März
MoDiMiDoFrSaSo
26272829 1 2R3
4 5K6 7 8IS9I10
1112K131415W16W17
1819K2021S22SO2324
2526K2728293031
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Pichling
Inn Innviertler Spieletage
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Wnn 21. Weißkirchner Spielefestival
Rnn Würfelschänke Ried
<- Abluxxen^Abyss ->

Knobelritters Spielearchiv - Abtei der Rätsel

Art des Spiels: Wortsuchspiel
Spieleautor:    Thomas Fackler
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2011
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          ca. 30 bis 40 Minuten
Preis:          ca. € 28,-

Zielgruppe: Gelegenheitsspieler ++

Nürnberg, 3. Februar 2011, am Stand von Kosmos Spiele: Was für eine Überraschung! Da präsentiert Kosmos doch tatsächlich ein Spiel mit dem Titel "Abtei der Rätsel", welches mich stark an ein Werk erinnert, das ich vor Jahren um ein kleines Vermögen erworben habe. Wie sich herausstellt, ist es eine Überarbeitung desselben Spiels. Autor Thomas Fackler hat neben nachvollziehbaren Änderungen am Spielmaterial auch ein paar Regeln geändert, um das Spiel massentauglicher zu machen.

Für mich ist es nun keine leichte Aufgabe, das Spiel vorurteilsfrei zu rezensieren, denn ich sehe vor meinem geistigen Auge stets "Die Abtei der wandernden Bücher", das zu meinen absoluten Lieblingsspielen gehört. Darum werde ich nun im Anschluss die "Abtei der Rätsel" versuchen zu beschreiben, als ob ich das andere nicht kenne, und erst danach einen Vergleich anstellen.

Die Spielgeschichte erzählt von einer alten Abtei, in der es ein Rätsel zu lösen gibt. Das Rätsel besteht aus einem unbekannten Wort, das zwischen 5 und 10 Buchstaben hat. Alle Hinweise, die zu dem gesuchten Wort führen, sind in den staubigen Wälzern der Abtei versteckt. Die Spieler machen sich als Mönche daran, gemeinsam mit ihren Novizen das Geheimnis zu lüften.

Die Abtei besteht aus verschiedenen Gebäuden sowie Feldern. Sechs Bücher liegen anfangs in den Gebäuden rund herum an der Außenmauer. In der Mitte steht die Kirche, welche durch einen Kreuzgang mit dem Speisesaal verbunden ist. Während man sich auf den Feldern beliebig bewegen kann, sind die Gebäude nur durch die Türen zu betreten und zu verlassen, und dies auch nur in der angegebenen Pfeilrichtung. Die restlichen vier Bücher liegen in den Türmen der geheimnisvollen Bibliothek, die nur durch einen Geheimgang auf dem Friedhof zu erreichen ist, wenn man zusätzlich dafür einen Schlüssel vorweisen kann.

Zu Beginn wird eine Rätselkarte verdeckt in das spezielle Bücherregal - eine Art Lesegerät - geschoben. Nachdem noch einige Schlüssel in die Kirche, sowie ein paar Brote in den Speisesaal gelegt wurden, stellt jeder Spieler noch die beiden Spielfiguren seiner Farbe (je ein Mönch und ein Novize) auf das Startfeld vor der Abtei. Jeder braucht noch einen Notizzettel und einen Bleistift zum Notieren der einzelnen Buchstaben, dann kann die Suche nach dem geheimnisvollen Wort losgehen!

Wer an der Reihe ist, darf seine beiden Figuren bewegen. Der Novize ist jung und flink, und kann bis zu vier Felder/Gebäude in seinem Zug ziehen. Zudem ist er kräftig und kann dabei einen der schweren Schmöker tragen. Unter seiner Kutte kann er auch noch bis zu 2 Laib Brot oder einen Schlüssel verstauen. Der Mönch hingegen ist schon etwas alt und gebrechlich und kommt nur mehr gemächlich voran. Daher kann er sich lediglich 2 Felder vorwärtsbewegen. Im Gegensatz zum Novicen kann er jedoch die alten Schriften entziffern. Statt sich zu bewegen, kann er daher ein Buch lesen, das sich auf demselben Feld befindet. Der Spieler nimmt das Bücherregal und darf sich geheim den Buchstaben ansehen, der sich hinter dem Fach mit der entsprechenden Nummer verbirgt. Die entdeckten Buchstaben trägt er dann auf seinem Notizzettel ein.

Die Bewegungen und sonstigen möglichen Aktionen der beiden Figuren dürfen übrigens beliebig durchgeführt und miteinander kombiniert werden. Die Aufgabenteilung ergibt sich daraus von selbst: Der brave Novize schleppt die Bücher heran, damit sie der Mönch lesen kann. Brote können dabei zur Verlängerung der Reichweite eingesetzt werden.

Es gibt aber noch einen empfindlichen Störfaktor, nämlich den schwarzen Abt, der das Rätsel partout nicht preisgeben will. Vor dem Zug jedes Spielers wird der Würfel geworfen und der Abt auf das Buch versetzt. Nicht nur, dass damit das besetzte Buch blockiert wird - es darf weder gelesen noch weggetragen werden -, alle anderen Spielfiguren werden sogar noch von diesem Feld vertrieben. Dies kann schon sehr ärgerlich sein und die eigene Planung empfindlich behindern, aber immerhin darf man gegen Abgabe eines Brotes verlangen, dass neu gewürfelt wird.

Glaubt jemand, die Lösung zu kennen, kann er in seinem Zug einen Lösungsversuch wagen. Er notiert geheim sein Lösungswort und vergleicht es dann mit der Karte im Bücherregal. Ist sein Wort richtig, hat er gewonnen. Anderenfalls scheidet er sofort aus dem Spiel aus, und die anderen Spieler setzen das Spiel ganz normal fort, bis ein Sieger feststeht.

"Abtei der Rätsel" hat - objektiv betrachtet - sicher seine Reize. Zum einen ist es eine logistische Herausforderung, wie man mit möglichst wenigen Zügen unter Ausnutzung der speziellen Fähigkeiten seiner beiden Spielfiguren möglichst viele Informationen über das gesuchte Wort erhält. Zum anderen ist es immer wieder reizvoll, aus wenigen Buchstaben nach passenden Lösungswörtern zu suchen. Sehr oft glaubt man die Lösung zu kennen, obwohl noch viele Buchstaben offen sind. Aber soll man wirklich das Risiko eines frühen Losungsversuchs eingehen und dabei vielleicht scheitern? Oder soll man lieber auf Nummer sicher gehen und noch das eine oder andere Buch lesen, auf die Gefahr hin, dass einem ein anderer Spieler zuvorkommt? Diese Spannung hält bis zum Schluss, weshalb das Spiel durchaus lohnenswert ist.

Im direkten Vergleich mit dem Originalspiel schneidet es aber nicht so gut ab. Das fängt schon beim Spielmaterial an. Es wäre jedoch unfair, ein Spiel aus einer normalen Massenproduktion mit einem Spiel zu vergleichen, dessen einzelne Teile in mühevoller Handarbeit aus qualitativ hochwertigem Material gefertigt wurden. Trotzdem fällt auf, dass Kosmos schon mal mehr Mühe und Sorgfalt in Brettspiele investiert hat. So wurde etwa bei der Grafik keiner der renommierten Künstler engagiert, wie etwa bei "Die Säulen der Erde" oder erst kürzlich bei "Der Pate".

Das Rätsel war bei der alten "Abtei der wandernden Bücher" zudem wesentlich kniffliger. Die Buchstaben hatten nämlich keine fix zugeordnete Position, sondern waren lediglich in Wortanfang, Wortmitte und Wortende unterteilt, weshalb es viel schwieriger, aber auch reizvoller war, nach dem richtigen Wort zu suchen.

Dafür gab es einen originellen Mechanismus, der dem Spiel seinen Titel verdankte. Einmal in seinem Zug konnte ein Spieler die Bücher "wandern" lassen. Dies bedeutete, dass sich alle nicht besetzten Bücher in den Gebäuden entlang der Außenmauer im Uhrzeigersinn ins nächste Gebäude bewegten. Ein Mönch, der das geschickt ausnutzte, konnte auf diese Weise gleich mehrere Bücher auf einmal lesen.

Der herausragende Unterschied besteht aber darin, dass bei "Die Abtei der wandernden Bücher" ein Spieler die Rolle des Abtes übernahm, der sich nicht nur das Lösungswort ausdachte, sondern mit Hilfe von zwei Spielfiguren (Abt und Bibliothekar) die anderen Spieler bei deren Suche bestmöglich behinderte. Das Spiel war daher asymmetrisch ausgelegt, und die Mönche mussten einerseits kooperieren, um gemeinsam gegen den Abt vorzugehen, andererseits aber auch gegeneinander arbeiten, damit nicht ein Mitspieler zuerst das Lösungswort herausfand.

"Abtei der Rätsel" vermag dieses einmalige Spielgefühl, dem das tolle Spielmaterial zudem noch eine stimmige Atmosphäre verlieh, leider nicht zu vermitteln. Es ist kein schlechtes Spiel und wird sicher das eine oder andere Mal hervorgekramt werden. Aber ich persönlich freue mich nun umso mehr auf eine genussvolle Partie "Die Abtei der wandernden Bücher". Zumindest dieser Dank gebührt dem Kosmos Spiel: Dass es mich wieder an das ursprüngliche Spiel erinnert hat...

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde