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Knobelritters Spielearchiv - Blueprints

Art des Spiels: Würfel-Bauspiel
Spieleautor:    Yves Tourigny
Verlag:         Z-Man Games
Jahrgang:       2014
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 14 Jahren (?)
Dauer:          ca. 30 Minuten
Preis:          ca. € 29,-

Zielgruppen:    Gelegenheitsspieler ++
                Spielexperten (+)

Bundesrealgymnasium Traun bei Linz, 1974. Ein eher hagerer Schüler sitzt vor der Zeichentafel. Etliche schlampige Radierungen und unsauber korrigierte Linien auf seinen Entwürfen zeugen davon, dass Franzi B. keine besondere Begabung für das Fach "Geometrisch Zeichnen" besitzt. Selbst sein Professor dürfte erleichtert darüber gewesen sein, dass Franzi keine Karriere als Technischer Zeichner ins Auge gefasst hat. Welch Ironie des Schicksals allerdings, dass sich Franzi nun - mehr als 40 Jahre später - doch wieder mit Blaupausen beschäftigt.

Ist Franzi nun also doch Architekt geworden? Entwirft er jetzt trotzdem schwindelerregende Wolkenkratzer oder monumentale Tiefbauten? Nichts von alledem. "Blueprints" ist die englische Bezeichnung für Blaupausen, und gleichzeitig auch der Titel eines Würfelspiels, welches Franky (so nennen ihn nun seine Freunde) in seiner Funktion als Spielerezensent - ein für ihn weitaus geeigneteres Metier - beschreiben und beurteilen möchte.

Auch in "Blueprints" kommen solche bläulichen Baupläne vor, und zwar auf Blueprints-Karten. Jede Karte zeigt ein Gebäude, welches sich aus 6 Würfeln zusammensetzt. Es wird dabei sowohl als Modell dargestellt, als auch als Draufsicht, wobei die Zahl in den Feldern die beabsichtigte Bauhöhe an dieser Stelle angibt.

Als Bauteile dienen normale Würfel. Die Sechsseiter gibt es in vier Farben, welche verschiedene Baumaterialien repräsentieren: je 8 x orange (Holz), schwarz (Stein), grün (Recycling) und durchsichtig (Glas). Daneben finden wir noch einige Auszeichnungs- und Preiskarten, das sind Punktekarten, welche die Spieler in diesem Architektenwettbewerb erhalten können. Sichtschirme, ein Wertungsplan, Punktemarker und ein Stoffbeutel für die Würfel komplettieren das Spielmaterial.

In jeder der 3 Spielrunden erhält jeder Spieler eine Blueprints-Karte, die er hinter seinem Sichtschirm offen auslegt. Alle Würfel kommen in den Stoffbeutel. Dann werden 2 (verschiedenfarbige) Würfel aus dem Beutel gezogen und auf die beiden Felder "Begehrtes Material" des Wertungsplans platziert. Abhängig von der Spielerzahl werden schließlich noch 7 bis 9 Würfel zufällig herausgezogen, gewürfelt und als "verfügbares Material" in die Tischmitte gelegt.

Wer an der Reihe ist, wählt einen der ausliegenden Würfel und platziert ihn - ohne die Würfelzahl zu ändern - auf seine Blueprints-Karte. Dabei sind gewisse Bauregeln zu beachten. Es dürfen nur dafür vorgesehene Flächen benutzt werden, schraffierte Flächen (ohne Zahl) sind nicht erlaubt. Setzt man einen Würfel auf einen anderen Würfel, muss zudem die Augenzahl des oberen Würfels mindestens so hoch sein wie jene auf dem darunter liegenden Würfel. Anschließend zieht der Spieler einen neuen Würfel aus dem Beutel, würfelt ihn und legt ihn zum Vorrat des verfügbaren Materials.

Nachdem alle Spieler 6 Würfel gezogen und auf ihrer Blueprints-Karte eingesetzt haben, endet die Runde, und die Bauwerke werden gewertet. Jeder Spieler, dessen Gebäude genau dem Aufbau auf seiner Blueprints-Karte entspricht, erhält sofort 6 Punkte. Zusätzlich gibt es noch Punkte je nach den verwendeten Materialien. Orangefarbige Würfel bringen je 2 Punkte für jede angrenzende Würfelseite. Bei grünen Würfeln ist deren Anzahl entscheidend. Je mehr grüne Würfel eingebaut wurden, umso mehr Punkte bringen sie (z.B. 2 Würfel zählen 5 Punkte, 6 Würfel stolze 30 Punkte). Für schwarze Würfel wiederum zählt, auf welcher Ebene sie platziert wurden (beispielsweise in der untersten Ebene 2 Punkte, ab der vierten Ebene schon 8 Punkte). Und jeder durchsichtige Würfel ist so viele Punkte wert, wie er Augen zeigt.

Der Spieler, der mit seinem Gebäude die höchste Punktezahl erreicht, bekommt eine Auszeichnungskarte in Gold (3 Siegpunkte), der Spieler mit der zweithöchsten Punktezahl hat sich die Auszeichnung in Silber (2 Punkte) verdient. In voller Besetzung erhält auch der Drittplatzierte noch eine bronzene Ausszeichnung im Wert von 1 Siegpunkt.

Zusätzlich werden in jeder Runde bis zu vier weitere Preise vergeben, wenn ein Spieler mit seinem Gebäude bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Für den Hochhauspreis muss das Gebäude 5 oder mehr Würfel hoch sein, für den Material-Preis muss es fünf oder mehr Würfel derselben Farbe beinhalten. Der Geometrie-Preis wird an einen Spieler verliehen, dessen Gebäude Würfel mit allen Augenzahlen aufweist. Der Preis für strukturelle Integrität wiederum verlangt nach einem Gebäude mit 4 oder mehr Würfeln derselben Augenzahl. Jeder dieser Preise ist am Ende 2 Siegpunkte wert.

Dach drei Runden, die nach demselben Schema ablaufen, endet das Spiel. Nun decken alle Spieler ihre gesammelten Preise und Auszeichnungen auf. Der Spieler mit den meisten Punkten hat sich als der erfolgreichste Architekt erwiesen und gewinnt den Wettbewerb bzw. das Spiel.

Als Architekt bei "Blueprints" hat man's eigentlich relativ locker. Die Baupläne stellen keine zwingenden Vorgaben dar, eher nur Empfehlungen. Nur die bereits beschriebenen Bauregeln sind wirklich streng einzuhalten. Immerhin bringt's 6 wertvolle Punkte für die Auszeichnung, wenn man sich an die Vorlage seiner Blueprints-Karte hält.

Den überwiegenden Teil an Punkten liefern aber die Würfel selbst. Und hier lohnt sich ein kleiner Vergleich der verschiedenen Punktevergaben. Grüne Würfel bringen nur dann etwas ein, wenn man viele davon sammelt. Maximal kann man auf diese Weise 30 Punkte erzielen, es ist nur fraglich, ob der beschränkte Vorrat und die Mitspieler dies auch tatsächlich zulassen. Orangefarbige Würfel sind meiner Erfahrung nach eher unattraktiv, denn dafür sind viele benachbarte Würfel notwendig. Mit ausschließlich orangen Würfeln lassen sich höchstens 28 Punkte erreichen, bei den meisten Bauplänen liegt der Wert aber deutlich darunter.

Schwarze Würfel bringen in den beiden untersten Ebenen lediglich 2 respektive 3 Punkte. Es gibt jedoch nur wenige Vorlagen mit Würfeln in der dritten Ebene und gar keine mit höheren Gebäuden, weshalb sich die Verwendung mehrerer schwarzer Würfel nur dann lohnt, wenn man "frei" baut und sich auf die Errichtung hoher Türme verlegt. Bei durchsichtigen Würfeln ist es offensichtlich, dass hohe Würfelzahlen attraktiv sind. Nur mit der Verwendung von lauter durchsichtigen 6ern ist die maximale Punktezahl von 42 Punkten (6 x 6 plus Blueprints-Bonus) überhaupt möglich.

Die meisten Spieler hatten in ihrer ersten Partie Probleme mit den beiden Punkteberechnungen, weshalb ich nochmals dezidiert darauf eingehe. Die Wertermittlung eines Gebäudes (Einhaltung des Bauplans und Verwendung von Materialien) hat nichts mit eigentlichen Siegpunkten zu tun, sondern dient lediglich zur Bestimmung, wer die wichtigen Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze erhält. Man kann sich stattdessen (oder besser noch: zusätzlich) darum bemühen, den einen oder anderen Preis abzusahnen. Gleichstände werden in beiden Fällen übrigens mit den zwei anfangs beiseitegelegten Würfeln aufgelöst, indem berücksichtigt wird, wer mehr von diesen "begehrten Baumaterialien" verwendet hat.

Nachdem sich die Spieler aus einem gemeinsamen Würfel-Pool bedienen, kommt es zwangsläufig zu Interessensüberschneidungen. Die Sichtschirme sorgen dafür, dass die Interaktion allerdings nur indirekt erfolgt. Mit einem guten Gedächtnis kann man die Absichten der Mitspieler erahnen und gegebenenfalls konteragieren, wenn es sich mit den eigenen Vorhaben deckt. Trotzdem bleibt ein Überraschungseffekt, wenn am Ende einer Runde alle Spieler ihre Sichtschirme hochheben. Für ein taktischer geprägtes Spiel empfiehlt sich, die Sichtschirme wegzulassen. Nicht jedem gefällt jedoch die damit verbundene destruktivere Spielweise.

Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ausgelegt. Sowohl die Anzahl der Würfel in der gemeinsamen Auslage als auch die der Auszeichnungen wird an die jeweilige Spielerzahl angepasst. Im Spiel zu zweit sorgt ein Regelpassus dafür, dass sich der Würfelpool stärker verändert. Während seines Zuges nimmt der Spieler einen Würfel und entfernt einen weiteren aus der Auslage. So funktioniert das Spiel in jeder Besetzung gleich gut, obwohl ich persönlich das Spiel zu dritt oder viert bevorzuge.

Beim Spielmaterial gefallen mir sowohl die gute Qualität (Würfel in vier Farben, Beutel, Spielkarten, etc.) als auch die grafische Gestaltung, vor allem jene der Blueprints-Karten. Der Preis ist daher für ein Spiel in dieser Schachtelgröße zwar nicht billig, aber durchaus angemessen. Somit kann ich für "Blueprints" eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Nur die Altersangabe (ab 14 Jahren!) verwundert mich etwas. Ein so lockeres, unterhaltsames Spiel, das schnell erklärt und flott gespielt ist, und das auch keine strategischen Überlegungen abverlangt, ist ohne weiteres bereits Kindern ab 9 oder 10 Jahren zuzutrauen.

Zum Abschluss noch eine kleine Erklärung, was "Blueprints" sind. Als Blaupause bzw. Diazotypie bezeichnet man ein Positiv-Verfahren mit UV-Licht empfindlichem Papier, bei dem dunkle Stellen einer Vorlage auf einem hellen Träger nach Reaktion mit Ammoniak-Dämpfen ebenfalls dunkel werden. Dieses Verfahren war für die Vervielfältigung von technischen Zeichnungen besonders geeignet und deshalb in den Ingenieurswissenschaften bis etwa 1990 weit verbreitet.

Franky Bayer

Bewertung: 4 ½ Schilde