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Knobelritters Spielearchiv - Cacao

Art des Spiels: Legespiel
Spieleautor:    Phil Walker-Harding
Verlag:         Abacus Spiele
Jahrgang:       2015
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 8 Jahren
Dauer:          ca. 45 Minuten
Preis:          ca. € 25,-

Zielgruppe:     Gelegenheitsspieler ++

Für diese Spielekritik hat man mich nicht lange überreden müssen. Im Gegenteil: Ich liebe Schokolade und als ich das Spiel in Nürnberg sah, war mir sofort klar, dass ich es rezensieren musste. Okay, zugegeben, die Spielmechanismen haben mir ebenfalls zugesagt, aber was ist schon ein gutes Brettspiel im Vergleich zu zartschmelzender, verführerischer, auf der Zunge zergehender, die Sinne betörender SCHOKOLADE!

"Cacao" entführt uns in die exotische Welt der "Frucht der Götter". Als Stammeshäuptling führen wir die Geschicke unseres Volkes, indem wir es mit Anbau und Verkauf von Kakaobohnen zu Ruhm und Wohlstand führen.

Wir leiten also im Spiel "Cacao" einen Stamm im (mittelamerikanischen?) Urwald. Das Dorftableau in unserer Farbe, welches wir zu Spielbeginn erhalten, dient aber lediglich zur Ablage geernteter Kakaofrüchte und gesammelter Sonnensteine, sowie zum Festhalten des Fortschritts unseres Wasserträgers auf seinem Weg flussabwärts in Richtung Dorf.

Für die Verrichtung der einzelnen Arbeiten sind aber vielmehr die Arbeiterplättchen von Bedeutung, von denen wir anfangs einen identischen Satz von - je nach Spielerzahl - 8 bis 11 Plättchen erhalten. Auf jedem der quadratischen Plättchen sind vier Arbeiter abgebildet, entweder auf jeder Seite 1 Arbeiter, oder auf einer Seite zwei und auf den benachbarten zwei Seiten je einer, oder aber auf einer Seite gleich drei Arbeiter und auf einer der benachbarten Seiten der vierte. Jeder Spieler mischt seine Arbeiterplättchen und nimmt anschließend drei auf die Hand.

Diese Arbeiter sind im Laufe des Spiels im Urwald tätig, welcher durch Urwaldplättchen dargestellt wird. Dies können Plantagen sein, auf denen wir Kakaofrüchte anbauen; Märkte, auf denen wir die Früchte gewinnbringend in Goldmünzen eintauschen können; Goldgruben, in denen wir auf direkte Weise Gold sammeln; Sonnenkultstätten, in denen wir die vorteilhaften Sonnensteine erhalten; Wasserfelder, die unseren Wasserträger näher zum Dorf bringen, oder Tempel, die uns bei entsprechender Huldigung der Gottheit zusätzliches Gold einbringen. Nachdem die beiden Startplättchen - eine Einzelplantage und ein Markt mit Verkaufswert 2 - diagonal benachbart in der Tischmitte ausgelegt wurden, werden die restlichen Urwaldplättchen ebenfalls sorgfältig gemischt. Die obersten 2 Urwaldplättchen werden aufgedeckt.

Der Spielablauf ist recht simpel: Wer an der Reihe ist, wählt eines seiner drei Arbeiterplättchen und legt es orthogonal an ein Urwaldplättchen an. Wenn durch das neu gelegte Plättchen 2 Arbeiterplättchen an dasselbe noch nicht belegte Urwaldfeld angrenzen, muss dieses Feld durch eines der offenen Urwaldplättchen aufgefüllt werden.

Anschließend wird jeder Arbeiter des neuen Arbeiterplättchens aktiviert, ebenso jene Arbeiter, die nun an ein neu gelegtes Urwaldplättchen angrenzen. Sind auf einer Seite eines Plättchen zwei oder sogar drei Arbeiter abgebildet, führt jeder von ihnen die entsprechende Aktion aus. Liegt beispielsweise ein Arbeiterplättchen so, dass 2 Arbeiter an eine Doppelplantage grenzen, erntet jeder davon 2 Kakaofrüchte, insgesamt also 4. Abschließend zieht der Spieler - sofern möglich - ein neues Arbeiterplättchen seines persönlichen Stapels nach.

Das Spiel endet, sobald alle Spieler ihr letztes Arbeiterplättchen gelegt und die entsprechenden Aktionen durchgeführt haben. In einer Endwertung erhalten die Spieler mit den meisten und zweitmeisten Arbeitern an jedem Tempel 6 bzw. 3 Goldstücke, verbliebene Sonnensteine werden mit einem Goldstück belohnt. Zum Schluss wird noch der Wert des Wasserfeldes, auf dem der Wasserträger steht, abgerechnet. Wer danach das meiste Gold besitzt, gewinnt das Spiel.

Das Thema "Kakao" spricht mich als Schokoladefanatikerliebhaber - wie eingangs erwähnt - ja sehr an. Deshalb für alle Wissbegierigen hier eine kurze Information. Die Kakaopflanze wird seit ca. 900 Jahren in Mittelamerika angebaut. Bei den Azteken galt sie als heilig. Die aus der Frucht gewonnenen Bohnen dienten als Opfergabe, als Zahlungsmittel und zur Zubereitung eines herben Gewürztrankes, der sich vom heute verbreiteten Kakaogetränk aber geschmacklich deutlich unterscheidet.

Das Spiel selbst ist aber eher abstrakter Natur, denn durch das abwechselnde Legen von Arbeiter- und Urwaldplättchen entsteht eine Art Schachbrettmuster. Es gilt für jeden Spieler, seine Arbeiter möglichst effektiv einzusetzen. Dazu muss ich aber erst noch ein paar Besonderheiten zu den unterschiedlichen Urwaldplättchen erklären.

Die meisten Plantagen bringen genau 1 Kakaofrucht pro angrenzenden Arbeiter. Es gibt aber auch 2 Doppelplantagen, bei denen jeder Arbeiter gleich 2 Kakaofrüchte ernten kann. Die Betonung liegt bei "kann", denn jede Ernteaktion ist durch die fünf Lagerplätze auf dem Dorftableau begrenzt. Wer also bereits 3 Kakaofrüchte lagert, kann höchstens noch zwei Früchte dazu ernten. Diese beschränkte Lagerkapazität kann zu taktischen Winkelzügen verwendet werden, indem man etwa einem Spieler gezielt neue Plantagen zuschanzt, welche er aufgrund eines vollen Lagers gar nicht nutzen kann.

Die Märkte weisen verschiedene Verkaufspreise auf. Am häufigsten vertreten sind die Märkte mit Verkaufspreisen von 2 oder 3 Gold je Kakaofrucht. Nur ein einziger Markt zahlt sogar 4 Goldstücke pro Kakaofrucht. Aber auch hier gilt, dass man nicht einfach alle seine Früchte zum angegebenen Preis verkaufen kann, sondern eine Frucht pro Arbeiter. Und hier besteht ebenfalls die Möglichkeit, Mitspieler auszubremsen, indem man an ihre Arbeiter Märkte platziert, von denen sie wegen leerer Lager nicht profitieren können.

Goldgruben sind meines Erachtens nach nicht wirklich attraktiv. Zwar erspart man sich den Umweg über Anbau und Verkauf von Kakao, dafür bringt es - je nach Goldgrube - lediglich 1 oder 2 Goldstücke je Arbeiter, eine eher kärgliche Ausbeute.

Tempel haben während des Spiels keinen unmittelbaren Effekt. Erst bei Spielende werden sie einzeln nacheinander abgerechnet und bringen den Spielern mit den meisten und zweitmeisten Arbeitern sechs bzw. 3 Goldstücke. Geschicktes Platzieren seiner Arbeiter, aber auch taktisch kluges Legen der Tempelplättchen kann so manches Spiel noch umdrehen. Immerhin gibt es fünf Tempel, und damit verbunden jede Menge Goldstücke zu gewinnen.

Wasserfelder sind von Bedeutung, um den Wasserträger auf dem eigenen Dorftableau näher zum Dorf zu bringen. Zu Beginn steht die Figur auf dem Feld "-10", wofür also bei Spielende zehn der mühsam ersparten Goldstücke wieder abgegeben werden müssten. Mit den ersten Feldern, welche die Wasserträger vorwärts bewegt wird, reduziert sich der Verlust, ab dem vierten Feld macht man dann Gewinn. Erreicht man sogar das achte und letzte Feld, winken sogar stolze 16 Goldstücke als Belohnung. Die Werte ändern sich allerdings nicht linear. Während die ersten beiden Felder, sowie die letzten drei Felder recht lukrativ sind, beträgt die Differenz zwischen dem 2. und dem 5. Feld gerade mal 5 mickrige Goldstücke. Daraus ergibt sich, dass man zumindest die ersten beiden Wasserfelder anstreben sollte. Ein Mehraufwand zahlt sich nur dann aus, wenn man es bis zum Dorf oder wenigstens knapp davor schafft.

Bei Sonnenkultstätten erhält man einen Sonnenstein pro Arbeiter. Das eine Goldstück, das man bei der Endwertung erhält, wäre jedoch viel zu wenig Anreiz, Sonnensteine zu sammeln. Der eigentliche Zweck der Sonnensteine liegt darin, gegen Ende des Spiels, wenn schon alle Urwaldplättchen aufgebraucht sind, eigene Arbeiterplättchen überbauen zu dürfen, anstatt wie gewohnt anzulegen. Damit können wichtige Aktionen von angrenzenden Urwaldplättchen erneut durchgeführt werden.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass der Startspieler einen deutlichen Nachteil hat. Wie bei den meisten Mehrheitenspielen - und bei den Tempeln geht es schließlich genau darum - können nachfolgende Spieler die Wertung noch zu ihren Gunsten verändern. Besonders durch den Einsatz von Sonnensteinen können am Schluss sicher geglaubte Mehrheiten im Nachhinein noch manipuliert werden. Der Glücksanteil hält sich hingegen in überschaubarem Ausmaß. Zwar kann das zufällige Auftauchen der Urwaldplättchen den einen oder anderen bevorzugen oder benachteiligen, dafür kommt es durch die identischen Sätze an Arbeiterplättchen vorwiegend auf ihren taktisch klugen Einsatz an. Somit besitzt "Cacao" trotz kurzer, knackiger Regeln und einer angenehmen Spieledauer doch genug Spieltiefe und Interaktion, um Gelegenheitsspieler wie Vielspieler gleichermaßen anzusprechen.

Die Spieldauer liegt mit circa 45 Minuten in einem sehr angenehmen Bereich, der auch mehrere Partien hintereinander zulässt. Die Spielerzahl ist mit 2 bis 4 Personen angegeben, wobei die Anzahl der Arbeiter- und Urwaldplättchen geringfügig den unterschiedlichen Besetzungen angepasst wird. Mir persönlich sagt das Spiel zu dritt oder zu viert eher zu, denn in Minimalbesetzung kommt die Mehrheitsregelung der Tempel meiner Meinung nach nicht optimal zur Geltung.

Alles in allem ist "Cacao" vielleicht nicht unbedingt die zarteste Versuchung seit es Legespiele gibt, aber gegen ein "Eckerl" dann und wann zum Genießen habe ich sicher nichts einzuwenden…

Franky Bayer

Bewertung: 4 Schilde