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Knobelritters Spielearchiv - Neoville

Art des Spiels: Legespiel		
Spieleautor:    Phil Walker-Harding
Verlag:         HCM Kinzel
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 30,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Einleitung

Was für eine schöne Vorstellung! Eine "grüne" Stadt, mit vielen Pflanzen, wenig Beton und fast keiner Bodenversiegelung. Die Verwendung natürlicher, nachwachsender Rohstoffe beim Bau der Gebäude verspricht Nachhaltigkeit, die Energieversorgung ist klimaneutral.

Was eher nach Utopie klingt, sollen wir in "Neoville", dem neuesten Spiel von Phil Walker-Harding verwirklichen. Als visionäre Architekten präsentieren wir unseren Entwurf für die ultimative Stadt der Zukunft. Wir legen Stadtplättchen, um Bezirke in vier unterschiedlichen Geländearten zu bilden und errichten darauf Wolkenkratzer und Bioprojekte, welche uns am Ende für die hohe Lebensqualität Harmoniepunkte bringen sollen. Wenn wir uns bloß nicht verplant haben…

Spielbeschreibung

Die erwähnten Wolkenkratzer gibt es in vier verschiedenen, vom Gelände abhängigen Arten (Lehm, Wald, Stein und Wasserfall), sowie in 7 Größen zwischen 4 und 12 Stockwerken. Bei weniger als 4 Spielern werden ein paar Wolkenkratzer in die Schachtel zurückgelegt, die verbliebenen werden als Vorrat bereitgestellt. Von den drei unterschiedlichen Bioprojekten wählen die Spieler 2 aus und stellen - abhängig von der Spielerzahl - ein paar davon neben die Wolkenkratzer.

Das wichtigste sind jedoch die quadratischen Stadtplättchen. Diese weisen je 4 Felder auf, welche einer von vier unterschiedlichen Landschaftstypen - korrespondierend mit den Wolkenkratzern sind dies Lehm, Wald, Stein und Wasser - zuzuordnen sind. Auf einigen Feldern sind Parks (Baumsymbol) oder Sportanlagen (Läufersymbol) abgebildet. Alle Plättchen werden gut gemischt und als Stapel bereitgelegt. Jeder Spieler erhält - zu jenem von der Spielerreihenfolge abhängigen Startplättchen - 2 davon auf die Hand, 4 weitere werden aufgedeckt und bilden eine offene Auslage.

Der Spielablauf ist denkbar simpel. Wer an der Reihe ist, legt eines seiner 3 Stadtplättchen aus der Hand in seine persönliche Stadt. Dabei muss ab der zweiten Runde an ein bereits liegendes Plättchen angelegt werden, außerdem dürfen die maximale Höhe und Breite (je 4 Plättchen) nicht überschritten werden. Ziel ist es, möglichst große "Stadtbezirke", also Regionen gleicher Landschaftsarten zu bilden.

Anschließend darf er einen der im Vorrat befindlichen Wolkenkratzer oder ein Bioprojekt auf ein Feld des gerade gelegten Stadtplättchens stellen, wobei ersterer natürlich der Art des Geländes entsprechen muss. Schließlich zieht er wieder ein neues Stadtplättchen nach, entweder aus der offenen Auslage (welches sofort wieder vom Stapel ersetzt wird) oder das oberste, verdeckte Plättchen vom Stapel.

Nach 16 Runden ist das 4 x 4 Raster komplett gefüllt, und das Spiel endet. In einer Schlusswertung werden nun Harmoniepunkte vergeben. Jeder Wolkenkratzer, der in einem Stadtbezirk steht, dessen Größe mindestens seiner Höhe entspricht, bringt diese Anzahl an Harmoniepunkten. Jeder nicht auf diese Weise erfüllte Wolkenkratzer zählt hingegen entsprechend viele Minuspunkte.

Für Bioprojekte muss die darauf angegebene Bedingung (beispielsweise eine bestimmte Größe und Form des Stadtbezirks) erfüllt werden, ansonsten gibt es statt der versprochenen Harmoniepunkte ebenso viele Abzüge. Zusätzlich erhalten die Spieler mit den meisten Parks bzw. den meisten Sportanlagen noch jeweils 5 Bonuspunkte. Der Spieler mit der harmonischsten Stadt gewinnt das Spiel.

Fazit

Ein Spiel, bei dem man Plättchen in seine eigene Auslage platziert: Richtig, "Neoville" präsentiert sich als ein klassisches Legespiel. Als solches kommt es mit erstaunlich wenigen Regeln aus. Eigentlich völlig simpel, wenn man ein Plättchen bloß anlegen muss, also angrenzend zu einem bereits vorhandenen. Wenn man nur darauf achten muss, die räumliche Ausdehnung von höchstens vier Plättchen in Breite und Höhe einzuhalten. Es besteht nicht einmal die Pflicht, gleiche Landschaften benachbart zu legen.

Es muss also noch etwas anderes geben, um dem Geschehen einen gewissen Spielreiz zu verleihen. Genau dies erledigen die Wolkenkratzer und Bioprojekte. Das Legen von Stadtplättchen bringt nämlich per se keine Siegpunkte (mit Ausnahme der Park- und Sportstättenwertung am Ende), schafft allerdings die Voraussetzung, mit den beiden genannten Gebäudearten Punkte einzuheimsen.

Man darf in seinem Zug - optional - ein Gebäude aus dem Vorrat nehmen und auf das gerade gelegte Stadtplättchen stellen. Dies ist in zweierlei Hinsicht interessant. Einerseits ist die Anzahl der Gebäude stark limitiert. Wer also unbedingt den höchsten "Wasserfall"-Wolkenkratzer (ein 12er) platzieren will, muss sich beeilen, bevor dieser von einem Mitspieler weggeschnappt wird. Der nächsthöhere "Wasserfall"-Wolkenkratzer ist nur 10 Stockwerke hoch und bringt somit um 2 Punkte weniger ein.

Um die Harmoniepunkte aber tatsächlich zu erhalten, muss die entsprechende Bedingung erfüllt werden. Dies bedeutet für ein Hochhaus, dass der Stadtbezirk, in dem es in die Höhe ragt, aus mindestens so vielen Felder bestehen muss, wie es Etagen aufweist, sonst gibt's statt der Pluspunkte saftige Minuspunkte. Für Bioprojekte gelten andere Voraussetzungen, auf die ich später eingehen will.

Die Wahl des richtigen Gebäudes sorgt für den eigentlichen Spielreiz von "Neoville". Es gilt, die Mitspieler und deren Optionen zu beobachten, abzuwägen, welche Gebäude man "schaffen" kann und gegebenenfalls zu spekulieren. Oft muss man sich entscheiden, ob man ein hohes Gebäude aufstellt und versucht, im Anschluss den Stadtbezirk auf ausreichend viele Felder zu erweitern. Oder ob man sich doch mit einem niedrigeren Gebäude begnügt.

Auch die Bioprojekte beziehen sich in ihren Anforderungen, um damit (positiv) zu punkten, auf die gelegten Stadtplättchen. Aus drei verschiedene Arten von Bioprojekten können die Spieler wählen. Für Ecomobile müssen sich bestimmte Objekte (Parks, Sportanlagen, Wolkenkratzer oder Bioprojekte) in derselben Reihe oder Spalte befinden. Windräder wiederum müssen auf bestimmten Positionen der Stadt (Ecken, Mitte oder Rand) stehen. Und ein Biodom bringt dann Pluspunkte ein, wenn der Stadtbezirk, in dem er steht, eine bestimmte Form (laut Skizze) aufweist.

Oft entscheiden die Bonuspunkte für die Spezialfelder am Ende über Sieg oder Niederlage. Die Spieler mit den meisten Parks oder Sportanlagen bekommen die volle Punktezahl (5 Punkte). Hier hätte ich mir eine Skalierung gewünscht, etwa dass die Zweitplatzierten noch den einen oder anderen Harmoniepunkt erhalten. So aber gehen alle anderen völlig leer aus, was ich persönlich als zu große Bestrafung empfinde, besonders wenn jemand nur knapp weniger Parks oder Sportanlagen aufweist.

Als Legespiel lockte "Neoville" so mit Sicherheit keinen Spieler mehr weg vom Ofen. Aber in Kombination mit der kniffligen Wahl der Wolkenkratzer und der Bioprojekte entsteht eine besondere Spannung, die sich auch in einer gewissen Interaktion mit den Mitspielern auswirkt. Die anfängliche Skepsis betreffend mangelnden Spielreizes hat sich schnell gelegt. Sicher, ein Strategiespiel ist "Neoville" deshalb noch lange nicht, und will es auch gar nicht sein, aber die gelungene Verbindung eines Legespiels mit spekulativen Elementen bietet genug Platz für Taktik und weiß durchaus zu gefallen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde