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28 | 29 | 30 | 1 | L2 | LR3 | 4 |
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Art des Spiels: Versteigerungsspiel Spieleautor: Reiner Knizia Verlag: Hans im Glück Jahrgang: 2003 Spielerzahl: 3 bis 5 Spieler Alter: ab 12 Jahren Dauer: ca. 90 Minuten Preis: ca. € 30,- Auszeichnung: Deutscher Spielepreis 2003 |
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"Hey, Ramses! Was machst du denn hier in Memphis? Hier will ich meine Pyramiden bauen, schließlich gibt es schon etwas Baumaterial vor Ort und die Nähe zum Nil gefällt mir! Ich biete daher mehr Gold als du. Versuch also auf einem anderen Bauplatz dein Glück!"
"Das war aber nicht sehr fein von dir, mein guter Tutanchamun. Aber was soll's, drüben in Berenike, wo momentan Nofretete beabsichtigt, ein paar Pyramiden zu errichten, könnte ich es auch versuchen. Zwar kann ich dort keine Bauern ansiedeln, weil das Land zu trocken ist, durch die Bodenschätze ist aber ein schönes periodisches Einkommen garantiert. Soll sich doch Nofretete woanders umsehen!"
"Tutanchamun, du Schuft von einem Pharao! Geht man so mit einer Dame um? Gut, zieh ich halt in die Provinz Damanhur, da stehen bereits zwei schöne Tempel. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"
Historiker werden jetzt den Kopf schütteln. Nein, also so kann das aber nun wirklich nicht gewesen sein. Die oben angeführten Dialoge sind absolut unglaubwürdig. Und trotzdem: Im Laufe des Spiels "Amun-Re" kommen solche Situationen vor. Von einer stimmigen Spielgeschichte also keine Spur, wieder einmal müssen Ägypten und die alten Pharaonen als Szenario für ein Brettspiel herhalten. Lassen wir also die Story ganz beiseite und konzentrieren wir uns lieber darauf, wie das Spiel selbst funktioniert.
Auf dem Spielplan finden wir 15 Provinzen. Inwieweit dies mit der historischen Realität übereinstimmt, kann ich nicht sagen, ist aber auch nicht wichtig (siehe oben). Spielerische Tatsache ist jedenfalls, dass keine Provinz der anderen gleicht. Da gibt es fruchtbarere und weniger fruchtbare Gebiete, ersichtlich an der Anzahl an Anbaugebieten. Provinzen mit und ohne Tempel, die Provinz Damanhur besitzt sogar deren zwei. Auch der Machteinfluss der Provinzen scheint nicht überall gleich zu sein, denn die Anzahl der erwerbbaren Machtkarten variiert von null bis vier Stück. Einige Gebiete bringen jede Runde ein fixes Einkommen, andere Gebiete nur in bestimmten Fällen. Und schließlich gibt es bei einigen Provinzen einen Bonus bei ihrem Erwerb, in Form von Gratis-Bausteinen, von Gratis-Machtkarten oder von Gratis-Gold. Das Ganze wirkt anfangs etwas verwirrend, löblicherweise widmet die Spielregel allen Details des Spielplans eine ganze Seite.
Neben vielen Karten (Macht-, Provinz- und Goldkarten), einigen Plättchen (Provinzmarker und Bauern) und diversen Spielsteinen (Bausteine, Biet- und Zählsteine) finden wir jede Menge Pyramiden in der Schachtel, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es wohl darum geht, möglichst viele Pyramiden zu bauen. Um die eigene Dynastie zum Sieg zu führen, sind aber noch andere Kriterien wichtig, auf die ich später genauer eingehe.
Obwohl ich normalerweise nicht gerne Regelnacherzählungen abgebe, werden wir zum besseren Verständnis des Spiels um eine genaue Betrachtung des Spielverlaufs nicht umhinkommen. "Amun-Re" gliedert sich in zwei Spielhälften - das alte und das neue Königreich - die beide aus je drei Runden bestehen. Jede Runde läuft in 5 bzw. 6 Phasen ab:
Wie wir bereits eingangs festgestellt haben, ist die Geschichte nicht gerade stimmig. Eigentlich ist "Amun-Re" eine reine Konstruktion. Aber was für eine! Vom perfekt funktionierenden Mechanismus, bei dem vor allem die gelungene Versteigerung hervorzuheben ist, bis zur Wertung, bei der - wie bei Knizia üblich - viele Dinge zu berücksichtigen sind, passt einfach alles. Das zufällige Auftauchen der Provinzkarten mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen sowie die Machtkarten, die in verschiedenen Phasen des Spiels Vorteile bringen können, bringen reichlich Abwechslung ins Spiel. Langfristige Strategien sind zwar nicht möglich, aber das Spiel als solches ist sehr taktisch orientiert und garantiert für die volle Spieldauer Spannung und Kurzweil. Auch wenn einige Zufallsmomente vorhanden sind, ist "Amun-Re" sicher äußerst anspruchsvoll und dadurch vielleicht nicht für die breite Masse geeignet. Der "Vielspieler" kommt damit hingegen voll auf seine Rechnung. Der Beweis dafür ist der "Deutsche Spielepreis 2003", den sich das Spiel heuer wirklich verdient hat.
Franky Bayer
Bewertung: 5 Schilde