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Knobelritters Spielearchiv - Pulsar 2849

Art des Spiels: Dice drafting game
Spieleautor:    Vladimír Suchý
Verlag:         Czech Games Edition
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 14 Jahren
Dauer:          60 bis 100 Minuten
Preis:          ca. € 39,90

Zielgruppe:     Spielexperten ++

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.

Die schlechte zuerst: Die Energie und die Ressourcen unserer schönen Erde reichen nicht aus, um die Menschheit länger als bloß die nächsten Jahrzehnte ernähren zu können. Bereits beim aktuellen Verbrauch benötign wir 1,7 Erden, um überleben zu können. Mit der Steigerung des Lebensstandards in Asien und den Entwicklungsländern, sowie dem momentanen Bevölkerungswachstum wird sich diese Situation wohl noch weiter verschlimmern.

Die gute Nachricht: Im Jahre 2849 wird die Menschheit in der Lage sein, Energie aus Pulsaren zu gewinnen, was zu Entdeckungen völlig neuer Technologien und zu ungeahntem Wohlstand führen wird.

Bleibt nur zu hoffen, dass wir Menschen einen Weg finden, die nächsten 731 Jahre zu überstehen…


Im Spiel "Pulsar 2849" werden wir in dieses 29. Jahrhundert versetzt, weshalb wir nun statt einer mühseligen und anstrengend zu lesenden Schreibform im "Futur 1" auf das verständlichere "Präsens" wechseln. Die Menschheit ist jetzt nicht mehr bloß auf das eigene Sonnensystem limitiert. Sprungtore öffnen den Weg in die entferntesten Ecken der Galaxie. Auf dem Spielplan finden wir daher verschiedene (verdeckte) Sternenhaufen, welche blaue und/oder leblose Planeten beinhalten könnten, sowie energiereiche Pulsare. Verschiedenfarbige Verbindungslinien zeigen ein verzweigtes Wegenetz zwischen allen Systemen.

Rund um den Spielplan werden noch diverse Tafeln, Tableaus und Plättchen (Transmitter, Gyrodyne, Technologien, etc.) offen ausgelegt, auf die ich aber erst jeweils zum geeigneten Zeitpunkt eingehen werde. Nur so viel vorweg: Diese stellen die vielfältigen Möglichkeiten dar, welche uns während des Spiels ur Vef+ügung stehen.

Die Hauptrolle spielen aber die Würfel. Von den silbernen Würfeln werden zu Beginn jeder Runde doppelt so viele wie teilnehmende Spieler + 1 verwendet, also beispielsweise 7 Würfel bei 3 Spielern. Der rosa Würfel wird vorläufig beiseitegelegt.

In der Würfelphase (A) werden zuerst die silbernen Würfel geworfen und entsprechend ihrer Augenzahl auf das jeweilige Feld des Würfel-Tableaus abgelegt. Anschließend wird der "Medianwert" festgelegt, der sich aus dem mittleren Würfel ergibt. Vom Startspieler beginnend nimmt sich jeder 1 Würfel und legt ihn vor sich ab. Für den zweiten Würfel geht es in umgekehrter Spielerreihenfolge. Je nachdem, ob sich ein genommener Würfel rechts oder links des Medians befindet (also mehr oder weniger Augenzahlen aufweist), muss der Spieler einen seiner Marker auf der Initiativ- oder der Technikleiste entsprechend bewegen.

In der Aktionsphase (B) setzen die Spieler in Spielerreihenfolge ihre beiden vorher genommenen Würfel ein, um Aktionen durchzuführen. Für jede Aktion wird ein Würfel benötigt, welcher zumeist eine bestimmte Augenzahl aufweisen muss. Zusammengefasst können wir mit den zur Auswahl stehenden Aktionen Folgendes machen:

Haben alle Spieler ihre beiden Würfel eingesetzt, folgt die Produktionsphase (C), bei der einerseits die Spieler Punkte für aktive Transmitter, rotierende Gyrodynes und bestimmte Technologien erhalten, andererseits die neue Zugfolge festgelegt und die nächste Runde vorbereitet wird.

Nach der achten und letzten Runde folgt noch eine abschließende Endwertung, bei der noch jede Menge Siegpunkte vergeben werden. Am wichtigsten sind dabei die Punkte für die Anzahl an Stationen, die Position auf der Initiativleiste, violette Patente, sowie die Erfüllung der Bedingungen der drei ausliegenden Zieltafeln. Bei Letzterem gibt es Basispunkte für erreichte Ziele, aber auch die Möglichkeit, gegen Abgabe von Technik-Cubes noch zusätzliche Bonuspunkte zu kaufen. Es gewinnt, wer schlussendlich auf der Punkteleiste am weitesten vorgerückt ist.


"Pulsar 2849" gehört ganz klar zu den Dice Drafting Games (zu Deutsch: Würfelauswahlspielen". Wie bei allen Spielen dieses Genres hat der Startspieler den Vorteil, sich zuerst aus dem zur Verfügung stehenden Würfelpool zu bedienen. Zum Ausgleich bleiben ihm - da für die zweite Auswahlrunde die Spielerreihenfolge umgedreht wird - für den zweiten Würfel weniger zur Wahl.

Während also bei der Würfelauswahl jede Position ihre Vor- und Nachteile hat, wirkt sich der Startspielervorteil bei der Durchführung der Aktionen hingegen voll aus. Dem ersten Spieler stehen dann noch alle Möglichkeiten offen. Er kann zuerst mit seinem Erkundungsschiff den Spielplan nach Pulsaren und Planeten abklappern, und er hat die volle Auswahl an Transmittern und Patenten. Hingegen muss der letzte Spieler nehmen was übrig bleibt, und da kann es passieren, dass mit den gewählten Würfeln nicht mehr viel gemacht werden kann, geschweige denn die gewünschten Aktionen. Auf jeden Fall ist bereits die Würfelphase sehr interaktiv und entscheidend für die Optionen der anschließenden Aktionsphase.

Ein weiterer kritischer Punkt, der bei der Auswahl bedacht werden muss, ist die Würfelzahl. Der Median stellt sich dabei als äußerst innovativer Mechanismus dar. Ein recht hoher Würfel erlaubt eine bessere, stärkere Aktion, dafür muss man in Kauf nehmen, seinen Marker auf einer der beiden Leisten nach hinten zu rücken. Niedrigere und damit schlechtere Würfel ermöglichen dafür das Vorrücken auf diesen Leisten, was mit einer früheren Spielreihenfolge oder zusätzlichen Technik-Cubes am Ende der Runde belohnt wird. Knifflige Entscheidungen also, man steht meist vor der Qual der Wahl.

"Pulsar 2849" geht ja über 8 Runden. Bei 2 Würfeln pro Runde ergibt dies insgesamt 16 Aktionen, welche geschickt genutzt werden wollen. Die Anzahl der Aktionen lässt sich aber auf eine zusätzliche Aktion pro Runde steigern. Verantwortlich dafür sind die - noch nicht erwähnten - Bonuswürfel. Es gibt mehrere Möglichkeiten, an so einen Bonuswürfel - dargestellt als rosa Würfel - heranzukommen. Zum Beispiel durch die Fertigstellung eines Transmitters, als Bonus bei der Errichtung einer Station auf einem blauen Planeten, bei bestimmten Technologien, etc. Gegen Abgabe von 4 Technik-Cubes ann man sich auch die Nutzung des verbliebenen Würfels kaufen. Wichtig ist jedoch, dass jeder pro Runde nur einmal einen solchen Bonuswürfel nutzen kann, dies dafür aber möglichst in jeder Runde auch tun sollte. Es macht halt doch einen gewaltigen Unterschied aus, ob man bloß 16 Aktionen durchführt, oder über 20 Aktionen schafft.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, an Siegpunkte zu gelangen, dementsprechend groß ist auch die Anzahl an verschiedenen Vorgangsweisen. So kann man sich etwa schon frühzeitig auf die Entwicklung der Pulsare verlegen, um Runde für Runde die Siegpunkte für rotierende Gyrodynen einzufahren. Oder man legt sein Hauptaugenmerk auf die Transmitter, welche sowohl sofortige Boni als auch ständige Einnahmen sowie Bonuswürfel bringen. Viele Stationen zu errichten ist immer positiv, da diese am Spielende schöne Punkte wert sind. Im Zusammenspiel mit passenden Sprungtoren kann dies sehr mächtig werden. Und auch die Konzentration auf Technologien kann erfolgsversprechend sein. 200 Siegpunkte oder mehr am Schluss sind bei "Pulsar 2849" keine Seltenheit.

Wie auch immer man vorgeht, es zahlt sich aus, sich dabei nicht zu verzetteln und sich auf wenige Elemente zu konzentrieren. Es gilt dabei aber, unbedingt die Vorgaben der Zieltafeln zu berücksichtigen, denn diese bringen wertvolle Zusatzpunkte, auf die man keineswegs verzichten sollte. Die Zieltafeln geben sozusagen die Richtung vor, in die man sich entwickeln sollte, wobei man gleichzeitig darauf schauen sollte, für diese Schlusswertung ausreichend Technik-Cubes zu sammeln.

"Pulsar 2849" ist nicht sehr anfängerfreundlich. Neulinge werden durch das umfangreiche und üppige Spielmaterial (Achtung: enormer Platzbedarf!), durch die vielen Entwicklungsmöglichkeiten und durch jede Menge Symbole, die es anfangs richtig zu deuten gilt, regelrecht erschlagen. Es empfiehlt sich, in den ersten Partien auf die Headquarters zu verzichten, und den Vorgaben der Zieltafeln zu folgen.

Hat man aber die Kennenlernpartie hinter sich, offenbart sich "Pulsar 2849" als äußerst abwechslungsreiches Spiel, welches ausnahmslos begeistert. Sowohl Langzeit- als auch Wiederspielreiz sind sehr hoch, da es so viele verschiedene Strategien, so viele Sachen zum Ausprobieren gibt, und jede Partie durch die vielen Parameter immer anders verläuft. Für mich ist "Pulsar 2849" das taktischste, anspruchsvollste aller Würfelauswahlspiele und kann von mir daher bedenkenlos empfohlen werden. Ich möchte aber auch nicht unerwähnt lassen, dass die Spieldauer in voller Besetzung und/oder mit Grüblern doch relativ lange sein kann.

Wenn sich die Zukunft tatsächlich so spannend und positiv entwickeln sollte, muss ich mich wohl um eine Möglichkeit umsehen, mich bis ins Jahr 2849 einfrieren zu lassen…

Franky Bayer

Wertung: 5 Schilde