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Knobelritters Spielearchiv - Neom

Art des Spiels: Drafting- und Legespiel
Spieleautor:    Paul Sottosanti
Verlag:         Lookout Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    1 bis 5 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          € 39,90

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Einleitung

„Neom" ist ein Kofferwort, verschmolzen aus „neo" (altgriechisch für „neu") und „m" für „mustaqbal" (arabisch für „Zukunft"). So bezeichnet der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman sein als Megastadt konzipiertes Projekt, das rund 240 Milliarden Euro (!) kosten wird.

Im gleichnamigen Spiel bauen wir ebenfalls unsere eigene Stadt von morgen, indem wir in 3 Generationen (= Runden) Gebäude "draften" und auf unseren Spielplan legen. Aber nur wer die Abbaugebiete, Wohnsiedlungen, Wirtschaftsgebäude, Fabriken und öffentlichen Gebäude am geschicktesten platziert, kann sich als Bürgermeister der Zukunft profilieren.

Spielbeschreibung

Jeder von uns hat sein eigenes Stück Land, das auch schon über ein Abbaugebiet verfügt, welches uns bereits mit einem bestimmten Rohstoff (Erz, Erdgas, Holz, Öl, Kohle oder Stein) versorgt. Außerdem beginnen wir mit einem Startkapital von 6 L-Coins. In einer Vorbereitungsphase draften wir uns 3 sogenannte "Ankergebäude" mit individuellen Fähigkeiten.

Danach werden drei Durchgänge - "Generationen" genannt - gespielt. Zu Beginn jeder Generation bekommen wir 8 Gebäudeplättchen auf die Hand. Mit diesen 8 Plättchen werden 7 Runden nach folgendem Ablauf gespielt:

  1. Wir wählen 1 Plättchen aus und geben die verbliebenen Plättchen nach links weiter.
  2. Wir führen eine Aktion durch. Dabei stehen uns 3 verschiedene Aktionen zur Wahl.
  3. Wir nehmen die Plättchen auf, die wir von unserem rechten Nachbarn erhalten haben.

ad B). Die häufigste Aktion ist das Bauen des gewählten Plättchens. Dabei müssen wir in vielen Fällen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie etwa den angegebenen Kaufpreis in L-Coins zu entrichten, oder eine oder mehrere Waren vorweisen können, die in unserer Stadt produziert werden. Fehlen bestimmte Waren, können wir sie von einem Mitspieler kaufen, indem wir zum fixen Grundpreis noch die Transportkosten (abhängig von der Entfernung des Mitspielers) addieren. Mit einer passenden Handelsroute können wir diese Kosten um 1 L-Coin reduzieren.

Anschließend legen wir das Gebäudeplättchen auf unseren Spielplan. Dabei darf das Plättchen nicht gedreht werden, sondern muss in der richtigen Ausrichtung platziert werden. Auf jeden Fall muss das neue Plättchen aber über mindestens eine durchgehende Straße mit dem Zentrum (dem sogenannten "Ursprung") verbunden sein.

Eine weitere Möglichkeit ist es, das gewählte Plättchen einfach abzuwerfen und stattdessen eines seiner Ankergebäude zu errichten. Alternativ könnten wir das Plättchen aber auch für Gold verkaufen, indem wir es abwerfen und dafür 5 L-Coins aus dem Vorrat erhalten. Diese beiden Aktionen wählen wir normalerweise aber nur dann, wenn sich unter den angebotenen Plättchen nichts Lohnenswertes befindet.

Nach dem siebten Plättchen endet eine Generation, das achte und letzte Plättchen kommt einfach auf den Ablagestapel. Unsere Wirtschaftsgebäude bringen uns nun noch Einkommen, sofern sie das Einkommenssymbol aufweisen. Dann startet eine neue Runde mit neuen (moderneren) Gebäudeplättchen.

Nach der 3. Generation ist Schluss. In einer finalen Wertung, für die der Wertungsblock herangezogen wird, erhalten wir für folgende Aspekte Siegpunkte: Gebäude bringen uns den aufgedruckten Wert. Gebäude mit "?" (hauptsächlich die Ankergebäude) hingegen haben variable Werte, abhängig von anderen Plättchen in unserer Stadt. Jede Wohnsiedlung bringt uns Punkte ein, je nachdem aus wie vielen Plättchen sie besteht. Jeder Rohstoffmarker, den wir durch unsere Anbaugebiete und Produktionsgebäude bekommen haben, ist 1 bis 10 Punkte wert. Und das gesammelte Barvermögen wird im Kurs 2:1 in Siegpunkte umgewandelt.

Abzüge gibt es für unsere Stadt noch für jedes Wohngebäude in unmittelbarer Nähe zu Fabriken, für fehlende Stromversorgung, und ebenso, wenn unsere Stadt weniger als 2 Wohngebäude aufweist. Wer schlussendlich die höchste Gesamtsumme erzielt, kann gleich als Star-Architekt bei Kronprinz Mohammed bin Salman höchstpersönlich vorstellig werden.

Fazit

Dieser Mechanismus, dass sich alle Spieler gleichzeitig aus einem nur ihnen zur Verfügung stehenden Angebot genau 1 Item aussuchen, anschließend die verbliebenen Plättchen an ihren Sitznachbarn weiterreichen, und aus den auf diese Weise erhaltenen Plättchen wieder eines wählen, etc. dürfte allen Spielern bereits hinlänglich bekannt sein. Ja, auch bei "Neom" ist "Draften" das hauptsächliche, das treibende Element.

Die Ähnlichkeiten zum bekanntesten "Drafting"-Spiel - dem 2011 mit den beiden Spielepreisen "Kennerspiel des Jahres" und "Deutscher SpielePreis" ausgezeichneten "7 Wonders" - sind aber dennoch fast schon übertrieben. Es werden genau 3 Generationen gespielt (bei "7 Wonders" hießen diese Durchgänge "Epochen"). In jedem Durchgang werden 7 Gebäude gebaut, das letzte abgeworfen. Die Ankergebäude kann man mit den Monumenten aus "7 Wonders" vergleichen. Die Rohstoffe kommen in beiden Spielen bloß virtuell vor, und können bei Bedarf auch von den Mitspielern gekauft werden, am günstigsten über "Handelsrouten". Es sind einfach so viele Parallelen, dass man "Neom" fast schon als Klon bezeichnen könnte.

Der größte Unterschied liegt darin, dass die Gebäude jetzt auf Plättchen vorkommen, und diese dann nicht nur ausgelegt, sondern möglichst sinnvoll auf einem Spielplan platziert werden. Dieses Legespiel-Element für den Stadtbau hebt "Neom" dann doch ausreichend von "7 Wonders" ab.

Wie bei den meisten Städtebauspielen trifft man auch hier auf unterschiedliche gebäudearten. Es gibt Abbaugebiete, welche Grundrohstoffe liefern, Industriegebäude, welche aus Rohstoffen Handelsgüter produzieren, Wirtschaftsgebäude, welche auf die eine oder andere Art für Einkommen sorgen, Öffentliche Gebäude, welche reichlich Siegpunkte geben (manchmal abhängig von anderen Plättchen in der Stadt), sowie Wohngebäude, die einerseits direkte Siegpunkte bringen, andererseits aber auch in zusammengeschlossenen Wohngebieten zusätzliche Punkte wert sind.

Es liegt in der Natur solcher Spiele, dass die verschiedenen Gebäudearten auch unterschiedliche Strategien hervorrufen. So kann man etwa darauf schauen, dass man ein möglichst großes Wohngebiet entstehen lässt. Oder man setzt auf Industriegebäude, um mit Hilfe von passenden Handelsgütern wertvolle Luxusgüter herzustellen. Oder man versucht, möglichst viel Geld zu erwirtschaften, um etwa mit dem Schatzamt hoch punkten zu können. Aber auch die Ankergebäude sollten in die strategischen Überlegungen mit einbezogen werden. In allen Fällen ist es jedoch wichtig, Minuspunkte in der Wertung durch Umweltbelastung und fehlende Stromversorgung zu vermeiden.

Die Interaktion ist genreüblich, also für Drafting-Spiele im gewohnten Ausmaß. Das heißt, dass man sich hauptsächlich darauf konzentriert, beim Draften jene Plättchen rauszupicken, die einem am besten nutzen, und nur in Ausnahmefällen, wenn man mehr Plättchen oder vielleicht gar kein passendes zur Auswahl hat, darauf achtet, was der nachfolgende Spieler brauchen könnte.

Um noch ein wenig mehr Würze ins Spiel zu bringen, wurde noch ein weiteres interaktives Element beigefügt: Die Katastrophen! In jeder Generation sorgt ein bestimmtes Plättchen für Kalamitäten: "Überschwemmung" in der 1. Generation, "Großbrand" in der zweiten, und letztlich "Gewaltwelle" in der dritten Generation. Nur wer das entsprechende Plättchen aktiv auswählt, bleibt vor den Auswirkungen dieser Katastrophe verschont, alle anderen müssen entweder Geld für betroffene Gebäude entrichten, oder notfalls ein oder mehrere Gebäude aus ihrer Stadt entfernen.

Dieses doch sehr destruktive Element gefällt nicht jedem! Auch ich finde, dass dies bei "7 Wonders" eindeutig besser gelöst ist, indem man die militärische Stärke mit den jeweils benachbarten Mitspielern vergleicht und lediglich Plus- und Minuspunkte vergeben werden. Eine Zwangsabgabe von ein paar Münzen wäre bei "Neom" ja noch zu verkraften, aber dass bei unzureichenden Geldmitteln gleich Gebäude abzureißen sind, passt eigentlich nicht zum sonst konstruktiven Charakter. Man könnte zwar theoretisch auf die Katastrophen verzichten, indem sie einfach kein einziger Spieler auslöst und sie schlussendlich ungenutzt auf dem Ablagestapel landen. Doch dann erfüllen auch die jeweiligen Schutzgebäude (Feuerwehr, Polizeirevier, etc.) dummerweise keine richtige Funktion mehr. Nein, da hätte ich mir schon etwas anderes gewünscht.

Trotzdem gefällt mir "Neom" recht gut, sonst hätte ich nicht mittlerweile fast drei Dutzend Partien hinter mir. Dass ich nach all dieser Zeit aber noch immer die genaue Bedeutung der Ankergebäude nachschlagen muss, beweist, dass die Piktogramme auf den Plättchen nicht selbsterklärend sind. Wenigstens gibt es in der Spielregel eine genaue Erklärung aller Begriffe und Symbole, einen detaillierten Plättchenindex, sowie ausgezeichnet funktionierende Regeln für die Zweipersonen-und die Solovariante. Alles in allem kann ich "Neom" daher guten Gewissens eine Empfehlung aussprechen.

Franky Bayer

Wertung: 4 Schilde