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Knobelritters Spielearchiv - Scout

Art des Spiels: Kartenspiel
Spieleautor:    Kei Kajino
Verlag:         Oink Games
Jahrgang:       2021
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 9 Jahren
Dauer:          ca. 20 Minuten
Preis:          ca. € 19,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler        (+)

Einleitung

Betrug! Etikettenschwindel!! Gaunerei!!!
Da wird einem das Blaue vom Himmel versprochen: Ein Zirkus, spektakuläre Attraktionen, eine perfekte Show, etc. Und dann bekommt man DAS. Okay, ich hätte mir schon denken können, dass da irgendwo ein Haken sein muss. In einer Schachtel von gerade mal 11 cm Länge, 6,5 cm Breite und 3,5 cm Höhe wird man wohl kaum ein ganzes Zirkuszelt inklusive aller Artisten und Clowns unterbringen. Ich werde mich halt mit einer Handvoll Karten und ein paar Plättchen zufrieden geben müssen, um eine unschlagbare Vorstellung auf die Beine zu stellen.

Spielbeschreibung

45 Karten sind es insgesamt, wobei jede Karte zwei unterschiedliche Zahlen zwischen 1 und 10 aufweist, je nachdem in welcher Ausrichtung - normal oder um 180 Grad gedreht - man sie auf der Hand hält. Je nach Spielerzahl werden vor der Partie ein paar Karten aussortiert, und die restlichen gleichmäßig an die Spieler ausgeteilt. Bevor es losgeht, muss sich aber jeder noch entscheiden, ob er die Karten so lässt, wie er sie auf die Hand genommen hat, oder ob er alle zusammen umdreht. Auf keinen Fall dürfen die Karten in der Hand umsortiert werden.

Wer an der Reihe ist, hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder er spielt Karten aus seiner Hand - dabei darf er nur zusammenhängende Handkarten nehmen - und legt sie offen vor sich aus (das nennt sich "Show"). Er kann eine Serie aus aufeinanderfolgenden Zahlen - egal ob auf- oder absteigend - oder aus gleichen Zahlen bilden. Gibt es bereits eine "aktuelle Show", also eine Show bei einem Mitspieler, muss diese überboten werden, indem entweder mehr Karten ausgelegt werden oder eine höherwertige Serie (gleiche Zahlen sind höher als aufeinanderfolgende) gebildet wird. Alle Karten der derart überbotenen Show legt der Spieler als Belohnung auf seinen Punktestapel.

Alternativ - wenn er die aktuelle Show nicht übertreffen kann oder will - kann der Spieler die "Scout"-Aktion wählen. Dabei nimmt er eine Karte aus der aktuellen Show (von links oder von rechts, niemals aus der Mitte!) und fügt sie in beliebiger Ausrichtung und an beliebiger Stelle seinen Handkarten zu. Der Besitzer der aktuellen Serie erhält dafür einen Scout-Chip aus dem Vorrat.

Die Runde endet augenblicklich, wenn es einem Spieler gelingt, seine letzte Handkarte loszuwerden, oder wenn seine Show eine ganze Runde übersteht, ohne von einem anderen Spieler übertroffen zu werden.

Anschließend kommt es zur Punkteberechnung. Jeder Spieler ermittelt seine Punkte, indem jede Karte auf seinem Punktestapel 1 Punkt zählt, ebenso jeder gesammelte Scout-Chip. Davon werden noch die verbliebenen Handkarten abgezogen. Die Spieler erhalten Punktechips in Höhe des errechneten Wertes (gegebenenfalls auch Minuspunkte), danach wechselt der Startspielermarker zum nächsten Spieler im Uhrzeigersinn.

Nachdem jeder Spieler einmal der Startspieler war, endet das Spiel. Der Spieler, der mit seinen Punktechips die höchste Gesamtpunktezahl erzielt, gewinnt das Spiel und wird zum besten Zirkusdirektor gekürt.

Fazit

"Scout" gehört also - unschwer zu erkennen - in die Kategorien der Kartenspiele. Genauer gesagt, der Kartenablegespiele, bei denen man - wie bei "Uno", dem bekanntesten Vertreter dieses Genres - versucht, seine Handkarten so schnell wie möglich auszuspielen. Wenn wir aber schon bei Ähnlichkeiten sind, dann bietet sich eher der Vergleich mit "Abluxxen" (Ravensburger 2014) an, bei dem es ebenfalls gilt, gleichzeitig die Auslagen der Mitspieler zu überbieten.

Die Spielregeln klingen ziemlich banal. Entweder man spielt Karten aus seiner Hand aus (was als "Show" bezeichnet wird), oder man nimmt eine Karte einer ausliegenden Serie auf die Hand (hier "Scout" genannt). Da stellt sich automatisch die Frage: Haben wir da was versäumt? Wo bleibt da der Kniff?

Es sind zwei originelle Ideen, welche dem schon recht angestaubten Genre der Kartenablegespiele einen frischen Anstrich verleihen. Zum einen weist jede Karte 2 unterschiedliche Zahlen auf. Je nachdem, wie man eine Karte auf der Hand hält, zeigt sie entweder die eine oder die andere Zahl. Erst nach dem kompletten Austeilen aller Karten nimmt jeder Spieler seine Handkarten auf und muss sich zu diesem Zeitpunkt entscheiden, ob er sie so belässt oder den ganzen Stapel umdreht. Dabei richtet sich jeder Spieler danach, welche Seite ihm die besseren Optionen (stärkere Serien, höhere Zahlen) bietet.

Zum anderen darf die Reihenfolge der Handkarten auf keinen Fall geändert werden. Da für eine Show nur zusammenhängende Serien zählen (auch hier ist umsortieren nicht erlaubt!), kann man schon Pläne schmieden, in welcher Reihenfolge man die Karten ausspielen, wie sich die Kartenhand im Laufe des Spiels entwickeln könnte.

Veränderungen können nämlich doch auf zwei Arten passieren: Erstens sind durch das Ausspielen von Karten plötzlich neue Karten benachbart. Wer dies geschickt ausnutzt, findet so in Folge bessere Optionen vor. Und zweitens sorgt die Aktion "Scout" für die einzige Möglichkeit, eine aufgenommene Karte an beliebiger Stelle und sogar in beliebiger Ausrichtung einordnen zu können. Dabei ist man allerdings etwas vom Zufall abhängig, denn von jeder aktuellen Show darf mit dieser Aktion nur eine der beiden äußeren Karten gewählt werden.

Trotz all dieser taktischen Überlegungen ist und bleibt "Scout" ein Kartenspiel, und ist damit auch beim besten Willen nicht wirklich steuerbar. Dies trifft jedoch auf die meisten Kartenspiele zu. Der naturgemäß vorhandene hohe Glücksanteil relativiert sich - wie bei Skat, Tarock, Schnapsen, etc. - im Verlauf mehrerer Runden, mehrerer Partien ein wenig. Die angenehm kurze Spieldauer - eine Partie dauert nur etwa 20 Minuten - lässt durchaus auch einige Revanchepartien zu.

Das alternative Ende einer Runde wird in der Spielregel nicht eindeutig genug erklärt, weshalb in unseren Runden ein paar Diskussionen entstanden. Nach meinem Empfinden - und das Dutzend Partien, das ich bereits in unterschiedlicher Besetzung spielen konnte, bestätigt dies - endet die Runde bei jenem Spieler, dessen aktuelle Show von niemandem überboten werden konnte. Für diesen Spieler zählen dann die verbliebenen Handkarten nicht, während die Mitspieler sehr wohl dafür Minuspunkte kassieren.

Es ist zwar durchaus möglich, dass ein Spieler mit einer langen Serie die Runde sehr frühzeitig beendet. In den meisten Fällen hingegen wird die Show ja mit jeder Scout-Aktion etwas kleiner, sodass - vor allem zu viert oder zu fünft - noch ein anderer Spieler rechtzeitig die Show übertreffen kann. Der - bis jetzt noch nicht erwähnten - dritten Aktionsmöglichkeit "Scout & Show", die jedem Spieler bloß einmal pro Runde zur Verfügung steht, kommt daher eine große Bedeutung zu. Das Umdrehen des entsprechenden "Scout & Show"-Plättchens erlaubt nämlich direkt nach der Scout-Aktion sofort eine Aufführung. Dies ist oft die letzte Chance, ein allzu frühes, desaströses Rundenende noch zu verhindern.

"Scout" funktioniert in jeder Besetzung, allerdings gefällt es mir in kleinerer Spielerzahl nicht sonderlich. Vor allem zu zweit ist einfach zu wenig los und kann zudem durch eine besonders glückliche Hand schnell zu Ende sein. Zu viert oder zu fünft hat es genau die richtige Spieldauer und macht wirklich Spaß.

Noch ein paar Bemerkungen zum Spielmaterial: Die winzige Spielschachtel hat sich bei "Oink Games" bereits zu einem echten Markenzeichen entwickelt. Vielleicht hat dies auch mit dem typisch japanischen Minimalismus zu tun. Dass die Größe einer Schachtel nicht direkt proportional mit dem Spielreiz oder den taktischen Anforderungen sein muss, hat uns aber schon "Adlung Spiele" bewiesen, bei denen einige Kartenspiele (z. B. "Meuterer" oder "Verräter") absoluten Brettspiel-Charakter aufwiesen. Den Sammler freut's, und den Spielehaushalt mit beschränktem Wohnraum ebenso.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde