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Knobelritters Spielearchiv - Caylus Magna Carta

Art des Spiels: Aufbau- und Entwicklungsspiel
Spieleautor:    William Attia
Verlag:         Ystari Games
Vertrieb:       Huch! & friends
Jahrgang:       2007
Spielerzahl:    2 bis 4 Spieler
Alter:          ab 10 Jahren
Dauer:          45 bis 90 Minuten
Preis:          ca. € 25,-
Auszeichnung:   "À la carte"-Kartenspielpreis 2007

So ein großer Bruder ist eine feine Sache (wenn man vom "Big Brother" aus George Orwell's Roman "1984" absieht): Er hilft bei den Hausaufgaben, verhindert allein durch seine Existenz, dass man von Mitschülern verprügelt wird, und steht immer mit Rat und Tat zur Seite, sei es nun bei Problemen in der Familie, schwierigen Situationen bei Computerspielen oder den vielen kleinen Dingen des Alltags.

Auch bei Spielen ist ein "großer Bruder" recht hilfreich. Das neue Spiel von Ystari Games wird schon allein darum ein sicherer Verkaufshit werden, weil es ein prominentes Familienmitglied hat. "Caylus Magna Carta" heißt das Spiel, welches seine Verwandtschaft zum vielfach ausgezeichneten "Caylus" (unter anderem Gewinner des "Deutschen Spielepreises 2006") nicht verleugnen kann. Die Bezeichnung "kleiner Bruder" bezieht sich dabei nicht nur auf das spätere Geburtsdatum bzw. Erscheinungstermin, sondern auch darauf, dass "Magna Carta" ein Kartenspiel ist.

Das Spielmaterial ist deshalb naturgemäß etwas reduzierter und in einer dementsprechend kleineren Schachtel untergebracht. Spielplan ist keiner erforderlich, Plättchen für die Gebäude und die kleinen Häuschen zur Besitzanzeige fehlen total, und auch das übrige Material ist in geringerer Stückzahl vorhanden (weniger Rohstoffwürfel, Arbeiterfiguren, etc.). Das Herzstück des Spiels stellen selbstverständlich die Karten dar, auf denen vor allem sämtliche Gebäude vorkommen.

Auch bei "Caylus Magna Carta" möchte König Philipp der Schöne ein neues Schloss errichten lassen, ein Vorhaben, bei dem wir als ehrgeizige Baumeister den Monarchen natürlich gerne unterstützen wollen. Nicht ganz uneigennützig, versteht sich, wir sind dabei natürlich auf Steigerung unseres Prestiges aus. Die neutralen Gebäude, welche bereits zu Beginn ausliegen, sowie die Gebäude, welche von uns im Laufe einer Partie entlang der Straße vom Schloss weg errichtet werden, sollen uns helfen, das dafür notwendige Material, die erforderlichen finanziellen Mittel und nötigen Genehmigungen zu erlangen. Ausgestattet mit einem Anfangsbestand von 4 Denaren und je 2 Würferl "Nahrung" und "Holz" machen wir uns frisch ans Werk.

Nach einer kurzen Einkommensphase, in der wir ein paar neue Denare erhalten, kommt die Aktionsphase, die eigentliche Hauptphase des Spiels, in der wir vor allem unsere Arbeiter für diverse Besorgungen ausschicken und neue Gebäude bauen.

Die häufigst gewählte Aktion in dieser Phase ist das Setzen einer eigenen Arbeiterfigur auf ein ausliegendes Gebäude. Dafür ist - im Gegensatz zum Original unabhängig davon, ob bereits andere Spieler gepasst haben - stets 1 Denar zu entrichten. Auf jeder Gebäudekarte darf wie gewohnt nur ein einziger Arbeiter stehen.

Die wesentliche Neuerung gegenüber "Caylus" lernen wir bei der Aktion "Gebäude errichten" kennen. Neue Gebäude kommen nämlich - wie bereits erwähnt - nicht auf Plättchen vor, die allen Spielern zugänglich sind. Jeder Spieler besitzt vielmehr seinen eigenen Satz von 12 Gebäudekarten. Wollen wir eine Gebäudekarte aus unserer Hand ausspielen, entrichten wir die darauf angegebenen Baukosten in Form von Rohstoffwürfeln und legen das Gebäude ans Ende der Straße. Dadurch, dass alle Spieler denselben Kartensatz besitzen, kann es passieren, dass sich so mehrere gleiche Gebäude an der Straße befinden.

Jeder hat anfangs lediglich 3 Karten seines gut gemischten Stapels auf der Hand, zu weiteren Karten kommen wir nur durch das Zahlen von 1 Denar, auch können wir für dieselben Kosten die gesamte Kartenhand gegen neue Karten des Stapels tauschen.

Die Prestigegebäude, Gebäude mit hohen Baukosten und hohen Werten an Prestigepunkten, befinden sich nicht in den Kartensets, sie werden offen beiseite gelegt und können - gegen Abgabe der darauf vermerkten Rohstoffe - von allen Spielern gebaut werden, allerdings muss dafür ein eigenes Wohngebäude überbaut werden.

Will oder kann (mangels Denaren) ein Spieler keine der oben angeführten Aktionen mehr durchführen, kann er passen, indem er seine Markierungsscheibe auf die Brückenkarte legt. Der erste Spieler, der passt, erhält zudem ein 1 Denar aus der Bank. Haben alle Spieler gepasst, endet die Aktionsphase.

Wer "Caylus" kennt, weiß bereits, dass nicht alle Arbeiter stets ihre Besorgungen tatsächlich erledigen können. Der Vogt, dargestellt durch eine weiße Holzscheibe, bewegt sich anschließend vom Schloss weg der Straße entlang und wacht darüber, dass in der neuen Stadt alles ordnungsgemäß abläuft, was immer das auch heißen mag. Jedenfalls dürfen nur die Arbeiter in jenen Gebäuden tätig sein, bis zu denen der Vogt vorgedrungen ist. In der Reihenfolge, in der die Spieler gepasst haben, dürfen sie den Vogt um bis zu 3 Gebäude vor- oder zurückziehen, gegen Bezahlung von 1 Denar pro Gebäude.

Erst danach werden nacheinander alle Gebäude aktiviert, bis einschließlich der Karte, auf welcher der Vogt gerade steht. Ein Gebäude, auf dem ein Arbeiter steht, hat einen Effekt, von dem der Besitzer des Arbeiters profitiert. So gibt es beispielsweise in einem "Sägewerk" Holz, in einem "Steinbruch" Stein, auf dem "Markt" können Rohstoffwürfel gegen gutes Geld verkauft werden, in der "Bank" kann Gold eingekauft werden, der "Hausierer" bietet beliebige Rohstoffe zum Kauf an, beim "Notar" kann ein eigenes Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut werden, usw. Doch auch der Besitzer des Gebäudes profitiert meist, wenn ein fremder Arbeiter in seinem Gebäude steht, die jeweilige Auswirkung (meist ebenfalls in Form von Rohstoffen oder Denaren) ist am unteren Rand der Karte angegeben.

Schließlich können wir noch am Bau des Schlosses mitwirken, indem wir ein Rohstoffpaket pro Bauteil, bestehend aus 1 Nahrung, 1 Holz und 1 Stein abgeben. Für jeden Bauteil erhalten wir ein Prestigeplättchen. Zuerst wird am Bergfried gebaut, welcher 4 Prestigepunkte wert ist, danach kommt das Mauerwerk dran, welches 3 Prestigepunkte pro Teil bringt. Zum Schluss gibt es nur mehr 2 Prestigepunkte für die Türme. Wer in dieser Phase die meisten Rohstoffpakete angeboten hat, erhält als Belohnung 1 Gold aus der Bank.

Zum Ende einer Runde wird der Vogt 2 Felder vorwärts Richtung Ende der Straße gezogen, die Startspielerkarte an den nächsten Spieler weitergegeben, und eine neue Runde beginnt. Sobald alle Prestigeplättchen des Schlosses vergeben wurden, endet das Spiel. In der Endabrechnung zählen nicht nur die Werte aller Gebäude und der gesammelten Plättchen, auch für übriggebliebene Rohstoffe und Denare gibt es noch Prestigepunkte, vor allem der Besitz von Gold zahlt sich aus, da jedes Gold 3 Prestigepunkte wert ist. Der Spieler mit den meisten Prestigepunkten gewinnt.

"Caylus Magna Carta" braucht sich hinter seinem "großen Bruder" nicht zu verstecken. Es ist erstaunlich, dass das Spielgefühl trotz deutlicher Reduzierung auf das Wesentliche gleich geblieben ist. Nach wie vor muss geschickt taktiert, mit den knappen Ressourcen sorgsam gewirtschaftet werden. Auch hier gibt es verschiedene Wege zum Sieg, und die Tatsache, dass nun jeder Spieler theoretisch jedes Gebäude bauen kann, mit allen daraus resultierenden Vor- und Nachteilen, gefällt mir außerordentlich gut. In unserem Spielekreis kommt "Caylus Magna Carta" sogar noch besser an, da die Spieldauer doch kürzer ist. Auf jeden Fall verdient das Spiel ebenfalls die Höchstnote, und ich kann es jedem Liebhaber taktisch anspruchsvoller Spieler wirklich empfehlen.

Franky Bayer

Bewertung: 5 Schilde