten Reihe 3 Einzelgänger-Symbole mehr als Geselligkeitssymbole befinden.

In der anschließenden Phase B - Aktionsphase sind wir nacheinander an der Reihe. Wir dürfen in dieser Phase zwei unterschiedliche reguläre Aktionen ausführen. Befinden sich in unserer Tierreihe allerdings 3 Einzelgänger-Symbole mehr als Geselligkeitssymbole, dürfen wir bloß eine einzige reguläre Aktion ausführen.

Es gibt fünf verschiedene Aktionsmöglichkeiten. Bei den meisten entscheidet die Anzahl der Elemente auf unseren Tierkarten, wie stark die gewählte Aktion ausfällt. Mit "Sonnen" können wir neue, bessere Tierkarten aus einer offenen Auslage aufnehmen. Mit "Wasser" können wir bestehende Brände löschen. "Wind"-Symbole dienen dazu, unsere Figur auf dem Steinkreis zu bewegen. Und "Pflanzentriebe" wiederum erlauben uns, einen neuen Baum auf unserem Wald-Tableau zu pflanzen. Die fünfte Aktionsmöglichkeit - das Nehmen eines "Magie-Fragments" - benötigt hingegen keine Elemente.

Am Ende der Runde müssen wir noch Flammen abwehren, welche in dieser Runde nicht gelöscht wurden. Weisen wir dabei nicht ausreichend Wasser-Symbole auf, müssen wir lästige Feuer-Warane - Tiere ohne Elemente, aber mit Einzelgänger-Symbol - auf unseren Ablagestapel legen. Erst danach werden neue Flammen nachgelegt, deren Anzahl davon abhängt, wie viele neue Tiere insgesamt angelockt wurden. Der Tier-Vorrat wird daraufhin aufgefüllt, wir legen unsere ausgespielte Tier-Reihe ab, und der "Geweihte Baum" wird als Zeichen des neuen Startspielers an den nächsten Spieler weitergereicht.

Erfüllen wir am Ende einer Runde eine der drei Siegbedingungen, haben wir gewonnen. Schaffen dies mehrere Spieler zur selben Zeit, wird der Sieger unter diesen Anwärtern aus der Summe ihrer Flammen, unterschiedlichen Bäume und Heiligen Blumen ermittelt.

Fazit

Kommt jemandem das Spielprinzip bekannt vor? Ja, tatsächlich stammt es aus "Mystic Vale", einem Deckbauspiel aus dem Jahre 2016, ebenfalls bei Pegasus erschienen. Besser gesagt war dies ein sogenanntes "Card Drafting Games", weil das anfangs schwache Kartendeck zwar von der Stückzahl gleichblieb, durch Einschübe in Klarsichthüllen aber qualitativ stetig verbessert werden konnte.

Die "Can't Stop"-ähnliche Art und Weise, wie die Karten ausgespielt werden, wurde hingegen direkt übernommen. Auch bei "Living Forest" ist es von Vorteil, viele Karten aufzudecken, um stärkere Aktionen durchführen zu können, allerdings mit einem steigenden Risiko, den Bogen zu überspannen und so weniger Aktionen zur Verfügung zu haben. Magie-Fragmente können helfen, eine aufgedeckte Karte ungespielt auf den Ablagestapel zu verfrachten, oder einen Feuer-Waran ganz aus dem Deck zu entfernen.

Ging es bei "Mystic Vale" hingegen bloß um Siegpunkte, finden wir hier nun drei völlig unterschiedliche Aspekte vor, welche den Sieg bringen können. Betrachten wir deshalb mal etwas näher die einzelnen Siegbedingungen.

Flammen werden durch die Aktion "Löschen" (mit Wassersymbolen) gesammelt. Da bereits gesammelte Flammen auf keinen Fall verloren gehen können, nähert man sich mit jeder "Löschen"-Aktion dem Spielziel. Dabei können in einem einzigen Zug recht viele Flammen gelöscht werden, vor allem wenn in der Vorrunde viele Tierkarten aus der Auslage erworben wurden. Neulinge und unerfahrene Spieler überschätzen diese Siegbedingung deshalb gerne, sie wird von vielen daher als die leichteste empfunden, als jene mit den größten Erfolgschancen.

In Wirklichkeit ist die Flammen-Strategie von den Mitspielern relativ einfach zu sabotieren, indem sie entweder selbst Flammen löschen oder weniger Tierkarten erwerben. Konnte ein Spieler bereits viele Flammen sammeln, findet er so in Folge - besonders wenn die Mitspieler dann aufpassen und gemeinsam vorgehen - weniger Möglichkeiten vor, seine Sammlung zu vergrößern.

Auch der Bestand an Bäumen nimmt durch das Anpflanzen kontinuierlich zu und kann ebenfalls nicht von den Mitspielern boykottiert werden. Allerdings kann ein Spieler im Normalfall bloß einen einzigen neuen Baum pro Runde kaufen, und für diese Siegbedingung werden immerhin 12 unterschiedliche Bäume benötigt. Somit stellt die Aktion "Pflanzen" eine beharrliche, über mehrere Runden aufgebaute Strategie dar und wird von Spielern bevorzugt, welche "Living Forest" bereits ein wenig kennen. Speziell weil bestimmte Felder willkommene Zusatzaktionen, sowie gefüllte Reihen und Spalten weitere Vorteile bringen.

Die Heiligen Blumen sind eindeutig die schwierigste, weil von langer Hand vorzubereitende Vorgehensweise. Die Blumen erhält man nämlich nicht durch eine bestimmte Aktion, sondern hauptsächlich durch die entsprechenden Symbole auf ausgespielten Karten, ergänzt durch passende Bäume, die komplett gefüllte Mittelreihe seines Waldspielplans und durch Bonusplättchen (dazu später). Mit alldem müssen in einer einzigen Runde 12 Heilige Blumen vorgeweisen werden.

Dies ist naturgemäß auch mit Glück verbunden, mit geschickter Planung können aber die Chancen erhöht werden. Essentiell dafür sind nicht nur Tierkarten mit Blumen-Symbolen, sondern auch solche mit Geselligkeitssymbolen, damit man mehr Karten aufdecken kann. Magie-Fragmente können ebenfalls recht hilfreich sein, um eine unliebsame, gerade aufgedeckte Karte ablegen zu dürfen. All dies ist nicht ganz leicht, daher wird diese Strategie meist nur von fortgeschrittenen Spielern wahrgenommen.

Routinierte "Living Forest"-Veteranen wissen jedoch, dass es in Wirklichkeit keine Vorgehensweise gibt, welche von vorneherein klappt. Es ist nicht einmal erfolgsverspechend, sich von Anfang an auf eine bestimmte Taktik zu konzentrieren. Das Credo lautet: Flexibel bleiben und vor allem auf die Aktionen der Mitspieler entsprechend zu reagieren und ihre Pläne zu konterkarieren, bis man selbst irgendeine Siegbedingung erfüllt.

Das Spiel ist somit in der Tat ein "lebendiger Wald". Nichts existiert nur für sich allein, alles hängt irgendwie zusammen und wirkt sich stets auch auf die anderen aus. Auf jede Aktion erfolgt eine Reaktion. "Living Forest" ist auf eine erfrischende, äußerst gelungene Weise sehr interaktiv und erfordert permanentes Beobachten der Mitspieler und deren Optionen. Es bringt absolut nichts, nur alleine auf seine Vorteile zu achten, immer gilt es nebenbei, auch die Möglichkeiten der anderen zu berücksichtigen.

In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass ich die Aktion "Auf dem Steinkreis bewegen" (Wind-Symbole) noch nicht ausreichend erklärt habe. Diese Aktion wird oft vernachlässigt. Wenn man es aber geschickt anstellt, kann man trotzdem die Aktion des Feldes durchführen, auf dem die eigene Figur landet. Zusätzlich kann man durch das Überholen anderer Figuren den betroffenen Spielern ein beliebiges Bonusplättchen wegschnappen. Von diesen besitzt jeder Spieler anfangs 3 Stück, mit je einem Symbol der 3 Siegbedingungen. Auf diese Weise kann man ebenfalls Symbole sammeln und nimmt gleichzeitig den Mitspielern welche weg, ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Nachdem auch das Spielmaterial keine Wünsche offen lässt (stabile Plättchen, schöne Grafiken, sinnvolle Symbolik), kann ich "Living Forest" somit wirklich uneingeschränkt empfehlen. Wer es das erste Mal ausprobiert, sollte nicht vorschnell urteilen, sondern ihm mindestens noch eine zweite oder dritte Chance geben. Er wird es nicht bereuen. Die Auszeichnung zum "Kennerspiel des Jahres 2022" hat sich "Living Forest" meiner Meinung nach hundertprozentig verdient!

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde