April
MoDiMiDoFrSaSo
1 2K3 4 5R6 7
8 9K1011S12S1314
1516K1718L19L2021
2223K2425S26SO2728
2930 1 2 3 4 5
b
Legende:
Knn Ritter der Knobelrunde
Snn Spieletreff - Auwiesen
Snn Spieletreff - Franckviertel
Snn Spieletreff - Keferfeld-Oed
Snn Spieletreff - Pichling
Lnn LinzCon 2024
Onn Offener Spieleabend - Vöcklabruck
Rnn Würfelschänke Ried
<- Auf den Spuren von Marco Polo^Auf die Nüsse ->

Knobelritters Spielearchiv - Auf der Reeperbahn

Art des Spiels: Zweipersonen-Kartenspiel
Spieleautor:    Reiner Knizia
Verlag:         Kosmos Spiele
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    2 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer: 	        ca. 10 bis 20 Minuten
Preis: 	        ca. € 18,-

...nachts um halb zwei.

Warum gefällt mir das Spiel bloß so? Bloß so?

Am Titel "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei" liegt es nicht, obwohl er geradewegs dazu verleitet, das gleichnamige Lied, diesen berühmten Ohrwurm sofort anzustimmen. Vom Marketing her ist der Titel daher sicher gelungen, aber er ist nicht der Grund dafür, dass ich das Spiel gerne spiele.

Liegt's vielleicht am Thema? Wer jetzt vermutet, dass ich auf schmuddelige Themen in anrüchigem Milieu stehe, der liegt vollkommen falsch. Ich finde nur dann an solchen - und auch anderen tabuisierten - Themen (Kannibalismus, Hinrichtungen, etc.) Gefallen, wenn sie auf satirische Weise persifliert werden, was jedoch bei "Auf der Reeperbahn" zuwenig der Fall ist. Es geht für die Spieler als konkurrierende Lokalbesitzer auf der berühmten Meile lediglich darum, einen von zwei bestimmten Personen als Stammgast in das eigene Lokal zu locken.

Am Spielmaterial kann es ebenfalls nicht liegen. Zwar sind alle Spielfiguren - die grüne "Brilli Lilli" und ihre beiden grauen Bodyguards, der "Blonde Hans", die "Rote Lola" und der flaschenförmige "Schampus-Charly" - aus Holz und individuell geformt, der längliche, in 17 Felder unterteilte Spielplan stabil und die 55 Spielkarten ebenfalls von guter Qualität, doch so ins Schwärmen, dass ich nur deswegen das Spiel gerne mag, komme ich auch wieder nicht.

Dann bleibt wohl oder übel nur mehr das Spiel selbst als Grund dafür übrig. Am besten, ich beschreibe einmal den Spielablauf, vielleicht kann der werte Leser dann mein positives Urteil nachvollziehen. Der Spielplan wird so zwischen die beiden Spieler gelegt, dass jeder vor einem Lokaleingang sitzt. Die Spielfiguren werden nach einer fixen Anordnung auf ihre Startpositionen gestellt: Brilli Lilli auf das mittlere Feld mit dem Kanaldeckel, Schampus-Charly auf dasselbe Feld, aber in den dunklen Bereich am Rande des Planes. Flankiert wird Lilli vom Blonden Hans und von der Roten Lola. Auf beiden Seiten ganz außen kommen die Bodyguards. Schließlich erhält jeder Spieler noch acht Karten vom verdeckten Stapel. Der Spieler, der den Blonden Hans auf seiner Seite stehen hat, beginnt.

Wer an der Reihe ist, spielt üblicherweise eine oder mehrere Karten derselben Farbe aus, um die entsprechende Figur (im Falle der Bodyguards auch beide Figuren) in Richtung eigener Lokaleingang zu bewegen, also mit den gelben Karten den "Blonden Hans", mit den roten Karten die "Rote Lola", die grauen Karten sind für die Bewegung der Bodyguards, und die grünen für "Brilli-Lilli". Die Zugweite richtet sich dabei nach den Werten der ausgespielten Karte. Bei allen Zügen ist jedoch darauf zu achten, dass sich Brilli Lilli stets zwischen den beiden Bodyguard-Figuren aufhalten muss!

Anschließend füllt man seine Kartenhand wieder auf 8 Karten auf. Zum Abschluss seines Zuges darf ein Spieler die Figur des "Schampus Charly" für jede Figur, die auf einem der beiden Felder des eigenen Lokaleingangs stehen, um 1 Feld zu sich ziehen. Auch wenn sich Lilli und ihre beiden Leibwächter auf der eigenen Planseite - jenseits des Kanaldeckels - befinden, darf Charly auf dieselbe Weise um 1 Feld bewegt werden. Das Ziel des Spiels ist es, eine der beiden grünen Figuren - Brilli-Lilli oder Schampus-Charly - ins eigene Lokal zu locken. Gelingt dies keinem Spieler, bis der Nachziehstapel ein zweites Mal aufgebraucht ist, gewinnt derjenige, auf dessen Spielplanseite nun Brilli-Lilli steht.

Ich höre euch schon argwöhnen: "So ein unspektakuläres Spiel, bei dem offensichtlich das Kartenglück vorherrscht, versetzt den Rezensenten in Verzücken? Franky scheint auch schon etwas senil geworden zu sein!" Ich gebe zu, dass die vorab beschriebenen Regeln nicht ausreichen, um das Spiel aus der Masse der durchschnittlichen Spiele zu heben. Jede Spielfigur hat jedoch eine Sonderfunktion, und diese verleihen "Auf der Reeperbahn..." ziemlich viel Pfiff. Mit 2 "Brilli-Lilli"-Karten können Lilli und beide Bodyguards als Gruppe um je ein Feld bewegt werden. Die "Rote Lola"-Karten können als Joker für eine andere Figurenart eingesetzt werden, vorausgesetzt, Lola befindet sich näher zum eigenen Lokaleingang als Brilli-Lilli. Und der "Blonde Hans" kann eine andere Spielfigur (außer die Rote Lola) auf das selbe Feld locken, wenn man dafür auf das Ausspielen von Karten verzichtet.

Sicher, noch immer spielt der Zufall eine große Rolle, aber nun ergeben sich trotzdem viel mehr Möglichkeiten, um Einfluss auf das Geschehen zu nehmen. Die zahlreichen Tricks, Drohungen und taktischen Kniffe eröffnen sich dem Spieler allerdings nicht gleich beim ersten Spiel. Doch meist spielt man ja sowieso gleich mehrere Partien, die durchaus völlig unterschiedlich verlaufen können, manchmal kurz und einseitig, manchmal aber auch spannend bis zum Schluss. Für mich endlich wieder mal ein kurzweiliges, schnell erlerntes Zweipersonenspiel wie "Schotten-Totten" oder "Lost Cities", bei dem man einfach nicht aufhören will und gerne auf 3, 4 oder 5 gewonnene Matches spielt.

So, jetzt habe ich euch hoffentlich klar gemacht, warum ich "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei" gerne mag. Ob es euch ebenso gefällt, dies müsst ihr schon selbst herausfinden, vielleicht bei der einen oder anderen Probepartie im Rahmen eines Spieleabends. Schließlich ist ja alles Geschmackssache. Rein subjektiv gesehen kann ich das Spiel aber sehr empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde