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Knobelritters Spielearchiv - Augsburg 1520

Art des Spiels: Versteigerungsspiel
Spieleautor:    Karsten Hartwig
Verlag:         alea Spiele
Jahrgang:       2006
Spielerzahl:    2 bis 5 Spieler
Alter:          ab 12 Jahren
Dauer:          25 bis 75 Minuten
Preis:          ca. € 20,-

Was für ein Geschäftsmann, dieser Jakob F.! Vor fast fünfhundert Jahren, als er die Herrschaft über die Handelsfirma der Familie übernahm, begann sein sagenhafter Aufstieg, den er vor allem seinen engen Kontakten zu den Monarchen seiner Zeit verdankte. Immer wieder verlieh Jakob F. sein Geld an Fürsten- und Königshöfe, welches er jedoch meist nicht zurückbekam. Stattdessen erhielt er zahlreiche Privilegien, wie gesellschaftliche Würden, politische Ämter und wichtige Handelsrechte, wodurch er immer reicher und einflussreicher wurde.

Du fragst dich wohl jetzt, warum ich den Namen dieses Augsburger Händler abkürze anstatt ihn euch ganz zu verraten. Ich mache dies aus dem selben Grund, weshalb der Verlag "alea Spiele" sein neuestes Spiel, welches von Jakob F. handelt, "Augsburg 1520" genannt hat. Der Verlag wollte nicht den selben Fehler begehen wie "Adlung Spiele", die von den Nachfahren Jakob F.'s wegen nichtautorisierter Verwendung des Namens geklagt wurden. Und auch ich werde mich hüten, "Friedrich Ulrich Doppel-Gustav Erich Richard" in dieser Spielbeschreibung namentlich anzuführen. Diese Klage gegen einen finanziell ohnedies nicht gerade betuchten Kleinverlag macht mir die Handelsfamilie nicht unbedingt sympathischer, aber was kann man schon anderes erwarten, wenn die damaligen Geschäftspraktiken frappant an moderne amerikanische Machenschaften erinnern, bei der große Wirtschaftskonzerne den Wahlkampf eines Kandidaten finanzieren, um im Gegenzug eine ihren Interessen angepasste Politik zu erhalten.

Aber wenden wir uns jetzt dem Spiel selbst zu. Bei "Augsburg 1520" übernehmen die Spieler die Rollen von wohlhabenden Händlern - nennen wir sie mal Brugger, Drucker, Stukker, etc. - welche 5 Adligen gegen Schuldscheine Geld leihen. Diese Schuldscheine kommen auf Karten vor: je 17 Schuldscheine in vier verschiedenen Farben in den Werten von 1 - 17, sowie 12 "Joker". Jede Farbe ist einem bestimmten Adeligen zugeteilt (beispielsweise rot für "Philipp"), nur Kaiser "Maximilian" nimmt Schuldscheine jeder Farbe an. Mit dem Startvermögen von 1.500 Gulden können die Spieler beliebig viele Schuldscheine von den ihnen anfangs gezogenen 7 Karten "kaufen", indem sie den darauf vermerkten Betrag (je nach Wert zwischen 200 und 400 Gulden) in die Bank einzahlen.

Das Spiel verläuft in Runden, welche aus zwei Phasen bestehen. In der 1. Phase "besuchen" die Spieler die fünf Adligen, einen nach dem anderen laut Spielplan. Für jeden Adeligen findet eine Auktion statt, und nur wer den größten Anspruch vorbringen, also die meisten Schuldscheine vorweisen kann (bei Gleichstand entscheidet der höchste Einzelwert), erhält anschließend von diesem Adligen Privilegien zugesprochen.

Die Privilegien kommen auf 10 "Privilegien"-Karten vor, und zwar sind auf jeder Karte drei Privilegien in unterschiedlichen Kombinationen angegeben, von denen ein Spieler zwei auswählen und durchführen kann. Zu Beginn jeder Runde liegen fünf Karten offen aus. Der erste Spieler, der eine Auktion gewinnt, hat die volle Auswahl. Mit jedem Adligen nehmen die Möglichkeiten jedoch ab, weshalb der Spieler, der bei Maximilian die meisten Schuldscheine "eintreibt", nur mehr die letzte ausliegende Privilegienkarte nehmen kann.

Privilegien gibt es in drei verschiedenen Bereichen: Ämter verdeutlichen den Aufstieg vom einfachen Kaufmann über Zunftmeister, Ratsherr bis hin zum Bürgermeister. Der Adelsstand führt einen Händler vom anfänglichen Bürger über Freiherr und Graf bis hinauf zum angesehenen Fürsten. Die Faktoreien wiederum vergrößern das Einkommen, zur anfangs kleinen Faktorei in Augsburg können noch welche in Innsbruck, Antwerpen und schließlich auch in Venedig errichtet werden. Während die Privilegien der niedrigeren Stufen von allen Konkurrenten zu haben sind, können jene der höheren Stufen von weniger Personen eingenommen werden. Privilegien der höchsten Stufe können überhaupt nur von einem Spieler genutzt werden, so kann es natürlich nur einen Bürgermeister bzw. einen Fürst geben, und auch die lukrative Faktorei in Venedig wird nur ein einziges Mal vergeben. Allerdings ist die jeweilige Position nicht auf Dauer verliehen, gegen eine kleine Entschädigung kann es durchaus auch zu einem Wechsel auf diesen höchsten Privilegien-Stufen kommen.

Man kann aber auch auf den Aufstieg verzichten und dafür ein Recht in Anspruch nehmen, welches man in diesem Bereich bereits erworben hat. Diese Rechte gibt es allerdings erst ab der höheren Stufen, dafür können sie recht vorteilhaft sein. Vor allem die Adelsbriefe und Wappen, die ab einem bestimmten Adelsstand erhältlich sind, erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie wertvolle Prestigepunkte liefern. Je früher man sich diese sichert, umso höher fallen sie auch aus, außerdem gehen sie auch bei Verlust des entsprechenden Adelstitels nicht verloren.

In der 2. Phase schließlich "ernten" die Spieler die Früchte für ihre erworbenen Privilegien und Rechte. Sie erhalten Geld, je mehr Faktoreien sie besitzen, umso mehr. Sie bekommen neue Schuldscheine, je höher ihre Position, desto größer ist die Auswahl. Und sie erhalten die spielentscheidenden Prestigepunkte, gemäß ihrem Adelsstand, ihren Adelsbriefen und Wappen. Wer nach einer bestimmten Anzahl von Runden (abhängig von der Spielerzahl) die meisten Prestigepunkte vorweisen kann, hat sich als der geschickteste Handelsmann erwiesen und gewinnt das Spiel.

"Augsburg 1520" beinhaltet noch einem Menge anderer Details, auf die ich im Rahmen dieser Beschreibung nicht eingehen möchte. Eine wichtige Regel muss trotzdem noch erwähnt werden: Der Kirchen- bzw. Dombau. Der Bau einer Kirche oder eines Domes darf von einem Spieler getätigt werden, wenn er nach einer gewonnenen Auktion das Privileg "Ämter" wählt (anstelle des Aufstiegs oder eines Rechtes). Die Kosten der Sakralgebäude sinken ständig, sodass der erste Spieler den höchsten Betrag dafür entrichten muss, während alle folgenden Gebäude weitaus günstiger zu haben sind. Die Spieler sollten jedoch rechtzeitig darauf achten, eine Kirche bzw. einen Dom zu errichten, denn ohne Kirche darf ein Spieler die 25-Punkte-Grenze auf der Zählleiste nicht überschreiten, und ohne Dom sitzt sein Zählstein auf der 45-Punkte-Marke fest. Eine knifflige Regel, die vor allem jene Spieler treffen kann, die frühzeitig auf hohe Adelstitel gesetzt haben.

Wenn es die Absicht des Spieleautors war, darzustellen, wie trocken das Geschäftsleben der F. & Konsorten im 16. Jahrhundert war, dann ist es ihm durchaus gelungen. Ich will damit nicht behaupten, dass "Augsburg 1520" ein uninteressantes oder gar schlechtes Spiel sei. Ganz im Gegenteil: Die Spielmechanismen funktionieren einwandfrei, alles ist auch recht gut aufeinander abgestimmt, aber alles wirkt doch etwas zu konstruiert, und die Abläufe sind einfach zu "trocken", um wirklich begeistern zu können. Dazu kommt, dass das Spielmaterial mit den für "alea Spiele" recht typischen dünnen Tableaus und Plättchen nicht viel Atmosphäre bringt.

Die Spieldauer ist übrigens mit 25 bis 75 Minuten angegeben. Diese starke Streuung ergibt sich, weil bei unterschiedlicher Spielerzahl die Rundenzahl variiert. Je mehr Spieler mitmachen, umso mehr Runden werden gespielt, zudem dauern Runden mit höherer Spielerzahl deutlich länger. Die Idealbesetzung liegt meiner Erfahrung nach bei 4 Teilnehmern, hier ist der Konkurrenzdruck hoch genug, ohne dass der Zufall eine zu große Rolle spielt.

"Augsburg 1520" ist ein gutes, taktisches Spiel, ohne jedoch aus der Masse der Versteigerungs- und Wirtschaftsspiele herausragen zu können.

Franky Bayer

Bewertung: 3 Schilde