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Knobelritters Spielearchiv - Trans Europa

Art des Spiels: Eisenbahnspiel
Spieleautor:    Franz-Benno Delonge
Verlag:         Ravensburger Spiele
Jahrgang:       2018
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          30 bis 40 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler        (+)

Vorwort

Was für ein Glücksfall! Für das neueste Spiel aus dem Hause Ravensburger muss ich ausnahmsweise keine völlig neue Rezension schreiben, und mir nicht irgendwelche Gedanken über Einleitung, Gliederung und Fazit machen. "Trans Europa" ist nichts anderes als eine auf unseren Kontinent umgemünzte Version von Franz-Benno Delonges, im Jahre 2002 bei "Winning Moves" erschienenen "Trans America", für das ich damals schon eine - wie ich finde - gelungene Spielekritik verfasste. Daher nun in nur in wesentlichen Punkten abgeänderten Worten, was ich vor 17 Jahren zu Papier brachte:

Einleitung

Eisenbahnspiele?
Pffff, gähn, schnarch.
Stundenlanges Bauen von Gleisen, um irgendwelche Aufträge zu erfüllen, oder die Aktionäre anderer Gesellschaften zu schädigen. Urfaaad.

Nicht dass der Leser jetzt glaubt, mir gefielen Eisenbahnspiele nicht. Ganz im Gegenteil, aber die eingangs erwähnten Behauptungen stellen halt die allgemeine Meinung über Eisenbahnspiele dar, und nur wenige Spieler können mit der langen Spieldauer und den verwendeten Mechanismen wirklich etwas anfangen.

Aber halt, es geht auch anders! Vor mir liegt "Trans Europa", ein Spiel von Franz-Benno Delonge, erschienen bei Ravensburger. Obwohl es dabei um die Erstellung eines Schienennetz auf unserem Erdteil geht, von der Atlantuikküste bis Osteuropa, vom Mittelmeer bis Südskandinavien, spielt sich das Spiel so flott, dass man gerade mal eine halbe Stunde für 3 bis 4 Runden braucht.

Spielbeschreibung

Das Spielmaterial besteht aus einem Spielplan, einigen Städtekarten, je einem Startfeldstein und einem Prestigepunktmarker in sechs Farben, sowie vielen Gleisteilen. Der Plan zeigt einen Großteil Europas und ist mit einem Liniennetz aus lauter Dreiecken überzogen. An einigen Kreuzungspunkten sind die wichtigsten Städte Europas hervorgehoben. Außerdem besitzen die Städte noch eine farbige Markierung. Alle sieben Städte in Westeuropa (Großbritannien und Westfrankreich) sind rosa. Die 7 Städte im Norden sind blau gekennzeichnet, die Städte im Süden hingegen braun, die osteuropäischen Städte orange, und die Städte im Zentrum sind weiß markiert. Diese insgesamt 35 Städte finden wir auch auf Städtekarten wieder, eingeteilt in die fünf Farbgruppen.

Jeder Spieler erhält nun verdeckt von jeder Farbgruppe eine Städtekarte. Die Aufgabe ist simpel: Alle darauf angegebenen Städte mit Schienen zu verbinden. Nachdem man die Lage aller Orte gefunden hat, steht schon die erste schwierige Entscheidung aus: Wo fängt man am besten sein Streckennetz an? Vom Startspieler beginnend setzt jeder reihum seinen entsprechenden Startstein auf einen Kreuzungspunkt seiner Wahl, das muss keine Stadt sein.

Danach geht's "zügig" voran: Wer an der Reihe ist, darf bis zu zwei Schienen legen. In ebenem Gelände sind zwei Schienen möglich. Ist jedoch ein Gebirge zu überwinden oder ein Fluss zu überqueren (gekennzeichnet durch Doppellinien!), darf man lediglich eine Schiene legen. Einen Tunnel bzw. eine Brücke zu errichten verursacht schließlich einen größeren Aufwand als ebene Gleise.

Normalerweise braucht man alleine - je nach Ausgangssituation - zwischen 20 und 30 Schienen, um seine Aufgabe zu erfüllen. Aber glücklicherweise gibt es ein einfaches Mittel, um Kosten und Zeit zu sparen: Sobald man sein Schienennetz an das eines Mitspielers anschließt, darf man dessen Schienenstränge wie seine eigenen nutzen! Es kann dann von einem beliebigen Punkt des nun gemeinsamen Schienennetzes weitergebaut werden. Natürlich wachsen so mit der Zeit die Netze aller Spieler zusammen, und es dauert selten mehr als 10 Minuten, bis dann ein Spieler triumphierend verkündet: "Fertig!"

Die anderen Spieler zählen zähneknirschend, wie viele Schienen sie noch - virtuell - zur Vollendung ihrer Aufgabe gebraucht hätten, auch hier werden Tunnels und Brücken doppelt berechnet. Diese Anzahl bestimmt, wie viele Punkte man mit seinem Marker auf der Prestigeleiste vorrücken darf. Der Sieger bekommt auf diese Weise 4 Punkte, fehlen hingegen 5 oder mehr Schienen, geht man leer aus.

Da das Ganze - wie erwähnt - recht schnell zu Ende ist, wird das Spiel über mehrere Durchgänge gespielt. Alle Schienen werden vom Plan geräumt, die Karten werden neu gemischt und wie gehabt verteilt, der Startspieler wechselt im Uhrzeigersinn. Sobald ein Spieler nach einem Durchgang das Ende der Prestigepunkteleiste erreicht, endet das Spiel. Gewonnen hat dann der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

Fazit

"Trans Europa" spielt sich wirklich superschnell. Schon die Erklärung des Spiels nimmt keine zwei Minuten in Anspruch, es kann praktisch sofort losgespielt werden. Das Spiel selber geht ebenfalls flott, ganz ohne Wartezeiten. Und nach ungefähr einer halben Stunde steht auch schon der Sieger fest.

Bei einer derart kurzer Spieldauer kommt natürlich die Frage auf, ob "Trans Europa" nicht nur auf Zufall beruht. Immer wieder hört man Spieler jammern, dass "ihre" Orte unmöglich weit auseinander liegen, und man auf diese Weise nicht gewinnen könne. Das mag im Einzelfall schon stimmen, da man jedoch über mehrere Runden spielt, wird das Glück etwas relativiert.

Ich bin sogar der Meinung, dass die Anfangsverteilung der Karten nur einen geringen Anteil am Spiel hat. Wichtiger sind vielmehr die geschickte Platzierung des Startsteines sowie taktische Überlegungen, wie die Mitspieler einzuschätzen sind. Denn eines ist klar: Je mehr die anderen am Bau des eigenen Netzes mithelfen, umso schneller kommt man ans Ziel. Andererseits ist allzu frühzeitiger Anschluss an fremde Netze manchmal nicht klug, da man damit ja auch den betreffenden Mitspielern hilft. Und wenn die eigenen Karten mal wirklich ausgesprochen miserabel sind, dann sollte man eben versuchen, für diesen Durchgang den Schaden zu minimieren.

Insgesamt ein Spiel, in dem viel drin steckt. Es bietet viel Spielspaß in kurzer Zeit, reizt zum Immer-wieder-Spielen an, und ist endlich mal ein Eisenbahnspiel, welches mit alten Vorurteilen aufräumt.

Nachwort

Es handelt sich bei "Trans Europa" also um ein Remake. Und dies sogar gleich doppelt, denn die 2002 bei "Winning Moves" erschienene Fassung ist ebenfalls nur eine Neuauflage eines ursprünglich vom amerikanischen Eisenbahnspielspezialisten "Winsome Games" herausgebrachten Spiels. Redakteur Stefan Brück hat das Spiel aber ein wenig aufgearbeitet. So hat er beide bei "Winning Moves" erschienenen Spiele in eine Schachtel gepackt, indem er auf die Rückseite des Spielplans den USA-Plan drucken ließ und die entsprechenden Städtekarten beifügte, um so auch das Originalspiel "Trans Amerika" spielen zu können

Dazu finden sich noch ein paar Sonderkarten für eine Variante, welche für jeden Durchgang die Regeln geringfügig ändern und auf diese Weise für etwas Abwechslung sorgen. Die wichtigste Änderung betrifft aber die Wertung. Nun werden nicht mehr für noch fehlende Schienen Minuspunkte vergeben, sondern Prestigepunkte abhängig vom Erfolg des Streckenbaus verteilt. Bei der alten Fassung konnte es passieren, dass das Spiel bereits nach nur zwei oder sogar nur einer Runde beendet war, wenn ein Spieler viele Minuspunkte kassierte.

Nachdem sich "Winning Moves" jetzt hauptsächlich auf spezielle "Monopoly"-Varianten und andere Lizenzprodukte konzentriert und keine originären Spiele mehr herausbringt, finde ich es schön, dass dieses flotte und einfache Eisenbahnspiel nun endlich wieder erhältlich ist, noch dazu in einer qualitativ so gelungenen Version.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde