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Knobelritters Spielearchiv - Amyitis

Art des Spiels:	Gärtnerspiel
Spieleautor:    Cyril Demaegd
Verlag:         Ystari Games
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          60 bis 120 Minuten
Preis:          ca. € 35,-

Zielgruppe:     Spieleprofis ++

"Amyitis" - sagt Dir dies etwas?

Na, als erfahrener Spieler, zu dem Du dank der regelmäßigen Lektüre meiner Artikel der "Game News" ja geworden bist, merkst Du: Dies kann nur das neueste Spiel aus dem französischen Verlag Ystari sein. Die Verwendung der beiden Buchstaben "Y" und "S" im Spieletitel erweisen sich dabei als ein verräterisches Zeichen.

Aufgrund dieser ersten Erkenntnis kannst Du Dir als Spielexperte auch gleich vorstellen, dass dieses Spiel eine ausgereifte, gut ausbalancierte Spielidee mit wenig Glücksanteil besitzen muss. Und dass das Spiel vom Spielmaterial eher zweckmäßig ausgestattet und verbesserungsfähig sein wird, wird Dir dann ebenfalls nicht wirklich neu sein. Doch trotz Deiner absolut richtigen Rückschlüsse bin ich mir einer Sache ziemlich sicher: Du hast keine Ahnung, was der Spieletitel bedeutet, ja nicht einmal, um was es dabei geht.

Zu Deiner Aufklärung: Amyitis ist der Name der wunderschönen Tochter des medischen Königs, welche Nebukadnezar, den legendären König von Babylon im Jahre 590 v. Chr. ehelichte. Amyitis sehnte sich nach der üppigen Vegetation ihres Heimatlandes, weshalb der König den Beschluss fasste, ihr zu Ehren wundervolle hängende Gärten errichten zu lassen. Deine Aufgabe ist es nun, als adliger Babylonier maßgeblich am Bau der berühmten Hängenden Gärten mitzuwirken, wofür Du gesellschaftliches Ansehen erlangst.

Die Hängenden Gärten bestehen im Spiel aus vier Ebenen in V-Form. Die unterste Terrasse wird aus 7 Plättchen gebildet, nach oben verjüngt sich das etwas, sodass sich die zweite Ebene aus 5 Plättchen, die dritte nur mehr aus 3 und die oberste Ebene lediglich aus einem einzigen Plättchen zusammensetzt. Auf jedem Plättchen ist neben einem speziellen Bonus für das erfolgreiche Anpflanzen auch die Anzahl der dafür erhältlichen Siegpunkte angegeben. Die oberen Ebenen sind dabei wesentlich lukrativer, sind dafür aber schwieriger anzupflanzen.

Stichwort "Anpflanzen": Du hast einiges zu tun und zu beachten, bevor Du endlich ein Feld in einen blühenden Garten verwandeln kannst. In der 1. Phase jeder Runde erhältst Du - wenn überhaupt - ein paar Talente (die babylonische Währung) aus dem allgemeinen Vorrat. Außerdem werden zufällig ein paar Gewerbekarten offen ausgelegt, und zwar so viele Dreiergruppen, wie Spieler teilnehmen. Die eigentliche Arbeit ist jedoch in der 2. Phase - der Aktionsphase - zu entrichten, in der Du bestimmte Personen rekrutieren oder die gemeinsame Karawane auf einem separaten Spielplan durch Mesopotamien bewegen kannst.

Unter den Gewerbekarten findest Du vier verschiedene Personen, welche Dir bei Deiner Aufgabe helfen können. Der "Bauer" bringt Dir ein Warenplättchen, welches Du vor allem zum Erwerb von Pflanzen benötigst. Du platzierst einen Würfel Deiner Farbe auf einen der beiden verfügbaren Äcker und erhältst die entsprechende Ware. Der "Ingenieur" sorgt - neben 2 Prestigepunkten - für die Bewässerung der Gärten, indem Du einen Deiner Würfel auf eine Bewässerungszone legst. Dabei muss es jedoch einen durchgehenden Weg vom Fluss durch bewässerte Zonen geben. Der "Händler" wiederum versorgt Dich mit einem Kamelplättchen, welches unabkömmlich ist, um die Karawane bewegen zu können. Der "Priester" hat zwar keine unmittelbaren Vorteile, kann Dir jedoch am Ende der Runde bei deinen Vorhaben stark behilflich sein. Du legst einfach einen Deiner Würfel auf das erste Feld eines der 3 Tempel.

Doch nur die ersten Personen einer Dreier-Gruppe können kostenlos rekrutiert werden. Sobald eine Person gewählt wurde, wird die entsprechende Karte umgedreht. Auf der Rückseite ist eine Talent-Münze abgebildet. Die Anzahl der Talente in einer Gruppe gibt den Preis für die noch offenen Karten an. Die zweite Person kostet Dich somit schon 1 Talent, die dritte sogar 2 Talente. Ein cleverer, gut durchdachter Mechanismus.

Um die Karawane bewegen zu können, brauchst Du mindestens 1 Kamel. Für jedes Kamel kannst Du die Karawane 1 Feld im Uhrzeigersinn vorwärts ziehen. Auf dem Feld, auf dem die Karawane zum Stehen kommt, darfst Du anschließend die entsprechende Aktion durchführen. Nur in "Babylon" kannst Du Waren verkaufen, was Dir wichtige Prestigepunkte einbringt. An vier Orten kannst Du gegen Abgabe der abgebildeten Ware eine Hof-Karte erwerben. Es gibt drei verschiedene Arten von Hof-Karten, welche Dir entweder ein gewisses Einkommen in der 1. Phase ("Bankier"), zusätzliche, kostenlose Bewegung mit der Karawane bringen ("Karawanenführer") oder direkte Prestigepunkte ("Palast") bringen. Dabei musst Du aber beachten, dass Du Deine "Höfe" stufenweise, also lückenlos verbesserst, was anfangs noch leicht möglich, später jedoch durch die Knappheit der Hof-Karten schwieriger zu bewerkstelligen ist.

Die wichtigste Aktion bei der Karawanenbewegung ist aber eindeutig das "Anpflanzen". An vier Orten lassen sich die dafür notwendigen Pflanzen erwerben. Zu Beginn gibt es nur "normale" Pflanzen, die auch nur 1 Ware kosten, später findest Du auch Pflanzen höherer Qualitätsstufen, die zwar 2 Waren kosten, dafür aber auch für die höheren Ebenen der Gärten geeignet sind. Direkt nach dem Erwerb darfst Du ein Feld anpflanzen, vorausgesetzt das Feld ist ausreichend bewässert und die Qualitätsstufe der Pflanze reicht aus. Für die dritte und vierte Ebene ist übrigens die Qualitätsstufe 3 erforderlich, welche Du nur mit dem Einsatz eines "Gärtners" erreichen kannst. Jedenfalls darfst Du nach dem Anpflanzen das betreffende Gartenplättchen nehmen, die darauf angegebenen Prestigepunkte sofort anschreiben und den anderen auf dem Plättchen angegebenen Vorteil nutzen. Zusätzlich gibt es Bonuspunkte für den Spieler, der am meisten für die Bewässerung dieses Feldes beigetragen hat.

In der 2. Phase gibt es noch eine dritte Aktionsmöglichkeit, die Du entweder aus taktischen Gründen wählen wirst, oder gezwungenermaßen nehmen musst, wenn Du über zuwenig Talente und Kamele verfügst: Das Passen. Damit steigst Du aus der aktuellen Spielrunde aus, erhältst aber jedes mal, wenn Du wieder an der Reihe bist, ein Talent vom allgemeinen Vorrat; eine schöne Möglichkeit, seinen Geldbestand aufzubessern.

In der 3. Phase werden dann die Tempel ausgewertet, nachdem der Spieler rechts vom Startspieler noch 1 eigenen und 2 neutrale Priester auf die 3 Tempel verteilt hat. In jedem Tempel erhalten die beiden Spieler mit den Mehrheiten an Priestern eine Belohnung, 1 Kamel oder 1 Talent in "Ishtar", 1 Ware in "Tammouz", 2 bzw. 1 Prestigepunkt in "Marduk". Mit dem Wechsel des Startspielers endet schließlich eine Spielrunde.

Dies sind also die - zunächst relativ komplex erscheinenden - Mechanismen von "Amyitis". Beim Spielen hast Du auch gleich dasselbe Gefühl, das Du schon von anderen Ystari Spielen kennst. Die einzelnen Elemente sind sehr gut aufeinander abgestimmt und greifen gut ineinander. Da es mehrere Wege gibt, zu Prestigepunkten zu kommen, musst Du Deine Aktionen sorgfältig planen und auch die Optionen Deiner Mitspieler in Betracht ziehen. Und pass auf: Das Spielende kommt meist schneller als erwartet, denn sobald nur mehr 4 Gartenplättchen oder weniger zum Anpflanzen vorhanden sind, wird die laufende Runde nur mehr zu Ende gespielt. Zu den bis dahin gesammelten Prestigepunkten (dass alle Punkte sofort gutgeschrieben werden ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig) bekommst Du noch eventuelle Bonuspunkte für die Anzahl Deiner gesammelten Gartenplättchen, sowie einzelne Prestigepunkte für Waren in Deinem Vorrat. Natürlich gewinnt der Spieler mit den meisten Prestigepunkten.

Nun, entspricht das Spiel Deinen Erwartungen? Ich glaube schon. Die Mischung aus strategischer Langzeitplanung durch die verschiedenen Prestigepunkt-Möglichkeiten und taktischem Geschick bei kurzfristigen Entscheidungen gefällt Dir sicher. Du brauchst zwar eine Probepartie, um die Feinheiten des Spiels zu erkennen, aber danach spielt es sich eigentlich recht flott. Der Wiederspielreiz ist meines Erachtens auch recht hoch, da man gerne verschiedene Strategien ausprobiert. Nur beim Spielmaterial wirst Du wohl nicht restlos zufrieden sein, denn die Holzwürferl sind wie gewohnt eine Spur zu klein geraten, und für die Karawane wäre eine eigene Spielfigur wesentlich besser und übersichtlicher gewesen als ein bloßes Plättchen. Alles in allem aber wieder ein tolles Spiel vom französischen Verlag.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde