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Knobelritters Spielearchiv - Augustus

Art des Spiels: Entwicklungs- und Handelsspiel
Spieleautor:    Paolo Mori
Verlag:         Hurrican Games
Vertrieb:       Asmodée Spiele
Jahrgang:       2013	
Spielerzahl:    2 bis 6 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Partyspieler (+)

Augustus (* 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius in Rom; gest. 19. August 14 n. Chr. in Nola bei Neapel) gilt als erster römischer Kaiser. Der Großneffe und Haupterbe Gaius Iulius Caesars gewann die Machtkämpfe, die auf dessen Ermordung im Jahr 44 v. Chr. folgten, und war von 30 v. Chr. bis 14 n. Chr. Alleinherrscher des Römischen Reiches. Er setzte dem Jahrhundert der Römischen Bürgerkriege ein Ende und begründete die julisch-claudische Kaiserdynastie. Unter der Devise der Wiederherstellung der Republik (restitutio rei publicae) betrieb er in Wirklichkeit deren dauerhafte Umwandlung in eine Monarchie in Form des Prinzipats. Seine Herrschaft, nach außen durch zahlreiche Expansionskriege geprägt, mündete im Inneren in eine lang anhaltende Friedensphase, die als Pax Augusta verklärt wurde.

So viel zum geschichtlichen Background. Aufgrund dessen und der Spielgeschichte, in der wir Spieler die Vertreter des Kaiser (Legati Augusti) verkörpern, welche den Titel eines Konsuls anstreben und um die Unterstützung der einflussreichsten Senatoren und die Kontrolle der Provinzen kämpfen, könnte man das Spiel "Augustus" als eine Art historische Simulation halten. Weit gefehlt! "Augustus" hat vielmehr Ähnlichkeiten zu einem der populärsten und weitverbreitetsten Spiele überhaupt. Welches, das will ich dich, werter Leser, beim Durchlesen der folgenden Beschreibung raten lassen. Bin gespannt, ob du draufkommst.

Das Spielmaterial gibt auf den ersten Blick jedenfalls keinen Hinweis darauf. Jeder Spieler erhält zu Beginn 7 Spielfiguren - seine Legionen. Außerdem bekommt jeder Spieler schon mal drei Zielkarten ausgeteilt, die er offen vor sich auslegt. Die restlichen Zielkarten bilden einen Nachziehstapel, von denen fünf Karten in eine zentrale Auslage gelegt werden.

Jede Zielkarte zeigt entweder eine römische Provinz oder einen Senator, beide sogar namentlich genannt. Am linken Rand jeder Karte sind mit Symbolen (gekreuzte Schwerter, Schild, Streitwagen, Katapult, etc.) Art und Anzahl der zu mobilisierenden Legionen angeführt. Im Eck unten rechts sind die Siegpunkte vermerkt, die es dafür zu gewinnen gibt.

Motor des Spiels sind die sogenannten Mobilisierungsmarker, welche die selben Symbole aufweisen wie auf den Zielkarten. Allerdings ist deren Häufigkeit unterschiedlich. Während die gekreuzten Schwerter 6 Mal vorkommen und die Schilde immerhin noch 5 x, gibt es die Standarten und den Dolch wesentlich seltener (2 x bzw. nur ein einziges Mal). Zusammen mit zwei "Jokern" kommen alle Marker in den Stoffbeutel.

Ein Spieler greift in den Stoffbeutel und fischt einen Marker heraus, den er offen beiseite legt. Jeder Spieler darf daraufhin eine Legion auf ein entsprechendes Symbol auf einer seiner Zielkarten stellen. Wird ein "Joker" herausgezogen, darf ein beliebiges Symbol verwendet werden. In diesem Fall werden aber alle bereits gezogenen Mobilisierungsmarker wieder in den Beutel gegeben und der im Uhrzeigersinn nächste Spieler übernimmt die Aufgabe des Ziehens.

Sobald eine Zielkarte erfüllt wurde, indem alle darauf angegebenen Legionen "mobilisiert" wurden, ruft der entsprechende Spieler laut "Ave Caesar!" Er nimmt daraufhin alle Legionen von der erfüllten Karte, verschiebt die Karte in den Bereich seiner kontrollierten Zielkarten, und wählt aus den fünf offenen Karten eine neue Zielkarte aus. Die zentrale Auslage wird schließlich noch vom Nachziehstapel wieder aufgefüllt.

Das Spiel endet nach der Runde, in der mindestens ein Spieler seine siebte Zielkarte erfüllen konnte. Der Spieler, der auf die höchste Summe an Siegpunkten kommt, erlangt den Titel eines Konsuls und - was den Spieler meist mehr interessiert - gewinnt das Spiel.

Und? Hast du erkannt, an welchen Spieleklassiker "Augustus" erinnert? Es ist "Bingo", jenes Glücksspiel, das in zahlreichen Seniorentreffen auf der ganzen Welt und praktisch in jedem Ferienklub gespielt wird. Ich muss mich jedes Mal stark zusammenreißen, nicht laut "BINGO!" zu rufen, wenn ich eine Zielkarte erfülle. Der Glücksanteil ist deshalb recht hoch, auch wenn es bei den Mobilisierungsmarkern unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten gibt.

Der eigene Einfluss beschränkt sich - vor allem in der Anfängerversion - auf die Wahl des Einsetzfeldes der gezogenen Legion und auf die Wahl der neuen Zielkarte. Fortgeschrittenen erhalten zu Beginn bereits sechs Zielkarten, von denen sie sich drei für die Partie aussuchen dürfen. Dies erlaubt schon mehrere "Strategien", oder vielmehr verschiedene Wege, an die Siegpunkte zu kommen. Aber auch da ist man vom Kartenglück abhängig, ob passende Zielkarten nachkommen oder nicht.

Die Zielkarten bieten übrigens noch ein paar Besonderheiten. So weisen die meisten eine Sonderfähigkeit auf. Je nach Hintergrundfarbe des entsprechenden Feldes auf der Karte kann dies ein einmaliger Soforteffekt sein, sobald die Zielkarte erfüllt ist (beiger Hintergrund), zum Beispiel der Erhalt zusätzlicher Legionen oder das sofortige Mobilisieren von Legionen auf andere Zielkarten. Auch ein roter Hintergrund deutet auf einen sofortigen Effekt hin, allerdings zum Schaden der Mitspieler (Legionen zurücknehmen, bereits erfüllte Zielkarten abwerfen, u. ä.).

Ein schwarzer Hintergrund hingegen bedeutet einen dauerhaften Effekt in Form einer Tauschfunktion zweier angegebener Symbole (zum Beispiel kann für jede gezogene "Standarte" auch als "Katapult" verwendet werden, und vice versa). Und schließlich wirken sich Karten mit einem weißen Hintergrund bei der Punktevergabe am Ende des Spiels aus. So können beispielsweise bestimmte Symbole auf den kontrollierten Zielkarten Extrapunkte bringen, oder alle Zielkarten einer bestimmte Gruppe (Senatoren, grüne Provinzen, etc.).

Um Glücksgöttin Fortuna nicht gänzlich ausgeliefert zu sein, sollte man darauf achten, dass man auf seinen Zielkarten ein möglichst großes Spektrum an Symbolen hat und nicht zu sehr auf wenige beschränkt ist, sonst können frustrierende Leerphasen entstehen, während denen man den Mitspielern beim Aufrüsten zuschaut. Außerdem sollte man die Sonderfähigkeiten seiner Zielkarten berücksichtigen und wenn möglich aufeinander abstimmen. Je besser die Zielkarten harmonieren, umso höher die Erfolgschancen.

Ein weiterer Aspekt sind die Belohnungsplättchen. Fünf Belohnungen betreffen die Farbe der Zielkarten. So erhält beispielsweise der erste Spieler, der drei grüne Provinzen kontrolliert 4 Extra-Siegpunkte. Es kann sich also lohnen, sich auf das Sammeln einer Farbe zu konzentrieren. Zwei Belohnungen beziehen sich auf die Rohstoffe "Gold" und "Weizen". Diese Plättchen bekommt man automatisch, wenn man mit einer Provinz den entsprechenden Rohstoff produziert. Allerdings kann man ein solches Plättchen wieder an einen Mitspieler verlieren, wenn dieser genauso viele oder mehr dieser Rohstoffsymbole aufweist.

Fünf andere Belohnungen gibt es für die Anzahl der Zielkarten. Wer soeben eine Zielkarte erfüllt hat, darf sich - falls noch vorhanden - ein Belohnungsplättchen nehmen, das der Anzahl der vom Spieler nun kontrollierten Zielkarten entspricht. Für 2 Zielkarten erhält man auf diese Weise 2 Zusatzpunkte, für 6 Zielkarten stolze 10 Punkte. Das Knifflige daran ist, dass jeder Spieler in einer Partie nur 1 solches Plättchen nehmen darf, und dies auch nur zum Zeitpunkt der Erfüllung einer Zielkarte. Das kann zu einem Dilemma führen: Gehe ich auf Nummer Sicher und nehme ich jetzt schon das kleinere Plättchen oder warte ich auf ein wertvolleres Plättchen und riskiere dabei, dass mir ein Mitspieler zuvorkommt und ich am Ende gar nichts bekomme?

"Augustus" ist somit zwar ein Glücksspiel, welches aber dennoch einiges an Überlegung erfordert. Das ergibt ein leichtes, lockeres Spielvergnügen, dessen Einstieg aber leider etwas durch die schlecht strukturierte, fehlerhafte und unnötig komplizierte Spielregel erschwert wird. Hier hat der Verlag allerdings schon reagiert und in weiteren Auflagen eine verbesserte Spielregel versprochen.

Durch die durchaus verdiente Nominierung zum "Spiel des Jahres" animierte Gelegenheitsspieler werden vielleicht Probleme mit den Karteneffekten haben, die im Gegensatz zum ansonsten kinderleichten Spielablauf doch etwas Erfahrung oder Umgewöhnung benötigen. Und auch grafisch wird es Anfängern ein wenig schwer gemacht, denn auf den meisten Provinzkarten befinden sich Abbildungen von dort produzierten Waren oder Rohstoffen, die spielerisch absolut keine Relevanz besitzen und daher verwirrend wirken. Nur bei einer entsprechenden Einbindung in einer eventuellen Erweiterung wäre dies gerechtfertigt.

Diese kleinen Schwächen sollen aber nun niemanden vom Kauf dieses Spiels abhalten. "Augustus" macht Spaß, und hat bei uns an jedem Spieltisch sofort Anklang gefunden. Nur in größeren Runden ist es mit Vorsicht zu genießen, da sehr häufig "Ave Caesar!" gerufen wird, und der damit verbundene Verwaltungsaufwand in einem schlechteren Verhältnis zur restlichen Spieldauer steht.

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde